Raja Nighantu: Unterschied zwischen den Versionen

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== Inhalt ==
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Der ''Raja Nighantu'' ist ein Nachschlagewerk zur Heilmittelkunde (Materia medica). Er bietet eine systematische Übersicht zu den zu seiner Entstehungszeit im [[Ayurveda]] gebräuchlichen medizinisch wirksamen Pflanzen ([[Oshadhi]]) und Substanzen ([[Dravya]]), wozu auch Mineralien und Stoffe tierischen Ursprungs gehören. Die Pflanzen und Substanzen werden mit ihren jeweiligen Namen und Synonymen aufgelistet und ihre wichtigsten Eigenschaften ([[Guna]]), Wirkungsweisen und Anwendungsgebiete genannt.
Der ''Raja Nighantu'' ist ein Nachschlagewerk zur Heilmittelkunde (Materia medica) in Versform. Er bietet eine systematische Übersicht zu den zu seiner Entstehungszeit im [[Ayurveda]] gebräuchlichen medizinisch wirksamen Pflanzen ([[Oshadhi]]) und Substanzen ([[Dravya]]), wozu auch Mineralien und Stoffe tierischen Ursprungs gehören. Die Pflanzen und Substanzen werden mit ihren jeweiligen Namen und Synonymen aufgelistet und ihre wichtigsten Eigenschaften ([[Guna]]), Wirkungsweisen und Anwendungsgebiete genannt.


Neben Pflanzen und Substanzen, die in den oben erwähnten Sanskritwerken erscheinen, erfasst der ''Raja Nighantu'' auch eine Reihe von Heilmitteln der arabischen Medizin (Unani), die zur Zeit der Moghulherrschaft nach Indien gelangt sind, sowie solche aus der griechischen und chinesischen Heilkunde. Eine weitere Besonderheit des ''Raja Nighantu'' ist die Aufnahme von Bezeichnungen aus anderen Sprachen als dem Sanskrit, darunter aus den regionalen Dialekten und Sprachen Mittel- und Südindiens wie [[Marathi]], Telugu und Kannada.
Neben Pflanzen und Substanzen, die in den oben erwähnten Sanskritwerken erscheinen, erfasst der ''Raja Nighantu'' auch eine Reihe von Heilmitteln der arabischen Medizin (Unani), die zur Zeit der Moghulherrschaft nach Indien gelangt sind, sowie solche aus der griechischen und chinesischen Heilkunde. Eine weitere Besonderheit des ''Raja Nighantu'' ist die Aufnahme von Bezeichnungen aus anderen Sprachen als dem Sanskrit, darunter aus den regionalen Dialekten und Sprachen Mittel- und Südindiens wie [[Marathi]], Telugu und Kannada.
== Textbeispiel ==
=== Wirkungen von frischem Ingwer ===
Im fünften Kapitel des ''Raja Nighantu'' heißt es über frischen Ingwer ([[Ardraka]]):
kaṭūṣṇam ārdrakaṃ hṛdyaṃ vipāke śītalaṃ laghu |
dīpanaṃ rucidaṃ śopha-kapha-kaṇṭhāmayāpaham || 5.29 ||
Frischer Ingwer ([[Ardraka]]) ist scharf ([[Katu]]), erwärmend ([[Ushna]]), nach dem Verdauungsprozess ([[Vipaka]]) kühlend ([[Shitala]]), herzstärkend ([[Hridya]]), leicht ([[Laghu]]), verdauungsfördernd ([[Dipana]]) und regt den Appetit ([[Ruchi]]) an. Er vertreibt Schwellungen ([[Shopha]]), Störungen durch übermäßiges [[Kapha]] sowie Krankheiten ([[Amaya]]) der Kehle ([[Kantha]]).
=== Wirkungen von getrocknetem Ingwer ===
Der ''Raja Nighantu'' gibt die folgenden Wirkungen getrockneten Ingwers ([[Shunthi]]) an:
śuṇṭhī kaṭūṣṇā snigdhā ca kapha-śophānilāpahā |
śūla-bandhodarādhmāna-śvāsa-ślīpada-hāriṇī || 5.26 ||
Getrockneter Ingwer ([[Shunthi]]) ist scharf ([[Katu]]), erwärmend ([[Ushna]]) und (im Vergleich zu frischem Ingwer) mild ([[Snigdha]]). Er vertreibt Schwellungen ([[Shopha]]), Störungen durch übermäßiges [[Kapha]] und übermäßiges [[Vata]] ([[Anila]]), Bauchschmerzen bzw. Koliken ([[Shula]]), [[Bandha]] (eine Krankheit, bei der die Augenlider nicht ganz geschlossen werden können), Aufgeblasenheit des Unterleibes bzw. Blähungen ([[Udaradhmana]]), Asthma ([[Shvasa]]) und Elephantiasis ([[Shlipada]]).


==Siehe auch==  
==Siehe auch==  

Version vom 6. Februar 2015, 12:07 Uhr

Raja Nighantu (Sanskrit: राजनिघण्टु rājanighaṇṭu m.) wörtl.: "Königs-Wörterbuch" (Rajan-Nighantu); Name eines medizinischen Wörterbuches von Narahari, der etwa in der zweiten Hälfte des 15. bzw. der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts in Kashmir lebte. Das Werk ist auch als Nighanturaja und Abhidhana Chudamani bekannt.

Entstehungszeit

Narahari, der Autor des Raja Nighantu, legte seinem Standardwerk ein gründliches Studium der wichtigsten Werke zur Heilmittelkunde und Pharmakologie (Dravyaguna), die zu seiner Zeit bekannt waren, zugrunde, darunter den Dhanvantari Nighantu (ca. l0. Jh.), den Bhava Prakasha (16. Jh.?) und den Madanapala Nighantu. Da die einzig gesicherte Datierung eines dieser Werke, des Madanapala Nighantu, in das Jahr 1414/15 christlicher Zeitrechnung fällt (Vikrama Samvat 1471), kann Naraharis Werk erst nach dieser Zeit entstanden sein.

Inhalt

Der Raja Nighantu ist ein Nachschlagewerk zur Heilmittelkunde (Materia medica) in Versform. Er bietet eine systematische Übersicht zu den zu seiner Entstehungszeit im Ayurveda gebräuchlichen medizinisch wirksamen Pflanzen (Oshadhi) und Substanzen (Dravya), wozu auch Mineralien und Stoffe tierischen Ursprungs gehören. Die Pflanzen und Substanzen werden mit ihren jeweiligen Namen und Synonymen aufgelistet und ihre wichtigsten Eigenschaften (Guna), Wirkungsweisen und Anwendungsgebiete genannt.

Neben Pflanzen und Substanzen, die in den oben erwähnten Sanskritwerken erscheinen, erfasst der Raja Nighantu auch eine Reihe von Heilmitteln der arabischen Medizin (Unani), die zur Zeit der Moghulherrschaft nach Indien gelangt sind, sowie solche aus der griechischen und chinesischen Heilkunde. Eine weitere Besonderheit des Raja Nighantu ist die Aufnahme von Bezeichnungen aus anderen Sprachen als dem Sanskrit, darunter aus den regionalen Dialekten und Sprachen Mittel- und Südindiens wie Marathi, Telugu und Kannada.

Textbeispiel

Wirkungen von frischem Ingwer

Im fünften Kapitel des Raja Nighantu heißt es über frischen Ingwer (Ardraka):

kaṭūṣṇam ārdrakaṃ hṛdyaṃ vipāke śītalaṃ laghu |

dīpanaṃ rucidaṃ śopha-kapha-kaṇṭhāmayāpaham || 5.29 ||

Frischer Ingwer (Ardraka) ist scharf (Katu), erwärmend (Ushna), nach dem Verdauungsprozess (Vipaka) kühlend (Shitala), herzstärkend (Hridya), leicht (Laghu), verdauungsfördernd (Dipana) und regt den Appetit (Ruchi) an. Er vertreibt Schwellungen (Shopha), Störungen durch übermäßiges Kapha sowie Krankheiten (Amaya) der Kehle (Kantha).

Wirkungen von getrocknetem Ingwer

Der Raja Nighantu gibt die folgenden Wirkungen getrockneten Ingwers (Shunthi) an:

śuṇṭhī kaṭūṣṇā snigdhā ca kapha-śophānilāpahā |

śūla-bandhodarādhmāna-śvāsa-ślīpada-hāriṇī || 5.26 ||

Getrockneter Ingwer (Shunthi) ist scharf (Katu), erwärmend (Ushna) und (im Vergleich zu frischem Ingwer) mild (Snigdha). Er vertreibt Schwellungen (Shopha), Störungen durch übermäßiges Kapha und übermäßiges Vata (Anila), Bauchschmerzen bzw. Koliken (Shula), Bandha (eine Krankheit, bei der die Augenlider nicht ganz geschlossen werden können), Aufgeblasenheit des Unterleibes bzw. Blähungen (Udaradhmana), Asthma (Shvasa) und Elephantiasis (Shlipada).


Siehe auch