Gurukula

Aus Yogawiki

Gurukula (Sanskrit: गुरुकुल gurukula n. "Lehrerhaus") Gurukula ist ein Sanskrit Begriff der die Familie des Gurus beschreibt und ein Lehrsystem, bei dem der Schüler im Haushalt des Lehrers wohnt und sowohl Unterweisungen bekommt als auch dem Lehrer dient. Erfahre im folgenden Vortrag von Sukadev etwas über dieses alte Schulsystem, über die Aufgaben und das Lernprogramm der Kinder in der Familie des Gurus und darüber, wie Lernen in Indien heute gehandhabt wird. "Guru" bedeutet Lehrer, "Kula" bedeutet Familie, Haushalt.

Die vier Ashramas

Es gibt in Indien die Theorie der vier Ashramas, der vier Lebensstadien.

  • Da ist als erstes die Schülerschaft Brahmacharaya.
  • Das Berufs- und Familienleben Garhasthya.
  • Als drittes Vanaprastha das sich zurückziehen, die so gesagte Frührente.
  • Das vierte ist dann Sannyasa die Entsagung.

Ablauf der Gurukula

Die Schülerschaft beginnt im Alter von 8 beziehungsweise 12 Jahren. Die Schüler sind für die Dauer von 12 Jahren zum Lehrer gegangen. Der Lehrer war jemand, der in Vanaprastha gelebt hat. Seine eigenen Kinder sind schon Erwachsene oder junge Erwachsene gewesen. Er und seine Frau also ein Ehepaar waren verdiente Menschen. So ist eine Gruppe von jungen Menschen typischerweise von 8 bis 20 Jahren in der Familie des Gurus zusammengekommen. Die Gurus, das Lehrerehepaar, welches schon vorher eigene Kinder großgezogen und Erfahrungen im Berufsleben, tiefer spiritueller Praxis gesammelt hatte, hat dann die neuen Kinder in ihre Kula (Familie) aufgenommen. So entstand ein Gurukula (die Familie des Gurus). Die Kinder haben im Haushalt des Gurus gelebt, sie haben vielleicht auch ein Handwerk / Beruf gelernt, sie haben sich in der Landwirtschaft eingebracht und haben gleichzeitig spirituelle Praxis und Lebensweisheiten erfahren. Also Gurukula war damit das alte indische pädagogische Prinzip, wie Schüler gelernt haben. Sie haben im Alter von 8 bis 12 Jahren ihre eigene Familie verlassen und sind zum Guru gegangen.

Gurukula im heutigen Indien Das Gurukula Prinzip gibt es heute noch in Indien.

  • Es gibt die großen Sanskrit Gurukulas, wo Schüler in Sanskrit, in die Rezitation der Veden, in die Philosophie und so weiter eingeweiht werden. Und wo sie praktisch zum Priester und ähnlichem ausgebildet werden. All dies geschieht heute noch in den Gurukulas.
  • Es gibt in Indien auch Gurukula als Bezeichnung von Waisenhäusern, wo die Kinder Halbwaisen oder Vollwaisen sind, weil sich die Eltern entweder nicht um die Kinder kümmern oder einer oder beiden Eltern fehlt. Dann können die Kinder in die sogenannten Gurukulas gehen, wo sie versorgt sind und tagsüber in die normalen öffentlichen Schulen gehen können und wo abends mit ihnen gelernt wird. Oft ist in diesen Gurukulas ein Lehrer oder auch mehrere Lehrer da, die ein besonderes Wissen und Ausstrahlung haben und die, die Kinder auch in Meditation und Spiritualität und so weiter einführen.

Moderne Ashramas auch als Gurukulas

Moderne Ashramas sind auch dazu geeignet, dass Menschen eine gewisse Zeit dort verbringen um etwas zu lernen. Die Yoga-Vidya Ashramas sind auch auf gewisse Weise Gurukulas. Wenn du bei Yoga-Vidya zum Beispiel eine vierwöchige intensive Yoga Ausbildung mitmachst, dann bist du vier Wochen im Ashram. Du bist mit deinen Lehrern zusammen. Guru heißt ja auch schlicht und ergreifend Lehrer. Das muss gar nicht so was erhötes sein. Sie müssen nicht vollkommen sein, sondern die Yoga Lehrerausbildner sind eben im indischen Sinne auch deine Gurus. Auch wenn wir sie bei Yoga-Vidya nicht so nennen, weil im Westen der Ausdruck Guru etwas überfrachtet ist. Aber es ist trotzdem ein Gurukula, in dem Sinne, du lebst bei deinen Lehrern, du wohnst dort, du lernst nicht nur intellektuelles, sondern du lernst schon alleine dadurch, dass du in einer spirituellen Atmosphäre eines Ashrams bist. So wird auch telepathisch Wissen übertragen. Du hilfst auch bei den täglichen Arbeiten mit. Bei Yoga-Vidya sind es nur 45 Minuten (in indischen Ashrams wäre das natürlich mehr) da nimmst du Teil an den Arbeiten im Ashram. Du bist zum Beispiel in der Küche, wäscht das Geschirr, du kümmerst dich um den Haushalt, um den Garten oder anderen Dinge. So verbindest du dich über dieses Dienen mit der Energie des Ashrams und des Meisters. Unser höchster Guru ist ja Swami Sivananda, du verbindest dich mit seiner Energie, du öffnest dich für seinen Segen. So erfährst du telepathisch vieles Wissen und du stimmst dich ein, du bekommst diese Guru Shakti mit, du trittst ein in die Guru Sampradaya, mindestens für die Zeit deines Aufenthaltes. So lernst du auch viel besser. Ich hatte mal ein Experiment gemacht, wo wir woanders eine vierwöchige Ausbildung gemacht haben. Die Menschen waren hier nicht in einer Ashramumgebung und mussten keine 45-minütige Mithilfe für den Ashram erbringen. Bei der mündlichen Schlussprüfung waren die Menschen schlechter als die Menschen, wo im Ashram lebten und 45 Minuten weniger Zeit am Tag hatten.

Lehrer und Schüler

Gurukula गुरुकुल guru-kula Aussprache

Hier kannst du hören, wie das Sanskritwort Gurukula, गुरुकुल, guru-kula ausgesprochen wird:

<html5media>https://sanskrit-woerterbuch.podspot.de/files/Gurukula.mp3</html5media>

Sukadev über Gurukula

Niederschrift eines Vortragsvideos (2014) von Sukadev über Gurukula

Gurukula, wörtlich: Familie des Guru. Gurukula, eine Form des Lernens, eine Form des Lehrens, man kann auch sagen, ein pädagogisches System, ein spirituelles Lehrsystem, aber auch ein Erziehungs- und Schulsystem. Gurukula heißt wörtlich, Familie des Gurus. Kula – Familie, Guru – der spirituelle Lehrer.

In alten Zeiten war in Indien das Haupt-Schulsystem das sogenannte Gurukula-System. Die Kinder sind im Alter von acht bis zehn Jahren von ihren Eltern fortgegangen oder fortgeschickt worden zu einem Guru, einem Lehrer, dessen eigene Kinder schon erwachsen geworden oder zu einem anderen Lehrer gegangen sind, der sich auskannte mit Spiritualität, der sich auskannte mit Beruf.

Und in diesem Gurukula, in dieser Familie des Lehrers, waren dann die Schüler wie ein Teil der Familie. Normalerweise waren da zwischen acht und fünfzehn Kinder und Jugendliche, die haben beim Guru gelernt und gelebt, sie haben sich gekümmert um das, was es im Haushalt des Gurus zu tun gab, Kleidung waschen, Haushalt machen, kochen, sich um die Felder kümmern, sich um die Tiere kümmern, sich ums Haus kümmern usw. Das gehörte alles dazu. So lernten die Kinder auch Handwerk und Kochen und Haushalt, all das. Und sie dienten dem Guru, und indem sie dem Guru dienten, haben sie sich auf den Guru eingestellt.

Der Guru – das konnte ein Mann sein, das konnte eine Frau sein, meistens war es ein Guru-Paar. Also jedenfalls, das Guru-Paar hat die Schüler dabei gelehrt. Sie haben spirituelle Praktiken gelernt. In einem Gurukula - man sagt auch, in einem Gurukula, das heißt, in einer Schule - leben die Kinder, sie wachsen dort auf und sie haben einen Tagesablauf, der spirituelle Praktiken mit beinhaltet, z.B. regelmäßige Morgenmeditation, Rezitation von Mantras, Mantrasingen, Asanas, Pranayama.

Dann lernten die Kinder auch Sanskrit, sie lernten die Schriften und ihren Beruf. Wenn ein Gurukula die Schüler ausgebildet hat als Brahmane, als Priester, dann haben die Kinder natürlich gelernt, wie sie auch Pujas und Homas und alles anleiten und sie haben viel gelernt über Rituale und noch mehr über spirituelle Praktiken. Aber im Gurukula konnte man auch lernen, wie man Musiker wird, wie man Harmonium spielt, wie man Sita spielt, Vina spielt, wie man indischer Tänzer wird, Bharatanatyam beherrscht usw.

Also, das Gurukula-System war das allgemeine pädagogische Konzept, wie Kinder gelernt haben. Du hast gehört, ich sage immer, gelernt haben. Tatsächlich ist heute Gurukula zur Erziehung von Kindern eher selten. Gurukula gibt es auch weiterhin, aber im Normalfall lernen die Kinder, wie auch im Westen, in einer Schule. Es gibt die Grundschule, die High School und dann gibt es natürlich später auch noch die Universität. Und das läuft dann ähnlich ab wie im Westen, wobei das indische Schulsystem stark vom britischen, also vom englischen Schulsystem, geprägt wurde.

Heute gibt es verschiedene Versuche, das Gurukula-System wiederzubeleben und in Teilen von Indien betsand das Gurukula-System auch weiter fort. Zum einen gibt es die Sanskrit-Gurukulas, also Ashrams, in die Kinder von ihren Eltern geschickt werden, um Sanskrit zu lernen, um auch eine Priesterausbildung zu bekommen. Auch heute noch gibt es viele Priester, die in einem Gurukula die traditionelle Lehre bekommen haben, auf traditionelle Weise gelernt haben. Auch heute gibt es z.B. auch Waisenschulen, könnte man sagen, die aufgebaut sind als Gurukula. Typischerweise entsteht das als soziales Werk.

Das sieht dann z.B. so aus: Ein Ashram oder ein spiritueller Mensch hat die Inspiration, Menschen zu helfen. Man sieht z.B. dass Kinder auf der Straße leben. Und dann wird gesagt: „Gut, dann nehmen wir die auf.“ Sie bekommen eine Familie, sie leben in der Familie des Lehrers, sie praktizieren auch Yoga und Meditation und sie werden vorbereitet auf einen Beruf. Das bezieht dann ganz normal Lesen, Schreiben, Rechnen mit ein und es bezieht dann irgendwann Computer mit ein und alles, was dazugehört, was ein Mensch heutzutage wissen muss.

Und sie lernen Bhagavad Gita, Hatha Yoga Pradipika, Upanishaden, Yoga Sutra, sie lernen Asanas, Pranayama usw. Yoga Vidya hat z.B. auch das Brahma Vidya Hilfswerk und damit unterstützen wir einige dieser Gurukulas, z.B. Swami Tattvarupanandas Gurukula in Kerala, und es gibt auch noch andere, die wir unterstützen.

Der nächste Kontext, in dem Gurukula verwendet wird, ist das Lernen in Ashrams. Z.B. bei Yoga Vidya gibt es auch viele Ausbildungen. Es gibt die Yogalehrerausbildung, es gibt die Ayurveda-Ausbildung, Meditationskursleiter-Ausbildung, Entspannungskursleiter-Ausbildung, Entspannungstherapie-Ausbildung und noch viele, viele Ausbildungen mehr. Und wir sagen, die Ausbildung geschieht im Gurukula-Stil. Das heißt, die Teilnehmer leben im Ashram, sie lernen im Ashram, sie praktizieren Asanas und Pranayama und Meditation - und zwar egal, was sie sonst machen.

Manchmal kommt auch die Frage: „Wenn ich jetzt Shiatsu Massage lernen will, warum muss ich dort Asanas und Pranayama und Meditation und Mantras mitüben?“ Die Antwort ist, wir machen es im Gurukula-System. Das Gurukula-System heißt, man lernt eine Fertigkeit, man lernt etwas, was wichtig ist, aber man praktiziert auch, bekommt so spirituelle Kraft. Man verbindet praktisch beides, die Fertigkeit, z.B. Hatha Yoga zu lehren, eine sehr gute Shiatsu Massage zu geben, aber man lernt auch spirituelle Praktiken. Es wird die Heilenergie aktiviert, es wird die spirituelle Energie aktiviert und Menschen können dann geben und sich entwickeln.

Indem man eben lernt, nicht nur intellektuell, nicht nur mit Fertigkeiten, sondern auch mit spiritueller Praxis, bekommt man Zugang zur Tiefe des Wesens, Zugang zur Intuition, Zugang zu einem höheren Wissen. So ist Gurukula-Lernen etwas ganz Aktuelles und sicherlich die beste Weise, Yoga zu lernen und Yoga zu vertiefen. Du kennst vermutlich Yoga Vidya, warst vermutlich schon im Ashram, vielleicht aber auch nicht. Wenn du nicht dort warst, ich kann es dir nur empfehlen. Lerne einmal etwas und erfahre durchaus, wie es ist, das in einer Ashram-Umgebung zu machen. In einer Ashram-Umgebung mit täglich Asanas und Pranayama, wo du herausgerissen bist aus den Ablenkungen des täglichen Lebens, wo du intensiv praktizierst, in einem Gurukula bist, also in einer Schule, wo du lebst mit deinen Lehrern und in einem System, wo du lernst, durch spirituelle Praxis, durch Telepathie, durch Einstimmung.

Video Gurukula

Hier ein Vortragsvideo über Gurukula :

Autor/Sprecher: Sukadev Bretz, Seminarleiter zu Kundalini Yoga und Chakras.


Siehe auch

Literatur

Seminare

Der RSS-Feed von https://www.yoga-vidya.de/seminare/interessengebiet/sanskrit-und-devanagari/?type=2365 konnte nicht geladen werden: Fehler beim Parsen von XML für RSS