Angst
Angst ist eine der Grundemotionen des Menschen. [1] Angst warnt den Menschen vor Gefahren. Angst aktiviert, Angst verleiht Flügel. Angst kann aber auch lähmen. Zu wenig Angst führt zu Leichtsinn. Zuviel Angst lähmt und kann zu diversen psychischen Störungen führen.
Swami Sivananda über Angst
Auszüge aus dem Buch „Samadhi Yoga“ von Swami Sivananda
Angst ist eine negative Vritti, eine negativer Geisteszustand. Sie gründet in Unwissenheit. Angst ist eine Illusion, sie ist nicht echt. Sie besitzt kein Leben. Mut ist positiv und wahrhaftig. Er kann nicht sterben.
Unwissenheit erzeugt Angst. Angst saugt dir deine Energie aus und erzeugt Verwirrung, Hass und Sorgen. Wenn Du etwas unter dem Einfluss von Angst tust, tust du das auf verwirrte Art und Weise. Wo Angst ist, ist Verhaftetsein. Angst ist ein Erzfeind des Friendens. Töte die Angst schonungslos durch die Erkenntnis deines Selbst. Die Angst wird ihre Beine in die Hand nehmen. Denke an Mut. Die Angst kann dem nicht standhalten. Das Positive siegt immer über das Negative. Mögest Du furchtlos werden. Mögest Du den furchtlosen Brahman erreichen.
Nur wenn Deha Adhyasa (Identifikation mit dem Körper) durch Selbsterkenntnis vergeht, kann man furchtlos werden. Abhayam (Furchtlosigkeit) ist die größte Frucht der Selbsterkenntnis.
Furchtlosigkeit kann nur durch Wissen um das Selbst zustande kommen. Unwissenheit erzeugt Angst. In der Dualität gibt es Angst. Die Dualität ist Unwissenheit. Wie kann der Weise, der sein eigenes Selbst kennt, der überall Einssein erfährt, Angst haben? Brahman kennt keinen Tod, keine Geburt, er ist feinstofflich, existiert durch sich selbst, strahlt aus sich selbst, ist unteilbar, Alles durchdringend, absolutes Sein, vollendete Wonne. Wenn Du im Wissen um diesen Brahman aufgehst, der dein eigenes Selbst ist, wirst Du absolut frei von Furcht sein. Angst rührt von Unwissenheit her, oder vom Verhaftetsein im Körper. Wenn Du erkannt hast, dass Du nicht der Körper bist, dass es nichts außer dem Selbst gibt, wie kannst Du dann noch irgendetwas in dieser Welt fürchten?
Es gibt verschiedene Arten der Angst. Einer mag vielleicht keine Angst davor haben, auf dem Schlachtfeld von Kanonen aus seinem Leben gerissen zu werden. Ein anderer hat vielleicht keine Angst, bei der Tigerjagd im Wald umzukommen, während ein Dritter wiederum keine Angst vor dem Skalpell eines Arztes hat - und mutig ohne Betäubungsmittel in eine Operation geht. Doch alle Drei haben möglicherweise schreckliche Angst vor der Meinung der Gesellschaft, oder vor öffentlicher Kritik. Erhebe dich über die Meinung der Leute und sei frei von Angst.
Hab keine Furcht vor irgendwelchen Dämonen. Die Angst selbst ist der größte Teufel. Töte zuerst diesen Teufel. Und alle anderen Dämonen werden Fersengeld geben.
Alle Sorgen sind nur Einbildung. Angst kommt aus der Unwissenheit. Angst ist, wo Dualität regiert.
Lasst meine Kritiker sicher sein, dass ich keinen Menschen fürchte, weil ich in meinem Sat Chit Ananda Svarupa verankert bin. Angst ist eine Eigenschaft, die einem scheuen Menschen gehört. Angst ist Geisteszustand, der voller Leidenschaft und Verhaftetsein ist. Ich stehe über Körper und Geist. Wenn jemand an seinem Körper, an seiner Frau, seinem Sohn oder seinem Besitz hängt, hat er Angst. Ich habe weder einen Körper noch Besitz. Nichts gehört mir. Wo soll dann noch Angst sein für mich?
Angst als Hindernis auf dem spirituellen Pfad
Swami Sivananda schreibt über das Thema Angst und ihre Überwindung in verschiedenen seiner Bücher. Hier ein paar Auszüge:
Die Angst ist ein Hindernis auf dem Pfad zur Gott-Erfahrung. Ein ängstlicher Schüler hat es auch schwer auf dem geistigen Pfad und kann Selbstverwirklichung auch nicht so zügig erwarten. Denn er müßte das Leben wagen, um Unsterblichkeit zu gewinnen. Geistiger Reichtum kann nicht ohne Selbstopfer, Selbstverleugnung oder Selbstverneinung erlangt werden. Ein furchtlos Verwegener, Unerschrockener dagegen, der sich mit seinem Körper nicht identifiziert (Deha Adhyasa) , ist zur Selbstverwirklichung fähig. Furcht ist eine eingebildete Identifikation, die feste Formen annimmt und den Schüler auf verschiedenste Weise beunruhigt. Lernt er die Furcht zu besiegen, ist er fast am Ziel. Es ist ein großer Vorteil der geistigen Schulung des Tantrik-Yoga, das sie unerschrocken macht und den Mut 268 des Schülers Prüfungen unterwirft. Hierzu gehört das Hokken zu Mitternacht auf einem Leichnam im Friedhof. Die Furcht nimmt vielerlei Formen an: Furcht vor dem Tod, vor Krankheiten, vor Schlangen, vor Einsamkeit, Scheu in Gesellschaft, Angst, jemand zu verlieren oder kritisiert zu werden, Angst vor dem Urteil der Menschen.
Angst hindert den Schüler auf seinem geistigen Weg. Er muß seinen eigenen Grundsätzen und Überzeugungen treu bleiben, auch wenn er verfolgt wird, auch wenn er vor dem Lauf eines Maschinengewehrs steht. Nur dann wird er wachsen und sich verwirklichen. Angst ist eine traurige Krankheit, an der fast jeder leidet, der den Weg der Vollendung geht. Sie muß völlig entwurzelt werden, unter welcher Form sie auch auftritt, durch Gedanken an das Absolute (Atmachintana), durch Unterscheidung (Viveka), durch Hingabe und dadurch, daß man die entgegengesetzte Eigenschaft, den Mut, entwickelt. Immer wird Positives das Negative, wird der Mut Angst und Furcht besiegen. Ich habe vielejahre gebraucht, um das geheime Wirken des Bewußtseins zu verstehen, das durch die Macht der Einbildung oft wahrhafte Verheerungen erleidet. Eingebildete Angst verschiedenster Art, Übertreibungen, Grübeln, Luftschlösser, dies alles entspringt der Einbildung. Selbst der ganz Gesunde leidet bisweilen an eingebildeten Krankheiten. Viel Energie wird durch unbegründete Angst vergeudet.
Siehe auch
Weblinks
- Yoga bei Angst - auf dem Yoga Psychologie-Portal