Krisenmanagement

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Patanjalis Kriya Yoga als Krisenmanagement

Artikel von Madhura M. F., erschienen im Yoga Vidya Journal Nr. 17

Herausforderungen und schwierige Situationen gehören einfach zum Leben dazu. Aber wir akzeptieren diese selten als das, was sie sind: der natürliche Fluss des Lebens. Grundsätzlich lehnen wir diese Seiten des Lebens ab und fühlen uns als ein Opfer in einer Krise. Ein ehrlicher Rückblick zeigt jedoch, dass gerade diese Situationen und Erfahrungen uns reifen und wachsen ließen. Es waren oft wertvolle Lektionen, die uns der Wahrheit ein Stück näher brachten.

Ärgern, verdrängen, resignieren

Unser Ego hat seine typischen Strategien, um mit solchen Situationen umzugehen. Ganz gleich worum es sich handelt, automatisch bewerten wir die schwierigen Situationen als grundsätzlich negativ. Mit dieser Überzeugung leisten wir gleich Widerstand. Der Widerstand äußert sich in drei Mustern, nämlich: Ärger, Verdrängung und Resignation. All die vielen unterschiedlichen Reaktionen sind Kombinationen aus diesen drei, d. h. diese drei Grundmuster sind immer vorhanden, aber variieren in den Ausprägungen. Einer der typischen Reaktionen ist also sich ärgern. Schwierigkeiten regen uns auf! Es läuft nicht so, wie wir es uns vorgestellt oder gewünscht haben, und das können wir nicht akzeptieren. Mit unseren kleinen oder großen Wutausbrüchen demonstrieren wir Widerstand und hoffen so, das Hindernis zu beseitigen. Wir fallen aus einem klaren Geisteszustand in Unbewusstheit. Ein innerer Mechanismus, den wir als ganz normal empfinden, der uns aber keine Verbesserung ermöglicht. Wie kann uns eine Idee oder Lösung einfallen, wenn wir uns ständig über die Situation ärgern? Eine andere Taktik des Ego ist verdrängen. Mag es sich um eine Krankheit oder um Verlust handeln, wir ignorieren Tatsachen und schauen weg mit der naiven Hoffnung, es würde sich schon von alleine lösen. Wir finden so viele Möglichkeiten uns abzulenken. Aber gerade diese Ablenkungen kosten uns Energie, die wir besser nützen könnten. Eine weitere typische Reaktion ist die Resignation. In schwierigen Situationen fühlen wir uns oft überfordert. Durch ein Gefühl von Hilflosigkeit identifizieren wir uns stark mit der Opferrolle und geben jeden Versuch auf, tätig zu werden. Wir sind überzeugt, dass uns nichts mehr helfen kann. Resigniert weilen wir in einem depressiven Geisteszustand und verhindern unbewusst eine Veränderung. Es ist ganz natürlich, dass unsere Pläne von Unvorhergesehenem durchkreuzt werden. Trotzdem brauchen wir nicht vom Kurs abzukommen und können Schwierigkeiten meistern und unsere Ziele erreichen.

Kriya Yoga als Werkzeug

In den Yoga-Sutras von Patanjali finden wir eine praktische und simple Formel um gerade auch die schwierigeren Lebensphasen zu bewältigen. Die Yoga-Sutras von Patanjali ist eine der wichtigsten Schriften des Yogas und befasst sich mit der Beherrschung des Geistes und des Denkens, also Raja Yoga. In diesem ca. 2500 Jahre alten Leitfaden empfiehlt uns der Autor gleich am Anfang des praktischen Teils (Kapitel II: Sadhana Pada) Kriya Yoga als Werkzeug. Eine konstruktive Möglichkeit Leiden zu vermindern. Dieser Begriff Kriya Yoga wird in verschiedenen Yogasystemen unterschiedlich verwendet. Das Sanskrit wort kriya bedeutet übersetzt Handlung oder Tat, also „Yoga der Tat“ als sinngemäße Übersetzung von Kriya Yoga. „Tapas, swadhyaya und ishvara pranidhana bilden den Kriya Yoga“, so Patanjali im Yoga Sutra 1, Kapitel II. Welche praktische Bedeutung diese drei kriyas gerade auch für unser tägliches Leben haben, wollen wir uns hier genauer anschauen.

Tapas

Wir haben bereits festgestellt, eine schwierige und unerwünschte Situation bringt uns in eine Depression und Opferrolle. Aber genau diese Haltung können und sollten wir vermeiden, und dafür müssen wir aktiv werden. Es leuchtet ein, dass wir eine Änderung nur durch Tätigwerden erreichen. Und schon alleine dadurch, dass wir handeln, soweit es uns möglich ist, kommen wir aus der Opferhaltung und der Depression heraus. Wir nützen unsere Willenskraft und die Möglichkeiten, die da sind. Natürlich bedeutet es auch gleichzeitig ein Verzicht, nämlich auf z.B. freie Zeit oder sogar bisherige Lebensgewohnheiten. Aber nur durch systematisches Handeln und die damit verbundene Disziplin und den Verzicht auf destruktive Gewohnheiten kommen wir voran. Patanjali fasst diesen Teil als tapas, also Askese und Disziplin zusammen. Es ist die erste Komponente des Kriya Yogas.