Kaushitaki Upanishad

Aus Yogawiki

Kaushitaki Upanishad (Sanskrit: kauṣītāki upaniṣad) eine der Upanishaden (indische Heilige Schriften). Sie stammt aus dem Rigveda.

Die Kaushitaki-Upanishad des Rigveda nach Deussen

Artikel aus „Upanishaden. Die Geheimlehre des Veda“ in der Übersetzung von Paul Deussen, herausgegeben von Peter Michel, Marix Verlag, 2. Auflage, 2007, Wiesbaden, S. 57-93

Einleitung

Die Kaushitaki-Upanishad (auch Kaushîtaki-brâhmana-upanishad genannt) gehört dem Brahmanabestand der Schule der Kaushîtakins oder, wie sie auch heißen, der Sâiïkhâyanas an, welche ein Brahmanam und im Anschluß daran ein die Upanishad einschließendes Aranyakam besitzen, ersteres aus 30, letzteres aus 15 Adhyayas bestehend.

Über den Zusammenhang der vier Teile unserer Upanishad äußert sich der Kommentator Saiikarânanda in der Einleitung wie folgt: »Die mit den Worten Citro ha vai Gangyâyanir anfangende und mit ya evam veda endigende, aus vier Adhyayas bestehende Kaushîtaki-brâhmana-Upanishad enthält:

im ersten Adhyâya die Paryanka-vidya [Ruhebettlehre, weil darin die ins Jenseits gelangende Seele vor das Ruhebett des Brahman tritt, um von ihm geprüft zu werden] zugleich mit den Endpunkten des südlichen Weges [des Pitriyana, der zur Erde zurückführt] und des nördlichen [des zu Brahman führenden Devaydna];
im zweiten Adhyâya die Prana-vidyâ [Lehre vom Prâna, Leben, als Symbol des Atman], und für den, der sie kennt, gewisse, auf andere und das eigene Ich bezügliche und zur Erreichung bestimmter Früchte dienliche Werke;
im dritten und vierten Adhyâya die Atma-vidyâ [Lehre vom Atman].

Wenn auch der Abschnitt Pratardano ha usw. [d. h. die esoterische Lehre in Adhyâya 3-4] in erster Linie zu studieren ist, so könnte es doch geschehen, daß selbst ein reines Gemüt vor dem attributlosen Brahman, so wenig dasselbe zu fürchten ist, zu Anfang und solange man die Wesenheit des Brahman noch nicht kennt, Furcht empfände, ähnlich wie ein tugendhafter Jüngling, dessen Vater vor seiner Geburt in die Ferne gezogen ist, wenn er seinen Vater zum ersten Mal sieht. Darum, um diese Furcht zu beseitigen, schildert die Schrift vorher [in Adhyâya 1] das als Ziel des nördlichen Weges gleichwie ein irdischer König in der Brahmanwelt thronende attributhafte Brahman. Hierbei heißt es: "Dann kommt er zu dem Ruhebette Amitaujas, das ist der Prana." So wird der Prâna als ein Ruhebett im ersten Adhyâya geschildert. In betreff dieses Prâna entsteht dann bei dem Zuhörer die Frage, ob derselbe der bloße Odem ist, oder ob er nicht vielmehr sich mannigfacher Machtvollkommenheiten erfreut. Um diese Frage zu lösen, wird im zweiten Adhyâya die verehrende Betrachtung des Prâna unternommen. Und so bahnt sich in trefflicher Weise die Schrift den Weg, um weiterhin [in Adhyâya 3-4] die Brahmavidya zu lehren. Wenn aber auch die attributhafte Brahmanlehre selbst von so großen Männern wie Gautama und Svetaketu in aller Demut aus dem Mund des Lehrers angenommen wurde, so müssen auch heute noch die dazu Berufenen in aller Demut die attributhafte wie die attributlose Brahmanlehre annehmen, - dies zu lehren dient die Erzählung."

Die hier vom Kommentator hervorgehobene Absicht, den Leser von dem Exoterischen zum Esoterischen, vom persönlichen Brahma zum Prâna und von diesem zum Atman stufenweise emporzuführen, scheint in der Tat, wenn auch nicht bei der ursprünglichen Abfassung, so doch bei der Anordnung der Adhyâyas 1,2,3-4 der Kaushîtaki-Upanishad zugrunde gelegen zu haben.