Kompression: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Yogawiki
Zeile 3: Zeile 3:
== Kompression und Dehnung ==
== Kompression und Dehnung ==


''Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann ('''Kompression'''),
''Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann ('''Kompression'''),''
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann ('''Dehnung'''),
''den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann ('''Dehnung'''),''
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.''
''und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.''


-  Reinhold Niebuhr
-  Reinhold Niebuhr

Version vom 20. Januar 2019, 12:49 Uhr

Kompression beschreibt die Empfindung, die entsteht wenn Gewebe aufeinander gedrückt wird. Sie kann beispielsweise entstehen, wenn zwei Knochen aufeinander drücken und dabei das zwischenliegende Gewebe pressen. Der Ausdruck Kompression spielt vor allem im Yin Yoga eine wichtige Rolle.

Kompression und Dehnung

Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann (Kompression), den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann (Dehnung), und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

- Reinhold Niebuhr

Es ist von Vorteil für Deine Yogapraxis, zwischen Kompression und Dehnungs- oder Spannungsempfindungen unterscheiden zu können. Ein Dehnungsgefühl entsteht, wenn Muskeln und Bänder stimuliert werden. Wenn du in einer Asana Deine physische Grenze erreichst, kann es daran liegen, dass bestimmte Bereiche deines Gewebes noch nicht weit genug geöffnet sind. In der Vorwärtsbeuge bemerkst Du vielleicht, dass Deine Beinrückseiten stark gedehnt werden und die entstehende Spannung Dich daran hindert, tiefer in die Asana zu kommen.

Wenn du spürst, dass diese Dehnungspannung dich einschränkt, kannst du diese Begrenzung auflösen, indem du dich liebevoll dehnst und so nach und nach deine Flexibilität erhöhst. Vielleicht sieht deine Asana dann nach einer Zeit so aus wie in einem Yogahandbuch.

Das bedeutet allerdings nicht, dass du diese physische Begrenzung nicht respektieren solltest. Versuche niemals, dich mit Gewalt tiefer in eine Asana zu bringen. Behandele Deinen Körper liebevoll, wie ein Kind. Wenn Du ihn überforderst, wird er "dicht machen" um sich zu schützen. Wenn Du Deinen Körper aber liebevoll an seine Grenzen bringst und er vertraut, dass Du ihn respektierst, dann wird er mit Dir kooperieren. Die Spannung wird sich nach und nach lösen und einelne Körperbereiche öffnen sich. Deine optimale Dehnung wird auch als "Sweetspot", als besonders effektive Intensität, bezeichnet.

Wenn Du eine Begrenzung in einer Asana erfährst, die sich trotz regelmäßiger Praxis nicht auflöst, kann es sein, dass sie durch Kompression entsteht. In diesem Fall drücken zwei Knochen aufeinander, so dass die Struktur Deines Skeletts Dich daran hindert tiefer in die Asana zu sinken. In der Vorwärtsbeuge kann es zum Beispiel sein, dass in deinen Hüftknochen eine Kompression entsteht und so wirst Du Deinen Bauch niemals auf Deinen Oberschenkeln ablegen können. Das ist völlig in Ordnung und darf von Dir liebevoll akzeptiert werden.

Diese Begrenzung die Du in Deinem Bewegungsradius erfährst ist für jeden Menschen individuell. Unsere Knochen haben unterschiedliche Größen und Formen. Vielleicht ist Dir schon einmal aufgefallen, dass manche Menschen längere Arme und Beine im Verhältnis zu ihrem Oberkörper haben als andere? Hier gibt es kein Richtig oder Falsch und unsere Aufgabe besteht darin, den Körper so anzunehmen wie er ist. Wenn also Kompression durch das Aufeinandertreffen von Knochen entsteht, dann können wir uns nicht weiter in eine Asana hineinbewegen. Auch jahrelange Praxis oder positive Affirmationen werden daran nichts ändern.

An diesem Punkt sind manche Menschen frustriert, vor Allem wenn sie nicht verstehen, dass ihre Knochenstruktur ihnen nicht erlaubt eine bestimmte Asana perfekt auszuführen (nicht etwa fehlende Mühe oder Praxis). Mit diesem Wissen über den Unterschied zwischen Kompression und Dehnung kannst Du Dir die Frustration ersparen. Du kannst aufgeben, die "perfekte" Asana anzustreben und stattdessen mehr über Dich und Die individuellen Bedürfnisse deines Körpers lernen.

Anstatt also deine Energie und Bestrebungen auf ein Ziel zu richten, das für Dich nicht geeignet ist, kannst Du nun beginnen wirklich fortgeschritten Yoga zu praktizieren. Fortgeschrittene Praxis bedeutet, Dein Yoga so zu akzeprieren wie es Dir am besten dient. Tauche ein in eine Präsenz, die Dir erlaubt die energetischen Wirkungen der Asana zu erfahren. Vielleicht kannst Du Dich mit der emotionalen und spirituellen Bedeutung der Haltungen auf einer tieferen Ebene verbinden, wenn Dein Geist aufhört, nach mehr zu streben. Aus der Perspektive dieser Ruhe und Präsenz heraus eröffnen sich Dir völlig neue Welten. Und das ist die Dimension des Yin Yoga.