Leben nach dem Tod: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 29. Oktober 2013, 14:15 Uhr
Aus dem Buch "Altindisches Leben: Die Cultur der vedischen Arier", nach den Samhita dargestellt von Heinrich Zimmer, Berlin 1879
Kapitel 15: Das Leben nach dem Tode
Das Grab ist nur ein Ort für den Leib; das Feuer vermag nur des Leibes Glieder zu vernichten. Die eigene Persönlichkeit des Gestorbenen geht nicht mit dem Tode zu Grunde, sie ist unvergänglich.
Von der späteren indischen Lehre der Seelenwanderung haben wir jedoch im Veda keine Andeutung; ebenso ist von der durch den Buddhismus wesentlich beeinflussten brahmanischen Auffassung einer öfteren Schöpfung der Welt in demselben keine Spur; ja eine solche wird einmal direkt bestritten: »Nur einmal (sakrt) ward der Himmel geschaffen, nur einmal ward die Erde geschaffen, nur einmal ward der Kuh (prçnyah) Milch gemolken, nicht entsteht dadurch eine zweite (anyah sc. çardhah.) Marutschaar Rv. 6, 48, 22.
Ob schon Av. 10, 8, 39, 40 auf Weltzerstörung durch Feuer hinweist, bleibt zweifelhaft: »Als der allsengende Agni niederbrennend zwischen Himmel und Erde trat, wo die getreuen Gattinnen standen jenseits (?parastat): wo war Matariçvan damals? In die Wasser war Matariçvan gefahren, in die Fluthen waren die Götter eingedrungen: hoch erhob er sich der Durchmesser des Luftraums, in die Weltgegenden drang der Flammende vor«.
Man glaubte an eine persönliche Unsterblichkeit der Seele, an ein sofortiges Eingehen in die Seligkeit von Seiten der Frommen: »Noch eine andere Herrlichkeit (çravas) gibt es über diese (irdische) hinaus, dort überwinden sie sicheren Ganges das Alter« Rv. 10, 27, 21.
- »So zeuch denn hin auf jenen alten Pfaden,
- worauf der Vorzeit Vater heimgegangen!
- Yama und Varuna den Gott wirst schauen
- in ihrer Seligkeit die beiden Fürsten.
- Dort finde unsere Väter, dort den Yama,
- und dort der Tugend Lohn im höchsten Himmel,
- Zur Heimath kehre aller Mängel ledig,
ruft man dem Gestorbenen nach Rv. 10, 14, 7. 8 (Sieb. Lieder S. 147).
Der Weg dahin ist eine lange und beschwerliche Wanderung (prapatha), auf der Pushans Schutz nöthig ist (Rv. 10, 17, 4); der geopferte Bock, der dem Gestorbenen vorausgeht und ihn den Vätern ankündigt, muss allenthalben ausgebreitete, dichte Finsterniss durchwandern, ehe er zu des Himmels dritter Kuppel aufsteigt Av. 9, 5, 1. 3; vgl. 8, 1, B. Nach einzelnen Andeutungen setzte man vor dem endlichen Eingehen in das Land der Seligen über einen Fluss: »Den göttlichen Kahn, den mit guten Rudern versehenen, den nicht leck werdenden, wollen wir schuldlos (andgasak y. 1. des Av.) zum Heile besteigen« Rv. 10, 63, 10; Av. 7, 6, 3.
»Den räderlosen, neuen Wagen, den du, o Knabe, durch den Geist angefertigt , den eindeichsligen und doch nach allen Seiten hin gewandten, den besteigst du, ohne zu sehen. 3. Den Wagen, den du, o Knabe, herrolltest vor den Sängern, dem rollte das Lied (sanan) nach, von hier aus in das Schiff gesetzt. 4.
Wer hat den Knaben erzeugt, wer hat den Wagen (von hier) weg gerollt? Wer vermag uns auch dies anzusagen, wie (? wo yatra) die Uebergabe (des Todten? anudeyï) stattfand? 5.
Wie (? wo) die Uebergabe stattfand, von dort entstand der Anfang: Vorn ist ein Abgrund ausgespannt, nach hinten ist ein Ausgang gemacht. 6.
Dies ist des Yama Sitz, der auch das Haus der Götter genannt wird ; für ihq wird diese Flöte geblasen, mit Liedern wird er verherrlicht.« 7. Rv. 10, 135.
Manches bleibt dunkel und zweifelhaft in dem Liede, auch Sâyana's Commentar hilft nicht weiter. Sollte der Wagen, das Schiff nur eine Allegorie für den »Scheiterhaufen« sein? Dies scheint Ludwigs Ansieht Rgv. 2, 646. Oder dürfen wir an eine im germanischen und slavischen Alterthum übliche Sitte denken? In einem Schiff oder Kahn errichtete man einen Scheiterhaufen, legte den Todten darauf. zündete den Scheiterhaufen an und sendete so den Gestorbenen auf lichterloh brennendem Nachen stromabwärts in jenes künftige Land.* Der Ort, wo die Frommen das Lebcn der Seligkeit führen, ist kein Vorplatz des Fimmels, sondern jener unendliche Licht¬äther, in dem Varuna mit den Aditya wohnt, der Ort, wo die ' Sonne den höchsten Stand erreicht: »Sürya folgt der strahlenden Göttin Ushas wie der Jungfrau (Spur) der Jüngling dorthin, wo gottesfürchtige Männer ewig leben (eigentl. eine Generation nach der andern aufziehen, wo ihnen ein Yuga nach dem andern sich aufspannt) und Wonne über Wonne geniessen« Rv. 1, 115, 2. Im dritten Himmel (pradiv) sitzen die Väter Av. 18, 2, 48, dort ist die Welt der Tugend (sukrtasya) und der Tugendhaften (sukriam) V. S. 15, 50; Av. 9, 5, 1 u. ö. Dorthin nach dem Tode zu gelangen, ist des Ariers Sehn¬sucht: »Fügt uns hinzu zum Volk der Ewigkeit« fleht Vasishtha Rv. 7, 57, 6. »Zu seiner (Vishnu's) lieben Heimath möcht ich eingehen, wo Gott ergebene Männer selig leben; da ist die Freundesschaar des mächtigen Streiters, des Süssen Quell an Vishnu's höchster Stufe« Rv. 1, 154, 5. »Wo unsere frommen Freunde sich erfreuen als Selige und von den Gebrechen ihres Leibes frei sind, unverkrüppelt, grad an Gliedern, dort im Himmel, dort wollen wir Vater und Mutter und die Söhne wieder-sehn« Av. 6, 120, 3. Dieses Verlangen hatte seine volle Berech¬tigung, denn dort ist ja des Menschen eigentliche Heimath (asta), zu der er nach der Wanderung auf dieser Erde wieder zurück¬kehrt (punar-i) Rv. 10, 14, 8; dort in jener grossen Unendlichkeit, in jenem unendlichem Lichte ist sein Ursprung: »Wer gibt mich der grossen Aditi wieder zurück, dass ich Vater und Mutter schaue« Rv. 1, 24, 1.
Der mit Gebrechen behaftete irdische Leib ist für jenes Leben nicht mehr tauglich ; der Heimgegangene ersteht an Leib vollständig (sarvatanû) und mit allen Gliedern versehen (sai:ga) in jener Welt (Av. 11, 3, 32. 49; 5, 6, 11 ; 18, 4, 64; çatap. Br. 5, 6, 1, 1; 11, 1, 8, 6; 12, 8, 3, 31).* Er empfängt, wie aus der angeführten Stelle (Rv. 10, 14, B. Av. 6, 120, 3) und Av. 3, 28, 5: »Wo fromme Freunde sich erfreuen, nachdem sie ihres Körpers Gebrechen aufgegeben haben« ersichtlich ist, einen aller Unvollkommenheit freien Körper, der von ewigem Lichte strahlt. Vergleiche auch Av. 11, 1, 37 und Rv. 10, 56, 1 : »Hier hast du ein Licht, dort hast du ein Licht, aber mit dem dritten Lichte vereinige dich; wenn dein Körper sich zur Ruhe legt, so sei lieblich (äussere Erscheinung), willkommen bei den Göttern an höchster Geburtsstätte«.
Worin das Leben der Seligkeit bestand, wird für gewöhnlich in den Liedern des Rigveda nicht näher angeführt; es heisst einfach: »in des Himmels Mitte führen sie ein Leben der Selig¬keit« (madhyc divah svadhaya madayante) Rv. 10, 15, 14, was Rv. 1, 108, 12 gleicherweise von Indra und Agni ausgesagt wird. Eine eingehendere Schilderung haben wir nur Rv. 9, 113, 7 1%:
- Wo Licht ist, welches nie erlischt,
und wo der Himmelsglanz erstrahlt, Dahin, in die Unsterblichkeit die ewge bringe Soma mich! Wo König ist Vaivasvata und wo des Himmels Innerstes, Wo jene ewigen Wasser sind
o Soma mach unsterblich mich!
Wo man nach Wunsch sich regt., bewegt, in dritter Höh des Himme!sreiehs, Wo glanzvoll alle Räume sind
o Soma mach unsterblich mich!
Wo Wunsch und Sehnsucht sind gestillt an rotber Sonne Gipfelpunkt, Wo Lust und Sättigung zugleich o Soma mach unsterblich mich! Wo Lust und Freud und Fröhlichkeit und Wonne wohnen, wo der Wunsch lies wdnschenden Erf011ung hat
o Soma mach unsterblich mich!v
Siebenzig Lieder Seite 111.
Weniger speculative Naturen, die grosse Masse des Volkes wird sich zu solch tiefgeistiger Auffassung des zukünftigen Lebens kaum emporgeschwungen haben, sie malte sich dasselbe sinnlicher aus, so dass es in ihrem Geiste vielfach als eine verschönerte Fortsetzung des diesseitigen angesehen wurde. Die Lieder des Rigveda bieten uns in dieser wie noch in andern Fragen am wenigsten die Anschauungen dieser Kreise ; durch die grössere Berücksichtigung, die dem Rigveda bis jetzt zu Theil geworden ist, findet man häufig als Anschauungen des vedischen Volke s ausgegeben, was in Wirklichkeit nur Eigenthum weniger geistiger Grössen war, unter denen z. B. ein Vasishtha das Zeug hatte ein Zarathustra seines Volkes zu werden. Oder sollte eine An¬schauung, nach der der Tod nur ein Eingehn in die grosse Unendlichkeit ist, der der Mensch entstammt, nach der das Dort-sein, die Wiedervereinigung mit derselben schon Seligkeit ist, in der That älter, urspriinglicher und natürlicher sein als die, welche das Leben nach dem Tode als eine verbesserte Auflage des irdischen ansieht, in dem man aller Drangsale und Mühen ledig mit den Göttern fröhlich zecht und auch nach Lust der Liebe geniesst?
Nach Rv. 10, 135, 1 sitzt Yama mit den Göttern und Vätern unter schön belaubtem Baum und trinkt mit ihnen in Gemein¬schaft (sam-pa). Immerdar nach Wunsch milchende, schimmernde, röthlich-weisse, ein- und vielfarbige Milchkühe, die nicht mit dem Fusse ausschlagen, treten an jeden Frommen heran (Av. 18, 4, 33 ff.); laue, wohlthuende Winde wehen, kühlender Regen träufelt hernieder (Av. 18, 2, 21 ff.); Teiche von Ghrta gibt's daselbst, Bäche, in denen Honig fliesst, Ströme mit Milch gefüllt, Surä statt Wasser führend (Av. 4, 34, 5. 6; Çatap. Br. 11, 5, 6, 4); nicht finden sich Reiche und Arme, Mächtige und Unterdrückte (Av. 3, 29, 3), und da es viel Weibsvolk daselbst gibt (svarge loke bahu strainamesluam), so ist es gut, dass Agni dem Todten bei der Bestattung nicht den çiçna verbrennt (Av. 4, 34, 2). Rv. 10, 56, 3 ruft Brhaduktha seinem dahingeschiedenen Sohne nach : »Ein Held bist du, mit Raschheit sollst du gehen zu den Verlangenden (suvenih Acc. Plur. Feminini, also Frauen!) in glücklicher Fahrt zum Ruhme, in glücklicher Fahrt zum Himmel, in glücklicher Fahrt nach den alten bleibenden Satzungen, in glücklicher Fahrt zu den Göttern, flugs (anu patn2a) in glücklicher Fahrt«. Es verdient auch hervorgehoben zu werden, dass — wie Muir ST. 5, 307 Note beobachtet hat — die Rv. 9, 113, 11 zur Schilderung der himmlischen Wonne verwendeten Ausdrücke (yatranandaçea modaçca mudah pramuda asate »wo Lust und Freud und Fröhlichkeit und Wonne wohnen« Roth) im Taitt. Br. 2, 4, 6, 6 zum Ausdruck irdischer Geschlechtslust dienen: modah pramoda anando mushkayornihitah sapah. — Nach Çatap. Br. 14, 7, 1, 32-33 ist die Wonne, die der Selige in jenem Leben geniesst, hundert Mal so gross als die höchste Wonne und das höchste Glück auf dieser Welt. Die in die glückliche Gemeinschaft der Götter eingegange¬nen Väter (paar* empfangen fast göttliche Verehrung; sic) werden sehr häufig neben den Göttern zum Schutz angerufen, ihnen werden Opfer dargebracht und der Trank svadha wird ihnen dabei ausgegossen. An dieselben ist der Hymnus Rv. 10, 15 gerichtet.
1. »Erheben sollen sich die untern, erheben die höchsten, erheben die mittleren Väter, die somaliebenden, die treuen, des Gesetzes kundigen, die in das Geisterleben (asu) eingegangen sind : diese Väter sollen uns bei unsern Anrufungen hold sein. 2. Diese Verehrung sei heute den Vätern (dargebracht), denen welche in der Vorzeit dahin gegangen und denen, welche später, welche im irdischen Luftraume sich niedergelassen haben oder welche jetzt in den mit schönen Ansiedlungen versehenen Gauen wohnen. 3. Ich habe die wohlwollenden Väter gefunden, den Enkel und den Schritt Vishnû s; welche auf der Opferstreu sitzend mit der Svadhä vom gekelterten Trank geniessen, die kommen am häufigsten her. 4. Ihr auf der Opferstreu sitzenden Väter kommt mit Hülfe herbei, diese Opfer haben wir euch bereitet, findet Gefallen an ihnen ; kommt herzu mit heilbringender Gnade, verleiht uns Heil und Segen frei von Fehl. 5. Angerufen sollen die freundlichen Väter zu den ihnen lieben, auf der Opferstreu niedergesetzten Labungen herbeikommen, sie sollen hier hören, uns segnen und uns fördern. 6. Das Knie herbeugend, zur rechten Seite euch nieder¬setzend, nehmt dieses Opfer alle wohlgefällig auf; schädigt, o Väter, uns durch nichts für das, was wir etwa nach Menschen¬weise an Sünde begangen haben. 7. Niedersitzend im Schoosse der röthlichen (Morgenröthen?) verleiht Reichthum dem frommen Sterblichen, den Söhnen, o Väter, gewährt von diesem Gut, hier legt Segensfü]le nieder. B. Die Väter aus alter Zeit, die freundlichen, besten, welche zum Somatrank herbeigefahren kamen; mit diesen soll Yama, er der verlangende mit den verlangenden sich erfreuend, nach Wunsch an den Opfergüssen sich berauschen. 9. Welche lechzend bei den Göttern dursteten, die opfer¬kundigen, denen von den Sängern Preisgesänge dargebracht wer¬den, mit ihnen den wohlwollenden, o Agni, komm herbei, den wahrhaften Weisen, den zum Opfer sich setzenden. 10. Welche als wahrhafte Havisesser, Havistrinker mit Indra und den Göttern vereint sind, mit ihnen den tausenden, wie Götter zu preisenden, den spätern, den frühern Vätern, den zum Opfer sich setzenden komm herbei Agni. 11. Ihr vom Feuer verzehrten Väter (d. h. die deren Leich¬nam verbrannt wurde) kommt herbei, setzt euch, jeder auf seinen Sitz, sicher fördernde; verzehrt die Opfer, die euch auf der Opferstreu dargebracht sind heldenreichen Reichthum verleihend. 12. Du, o Agni, hast angefleht die Opfer entführt, nachdem du sie wohlriechend gemacht hast; du übergabst sie den Vätern, diese assen mit Svadhâ sie; isa auch du, o Gott, die dargereich¬ten Opfer. 13. Die Väter, welche hier und die, welche nicht hier sind, welche wir kennen und die, welche wir nicht kennen: du weisst, o Jâtavedas, wie viele sie Bind; mit Svadhä geniesse das wohl¬zubereitete Opfer. ,14. Welche durchs Feuer verbrannt und welche nicht durchs Feuer verbrannt in des Himmels Mitte an der Svadhä sich be¬rauschen, mit diesen gestalte nach Wunsch den Körper, richte als Selbstherrscher das Geisterreich ein«. Das Haupt der Seligen ist Yama; er ist der Versammler der Völker (samgamano janandm) Rv. 10, 14, 1, verlangt sehn¬süchtig nach den Menschen (Rv. 10, 135, 1) und bietet den Gestorbenen einen Ruheort (avasana Rv. 10, 14, 9) voll Annehm¬lichkeiten. »Yama soll den Sitz dir zurichten« wird Rv. 10, 18, 13 dem Bestatteten nachgerufen. Zu dieser Eigenschaft eines Herrschers (rajan) der seligen Geister der Verstorbenen gelangte Yama dadurch, dass er der erste Mensch war, er heisst daher Vater (pitar), Stammvater (viçpati) Rv. 10, 135, 1. Als der erste der Gestorbenen ist auch er der erste Wiederauflebende :
Der hingegangen nach den weiten Höhen, der vielen nach ihm einen Weg gezeigt hat, Den Sohn Vivasvant's jenen Völkersammler, den König Yama ehret jetzt mit Opfer. Er ging voran und fand uns eine Wohnstatt auf jener Flur, die Niemand uns entfremdet, Wohin der Vorzeit Vater heimgegangen: sein Weg fahrt dorthin jeden Erdgeborenen. Rv. 10, 14, 1. 2* — Für den ersten Halbvers hat Av. 18, 3, 13: »Der als der erste der Sterblichen starb, der als der erste in jene Welt vorangieng«.
Mit der persönlichen Unsterblichkeit ist natürlich persönliche Verantwortlichkeit nach dem Tode verbunden : »Nur gottesfürchtige Männer« (devayanto, devayavo narah) leben dort ewig Rv. 1, 115, 2 ; 1, 154, 5 ; Av. 6, 120, 3 ; die Treuen (avrka), heiligen Gesetzes kundigen (rtajnd) gehen ins Geisterleben (asu) ein Rv. 10, 15, 1. Schon ganz in brahmanischem Sinne gehalten sind die Anforderungen, die Rv. 10, 154 gestellt werden: »Soma läutert sich den Einen, zum Ghrta setzen sich andere, denen Honig zuströmt : zu denen solle er eingehen. 1. Welche durch Askese (tapas) unangreifbar wurden, welche durch dieselbe zum Lichte eingingen, welche Askese ausübten:
zu denen soil er eingehen. 2. Welche in Schlachten kämpfen, als Helden ihre Leiber dran¬setzten, auch die, welche tausendfachen Opferlohn geben: z. d. s. e. e. 3. Auch die, welche die ersten Pfleger frommen Werkes, gerecht und heilig gesinnt waren: zu den Vätern, den innbrunstreichen, zu denen, o Yama, soll er eingehen. 4. Die Seher, die tausendfache Weisen kennen, die die Sonne hüten: zu den innbrunstreichen Rishi, o Yama, zu denen soll er eingehen. 5. Was ist nun das Schicksal derer, die nicht fromm lebten, die in Feindschaft mit den Göttern vom Tode ereilt wurden? Roth hat in einem Aufsatz »On the morality of the Veda« Journ. of the Americ. Or. Soc. 3, 329-347 diese Frage aufgeworfen; er findet, dass wir aus dem Veda (d. h. der Rigveda- Sarhhitâ) hierauf keine bestimmte Auskunft erhalten. Zwei Möglichkeiten bieten sich dar: Die Bösen leben entweder nach Vernichtung ihres irdischen Körpers noch fort in irgend welchem Zustand, der jedoch von dem glückseligen Leben der Frommen ebenso verschieden ist, wie ihr Wandel auf dieser Erde war; oder durch den Tod wird ihre Individualität ausgelöscht, das Nichtempfangen des ewigen Lebens, der Untergang des individuellen Seins ist eben die Strafe filr sie. »Passages in the sacred writtings speak in favor of the second supposition, of the annihilation of the wicked of death. We read there that Varuna, the supreme judge of the actions of men and of their fate' hereafter, thrustes those who displease him into the depth. As their body in the grave, so themselves sink into a dark abyss; and with that, doubtless, their being is at end. Herewith accords too the already mentioned doctrine that immortality is a free gift from heaven. Whoever fails to receive it, ends his existence when this body lies. Of a hell this religion knows nothing, although the later Indians have imagined for themselves hell and its horrors, after the same manner as other nations« pag. 345. Diese Ansicht, der auch Weber ZDMG. 9, 238. 239 beistimmt, scheitert an den Thatsachen. Vorerst ist festzuhalten, dass Roth nur den Rigveda im Auge hat. Nach der, wie wir sahen, dort mehrfach aus¬gesprochenen, tiefen Auffassung ist Seligkeit einfach »Leben im ewigen Licht«. Der Gegensatz von »gut« ist »böse«, ebenso von Licht »Finsterniss«; so wenig ein Eingehen in jene Glanz¬räume von Seiten des Guten »Vernichtung des Seins, Aufhebung ihrer Individualität« bedeutet, ebenso wenig ist der Bösen 'sink into a dark abyss« dasselbe, wie Roth folgert. Auch die Lehre, dass Unsterblichkeit (d. h. ewige Seligkeit!) freie Gabe des Himmels ist, bedingt nicht gänzlichen Untergang der Bösen, wie z. B. ein Blick in die christliche, speciell protestantische Dogmatik lehren kann. Zudem tritt diese Anschauung nur vereinzelt in wenigen Liedern, besonders an Varuna hervor: die Mehrzahl der vedischen Rishi denkt sich das Verhältniss zwischen Göttern und Menschen anders: dehi me dadami to Des mihi do tibi V. S. 3, 50 ist der Grundton, der auch die Gebete des Rigveda durchzieht.
(Aus dem Buch "Altindisches Leben: Die Cultur der vedischen Arier", nach den Samhita dargestellt von Heinrich Zimmer, Berlin 1879)
Siehe auch
- Kapitel 1: Land
- Kapitel 2: Klima
- Kapitel 3: Produkt
- Kapitel 4: Volk
- Kapitel 5: Siedlung
- Kapitel 6: Staat und Recht
- Kapitel 7: Volkswirtschaft
- Kapitel 8: Kleidung und Schmuck
- Kapitel 9: Lebensmittel
- Kapitel 10: Vergnügung
- Kapitel 11: Krieg
- Kapitel 12: Familie
- Kapitel 13: Kunst und Wissenschaft
- Kapitel 14: Tod
Literatur
- Swami Vivekananda, Vedanta - Der Ozean der Weisheit
- Yoga Vidya Verlag, Klassische Upanishaden, Die Weisheit des Yoga
Seminare
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