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== Ich bin – das Bewusstsein des Selbst == | == Ich bin – das Bewusstsein des Selbst == | ||
„Ich bin“ – diese zwei Worte sind der Schlüssel zur Selbsterkenntnis und inneren Freiheit. | „Ich bin“ – diese zwei Worte sind der Schlüssel zur [[Selbsterkenntnis]] und inneren Freiheit. | ||
=== „Ich bin“ aus Sicht der Yoga-Philosophie= == | === „Ich bin“ aus Sicht der Yoga-Philosophie === | ||
Im Yoga bedeutet „Ich bin“ das Erkennen des eigenen wahren Selbst (Ātman). Der Mensch identifiziert sich normalerweise mit Körper, | Im [https://www.yoga-vidya.de/yoga/ Yoga] bedeutet „Ich bin“ das Erkennen des eigenen wahren [[Selbst]] (Ātman). Der Mensch identifiziert sich normalerweise mit Körper, [[Gefühle]]n, [[Gedanken]] und äußeren Rollen – „Ich bin Lehrer“, „Ich bin Mutter“, „Ich bin erfolgreich“ oder „Ich bin unzufrieden“. Yoga lehrt jedoch: Diese [[Identifikation]]en sind vergänglich. | ||
Das wahre „Ich bin“ ist reines Bewusstsein, das alle Erfahrungen beobachtet, ohne selbst davon berührt zu werden. | Das wahre „Ich bin“ ist reines Bewusstsein, das alle Erfahrungen beobachtet, ohne selbst davon berührt zu werden. | ||
Patanjali beschreibt dies in den Yoga Sutras (1.3): | [[Patanjali]] beschreibt dies in den [https://schriften.yoga-vidya.de/patanjali-raja-yoga-sutra/ Yoga Sutras] (1.3): | ||
: ''„Tadā draṣṭuḥ svarūpe’vasthānam“'' – Dann ruht der Sehende in seiner wahren Natur. | : ''„Tadā draṣṭuḥ svarūpe’vasthānam“'' – Dann ruht der Sehende in seiner wahren Natur. | ||
Das heißt: Wenn der Geist ruhig ist, erkennt man das eigene Selbst als unendliche Stille und Bewusstheit. | Das heißt: Wenn der [[Geist]] ruhig ist, erkennt man das eigene Selbst als unendliche Stille und [[Bewusstheit]]. | ||
=== „Ich bin“ im Vedanta – das höchste Wissen === | === „Ich bin“ im Vedanta – das höchste Wissen === | ||
In der Vedanta-Lehre wird das „Ich bin“ als Ausdruck der Einheit mit Brahman, dem | In der Vedanta-Lehre wird das „Ich bin“ als Ausdruck der Einheit mit [[Brahman]], dem [[Absolute]]n, verstanden. | ||
Die Mahāvākyas („großen Aussprüche“) der Upanishaden drücken dies klar aus: | Die [[Mahavakyas|Mahāvākyas]] („großen Aussprüche“) der [[Upanishaden]] drücken dies klar aus: | ||
* | * „[[Aham Brahmasmi|Aham Brahmāsmi]]“ – Ich bin Brahman. | ||
* | * „[[Tat Tvam Asi]]“ – Das bist du. | ||
Das „Ich bin“ ist somit keine persönliche Identität, sondern die universelle Wirklichkeit, die in allen Wesen wohnt. Vedanta sagt: Wenn du erkennst „Ich bin“, erkennst du alles, denn nichts existiert getrennt vom Selbst. | Das „Ich bin“ ist somit keine persönliche Identität, sondern die universelle [[Wirklichkeit]], die in allen Wesen wohnt. [https://www.yoga-vidya.de/yoga-buch/sivananda/goettliche-erkenntnis/vedanta/ Vedanta] sagt: Wenn du erkennst „Ich bin“, erkennst du alles, denn nichts existiert getrennt vom Selbst. | ||
Swami Sivananda formulierte es so: | '''[[Swami Sivananda]] formulierte es so:''' | ||
„Erkenne dein Selbst, und du wirst Gott erkennen. Das Selbst ist reines Bewusstsein – Sat-Chid-Ānanda, Sein-Bewusstsein-Glückseligkeit.“ | „Erkenne dein Selbst, und du wirst [[Gott]] erkennen. Das Selbst ist reines Bewusstsein – [[Sat Chit Ananda|Sat-Chid-Ānanda]], Sein-Bewusstsein-Glückseligkeit.“ | ||
=== Wie „Ich bin“ im Alltag leben === | === Wie „Ich bin“ im Alltag leben === | ||
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* Im Alltag immer wieder bewusst atmest und innerlich wiederholst: „Ich bin“ | * Im Alltag immer wieder bewusst atmest und innerlich wiederholst: „Ich bin“ | ||
* Dich nicht mit Gedanken oder Emotionen identifizierst, sondern beobachtest: „Ich nehme wahr – aber ich bin nicht das Wahrgenommene.“ | * Dich nicht mit Gedanken oder [[Emotionen]] identifizierst, sondern beobachtest: „Ich nehme wahr – aber ich bin nicht das Wahrgenommene.“ | ||
* Bei Konflikten oder Stressmomenten kurz innehältst und dich erinnerst: „Ich bin Bewusstsein – ruhig, weit und unberührt.“ | * Bei Konflikten oder Stressmomenten kurz innehältst und dich erinnerst: „Ich bin Bewusstsein – [[ruhig]], [[weit]] und unberührt.“ | ||
Dadurch entsteht innere Freiheit, die nicht von äußeren Umständen abhängt. | Dadurch entsteht innere [[Freiheit]], die nicht von äußeren Umständen abhängt. | ||
=== Techniken und Übungen, um das „Ich bin“ zu realisieren === | === Techniken und Übungen, um das „Ich bin“ zu realisieren === | ||
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* Atme tief ein und aus. | * Atme tief ein und aus. | ||
* Wiederhole innerlich beim Einatmen: „Ich“, beim Ausatmen: „bin“. | * Wiederhole innerlich beim Einatmen: „Ich“, beim Ausatmen: „bin“. | ||
* Spüre: Du bist reines Bewusstsein – jenseits von Gedanken, Gefühlen, Körper und Zeit. | * Spüre: Du bist reines Bewusstsein – jenseits von Gedanken, Gefühlen, Körper und [[Zeit]]. | ||
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Inspiriert von Ramana Maharshi, der fragte: | Inspiriert von [[Ramana Maharshi]], der fragte: | ||
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So löst sich das Ego auf, und das reine „Ich bin“ bleibt. | So löst sich das [[Ego]] auf, und das reine „Ich bin“ bleibt. | ||
: '''3. Affirmationen zur Bewusstwerdung''' | : '''3. Affirmationen zur Bewusstwerdung''' | ||
* „Ich bin Bewusstsein, nicht meine Gedanken.“ | * „Ich bin Bewusstsein, nicht meine Gedanken.“ | ||
* „Ich bin Liebe, Frieden und Licht.“ | * „Ich bin Liebe, [[Frieden]] und [[Licht]].“ | ||
* „Ich bin Eins mit dem Göttlichen.“ | * „Ich bin [[Eins]] mit dem Göttlichen.“ | ||
: '''4. Bhakti Yoga – Hingabe an das göttliche Selbst''' | : '''4. [[Bhakti Yoga]] – [[Hingabe]] an das göttliche Selbst''' | ||
* Wiederhole ein Mantra wie | * Wiederhole ein [[Mantra]] wie „[[Soham]]“ („Ich bin Das“) oder „Aham Brahmāsmi“. | ||
* Spüre, dass das Göttliche nicht außerhalb, sondern in dir selbst wohnt. | * Spüre, dass das Göttliche nicht außerhalb, sondern in dir selbst wohnt. | ||
=== Wie große Meister das „Ich bin“ lebten === | === Wie große Meister das „Ich bin“ lebten === | ||
* Swami Sivananda lehrte, dass das Bewusstsein des „Ich bin“ durch Dienen, Meditation, Studium und Liebe verwirklicht wird. | * Swami Sivananda lehrte, dass das Bewusstsein des „Ich bin“ durch [[Dienen]], Meditation, [[Studium der Schriften|Studium]] und Liebe verwirklicht wird. | ||
* Ramana Maharshi erkannte im stillen „Ich bin“ die Quelle allen Seins und lehrte, dass wahre Erkenntnis kein intellektuelles Wissen, sondern eine direkte Erfahrung ist. | * Ramana Maharshi erkannte im stillen „Ich bin“ die Quelle allen Seins und lehrte, dass wahre Erkenntnis kein intellektuelles [[Wissen]], sondern eine direkte [[Erfahrung]] ist. | ||
* Sri Nisargadatta Maharaj sagte: | * Sri [[Nisargadatta Maharaj]] sagte: | ||
: „Bleibe mit dem Gefühl ‚Ich bin‘. Es allein ist wahr. Alles andere ist Vorstellung.“ | : „Bleibe mit dem Gefühl ‚Ich bin‘. Es allein ist wahr. Alles andere ist [[Vorstellung]].“ | ||
=== Fazit: Die Verwirklichung des „Ich bin“ === | === Fazit: Die Verwirklichung des „Ich bin“ === | ||
Das „Ich bin“ ist kein Gedanke, sondern die unmittelbare Erfahrung des | Das „Ich bin“ ist kein [[Gedanke]], sondern die unmittelbare Erfahrung des [[Sein]]s. In diesem Bewusstsein gibt es keine [[Trennung]], keine Angst, keinen [[Mangel]] – nur Stille, Frieden und Liebe. Wer sich im Alltag immer wieder an das reine „Ich bin“ erinnert, erfährt den Zustand, den Yoga [[Samadhi]] nennt – die [[Verschmelzung]] mit dem Göttlichen Selbst. | ||
== Ich bin – Gedicht von Swami Sivananda == | == Ich bin – Gedicht von Swami Sivananda == | ||
Aktuelle Version vom 18. Oktober 2025, 15:39 Uhr
Ich bin - In der Yoga-Philosophie und im Vedanta steht „Ich bin“ für das reine Sein, das unsterbliche Bewusstsein jenseits aller Identifikationen und Rollen.
Ich bin – das Bewusstsein des Selbst
„Ich bin“ – diese zwei Worte sind der Schlüssel zur Selbsterkenntnis und inneren Freiheit.
„Ich bin“ aus Sicht der Yoga-Philosophie
Im Yoga bedeutet „Ich bin“ das Erkennen des eigenen wahren Selbst (Ātman). Der Mensch identifiziert sich normalerweise mit Körper, Gefühlen, Gedanken und äußeren Rollen – „Ich bin Lehrer“, „Ich bin Mutter“, „Ich bin erfolgreich“ oder „Ich bin unzufrieden“. Yoga lehrt jedoch: Diese Identifikationen sind vergänglich.
Das wahre „Ich bin“ ist reines Bewusstsein, das alle Erfahrungen beobachtet, ohne selbst davon berührt zu werden.
Patanjali beschreibt dies in den Yoga Sutras (1.3):
- „Tadā draṣṭuḥ svarūpe’vasthānam“ – Dann ruht der Sehende in seiner wahren Natur.
Das heißt: Wenn der Geist ruhig ist, erkennt man das eigene Selbst als unendliche Stille und Bewusstheit.
„Ich bin“ im Vedanta – das höchste Wissen
In der Vedanta-Lehre wird das „Ich bin“ als Ausdruck der Einheit mit Brahman, dem Absoluten, verstanden.
Die Mahāvākyas („großen Aussprüche“) der Upanishaden drücken dies klar aus:
- „Aham Brahmāsmi“ – Ich bin Brahman.
- „Tat Tvam Asi“ – Das bist du.
Das „Ich bin“ ist somit keine persönliche Identität, sondern die universelle Wirklichkeit, die in allen Wesen wohnt. Vedanta sagt: Wenn du erkennst „Ich bin“, erkennst du alles, denn nichts existiert getrennt vom Selbst.
Swami Sivananda formulierte es so:
„Erkenne dein Selbst, und du wirst Gott erkennen. Das Selbst ist reines Bewusstsein – Sat-Chid-Ānanda, Sein-Bewusstsein-Glückseligkeit.“
Wie „Ich bin“ im Alltag leben
Das Bewusstsein „Ich bin“ bedeutet, inmitten aller Handlungen in innerer Gegenwärtigkeit zu verweilen.
Das kannst du üben, indem du:
- Im Alltag immer wieder bewusst atmest und innerlich wiederholst: „Ich bin“
- Dich nicht mit Gedanken oder Emotionen identifizierst, sondern beobachtest: „Ich nehme wahr – aber ich bin nicht das Wahrgenommene.“
- Bei Konflikten oder Stressmomenten kurz innehältst und dich erinnerst: „Ich bin Bewusstsein – ruhig, weit und unberührt.“
Dadurch entsteht innere Freiheit, die nicht von äußeren Umständen abhängt.
Techniken und Übungen, um das „Ich bin“ zu realisieren
- 1. Meditation auf das Selbst (Ātma-Dhyāna)
- Setze dich ruhig hin, schließe die Augen.
- Atme tief ein und aus.
- Wiederhole innerlich beim Einatmen: „Ich“, beim Ausatmen: „bin“.
- Spüre: Du bist reines Bewusstsein – jenseits von Gedanken, Gefühlen, Körper und Zeit.
- 2. Jnana Yoga – Selbstbefragung (Vichara)
Inspiriert von Ramana Maharshi, der fragte:
„Wer bin ich?“
- Richte deine Aufmerksamkeit nach innen.
- Wann immer ein Gedanke kommt, frage: „Wem kommt dieser Gedanke?“
- Antwort: „Mir.“
- Dann frage: „Wer bin ich?“
So löst sich das Ego auf, und das reine „Ich bin“ bleibt.
- 3. Affirmationen zur Bewusstwerdung
- „Ich bin Bewusstsein, nicht meine Gedanken.“
- „Ich bin Liebe, Frieden und Licht.“
- „Ich bin Eins mit dem Göttlichen.“
- 4. Bhakti Yoga – Hingabe an das göttliche Selbst
- Wiederhole ein Mantra wie „Soham“ („Ich bin Das“) oder „Aham Brahmāsmi“.
- Spüre, dass das Göttliche nicht außerhalb, sondern in dir selbst wohnt.
Wie große Meister das „Ich bin“ lebten
- Swami Sivananda lehrte, dass das Bewusstsein des „Ich bin“ durch Dienen, Meditation, Studium und Liebe verwirklicht wird.
- Ramana Maharshi erkannte im stillen „Ich bin“ die Quelle allen Seins und lehrte, dass wahre Erkenntnis kein intellektuelles Wissen, sondern eine direkte Erfahrung ist.
- Sri Nisargadatta Maharaj sagte:
- „Bleibe mit dem Gefühl ‚Ich bin‘. Es allein ist wahr. Alles andere ist Vorstellung.“
Fazit: Die Verwirklichung des „Ich bin“
Das „Ich bin“ ist kein Gedanke, sondern die unmittelbare Erfahrung des Seins. In diesem Bewusstsein gibt es keine Trennung, keine Angst, keinen Mangel – nur Stille, Frieden und Liebe. Wer sich im Alltag immer wieder an das reine „Ich bin“ erinnert, erfährt den Zustand, den Yoga Samadhi nennt – die Verschmelzung mit dem Göttlichen Selbst.
Ich bin – Gedicht von Swami Sivananda
Aus dem Buch „Samadhi Yoga“ von Swami Sivananda
- Ich bin der Sonnenschein,
- Ich bin der Regen,
- Ich bin die Blume,
- Ich bin der Grashalm,
- Ich bin der Fluss,
- Ich bin der Hügel,
- Ich bin die Dunkelheit,
- Ich bin das Licht,
- Ich bin der Ozean,
- Ich bin alles,
- Ich bin alles in allem.
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