Purvashrama

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Purvashrama (Sanskrit: पूर्वाश्रम pūrvāśrama m.) voriger Lebensabschnitt; bei Swamis (Mönche) die Zeit vor ihrer Sannyas-Weihe. Purvashrama ist ein Sanskritwort, das aus zwei Sanskritwörter zusammengesetzt ist: "Purva" heißt früherer, vorheriger. "Ashrama" heißt Lebensstadium. Ashram kann auch heißen Yoga-Kommune bzw. Yoga-Gemeinschaft.

Swami Nivedananda nach einer großen Puja im Yoga Vidya Ashram in Bad Meinberg

Wenn man über sein früheres Lebensstadium spricht, kann man sagen: In meinem Purvashrama… Zum Beispiel kann der verheiratete Mann erzählen, was er in seinem Purvashrama, also vor seiner Hochzeit gemacht hat. Meist wird von Purvashrama aber im Kontext von Sannyasa gesprochen. Wenn jemand Swami, Sannyasin, also Mönch geworden ist, sollte er sich normalerweise nicht zu sehr mit seinem Leben davor beschäftigen. Der Swami sollte nicht zu viel über sein Purvashrama sprechen – damit er in der Gegenwart lebt und nicht in der Vergangenheit.

Sukadev über Purvashrama

Niederschrift eines Vortragsvideos (2014) von Sukadev über Purvashrama

"Purva" heißt vorig, "Ashrama" heißt Lebensstand. Purvashrama heißt schließlich vorheriger Lebensstand. Was ist Lebensstand? Ashrama – es gibt vier Ashramas. Es gibt die Brahmacharya-Zeit, die Lernperiode, typischerweise 18-12 Jahre bis 20-25 Jahre. Dann gibt es Garhasthya – das ist die Zeit, wo man im Berufs- und Familienleben ist, wo Kinder im Haus sind, was typischerweise bis 50/60 ist. Dann folgt als drittes Vanaprasthya, das heißt das Leben im Wald, die Frührente, könnte man sagen, von 50/60 bis 70/80. Und dann als letztes, Sannyasa, und Sannyasa ist dann die Entsagung, das Leben als Mönch oder Nonne. Als Swami kannst du aber auch früher die Gelübde ablegen.

Es gibt Menschen, die brauchen eben nicht zu warten, bis sie 70-80 sind, um zum Swami zu kommen, manche Menschen haben eine innere Neigung für die monastische Berufung. Und so kann man auch schon früher zum Swami werden. Bei Yoga Vidya sind wir in der Sivananda-Yoga-Tradition, damit in der Shankaracharya-Tradition. Wer bei uns zum Swami werden will, der kann erst in einen Ashram gehen oder in ein Stadtzentrum, er ist jedenfalls nicht mehr im normalen Berufs- und Familienleben, er tritt dort aus. Dann ist er in einem Yoga Vidya Zentrum oder Ashram. Zunächst muss er mindestens ein Jahr dort leben und keine Beziehung haben, dann kann er Brahmachari werden und so das Noviziat ablegen.

Als Brahmachari verspricht er, keine sexuelle Beziehung zu haben, verspricht, an sich zu arbeiten, regelmäßig in den Praktiken zu sein, und alles zu tun, was so für die Aufrechterhaltung des Ashrams nötig ist, unterrichten, dienen usw. Und dann, nach sechs Jahren als Brahmachari, kann jemand auch zum Swami werden. Wenn jemand dann Swami ist, dann gibt es ein paar Regeln, und es gibt ein paar klassische Regeln, es gibt sehr strenge Regeln. Bei Yoga Vidya folgen wir ein bisschen der Sivananda-Yoga-Vedanta-Tradition, die seit Swami Sivananda etwas sanfter ist.

Früher hieß es, man darf nicht mit Purvashrama-Menschen zusammen sein, also man sollte nicht seine physische Familie besuchen, nicht mit Freunden zusammen sein, sollte auch nie mehr zu dem Ort gehen, wo man geboren wurde, um Anhaftungen zu vermeiden. Das waren die früheren klassischen Regeln. Man sollte nichts mit Menschen zu tun haben, die in einem früheren Lebensabschnitt wichtig waren, insbesondere, wenn sie nicht spirituell wichtig waren, insbesondere ist damit die eigene Familie gemeint. Das gab es ja früher auch bei den katholischen Mönchsorden und bei den Nonnen, wenn die Verwandten sie nicht besuchen durften. Auch im Katholizismus haben sich in den meisten Orden die Regeln etwas gelockert. Und auch heute beim Sivananda-Yoga ist es durchaus üblich, dass man einen normalen Kontakt zu seinen Eltern pflegt.

Dann gibt es auch die klassische Regel, dass man über sein Purvashrama-Leben nicht sprechen sollte. Man sollte also nicht darüber sprechen, wie es früher war. Man soll sich nicht zu sehr daran erinnern, denn eigentlich verbrennt man im Moment der Swami-Einweihung seinen physischen Körper – symbolisch natürlich nur – man macht das Todesritual, und so ist man gestorben für das frühere Leben und für das bisherige Leben. Und um diese Einsicht aufrecht zu erhalten, dafür sollte man nicht zu viel mit seinem Purvashrama-Leben zu tun haben. Bis heute gilt, wenn du ein Swami werden willst oder bist, dann gilt es durchaus, nicht zu viel mit der Verwandtschaft zu tun zu haben, nicht zu viel mit deinen Kindheits- und Jugendfreunden zu tun zu haben, nicht zu viel Zeit damit zu verbringen.

Swami Vishnu hat uns durchaus gesagt, dass es gut ist, seine Eltern zu besuchen, ein, zwei Nächte bei ihnen zu bleiben, ist auch gut, länger sollte ein Swami nicht dort sein. Du hörst daraus, ich war mal Swami. Und es ist gut, wenn Eltern einen besuchen, und wenn sie einen besuchen, dann sollte man sich ein, zwei Tage intensiv um die Eltern kümmern, danach weniger. Ähnlich verhält es sich auch mit anderen Verwandten. Ich selbst bin jetzt natürlich kein Swami, das siehst du daran, dass ich weiß gekleidet bin und nicht orange. Ansonsten gelten die Sannyas-Regeln nicht, und jemand, der auf dem normalen spirituellen Weg ist, da gilt natürlich auch, Vater und Mutter zu ehren.

Und die indischen Schriften sind auch voll von Beispielen, wie jemand die Selbstverwirklichung erreicht hat und dort sogar das Pflegen seiner Eltern, die bettlägerig waren, als wichtigen Bestandteil seines spirituellen Weges gesehen hat und durch dieses liebevollen Pflegen der eigenen Eltern zur höchsten Verwirklichung gekommen ist. Und natürlich, auch in Indien gibt es die Mehrgenerationenhaushalte für den normalen Aspiranten, und so spricht auch für einen spirituellen Aspiranten nichts dagegen, mit seinen Eltern zusammen zu leben, entweder in der Nachbarschaft, im gleichen Haus, es gilt eben, zu schauen, was hilft das für die spirituelle Entwicklung und was brauchen die Eltern, was braucht man selbst.

Für einen Swami gilt, dass er nicht zu viel über sein Purvashrama-Leben sprechen sollte, und es gilt für einen Swami, dass er nicht zu viel Kontakt mit Menschen aus seinem Purvashrama-Leben haben sollte, insbesondere dann, wenn sie nicht auf dem gleichen spirituellen Weg sind. Für andere ist Nächstenliebe und Liebe das Wichtigste, und diese Liebe auszudehnen zu immer mehr Menschen.

Man könnte noch eines sagen, was man auch da rausholen kann: Angenommen, du hast schon mal eine Beziehung gehabt und deine vorige Beziehung ist in die Brüche gegangen, dann würde man sagen, es ist klug, in der neuen Beziehung nicht zu viel über die alte Beziehung zu sprechen, in diesem Sinne war es ein alter Ashrama. Und dann nicht so viel Bedauern darüber ausdrücken und deinen Mann, deine Frau oder Freund, Freundin ständig zu vergleichen. Es gilt, vom alten Leben Abstand zu nehmen. Und bis zu einem gewissen Grad ist auch dieses Konzept hilfreich. Auf der einen Seite ist es natürlich gut, wenn du dein bisheriges Leben integrierst, aber irgendwann gilt es auch, loszulassen, dich nicht zu viel mit Purvashrama zu beschäftigen und im weiteren Sinne, mit deiner Vergangenheit in eine Opferrolle zu gehen.

Es kann mal hilfreich sein, in die Kindheit zu gehen. Es kann mal hilfreich sein und auch immer wieder hilfreich sein, zu erkennen, dass Schwierigkeiten, die du heute hast, vielleicht aus der Vergangenheit herrühren, und dann lasse los, bleibe dort nicht hängen, löse dich von Purvashrama. Jetzt ist jetzt, und jetzt kannst du dich entwickeln, jetzt kannst du lernen, jetzt kannst du spirituell wachsen. Lasse dich nicht immer von der Vergangenheit einholen, folge nicht immer vergangenen Mustern, und bedaure auch nicht das Vergangene, messe nicht die Gegenwart an der Vergangenheit, oder vergleiche auch nicht die Gegenwart mit der Vergangenheit.

Lasse Purvashrama, die vorigen Lebensabschnitte los, sei jetzt im Hier und Jetzt. In diesem Moment ist Gott erfahrbar, in diesem Moment kannst du Liebe erfahren, in diesem Moment kannst du dich spirituell entwickeln, in diesem Moment kannst du dich verbunden fühlen mit anderen Menschen, in diesem Moment kannst du den Entschluss fassen, dein Leben positiv zu gestalten, noch positiver als bisher auf dem Weg fortschreiten.

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