Anmaßung

Aus Yogawiki

Swami Sivananda über Anmaßung

Stolz, Selbstgenügsamkeit, Hochmut, Selbstsicherheit, Leidenschaft, Unruhe, Neugier für die Angelegenheiten anderer und Heuchelei sind Hindernisse bei der Meditation. Feinstoffliche Formen dieser Vritti lauern im Denken und arbeiten unterschwellig. Der Druck von Yoga und Meditation preßt Schmutz aus den Gedanken heraus, so wie der Schmutz in einem Zimmer durch sorgfältiges Wischen beseitigt wird. Die Schüler sollten mit Einsicht seine Gedanken beobachten und sich durch wirksame Methoden von ihnen befreien. Stolz ist fest eingewurzelt. Seine Zweige breiten Sich nach allen Richtungen im leidenschaftlichen Menschen aus. Immer wieder tritt er zutage, auch wenn die Wellen zeitweilig geglättet scheinen. Es braucht nur die Gelegenheit zu kommen, dann treten sie wieder hervor.

Wenn der Schüler nicht durch Kleinigkeiten verletzt wird, kann er keinen Fortschritt in der Meditation machen. Er sollte ein freundliches, liebendes Wesen entwickeln und sich anpassen . Dann wird diese schlechte Angewohnheit schwinden. Manche Schüler werden schnell beleidigt und aufgebracht, wenn ihre schlechten Eigenschaften und Nachteile herausgefunden werden. Sie meinen, daß der Mensch, der ihnen diese Fehler zeigt, eifersüchtig und voller Haß sei. Das ist falsch, denn andere können viel leichter unsere Fehler herausfinden. Wer keine Einsicht hat, wessen Gedanken nur nach außen gehen, kann seine eigenen Fehler nicht erkennen. Der Selbstgefällige befleckt seine Gedanken und Einsicht. Wenn ein Sehüler Fortschritte machen will, muß er seine Fehler zugeben, sobald ein anderer ihn darauf hinweist. Er muß sein Bestes versuchen, um sie auszurotten und dem Menschen danken, der ihn aufmerksam gemacht hat. Erst dann kann er sich in Geistigkeit und Meditation entwickeln . Es ist eine schwere Aufgabe, die Anmaßung zu eliminieren. Jeder hat von undenklichen Zeiten her seine Persönlichkeit ausgebildet. Er hat der Raja-Natur ein langes Seil gelassen, um ihren Weg zu gehen. Diese Persönlichkeit ist sehr stark geworden. Es ist schwer, sie zu beugen und beweglich und geschmeidig zu machen. Ein anmaßender Mensch will andere beherrschen. Er will deren Meinung und Argumente nicht hören, auch wenn sie ernsthaft und nicht anfechtbar sind. Er meint, daß alles, was er sagt und tut, fehlerlos ist, während die Worte und Taten der anderen falsch sind. Er wird niemals seine Fehler einsehen und das Möglichste tun, um seine absonderlichen Meinungen durch krumme Argumente und Urteile aufrechtzuhalten. Wenn seine Worte nicht ankommen, wird er zu Angriffen übergehen. Wenn er nicht geachtet und geehrt wird, fällt er in einen Zustand der Wut. Für Schmeicheleien ist er äußerst empfänglich. Er scheut sich nicht, Lügen in Fülle zu erfinden, um sich zu rechtfertigen.

Selbstgerechtigkeit geht mit Anmaßung zusammen und ist eine gefahrliche Gewohnheit. Ein Mensch, der anmaßend und selbstgerecht ist, wird keinen Fortschritt in Meditation und Geistigkeit machen. Der Anmaßende sollte seine mentale Haltung ändern und die Gewohnheit entwickeln, die Dinge vom Standpunkt anderer anzusehen. Er muß einen neuen Blick zu Recht und Wahrhaftigkeit gewinnen. Ein Schüler sollte Anerkennung und Ehrung als Abfall ansehen und Kritik und Unehre als Schmuck tragen. Es ist schwer für den Menschen, sich den Wegen und Gewohnheiten anderer anzugleichen. Die Gedanken sind voller Vorurteile der Kaste, des Glaubens, der Farbe. Er ist unduldsam in der Annahme, daß nur seine Ansichten. Meinungen und Lebensart richtig und die Ansichten der anderen falsch sind. Stets ist er auf dem Sprung, Fehler der anderen herauszufinden. Durch seine verdunkelten Augen kann er das Gute in anderen nicht sehen. Die verdienstvollen Handlungen anderer nicht schätzen und prahlt nur mit eigenen Fähigkeiten und Taten. Darum sind seine Gedanken niemals in Frieden, und er kann keine Freundschaft fur lange Zeit aufrechthalten, sondern ist immer in Opposition zu anderen. Schüler, die zu einem gewissen Grad diese Fehler haben. kommen nicht voran. Sie sollten sie vollkommen ausreißen, indem sie Duldsamkeit, reine Liebe und andere sattvahafte Eigenschaften entwickeln. Wenn Hindernisse auf dem Pfad des Yoga entstehen, ist es schwierig und unerfreulich, die Übung der Konzentration und Meditation wieder fortzuführen. Leichter haben es die Schüler, die solche Widerstände nicht kennen. Hindernisse können fortgeräumt werden durch ernsthaftes Gebet, durch Singen von OM oder irgendeines anderen Mantras, durch göttliche Gnade oder Hilfe eines Gurus.

copyright by [1]

Siehe auch

Literatur