Prakrita

Aus Yogawiki

1. Prakrita (Sanskrit: प्रकृत prakṛta adj. u. n.) vollbracht, getan, gemacht, gefertigt; in Rede stehend; begonnen; das in Rede stehende Thema; eine Form von Pranayama, bei welcher der Atem frei fließt und bewusst beobachtet wird.

2. Prakrita (Sanskrit: प्राकृत prākṛta adj. u. n.) ursprünglich, natürlich, unverändert, normal, gewöhnlich; gemein, ungebildet, roh, vulgär; aus der Natur (Prakriti) hervorgegangen; die "gewöhnliche" Sprache bzw. Umgangssprache im Gegensatz zur "heiligen" Sprache Sanskrit; die eingedeutschte Bezeichnung dieser Sprache(n) lautet Prakrit.

Sukadev über Prakrita

Niederschrift eines Vortragsvideos (2014) von Sukadev über Prakrita

Prakrita heißt „natürlich“ in verschiedener Hinsicht. Wann immer etwas natürlich ist, ganz von selbst und die Eigenschaft der Natur, das ist alles Prakrita. Prakrita ist auch die Bezeichnung einer bestimmten Pranayama-Art, nämlich den Atem so fließen zu lassen, wie er von selbst fließen will, und du beobachtest ihn. Das ist z.B. die Pranayama-Art, die mit der Vipassana Meditation, der Sakshi Bhav Meditation, verbunden ist. Du lässt den Atem ganz von selbst fließen, Prakrita. Der Atem strömt ein, wie er von selbst will, der Atem strömt aus, wie er von selbst will. Du beobachtest das. Du beobachtest Prakrita, den natürlichen Atem. Atem wird tiefer, wird flacher, schneller oder langsamer. Atem wird regelmäßig oder unregelmäßig.

Natürlich, ganz Prakrita ist der Atem nicht, wenn du ihn beobachtest, denn allein dadurch, dass du den Atem beobachtest, wird der Atem anders. Prakrita heißt eben „natürlich“. Auch bei der sogenannten einfachen Mantra-Meditation beobachtest du den Atem. Es gibt ja auch in der Meditation verschiedene Weisen, mit dem Atem umzugehen. Du kannst in der kombinierten Mantra-Meditation im Hauptteil den Atem sehr ruhig und sanft machen, wie eine Art Kevala Kumbhaka. Du kannst den Atem bewusst verlangsamen und verflachen, auch Kevala Kumbhaka. Du kannst den Atem vertiefen und dabei auch mit Luftanhalten verbinden, wie in der Ujjayi Meditation, wie wir sie bei Yoga Vidya lehren.

Und du kannst einfach den Atem beobachten, du kannst ihn fließen lassen, wie er von selbst fließen will. Natürlicher Atem ist natürlich nicht nur während der Meditation. Es ist auch eine Atemtechnik am Ende anderen Pranayamas. Und Prakrita Pranayama kann auch oft zu Kevala Kumbhaka überleiten. Während du den Atem beobachtest, wird er manchmal sehr ruhig, es entsteht Kevala Kumbhaka von selbst. Prakrita heißt also „natürlich“. „Natürlich“, auch auf den Atem bezogen, „natürliches Pranayama“, Beobachtung des Atems, der von selbst weiter fließt.

Die Prakrits, regionale Dialekte

Die Prakrits sind regionale Dialekte der Sanskritsprache, die mehr oder weniger eine Abweichung der ursprünglichen Sprache aufweisen. Sie bewegen sich zwischen Sanskrit und der aktuellen indischen Sprache. Sie ähneln sehr den romanischen Sprachen, die sich von Latein her entwicklet haben in die heutigen Sprachen Europas. Die Prakritas gleichen diesen Sprachen auch in einer anderen Hinsicht: Sie besitzen einen kleinen Anteil an Wörtern, die nicht mit der ursprünglichen, klassischen Sprache verknüpft sind. Offenbar sind diese Worte die Bruchstücke einer anderen Sprache und von viel älterer Herkunft.

Die Prakrits sind vor allem aus den Dramen bekannt, in denen Könige und Brahmanen sich in Sanskrit verständigen, während andere Charaktere niederer Stellung andere Dialekten sprechen. Manchmal wird diese Umgangssprache so schlecht dargestellt, dass es kaum möglich erscheint, das Muster einer richtig ausgesprochenen Mundart zu erfassen. Solche Passagen können vielleicht auch komische Übertreibungen dieser sprachlichen Eigenheiten sein. Es sind mehrere Studien zur Prakrit-Mundart erschienen, so die Prakrita Prakasha, eine Grammatik von Vararuchi, die von Professor Cowell übersetzt wurde und vermutlich aus den Anfängen der christlichen Zeitrechnung stammt.

Bereits vor 2500 Jahren, zur Zeit des historischen Buddha, wurden in Indien vom einfachen Volk die verschiedenen Arten des Prakrit gesprochen. Das Sanskrit blieb den Brahmanen sowie den Wissenschaften (Shastra), der Kunstdichtung (Kavya) sowie den religiösen und philosophischen Schriften (Darshana) vorbehalten.

Siehe auch

Literatur

  • Dowson, John: A Classical Dictionary of Hindu Mythology and Religion – Geography, History and Religion; D.K.Printworld Ltd., New Delhi, India, 2005

Weblinks

Seminare

Atem-Praxis

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Indische Schriften

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