Schuld: Unterschied zwischen den Versionen

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==Literatur==
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Version vom 25. Februar 2014, 17:33 Uhr

Dostojewskij beschäftigte sich eingehend mit dem Thema Schuld (Portrait von Wassilij Perow 1872)

Schuld ist das Gefühl, das entsteht, wenn man glaubt, eine moralische, ethische Richtlinie, die man selbst für sich als richtig angenommen hat, verletzt zu haben. Hierbei ist auch das Gewissen beteiligt. Betrifft diese Schuld eine ganze Gruppe oder Nation, dann spricht man auch von einer kollektiven Schuld (wie beim Holocaust).

Warum Schuldgefühle uns vielleicht zu einem besseren Chef machen

In einer witzigen Reportage der BBC News/BBC World Service (21.11.2012) beschrieb William Kremer, dass nach Umfragen offenbar nicht nur Entschlussfähigkeit, Vertrauen und Intelligenz eine gute Führungspersönlichkeit ausmachen, sondern auch eine gewisse Empfänglichkeit für Schuld und Schuldgefühle.

Er nennt in seinem Artikel das Beispiel der alljährlichen Organisation der Firmen-Weihnachtsfeier, für die ein Freiwilliger gesucht wird. Das Opfer hat nicht nur das zweifelhafte Vergnügen, ein geeignetes Restaurant finden zu müssen, das allen in den Kram passt, nein, es muss auch noch Fleischesser, Vegetarier, Veganer, Gluten- und sonstige Allergiker unter einen Hut bringen und deren Essenswünsche dem Restaurant übermitteln. Macht das Restaurant beim Auftischen der Speisen einen Fehler, trifft selbstverständlich nicht das Restaurant, sondern den Organisator die Schuld. Geht alles glatt, dann kann er mit Dank auch kaum rechnen.

Trotz des mangelnden Anreizes, diesen Job zu übernehmen, findet sich jedoch fast immer ein Freiwilliger. Warum?

Diese Frage beschäftigte auch Rebecca Schaumberg, eine Studentin im Aufbaustudium der Stanford University's School of Business. Ihr kam der Verdacht, dass Menschen solche Tätigkeiten übernehmen, weil sie Schuld empfinden oder ein schlechtes Gewissen haben, wenn sie es nicht tun.

Tatsächlich glauben viele Psychologen, dass die Charaktere hinsichtlich der Entwicklung von Schuldgefühlen sehr unterschiedlich sind. So haben manche Menschen ein schlechtes Gewissen, wenn sie am Freitag ins Wochenende gehen, ohne eine bestimmte Arbeit beendet zu haben; andere lassen ihre Arbeit seelenruhig liegen und trinken zu Hause ein kühles Bier.

Wir fühlen uns mit Schuld und Schuldgefühlen nicht wohl, daher können sie uns zu guten Handlungen anspornen. Schaumberg meint sogar, die Antizipierung eines solchen Gefühls könnte uns letztlich dazu bringen, Führungsposten zu übernehmen und aus der Masse aufzutauchen.

Schaumberg und ihre Kollegen führten in den USA eine Reihe von Tests mit Freiwilligen durch, bei denen die Freiwilligen mit verschiedenen imaginären Szenarien konfrontiert wurden ("Sie fahren die Straße entlang und überfahren ein kleines Tier") und dann ankreuzen mussten, wie sie sich danach fühlen würden. So konnten die Forscher etwas über die Anfälligkeit der Betroffenen für Schuldgefühle herausfinden. Dabei wurde auch deutlich, dass bei Gruppenaufgaben ohne besonderen Belohnungsanreiz diejenigen die Führungsrolle ergriffen, bei denen die Schuldgefühle, sich nicht freiwillig zu melden, am höchsten waren.

Führungspersönlichkeiten übernehmen Verantwortung für Andere

Das Forscherteam sah sich auch Personen mit echten Führungsaufgaben im wirklichen Leben an. Auch hier waren die mit dem stärksten Gefühl einer Schuld, dem stärksten "Gewissen", diejenigen, die von Kollegen und Vorgesetzten als effiziente Führungspersönlichkeit betrachtet wurden.

Diese Ergebnisse sind umso überraschender, als Schuld im Allgemeinen als ein negatives Gefühl erfahren wird. Doch schon vorausgehende Studien zeigten, dass das, was Psychologen als "positives Gefühlsleben" bezeichnen, zu einer effizienten Führungsrolle beitragen kann.

Schaumberg glaubt, dass sich das Schuldgefühl aus einem größeren Verantwortungsbewusstsein für Andere heraus ergibt. Führungspersönlichkeiten, die anfällig sind für Schuld und Schuldgefühle, sind sich auch ihrer vergangenen Fehler sehr wohl bewusst.

Nicht völlig geklärt ist, für wen sie dieses Verantwortungsbewusstsein empfinden. Das kann nach Schaumburg die Gesellschaft sein, oder aber ihr Unternehmen, ihre Organisation oder einfach die Menschen, für die sie arbeiten.

Quelle: BBC News Magazine

Wie anfällig sind wir für Schuldgefühle und Scham?

Eine andere Forscherin, Taya Cohen von der Carnegie Mellon University, und ihre Kollegen legten einige Fragen fest, anhand derer sich ermessen lässt, wie anfällig man selbst für Gefühle der Schuld und Scham ist. Sie fragen, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist,.....

  • .... dass man sich im Nachhinein schämen würde, wenn man zuviel zurück bekommenes Wechselgeld einfach eingesteckt hätte, ohne darauf aufmerksam gemacht zu haben;
  • .... dass man bereuen würde, gegen das Gesetz verstoßen zu haben, wenn man eine Straftat begangen hat, von der niemand weiß;
  • .... dass man seine Handlungsweise selbst erbärmlich fände, wenn man bei der Hauseinweihungsparty eines Kollegen Rotwein über den neuen cremefarbenen Teppich gekippt und einen Stuhl darüber gestellt hat, damit es niemand merkt;
  • .... dass man sich seiner Lügen schämen würde, wenn man Menschen belogen hat, auch wenn sie unsere Lügen niemals herausfänden.

Quelle: BBC News Magazine

Wer neigt am häufigsten zu Schuldgefühlen?

Frauen neigen häufiger zu Schuldgefühlen als Männer

Taya Cohen von der Carnegie Mellon University fand auch heraus, dass Frauen generell mehr zu Gefühlen der Schuld neigen als Männer (45 vs. 30 %), ältere Menschen mehr als jüngere, gläubige Menschen eher als nicht gläubige, wobei zwischen den Religionen kein großer Unterschied besteht.

Menschen mit größeren Schuldgefühlen würden nach verschiedenen Umfragen auch eher dazu neigen, sich nach ethischen Grundsätzen zu verhalten und vorhandene Gesetzeslücken nicht für eigene Zwecke auszunutzen als Menschen mit weniger Gewissensbissen.

Daher findet Taya Cohen, dass der Grad der Ausprägung von Schuldgefühlen ein gutes Kriterium nicht nur für die Auswahl von Führungspersonen, sondern auch für die Wahl von Partnern und Freunden sein könnte.

Tatsächlich fühlen sich Menschen mit größerer Neigung zu Schuldgefühlen seltener schuldig als andere, vermutlich gerade weil sie sich ethischer verhalten.

Quelle: BBC News Magazine

Schuld und Scham

Beide Forscherinnen, Cohen und Schaumberg, unterscheiden zwischen Gefühlen der Schuld und der Scham, die eher mit Selbstachtung zu tun hat - beziehen sich Schuldgefühle eher auf eine bestimmte Handlung, so betrifft die Scham eher die ganze Person.

Ein Fahrer, der einen Unfall verursacht hat, würde sich die Schuld für seinen achtlosen Fahrstil geben, während eine Person mit Schamgefühlen sich eher generell als dumme, achtlose, wertlose Person verurteilen würde.

Eine Person mit Schuldgefühlen möchte ihre Handlung wiedergutmachen, während eine Person mit Schamgefühlen sich am liebsten im nächsten Mauseloch verkriechen würde. Da dies schmerzhaft ist, neigen sich schämende Personen eher dazu, die Verantwortung von sich zu weisen und anderen die Schuld zu geben.

Daher ist Schaumberg der Ansicht, man solle Führungspersönlichkeiten beibringen, dass es in Ordnung ist, Schuldgefühle zu haben - sie sind eher ein positives Zeichen für die Übernahme von Verantwortung.

Die amerikanische Anthropologin Ruth Benedict stellte fest, dass Scham ein Gefühl ist, das die Beobachtung anderer Menschen einschließt, während man Schuldgefühle auch ohne die Beobachtung des Verhaltens anderer haben kann.

In einer Studie aus dem Jahr 1946 unterschied sie zwischen Kulturen der Scham wie Japan, China und Korea und Kulturen der Schuld wie bspw. den USA. Dabei dienen die Schuldgefühle in den westlichen, individualistischen Gesellschaften der sozialen Kontrolle, während in den östlichen Gesellschaften die soziale Kontrolle durch Gesichtsverlust, Ehre und Ausgrenzung erfolgt.

In diesen Kulturen kann offenbar auch Scham die Rolle eines Sprungbretts zu einer positiven Handlung übernehmen. So kam eine Studie zu dem Schluss, dass in China Scham zur Konfliktlösung genutzt werden konnte, während sie in den USA eher dazu diente, Mitarbeiter zu bestrafen.

Der australische Schriftsteller Thomas Keneally schließlich findet, dass Schriftsteller einen besonderen Hang zur Kultivierung von Schuldgefühlen haben. Er selbst machte die Beobachtung, dass er, wenn er jahrelang wegen eines eigenen Verhaltens Schuldgefühle mit sich herumtrug und dann schließlich die betreffende Person darauf anprach, um sich zu entschuldigen, die Person sich meist an den Vorfall überhaupt nicht mehr erinnern konnte. Er ist der Ansicht, dass Gefühle der Schuld auch reichlich neurotisch und narzisstisch sein können, räumt jedoch ein, dass sie, wie auch Scham, zu einer positiven Umkehr führen können.

Quelle: BBC News Magazine

Siehe auch

Literatur

Seminare

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