Studien über vergleichbare Philosophien - David Hume: Unterschied zwischen den Versionen
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Es muss angemerkt werden, dass, obwohl Hume alles bezweifelt und glaubt, dass alles, was wir wissen, von zweifelhafter Natur ist, er aber keine Zweifel bezüglich des Wahrheitsgehaltes seiner eigenen Theorien hegt. Eine logische [[Skepsis]] wird nicht dadurch überzeugender, wenn er, was auch immer als [[Wahrheit]] betrachtet, irgendeine Überzeugungskraft in sich hat. Doch ist es offensichtlich, dass die Aufgabe der eigenen Position in ein tiefes [[Chaos]] der [https://www.yoga-vidya.de/yoga-buch/sivananda/die-kraft-der-gedanken/ Gedanken] enden würde. Es macht keinen Sinn zu behaupten: ‚Ich bezweifle auch die Gewissheit meiner Sichtweise‘; denn auch hier gibt es eine Gewissheit, dass meine Sicht der Dinge unsicher ist. Darum wird so ein Skeptiker, wie Hume, in Bezug auf seine Position zu einem Dogmatiker. Es war der große [[Descartes]], der zu dem Schluss kam, dass die Tatsache des [[Zweifeln]]s nicht bezweifelt werden kann. Der Zweifler kann nicht bezweifeln, dass er mit einer bestimmten [[mental]]en oder körperlichen Aktivität befasst ist. Ein selbstverständliches Bewusstsein eines unteilbaren [[Selbst]]‘ ist in alle Unternehmungen, mit denen es sich befasst, eingebunden. In allen Argumenten der Skeptiker strahlt das Bewusstsein des Selbst, ohne das Skeptizismus nicht möglich wäre. Wer beobachtet die Ordnung der Gefühle und der kausalen Zusammenhänge, - es ist das Selbst. Wer assoziiert Ideen, wer zweifelt, - es ist das Selbst. Es existiert ein Bewusstsein in der [[Beobachtung]] der Ordnung der Gefühle, es existiert ein Bewusstsein der allgemeinen Beobachtung der kausalen Zusammenhänge, es gibt ein Bewusstsein des Zweifelns, es gibt ein Bewusstsein der Ideen, dass Gefühle in ihrer Natur voneinander getrennt seien, - dieses Bewusstsein ist das Selbst. Selbst die Tatsache einer Vielheit wäre ohne ein einheitliches Bewusstsein unbekannt. Diese Wahrheit ist zu klar und zu selbstverständlich, um einer Erklärung zu bedürfen. Die beharrliche Vorstellung einer Ordnung und einer Regelung, einer Gleichförmigkeit oder Gleichheit in der Natur, und selbst angenommen sie sei nur eine Vorstellung, ist genügend Verwicklung der Existenz eines unsichtbaren Selbst‘, das mit Gott auf Grund seiner Unsichtbarkeit gleichzusetzen ist. | Es muss angemerkt werden, dass, obwohl Hume alles bezweifelt und glaubt, dass alles, was wir wissen, von zweifelhafter Natur ist, er aber keine Zweifel bezüglich des Wahrheitsgehaltes seiner eigenen Theorien hegt. Eine logische [[Skepsis]] wird nicht dadurch überzeugender, wenn er, was auch immer als [[Wahrheit]] betrachtet, irgendeine Überzeugungskraft in sich hat. Doch ist es offensichtlich, dass die Aufgabe der eigenen Position in ein tiefes [[Chaos]] der [https://www.yoga-vidya.de/yoga-buch/sivananda/die-kraft-der-gedanken/ Gedanken] enden würde. Es macht keinen Sinn zu behaupten: ‚Ich bezweifle auch die Gewissheit meiner Sichtweise‘; denn auch hier gibt es eine Gewissheit, dass meine Sicht der Dinge unsicher ist. Darum wird so ein Skeptiker, wie Hume, in Bezug auf seine Position zu einem Dogmatiker. Es war der große [[Descartes]], der zu dem Schluss kam, dass die Tatsache des [[Zweifeln]]s nicht bezweifelt werden kann. Der Zweifler kann nicht bezweifeln, dass er mit einer bestimmten [[mental]]en oder körperlichen Aktivität befasst ist. Ein selbstverständliches Bewusstsein eines unteilbaren [[Selbst]]‘ ist in alle Unternehmungen, mit denen es sich befasst, eingebunden. In allen Argumenten der Skeptiker strahlt das Bewusstsein des Selbst, ohne das Skeptizismus nicht möglich wäre. Wer beobachtet die Ordnung der Gefühle und der kausalen Zusammenhänge, - es ist das Selbst. Wer assoziiert Ideen, wer zweifelt, - es ist das Selbst. Es existiert ein Bewusstsein in der [[Beobachtung]] der Ordnung der Gefühle, es existiert ein Bewusstsein der allgemeinen Beobachtung der kausalen Zusammenhänge, es gibt ein Bewusstsein des Zweifelns, es gibt ein Bewusstsein der Ideen, dass Gefühle in ihrer Natur voneinander getrennt seien, - dieses Bewusstsein ist das Selbst. Selbst die Tatsache einer Vielheit wäre ohne ein einheitliches Bewusstsein unbekannt. Diese Wahrheit ist zu klar und zu selbstverständlich, um einer Erklärung zu bedürfen. Die beharrliche Vorstellung einer Ordnung und einer Regelung, einer Gleichförmigkeit oder Gleichheit in der Natur, und selbst angenommen sie sei nur eine Vorstellung, ist genügend Verwicklung der Existenz eines unsichtbaren Selbst‘, das mit Gott auf Grund seiner Unsichtbarkeit gleichzusetzen ist. | ||
Hume sagt, ein Leben ohne den Glaube an Kausalität, Ordnung und Gleichförmigkeit der Natur wäre undenkbar. Diese klare Vorstellung von der Notwendigkeit der allgemeinen Naturgesetze für das Leben, die nicht ignoriert werden können, haben ihren Einfluss auf die Existenz eines unveränderlichen Bewusstseins oder des Selbst. Das Leben beinhaltet den Drang nach dieser gleichförmigen Natur; dieser Drang ist jenseits unserer Einflussnahme und macht das Akzeptieren eines allgemeinen und gleichförmigen Bewusstseins an Stelle des intellektuellen Gezänks eines Skeptikers erforderlich, der nichts jenseits einer Pluralität der Gefühle und Ideen akzeptiert. Der unfreiwillige Drang nach der Erkenntnis des Systems und der Eintracht im Leben und in der Natur empfiehlt die Einheit der Existenz, die direkt mit der Einheit des Bewusstseins gleichzusetzen ist. | |||
Wenn wir, wie Hume sagt, keine intuitiven Vorstellungen von einer einfachen unsichtbaren Seele hätten, dann wären wir keine lebendigen Le-bewesen. Für solch eine einheitliche Seele, würden wir nicht einmal ein Gefühl dafür haben, eine vollkommene oder integrierte Persönlichkeit zu sein. Die Persönlichkeit würde für solch ein unteilbares Bewusstsein, das die Persönlichkeit unterstützt, in Stücke zerfallen, und jedes Teil der Persönlichkeit würde in winzig kleine Krümel zerbröseln. Es gäbe nicht einmal die aufgespaltenen Teilchen einer Persönlichkeit, kurzum, es bliebe nichts als Wahnsinn, wenn man einer unteilbaren Seele die Existenz verweigerte. Ohne das Selbst gäbe es kein Bewusstsein von einer Identität von Persönlichkeiten oder hinterbliebene Individuen. Selbst die Vereinigung von Ideen wäre ohne eine unveränderliches Bewusstsein des Seins undenkbar. Hume könnte weder von herkömmlichen Ideen der Einheit noch von Beziehungen oder über ein unveränderliches Bewusstsein des Selbst spre-chen. Ohne ein permanentes Selbst, gäbe es weder Gedanken noch Ideen oder Eindrücke, es gäbe nichts. Doch Hume macht die Aussage, es gäbe ein Vertrauen an die fortgesetzte Existenz von Objekten, - kein Zweifel, bloß eine Annahme, keine Sicherheit. Doch woher kommt dieser Glaube? Wie ist die Vorstellung von einer fortgesetzten Existenz von Objekten überhaupt möglich? Wie ist dieser Glaube nur möglich? Wie kann es einen Instinkt für eine Gleichförmigkeit oder Einheit geben? Es ist für niemanden schwierig zu beobachten, dass all diese Vorstellungen, - jene Ideen, Instinkte oder der Glaube bzgl. der Kontinuität, Gleichförmigkeit und Einheit, - die überall nach der absoluten Einheit und Ordnung schreien, in einem zweifelsfreien Bewusstsein enthalten sind. Drängt dieses nicht den Gedanken nach einem ewigen Selbst auf, was nicht bezweifelt werden kann, - auch wenn es immer wieder versucht wird, - wobei es selbst das Wesen der Gleichförmigkeit und Einheit ist? Hume scheint sich darüber keine Gedanken zu machen. Und wie kann Hume seine Ablehnung eines unteilbaren Selbst‘ mit seiner Theorie über die Assoziation der Ideen bei der Beobachtung der kausalen Beziehung vereinbaren? Ohne ein bisschen einheitliches Bewusstsein und ohne eine organisierte Existenz hätte selbst Hume in seinem Verstand keine logischen und verständlichen Ideen. | |||
Die Existenz Gottes ist in unsere Gedanken einbezogen, obwohl sie sich verändern und Gott selbst als unveränderlich akzeptiert wird. Das ist richtig; doch die Existenz Gottes ist in die Verflechtung der Existenz der Gedanken einbezogen. In diesem Bewusstsein des Selbst sind umfassende Ideen der Ewigkeit, Unendlichkeit und Unveränderlichkeit einbezogen. Weiterhin ist die Vorstellung von Gott in die Vorstellung von Endlichkeit, Veränderlichkeit und Unvollkommenheit einbezogen, die uns als Individu-en und das äußere sichtbare Universum charakterisieren. Hume’s Streit darüber, dass wir unsere Analogie ‚vom Endlichen zum Unendlichen‘ sogar damit rechtfertigen wollen, unsere Sterblichkeit und unsere Verkörperung Gott zuzuschreiben, ist völlig Fehl am Platze. Sterblichkeit und Verkörperung sind nicht die wesentlichen Charakteristiken eines Individuums; ihre wesentliche Natur ist das Bewusstsein, die Unteilbarkeit und die Unveränderlichkeit, was nur Gott allein als wesentliche Natur zugeschrieben werden kann. Das Selbst kann nicht angezweifelt werden und darum auch nicht Gott. Selbst Hume könnte nicht ohne dieses Bewusstsein, was die Seele und Gott ausmacht, argumentieren. | |||
Hume widerspricht sich, wenn er fest an eine gleichförmige Natur glaubt, wobei er Wunder als eine Verletzung der Naturgesetze ansieht. Er glaubt, Wunder seien deshalb unmöglich, weil eine Einmischung in die Vorsehung der Natur unmöglich sei, denn dieses scheint für ihn der Anordnung des Universums zuwider zu laufen. Für die Vedanta sind Natur und Gott im Wesentlichen eins, und es gibt keine Wunder im Sinne von Ereig-nissen, die den Naturgesetzen zuwider laufen. Wir bezeichnen etwas als ein Wunder, wenn es das Verständnis des Menschen übersteigt. In Wirklichkeit gibt es keine Wunder. Vor unseren Augen laufen viele Dinge ab, die wir nicht verstehen, und doch geht nach den Gesetzen des Universums alles einen Gang. Gott mischt sich als Herrscher von außen nicht in den Weltenlauf ein, doch wir bezeichnen die Vorsehung auf ganz bestimmte Weise als Werk einer natürlichen Offenbarung, die in bestimmten Situationen auf Grund der ewigen göttlichen Naturgesetze notwendig sind, wobei die Natur den göttlichen Körper darstellt. | |||
Hume’s Interpretation des freien Willens beinhaltet ein fortgesetztes Selbstbewusstsein, obwohl er dieses ist seiner Theorie verneint. Er sagt, dass wir für die Folgen unsere Taten, die von innen kommen, selbst verantwortlich sind. Doch wenn wir aufrichtige Befürworter seiner Theorie sind, haben weder der ‚freie Wille‘ noch der Determinismus irgendeine Bedeutung für uns. Es kann solange keine Verantwortung für Handlungen geben, wie es kein Bewusstsein eines fortdauernden Selbst gibt, was Hume ablehnt. Er sagt, menschlicher Wille folgt bestimmten psychologischen Gesetzen, doch gemäß seiner Ausgangstheorie handelt es sich bei den untersuchten Gesetzen nur um Gewohnheiten oder Assoziationen von Ideen, und darum können diese Attribute nicht als Argumente für die Verantwortlichkeit oder den ‚freien Willen‘ des Menschen herangezogen werden. Weiterhin, wie Hume zustimmt, verliert der ‚freie Wille‘ an Bedeutung, wenn wir zustimmen, dass wir gezwungener Maßen durch unseren inneren Impuls oder Drang handeln, der für die Handlungsweise verantwortlich ist, was unvermeidlich ist, wenn wir uns nicht verändern wollen. Doch das handelnde Bewusstsein wird durch das Ergebnis eines verantwortlich freien Willens einer Handlung belastet, wobei es unerheblich ist, ob gehandelt wurde oder nicht. | |||
Immanuel Kant | |||
Immanuel Kant wurde, wie es heißt, durch Hume von seinem dogmatischen Schlummer geweckt und brachte eine kopernikanische Revolution hervor. Bei Kant beginnen die Früchte der Philosophie zu reifen, denn hier zeigt sich eine Reife und volle Entwicklung. | |||
Kant entdeckt, dass weder Empirismus noch Rationalismus vollkommen sind, obwohl beide einige Wahrheiten beinhalten. Sein Problem liegt darin, sich einerseits auf die Grundlagen der vorhergehenden Philosophien zu berufen, und andererseits seine eigene kritische Philosophie oder den transzendentalen Idealismus zu entwickeln. Kant beginnt damit, dass er sagt, dass das Wissen nicht ausschließlich durch die Sinneserfahrungen getrieben wird. Wir können unsere Wissensaufnahme nicht nur auf unsere Sinne beschränken, wie es von Locke und Hume angenommen wurde. Hume bekannte sich zu dem Fehler, dass Erfahrungen auf getrennte und bestimmte Gefühle beruhen, und kam von dieser falschen Prämisse zur falschen Schlussfolgerung, dass es im Wissen nichts Notwendiges oder Universales gäbe. Sinneserfahrungen vermitteln uns lediglich etwas Wahrscheinliches, aber nichts Bestimmtes. Wenn es ein bestimmtes, notwendiges und universales Wissen gibt, muss dieses unabhängig von der Sinneserfahrung sein. Die Notwendigkeit und die Universalität eines solchen Wissen ist wahr und steht über den Sinneserfahrungen, - es ist a priori (eine höhere Ebene). In der Mathematik gibt es beispielsweise ein Wissen, das notwendig und universal ist; dieses Wissen ist durch die Sinneserfahrung unberührt. Nichts in der Welt kann das Ergebnis von sieben plus fünf (gleich 12) verändern, und Erfahrungen haben die Prinzipien der Geometrie niemals verfälscht. Dieses ist ein Beispiel für ein Wissen unabhängig von Gefühlen. An dieser Stelle ist Kant ein Dogmatiker, ohne danach zu fragen, ob künstliche Bewertungen a priori möglich sind. Er setzt, was ihn selbst betrifft, solches Wissen bei seiner Bewertung (Kategorie) a priori als möglich voraus. Er ist davon beseelt, die Anatomie zu beschreiben und die Funktionsweise zu veranschaulichen, und zieht im Gegensatz zu Hume in Betracht, ein notwendiges und universales Wissen zu verweigern, könnte bedeuten, einen Skandal heraufzubeschwören. | |||
Von wo bekommen wir nun solch notwendiges und universales Wissen? Sicherlich nicht von den Sinneserfahrungen; denn diese sind von den Sinneserfahrungen unberührt. Für Kant ist jedes Wissen (Wissensebene) eine Art von Kategorie. Absolutes Wissen ist eine notwendige und universale Kategorie. Gefühle tragen nicht das Notwendige oder Universale in sich. Und doch muss das absolute Wissen im Verstehen oder in der Zusammensetzung des Geistes enthalten sein. Es muss das notwendige und fundamentale Gesetz sein, das die Funktionsweise des Geistes bestimmt. Der Geist ist keine leere Scheibe, wie Locke behauptet, kein passiver Empfänger der Eindrücke, sondern ein aktiv handelndes Werkzeug, dass die Sinneswahrnehmungen modifiziert, sie methodisch nach dem Begriff in die richtige Schublade ablegt und entsprechend seinem Inhalt reorganisiert. Auf diese Weise besteht unser Wissen aus den Materialien unserer Sinneswahrnehmungen, sowie durch die Einheit und Ordnung unseres Geistes oder durch unser Verständnis. Ohne Gefühle oder Wahrnehmungen hätten wir kein Wissen; ohne unser Denken und Verstehen wäre das Wissen verständnislos. Kant drückt es folgendermaßen aus: Wie ist eine künstliche Bewertung (Kategorisieren) a priori in der Mathematik, Physik und Metaphysik möglich? Seine ganze ‚kritische Philosophie‘ dient der Antwort auf diese Frage. | |||
Kant fand heraus, dass Gefühle in sich selbst subjektiv sind und in einen Bezug von Raum Zeit gesetzt werden müssen, um hinsichtlich des Wissens, eine Objektivität zu erwerben. Gefühle erzeugen Materie, und bilden in Raum und Zeit die Form aus. In unserem Wissensprozess werden zunächst die Gefühle mit Hilfe der Wahrnehmungskategorien von Raum und Zeit organisiert, und weiterhin werden diese Wahrnehmungen mit Hilfe der Begriffskategorien organisiert; es gibt 12 reine Bewertungskategorien. Gefühle allein können kein Wissen erzeugen; sie müssen über ein Objekt in Raum und Zeit angeordnet werden, und dann kann man erst von einer Wahrnehmung eines Objektes sprechen. Ohne die Hilfe von Raum und Zeit kann es keine Wahrnehmung geben, denn Gefühle allein vermitteln kein Wissen über ein Objekt. Raum und Zeit sind (a priori) die höher stehenden Hilfsmittel der Wahrnehmung und können aus sich selbst heraus zu Inhalten reiner Wahrnehmung unabhängig von Objekten werden. Sie sind (a priori) höher gestellt, denn sie sind die notwendige Voraussetzung für die Umsetzung von Gefühlen in Wahrnehmungen. Und so wie die Gesetze der Mathematik sind auch die Gesetze von Raum und Zeit; es sind höherstehende (a priori) Gesetze. | |||
Gemäß den Empirikern sind Wahrnehmungen das Ergebnis spontan zusammengewürfelter Gefühle; doch laut Kant geschieht dies durch eine Ursache, die sich im Geist selbst finden lässt, nämlich der Sensibilität des Verstehens. Kant schüttelt die Sichtweise von Locke und Hume ab und folgert, dass das Verstehen eine bedeutende Rolle bei der Bildung der Wahrnehmung spielt. Und doch können bestimmte und getrennte Wahrnehmungen uns kein wirkliches Wissen vermitteln. Wenn die Umbildung der Gefühle als Wahrnehmung durch die wahrnehmbaren Kategorien in Raum und Zeit stattgefunden haben, werden die Wahrnehmungen durch das Verstehen in Kategorien in Gedanken transformiert. Und da die Gefühle mit Hilfe von Raum und Zeit a priori in den wahrgenommenen Objekten gebündelt, angeordnet und vereint sind, sind die Wahrnehmungen mit Hilfe der gedanklichen Kategorien in Quantität, Qualität, Beziehung und Modalität miteinander verbunden, aufeinander bezogen und organisiert. Die Wahrnehmungen sind in die Formen dieser Kategorien gegossen und in die Gedanken und Bewertungen transformiert. Dieses wird durch die Gegenwart eines vereinheitlichenden Bewusstseins oder der synthetischen Einheit des Erfassens in uns möglich. Die Funktion ebenso wie das Wesen des Verstehens ist diese Organisation der Gefühle und der Wahrnehmung. Die Verbindung zwischen Wahrnehmungen und Gedanken ist jene Zeitformation, die Kant als ‚transzendentales Schema‘ bezeichnet. Diese Anordnung, diese Einheit in den Gefühlen und Wahrnehmungen entsteht durch die Gesetze, die im Verstehen oder im Geist und nicht in den Gefühlen selbst enthalten sind, wie Locke und Hume dachten. Im Geist befindet sich eine außerordentliche Fähigkeit zur Organisation. Und diese Fähigkeit ist eine a priori unabhängige Sinneserfahrung. Kant erkennt, dass die Dinge selbst keine organisierenden Wissensträger sind, denn wir bestätigen ihre Existenz nur durch die Folgerung aus den verstreuten Gefühlen, die wir von außen empfangen. Die Fähigkeit zur Anordnung und Vereinigung muss durch den Geist oder das Verstehen hinzugefügt werden. Die Unterschiede des Wissens, die bei den Menschen beobachtet werden können, beweisen, dass die Ordnung durch die Gesetze des Geistes in die Gefühle hineingebracht wurde und nicht ursprünglich in den Gefühlen vorhanden waren, was eine aktive Beurteilung oder eine Gesetzgebung beweist und nicht auf ein passives Wachstum der von außen aufgenommenen Eindrücke hindeutet. Die Gesetze und die angeordnete Einheit der Welt sind darum die Gesetze und die angeordnete Einheit der Kategorien des Geistes. Was wir als Dinge bezeichnen sind nicht die Dinge-in-sich-selbst, sondern sind allein Kategorien des Geistes, die als Objekte in Raum und Zeit projiziert wurden. Mit anderen Worten, wir sehen in Dingen nur die notwendigen und die universalen Gesetze unseres Geistes. Es sind die notwendigen und universalen Gesetze des Geistes, die sich selbst in den Objekten der Welt erkennen. Kant rettet so die Welt der Physik, so wie er die Welt der Mathematik gerettet hat. | |||
Der Vorwurf der Kant immer wieder gemacht wird, er unterrichte naiven Subjektivismus, ist nicht gerechtfertigt. Er sagt nicht, dass irgendein bestimmter Geist seine eigenen Gesetze der Natur vorschreiben könnte, sondern er spricht von einem notwendigen und universalen Wissen, dass für die Geistorgane aller Menschen gleichermaßen gilt, obwohl es durch die Kategorien des Geistes oder durch die wahrgenommenen Dinge beschränkt sei. Doch er macht die Gesetzmäßigkeit der Dinge zu den Gesetzen der menschlichen Geistorgane, obwohl sie für alle Geistorgane gelten. Er sagt, die Kategorien unserer Wahrnehmungen und Gedanken kontrollieren das ganze Wissen, und darüber hinaus ist nichts bekannt. Er vermutet, dass die Gefühle durch bestimmte Dinge aktiviert würden, wobei diese Dinge niemals Teil unseres Wissen werden könnten, denn unser Wissen sei auf die Kategorien begrenzt. Kant stimmt gedanklich mit Locke darin überein, dass wir solche Dinge nicht kennen könnten, die als Ursache von Gefühlen gelten. Kant liegt hier gemäß der Vedanta nicht richtig, wenn er annimmt, dass die logischen Kategorien des menschlichen Geistes das Wissen nur so verändert oder beeinflusst werden könnten, dass wir nur die logischen Kategorien kennen, und dass das, was wir als die physischen Objekte bezeichnen, lediglich Projektionen dieser Kategorien menschlicher Gedanken sind. Die Vedanta hält daran fest, dass die physische Welt eine Offenbarung von Ishvara ist, und dass die Objekte unabhängig von menschlichen Gedanken und deren logischen Gesetzen existieren, obwohl der menschliche Geist viel bei der Bewertung der Objekte durch seine eigenen Wunschvorstellungen, Gefühle und Emotionen beiträgt. Es mag richtig sein, dass bestimmte Wünsche, Gefühle und Emotionen auf alle Menschen zutreffen; doch diese allgemein verbreiteten, bestimmten psychologischen Einflussfaktoren können nicht so gewertet werden, dass sie die Existenz der physischen Objekte berühren können. Logik ist nicht dasselbe wie Metaphysik, wenn wir unter Logik ausschließlich die Gesetze des menschlichen Denkens und der Beweisführung verstehen. Das menschliche Denken ist im Sinne der kosmischen Existenz kein Teil der Wirklichkeit. Nur der Geist oder Wille von Ishvara oder Gott haben diese Wirklichkeit, und nur die Logik dieses absoluten Geistes kann mit den Gesetzen der Metaphysik der Wirklichkeit identisch sein. Und es ist auch nur dieser kosmische Geist, der die Natur der Objekte des Wissens durch die Kategorien oder Gesetze in ihren Inhalten verändern kann. Für die Vedanta ist die Welt aus Sicht des Ishvara-Gedankens vollkommen, doch nicht im Sinne eines oder aller Menschen. Noch einmal: Raum und Zeit und die physikalischen und äußerlichen Objekte des Universums können aus Sicht von Ishvara nicht als Wirklichkeiten betrachtet werden, denn ER ist spirituelles Sein, und darum müssen seine Erscheinungsformen als die notwendigen Gegenstücke zu den Vorstellungen unserer individuellen Existenz verstanden werden. Die physische Welt existiert unabhängig vom menschlichen Denken oder Willen, doch sie wird vom menschlichen Denken und Willen abhängig, wenn der menschliche Geist sich über sich selbst erhebt und mit dem Ishvara-Geist identifiziert. So scheint es sich mit der physikalischen Welt zu verhalten und sie muss so lange als unabhängig vom menschlichen Geist akzeptiert werden, wie der individuelle Mensch existiert, ausgenommen der menschliche Geist ist im kosmischen Geist transzendiert. Noch einmal: die Existenz der Welt, die unabhängig vom menschlichen Geist ist, und die Existenz eines kosmischen Geistes, für die sie eine Offenbarung ist, und deren Naturgesetze sie bestimmt, müssen als notwendige Voraussetzungen akzeptiert werden, um eine logische und zufrieden stellende Erklärung für unsere weltlichen Erfahrungen zu bieten. Sie sind verwandt, denn sie sind nur in Relation zum Individuum gültig, so lange wie dieses Individuum überlebt. Die Welt ist relativ, weil sie von den Kategorien von Raum, Zeit und Ursache abhängt, die nur in Beziehung der Individualität gültig sind, und sie sind so lange wirklicher als die Gedanken oder Vorstellungen des Einzelnen wie das Individuum existiert, doch das von dem kosmischen Geist abhängt und durch dessen Gesetze kontrolliert wird. Kurz gesagt: So lange wie Individuen existieren, die so wirklich sind wie sie sind, und so lange es eine physische Welt gibt, die so wirklich wie alle Individuen sind, so lange hängen sie von ihren Gedanken, Gesetzen oder ihrem Denken ab; so lange wie dieser Zustand anhält, so lange muss die Existenz eines kosmischen Geistes oder Glaubens an Gott akzeptiert werden, der der Urheber der physischen Welt und all der in ihr lebenden Individuen ist, und der vollkommen die Naturgesetze der Welt bestimmt, d.h., diese Unabhängigkeit der physischen Welt über die Individuen und die Gedanken, und diese Existenz des kosmischen Geistes oder des Gedankens Gottes ist notwendig und eine unvermeidbare Tatsache, die in die individuellen Erfahrungen einbezogen ist. Doch wenn der individuelle Geist in den Zustand des kosmischen Geistes erhoben ist, existiert weder das Individuum noch die Welt; dort existiert nur die Absolut-Erfahrung. Letztendlich offenbart die Welt ihr spirituelles Sein. Dieses erklärt in welcher Weise die Welt unabhängig oder welche außergewöhnliche Wirklichkeit sie hat, in welcher Weise sie gedanklich oder rein vom Geist abhängt, in welcher Beziehung sie zur Wechselwirkung von Subjekt und Objekt steht und in welcher Weise sie nicht existiert. Hier sehen wir die Herrlichkeit der Vedanta. | |||
Kant erkannte, obwohl die Mathematik und die Physik mit dem universalen Gedanken im Einklang und für jeden Geist notwendig und gültig sind, dass sie aber wundersamer Weise begrenzt und darum relativ sind. Die Welt der Sinneserfahrungen ist eine Welt der Erscheinungen, sie besteht nicht aus Dingen in sich selbst, denn diese wären unbekannt, obwohl sie bei allen Phänomenen im Hintergrund vorhanden sind. Einige Interpreter Kant‘s sehen ‚seine Dinge-in-sich- selbst‘ als dogmatisch an, denn wenn, wie Kant sagt, diese Dinge-in-sich- selbst überhaupt nicht bekannt sein können, wie kann man auf ihre Existenz beharren? Sie glauben, dass die Existenz der Dinge-in-sich-selbst eine unberechtigte Annahme sind, die gegen Kant’s Theorie steht, dass alles Bekannte nicht mehr als Erscheinungen sind. Selbst die Dinge-in-sich- selbst müssen auf die Kategorien des Geistes beschränkt werden, denn der Geist behauptet seine Existenz. Andere versuchen Kant vor den Angriffen zu schützen, indem sie an seinem Konzept, dass die unbekannten Dinge-in- sich-selbst keine Wirklichkeiten sind, fest halten. Doch ist es nur ein begrenztes Konzept, bei dem Kant keinen Einspruch erhebt, diese in das Phänomen einzuschließen. Das Ziel dieses Konzeptes ist lediglich, auf die Beschränkungen des möglichen Wissens oder die Beschränkungen der Erfahrungen hinzuweisen. Doch die Vedanta geht in seiner Darstellung über Kant und auch über seine Kritiker hinaus und schlägt ihm vor, dass die Dinge-in-sich-selbst nicht nur Voraussetzungen oder Annahmen sind, weder Phänomene endlicher Kategorien noch begrenzende Konzepte, sondern etwas nahe Stehendes einer übermentalen Wirklichkeit, was Kant postuliert, selbst ohne sein eigenes Wissen, durch Schatten einer übernatürlichen Intuition, wobei er fälschlicherweise analog zu den physikalischen Objekten von einer Vielzahl von Dingen in sich selbst ausgeht. In Wirklichkeit gibt es nur ein Ding in sich selbst, das Ewige Spirituelle Sein, und nicht viele. Manchmal deutet Kant darauf hin, dass die Dinge-in-sich-selbst materielle Objekte sind, obwohl uns ihre genaue Natur nicht bekannt ist, was ein Fehler in Lockes Theorie der Begriffe wäre. Wie kann man behaupten, dass Objekte materiell sind, wenn sie nicht bekannt sind? Kant wäre nicht logisch, hätte er nicht die Dinge-in-sich-selbst als ein spirituelles unsichtbares Wesen hinzugefügt. | |||
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Version vom 4. Juli 2022, 07:02 Uhr
Studien über vergleichbare Philosophie - David Hume
David Hume
In Hume sehen wir die absolute logische Konsequenz, die die empirische Theorie des Wissen mit sich bringt. Das Ergebnis ist Skeptizismus. Wir verfügen über kein selbstverständliches Wissen. Unser Wissen ist auf Eindrücke und Ideen beschränkt, und so ist es uns unmöglich, weder die Existenz materieller Objekte noch spiritueller Einheiten zu erklären. Unsere Vorstellungen von Kausalität, wobei ein bestimmtes Ergebnis notwendigerweise eine bestimmte Ursache vorausgehen muss, ist das Ergebnis unserer Assoziation von Ideen, eine allgemeine Beobachtung bestimmter Phänomene, die eine Beziehung zueinander zu haben scheinen. Diese scheinbaren Beziehungen beinhalten weder irgendeinen Drang noch Universalität. Gefühle oder Eindrücke sind voneinander getrennt und tragen darum in sich weder etwas Universales noch einen Drang. Wir sind nur offen für eine Wahrscheinlichkeit, aber nicht für etwas Bestimmtes. Bestimmte Ursachen müssen nicht unbedingt bestimmte Folgen haben. Kausalität beruht lediglich auf Instinkte oder Glaube. Wir wissen nichts von einer gleichförmig, regelmäßig oder mit Sicherheit wirkenden Natur. Alles wird bezweifelt.
Wir sind auf Wahrnehmungen und Vorstellungen beschränkt. Wenn die Vorstellung von Kausalität unbegründet ist, wie können wir dann sicher sein, dass unsere Wahrnehmungen durch äußere Objekte hervorgerufen werden? Obwohl wir es gewohnt sind, kausale Beziehungen unter unseren Ideen und Wahrnehmungen zu beobachten, sehen wir keinen Grund für die Annahme von einer Beziehung zwischen den Wahrnehmungen und den Objekten. Was sind Dinge, wenn sie ihrer Primär- und Sekundäreigenschaften beraubt sind? Sie sind nichts. Die einzigen uns bekannten Objekte sind Ideen und Eindrücke. Wir haben kein Recht, nur auf Grund von Ideen oder Eindrücken, an die Existenz der Objekte oder die Seele oder an Gott zu glauben. Woher kommt die Sicherheit in der Kausalität, die nur eine Kreatur der Gewohnheit ist? Wir müssen uns auf unsere Welt der Eindrücke und Ideen beschränken und dürfen nicht darüber hinaus gehen. Selbst über die wahre Natur der empirischen Welt können wir nichts sagen. Wir kennen nur unsere Ideen, die in sich weder drangvoll noch universal sind.
Für Hume gibt es keine Metaphysik der Wirklichkeit. Er sagt, dass wir überhaupt keine Kenntnis von irgendetwas im Inneren haben können, weder von der Welt, der Seele noch von Gott. Wir können darum weder eine rationale Kosmologie, eine rationale Psychologie noch eine rationale Theologie haben. Wir haben keine Kenntnis von einer Welt sich nicht verändernder Dinge oder Substanzen. Hume verneint die Existenz einer permanenten Seele dadurch, in dem er sagt, wir würden keine Kenntnis von einer Seele von unstofflicher Substanz haben. Wir hätten tatsächlich überhaupt keine Kenntnis von innerlichen oder äußerlichen Substanzen. Wir kennen lediglich vorübergehende unabhängige Ideen. Wenn wir versuchten, eine unveränderliche Seele zu erfassen, dann würden wir nur Ideen, Wahrnehmungen, ein Bündel von Gedanken, ein bloßes Fließen und nichts Einfaches und Unsichtbares aufnehmen. Wir wüssten nicht, ob Gott existiert, denn wir hätten keinen Grund zu der Annahme, dass das Universum einen Ursprung hätte. Wir könnten von unserem Geist nicht auf die Existenz Gottes folgern, denn unsere Denkorgane veränderten sich ständig und könnten darum kein Beweis für eine Existenz Gottes sein, der unveränderlich und ewig ist.
Es muss angemerkt werden, dass, obwohl Hume alles bezweifelt und glaubt, dass alles, was wir wissen, von zweifelhafter Natur ist, er aber keine Zweifel bezüglich des Wahrheitsgehaltes seiner eigenen Theorien hegt. Eine logische Skepsis wird nicht dadurch überzeugender, wenn er, was auch immer als Wahrheit betrachtet, irgendeine Überzeugungskraft in sich hat. Doch ist es offensichtlich, dass die Aufgabe der eigenen Position in ein tiefes Chaos der Gedanken enden würde. Es macht keinen Sinn zu behaupten: ‚Ich bezweifle auch die Gewissheit meiner Sichtweise‘; denn auch hier gibt es eine Gewissheit, dass meine Sicht der Dinge unsicher ist. Darum wird so ein Skeptiker, wie Hume, in Bezug auf seine Position zu einem Dogmatiker. Es war der große Descartes, der zu dem Schluss kam, dass die Tatsache des Zweifelns nicht bezweifelt werden kann. Der Zweifler kann nicht bezweifeln, dass er mit einer bestimmten mentalen oder körperlichen Aktivität befasst ist. Ein selbstverständliches Bewusstsein eines unteilbaren Selbst‘ ist in alle Unternehmungen, mit denen es sich befasst, eingebunden. In allen Argumenten der Skeptiker strahlt das Bewusstsein des Selbst, ohne das Skeptizismus nicht möglich wäre. Wer beobachtet die Ordnung der Gefühle und der kausalen Zusammenhänge, - es ist das Selbst. Wer assoziiert Ideen, wer zweifelt, - es ist das Selbst. Es existiert ein Bewusstsein in der Beobachtung der Ordnung der Gefühle, es existiert ein Bewusstsein der allgemeinen Beobachtung der kausalen Zusammenhänge, es gibt ein Bewusstsein des Zweifelns, es gibt ein Bewusstsein der Ideen, dass Gefühle in ihrer Natur voneinander getrennt seien, - dieses Bewusstsein ist das Selbst. Selbst die Tatsache einer Vielheit wäre ohne ein einheitliches Bewusstsein unbekannt. Diese Wahrheit ist zu klar und zu selbstverständlich, um einer Erklärung zu bedürfen. Die beharrliche Vorstellung einer Ordnung und einer Regelung, einer Gleichförmigkeit oder Gleichheit in der Natur, und selbst angenommen sie sei nur eine Vorstellung, ist genügend Verwicklung der Existenz eines unsichtbaren Selbst‘, das mit Gott auf Grund seiner Unsichtbarkeit gleichzusetzen ist.
Hume sagt, ein Leben ohne den Glaube an Kausalität, Ordnung und Gleichförmigkeit der Natur wäre undenkbar. Diese klare Vorstellung von der Notwendigkeit der allgemeinen Naturgesetze für das Leben, die nicht ignoriert werden können, haben ihren Einfluss auf die Existenz eines unveränderlichen Bewusstseins oder des Selbst. Das Leben beinhaltet den Drang nach dieser gleichförmigen Natur; dieser Drang ist jenseits unserer Einflussnahme und macht das Akzeptieren eines allgemeinen und gleichförmigen Bewusstseins an Stelle des intellektuellen Gezänks eines Skeptikers erforderlich, der nichts jenseits einer Pluralität der Gefühle und Ideen akzeptiert. Der unfreiwillige Drang nach der Erkenntnis des Systems und der Eintracht im Leben und in der Natur empfiehlt die Einheit der Existenz, die direkt mit der Einheit des Bewusstseins gleichzusetzen ist.
Wenn wir, wie Hume sagt, keine intuitiven Vorstellungen von einer einfachen unsichtbaren Seele hätten, dann wären wir keine lebendigen Le-bewesen. Für solch eine einheitliche Seele, würden wir nicht einmal ein Gefühl dafür haben, eine vollkommene oder integrierte Persönlichkeit zu sein. Die Persönlichkeit würde für solch ein unteilbares Bewusstsein, das die Persönlichkeit unterstützt, in Stücke zerfallen, und jedes Teil der Persönlichkeit würde in winzig kleine Krümel zerbröseln. Es gäbe nicht einmal die aufgespaltenen Teilchen einer Persönlichkeit, kurzum, es bliebe nichts als Wahnsinn, wenn man einer unteilbaren Seele die Existenz verweigerte. Ohne das Selbst gäbe es kein Bewusstsein von einer Identität von Persönlichkeiten oder hinterbliebene Individuen. Selbst die Vereinigung von Ideen wäre ohne eine unveränderliches Bewusstsein des Seins undenkbar. Hume könnte weder von herkömmlichen Ideen der Einheit noch von Beziehungen oder über ein unveränderliches Bewusstsein des Selbst spre-chen. Ohne ein permanentes Selbst, gäbe es weder Gedanken noch Ideen oder Eindrücke, es gäbe nichts. Doch Hume macht die Aussage, es gäbe ein Vertrauen an die fortgesetzte Existenz von Objekten, - kein Zweifel, bloß eine Annahme, keine Sicherheit. Doch woher kommt dieser Glaube? Wie ist die Vorstellung von einer fortgesetzten Existenz von Objekten überhaupt möglich? Wie ist dieser Glaube nur möglich? Wie kann es einen Instinkt für eine Gleichförmigkeit oder Einheit geben? Es ist für niemanden schwierig zu beobachten, dass all diese Vorstellungen, - jene Ideen, Instinkte oder der Glaube bzgl. der Kontinuität, Gleichförmigkeit und Einheit, - die überall nach der absoluten Einheit und Ordnung schreien, in einem zweifelsfreien Bewusstsein enthalten sind. Drängt dieses nicht den Gedanken nach einem ewigen Selbst auf, was nicht bezweifelt werden kann, - auch wenn es immer wieder versucht wird, - wobei es selbst das Wesen der Gleichförmigkeit und Einheit ist? Hume scheint sich darüber keine Gedanken zu machen. Und wie kann Hume seine Ablehnung eines unteilbaren Selbst‘ mit seiner Theorie über die Assoziation der Ideen bei der Beobachtung der kausalen Beziehung vereinbaren? Ohne ein bisschen einheitliches Bewusstsein und ohne eine organisierte Existenz hätte selbst Hume in seinem Verstand keine logischen und verständlichen Ideen.
Die Existenz Gottes ist in unsere Gedanken einbezogen, obwohl sie sich verändern und Gott selbst als unveränderlich akzeptiert wird. Das ist richtig; doch die Existenz Gottes ist in die Verflechtung der Existenz der Gedanken einbezogen. In diesem Bewusstsein des Selbst sind umfassende Ideen der Ewigkeit, Unendlichkeit und Unveränderlichkeit einbezogen. Weiterhin ist die Vorstellung von Gott in die Vorstellung von Endlichkeit, Veränderlichkeit und Unvollkommenheit einbezogen, die uns als Individu-en und das äußere sichtbare Universum charakterisieren. Hume’s Streit darüber, dass wir unsere Analogie ‚vom Endlichen zum Unendlichen‘ sogar damit rechtfertigen wollen, unsere Sterblichkeit und unsere Verkörperung Gott zuzuschreiben, ist völlig Fehl am Platze. Sterblichkeit und Verkörperung sind nicht die wesentlichen Charakteristiken eines Individuums; ihre wesentliche Natur ist das Bewusstsein, die Unteilbarkeit und die Unveränderlichkeit, was nur Gott allein als wesentliche Natur zugeschrieben werden kann. Das Selbst kann nicht angezweifelt werden und darum auch nicht Gott. Selbst Hume könnte nicht ohne dieses Bewusstsein, was die Seele und Gott ausmacht, argumentieren.
Hume widerspricht sich, wenn er fest an eine gleichförmige Natur glaubt, wobei er Wunder als eine Verletzung der Naturgesetze ansieht. Er glaubt, Wunder seien deshalb unmöglich, weil eine Einmischung in die Vorsehung der Natur unmöglich sei, denn dieses scheint für ihn der Anordnung des Universums zuwider zu laufen. Für die Vedanta sind Natur und Gott im Wesentlichen eins, und es gibt keine Wunder im Sinne von Ereig-nissen, die den Naturgesetzen zuwider laufen. Wir bezeichnen etwas als ein Wunder, wenn es das Verständnis des Menschen übersteigt. In Wirklichkeit gibt es keine Wunder. Vor unseren Augen laufen viele Dinge ab, die wir nicht verstehen, und doch geht nach den Gesetzen des Universums alles einen Gang. Gott mischt sich als Herrscher von außen nicht in den Weltenlauf ein, doch wir bezeichnen die Vorsehung auf ganz bestimmte Weise als Werk einer natürlichen Offenbarung, die in bestimmten Situationen auf Grund der ewigen göttlichen Naturgesetze notwendig sind, wobei die Natur den göttlichen Körper darstellt.
Hume’s Interpretation des freien Willens beinhaltet ein fortgesetztes Selbstbewusstsein, obwohl er dieses ist seiner Theorie verneint. Er sagt, dass wir für die Folgen unsere Taten, die von innen kommen, selbst verantwortlich sind. Doch wenn wir aufrichtige Befürworter seiner Theorie sind, haben weder der ‚freie Wille‘ noch der Determinismus irgendeine Bedeutung für uns. Es kann solange keine Verantwortung für Handlungen geben, wie es kein Bewusstsein eines fortdauernden Selbst gibt, was Hume ablehnt. Er sagt, menschlicher Wille folgt bestimmten psychologischen Gesetzen, doch gemäß seiner Ausgangstheorie handelt es sich bei den untersuchten Gesetzen nur um Gewohnheiten oder Assoziationen von Ideen, und darum können diese Attribute nicht als Argumente für die Verantwortlichkeit oder den ‚freien Willen‘ des Menschen herangezogen werden. Weiterhin, wie Hume zustimmt, verliert der ‚freie Wille‘ an Bedeutung, wenn wir zustimmen, dass wir gezwungener Maßen durch unseren inneren Impuls oder Drang handeln, der für die Handlungsweise verantwortlich ist, was unvermeidlich ist, wenn wir uns nicht verändern wollen. Doch das handelnde Bewusstsein wird durch das Ergebnis eines verantwortlich freien Willens einer Handlung belastet, wobei es unerheblich ist, ob gehandelt wurde oder nicht.
Immanuel Kant
Immanuel Kant wurde, wie es heißt, durch Hume von seinem dogmatischen Schlummer geweckt und brachte eine kopernikanische Revolution hervor. Bei Kant beginnen die Früchte der Philosophie zu reifen, denn hier zeigt sich eine Reife und volle Entwicklung.
Kant entdeckt, dass weder Empirismus noch Rationalismus vollkommen sind, obwohl beide einige Wahrheiten beinhalten. Sein Problem liegt darin, sich einerseits auf die Grundlagen der vorhergehenden Philosophien zu berufen, und andererseits seine eigene kritische Philosophie oder den transzendentalen Idealismus zu entwickeln. Kant beginnt damit, dass er sagt, dass das Wissen nicht ausschließlich durch die Sinneserfahrungen getrieben wird. Wir können unsere Wissensaufnahme nicht nur auf unsere Sinne beschränken, wie es von Locke und Hume angenommen wurde. Hume bekannte sich zu dem Fehler, dass Erfahrungen auf getrennte und bestimmte Gefühle beruhen, und kam von dieser falschen Prämisse zur falschen Schlussfolgerung, dass es im Wissen nichts Notwendiges oder Universales gäbe. Sinneserfahrungen vermitteln uns lediglich etwas Wahrscheinliches, aber nichts Bestimmtes. Wenn es ein bestimmtes, notwendiges und universales Wissen gibt, muss dieses unabhängig von der Sinneserfahrung sein. Die Notwendigkeit und die Universalität eines solchen Wissen ist wahr und steht über den Sinneserfahrungen, - es ist a priori (eine höhere Ebene). In der Mathematik gibt es beispielsweise ein Wissen, das notwendig und universal ist; dieses Wissen ist durch die Sinneserfahrung unberührt. Nichts in der Welt kann das Ergebnis von sieben plus fünf (gleich 12) verändern, und Erfahrungen haben die Prinzipien der Geometrie niemals verfälscht. Dieses ist ein Beispiel für ein Wissen unabhängig von Gefühlen. An dieser Stelle ist Kant ein Dogmatiker, ohne danach zu fragen, ob künstliche Bewertungen a priori möglich sind. Er setzt, was ihn selbst betrifft, solches Wissen bei seiner Bewertung (Kategorie) a priori als möglich voraus. Er ist davon beseelt, die Anatomie zu beschreiben und die Funktionsweise zu veranschaulichen, und zieht im Gegensatz zu Hume in Betracht, ein notwendiges und universales Wissen zu verweigern, könnte bedeuten, einen Skandal heraufzubeschwören.
Von wo bekommen wir nun solch notwendiges und universales Wissen? Sicherlich nicht von den Sinneserfahrungen; denn diese sind von den Sinneserfahrungen unberührt. Für Kant ist jedes Wissen (Wissensebene) eine Art von Kategorie. Absolutes Wissen ist eine notwendige und universale Kategorie. Gefühle tragen nicht das Notwendige oder Universale in sich. Und doch muss das absolute Wissen im Verstehen oder in der Zusammensetzung des Geistes enthalten sein. Es muss das notwendige und fundamentale Gesetz sein, das die Funktionsweise des Geistes bestimmt. Der Geist ist keine leere Scheibe, wie Locke behauptet, kein passiver Empfänger der Eindrücke, sondern ein aktiv handelndes Werkzeug, dass die Sinneswahrnehmungen modifiziert, sie methodisch nach dem Begriff in die richtige Schublade ablegt und entsprechend seinem Inhalt reorganisiert. Auf diese Weise besteht unser Wissen aus den Materialien unserer Sinneswahrnehmungen, sowie durch die Einheit und Ordnung unseres Geistes oder durch unser Verständnis. Ohne Gefühle oder Wahrnehmungen hätten wir kein Wissen; ohne unser Denken und Verstehen wäre das Wissen verständnislos. Kant drückt es folgendermaßen aus: Wie ist eine künstliche Bewertung (Kategorisieren) a priori in der Mathematik, Physik und Metaphysik möglich? Seine ganze ‚kritische Philosophie‘ dient der Antwort auf diese Frage.
Kant fand heraus, dass Gefühle in sich selbst subjektiv sind und in einen Bezug von Raum Zeit gesetzt werden müssen, um hinsichtlich des Wissens, eine Objektivität zu erwerben. Gefühle erzeugen Materie, und bilden in Raum und Zeit die Form aus. In unserem Wissensprozess werden zunächst die Gefühle mit Hilfe der Wahrnehmungskategorien von Raum und Zeit organisiert, und weiterhin werden diese Wahrnehmungen mit Hilfe der Begriffskategorien organisiert; es gibt 12 reine Bewertungskategorien. Gefühle allein können kein Wissen erzeugen; sie müssen über ein Objekt in Raum und Zeit angeordnet werden, und dann kann man erst von einer Wahrnehmung eines Objektes sprechen. Ohne die Hilfe von Raum und Zeit kann es keine Wahrnehmung geben, denn Gefühle allein vermitteln kein Wissen über ein Objekt. Raum und Zeit sind (a priori) die höher stehenden Hilfsmittel der Wahrnehmung und können aus sich selbst heraus zu Inhalten reiner Wahrnehmung unabhängig von Objekten werden. Sie sind (a priori) höher gestellt, denn sie sind die notwendige Voraussetzung für die Umsetzung von Gefühlen in Wahrnehmungen. Und so wie die Gesetze der Mathematik sind auch die Gesetze von Raum und Zeit; es sind höherstehende (a priori) Gesetze.
Gemäß den Empirikern sind Wahrnehmungen das Ergebnis spontan zusammengewürfelter Gefühle; doch laut Kant geschieht dies durch eine Ursache, die sich im Geist selbst finden lässt, nämlich der Sensibilität des Verstehens. Kant schüttelt die Sichtweise von Locke und Hume ab und folgert, dass das Verstehen eine bedeutende Rolle bei der Bildung der Wahrnehmung spielt. Und doch können bestimmte und getrennte Wahrnehmungen uns kein wirkliches Wissen vermitteln. Wenn die Umbildung der Gefühle als Wahrnehmung durch die wahrnehmbaren Kategorien in Raum und Zeit stattgefunden haben, werden die Wahrnehmungen durch das Verstehen in Kategorien in Gedanken transformiert. Und da die Gefühle mit Hilfe von Raum und Zeit a priori in den wahrgenommenen Objekten gebündelt, angeordnet und vereint sind, sind die Wahrnehmungen mit Hilfe der gedanklichen Kategorien in Quantität, Qualität, Beziehung und Modalität miteinander verbunden, aufeinander bezogen und organisiert. Die Wahrnehmungen sind in die Formen dieser Kategorien gegossen und in die Gedanken und Bewertungen transformiert. Dieses wird durch die Gegenwart eines vereinheitlichenden Bewusstseins oder der synthetischen Einheit des Erfassens in uns möglich. Die Funktion ebenso wie das Wesen des Verstehens ist diese Organisation der Gefühle und der Wahrnehmung. Die Verbindung zwischen Wahrnehmungen und Gedanken ist jene Zeitformation, die Kant als ‚transzendentales Schema‘ bezeichnet. Diese Anordnung, diese Einheit in den Gefühlen und Wahrnehmungen entsteht durch die Gesetze, die im Verstehen oder im Geist und nicht in den Gefühlen selbst enthalten sind, wie Locke und Hume dachten. Im Geist befindet sich eine außerordentliche Fähigkeit zur Organisation. Und diese Fähigkeit ist eine a priori unabhängige Sinneserfahrung. Kant erkennt, dass die Dinge selbst keine organisierenden Wissensträger sind, denn wir bestätigen ihre Existenz nur durch die Folgerung aus den verstreuten Gefühlen, die wir von außen empfangen. Die Fähigkeit zur Anordnung und Vereinigung muss durch den Geist oder das Verstehen hinzugefügt werden. Die Unterschiede des Wissens, die bei den Menschen beobachtet werden können, beweisen, dass die Ordnung durch die Gesetze des Geistes in die Gefühle hineingebracht wurde und nicht ursprünglich in den Gefühlen vorhanden waren, was eine aktive Beurteilung oder eine Gesetzgebung beweist und nicht auf ein passives Wachstum der von außen aufgenommenen Eindrücke hindeutet. Die Gesetze und die angeordnete Einheit der Welt sind darum die Gesetze und die angeordnete Einheit der Kategorien des Geistes. Was wir als Dinge bezeichnen sind nicht die Dinge-in-sich-selbst, sondern sind allein Kategorien des Geistes, die als Objekte in Raum und Zeit projiziert wurden. Mit anderen Worten, wir sehen in Dingen nur die notwendigen und die universalen Gesetze unseres Geistes. Es sind die notwendigen und universalen Gesetze des Geistes, die sich selbst in den Objekten der Welt erkennen. Kant rettet so die Welt der Physik, so wie er die Welt der Mathematik gerettet hat.
Der Vorwurf der Kant immer wieder gemacht wird, er unterrichte naiven Subjektivismus, ist nicht gerechtfertigt. Er sagt nicht, dass irgendein bestimmter Geist seine eigenen Gesetze der Natur vorschreiben könnte, sondern er spricht von einem notwendigen und universalen Wissen, dass für die Geistorgane aller Menschen gleichermaßen gilt, obwohl es durch die Kategorien des Geistes oder durch die wahrgenommenen Dinge beschränkt sei. Doch er macht die Gesetzmäßigkeit der Dinge zu den Gesetzen der menschlichen Geistorgane, obwohl sie für alle Geistorgane gelten. Er sagt, die Kategorien unserer Wahrnehmungen und Gedanken kontrollieren das ganze Wissen, und darüber hinaus ist nichts bekannt. Er vermutet, dass die Gefühle durch bestimmte Dinge aktiviert würden, wobei diese Dinge niemals Teil unseres Wissen werden könnten, denn unser Wissen sei auf die Kategorien begrenzt. Kant stimmt gedanklich mit Locke darin überein, dass wir solche Dinge nicht kennen könnten, die als Ursache von Gefühlen gelten. Kant liegt hier gemäß der Vedanta nicht richtig, wenn er annimmt, dass die logischen Kategorien des menschlichen Geistes das Wissen nur so verändert oder beeinflusst werden könnten, dass wir nur die logischen Kategorien kennen, und dass das, was wir als die physischen Objekte bezeichnen, lediglich Projektionen dieser Kategorien menschlicher Gedanken sind. Die Vedanta hält daran fest, dass die physische Welt eine Offenbarung von Ishvara ist, und dass die Objekte unabhängig von menschlichen Gedanken und deren logischen Gesetzen existieren, obwohl der menschliche Geist viel bei der Bewertung der Objekte durch seine eigenen Wunschvorstellungen, Gefühle und Emotionen beiträgt. Es mag richtig sein, dass bestimmte Wünsche, Gefühle und Emotionen auf alle Menschen zutreffen; doch diese allgemein verbreiteten, bestimmten psychologischen Einflussfaktoren können nicht so gewertet werden, dass sie die Existenz der physischen Objekte berühren können. Logik ist nicht dasselbe wie Metaphysik, wenn wir unter Logik ausschließlich die Gesetze des menschlichen Denkens und der Beweisführung verstehen. Das menschliche Denken ist im Sinne der kosmischen Existenz kein Teil der Wirklichkeit. Nur der Geist oder Wille von Ishvara oder Gott haben diese Wirklichkeit, und nur die Logik dieses absoluten Geistes kann mit den Gesetzen der Metaphysik der Wirklichkeit identisch sein. Und es ist auch nur dieser kosmische Geist, der die Natur der Objekte des Wissens durch die Kategorien oder Gesetze in ihren Inhalten verändern kann. Für die Vedanta ist die Welt aus Sicht des Ishvara-Gedankens vollkommen, doch nicht im Sinne eines oder aller Menschen. Noch einmal: Raum und Zeit und die physikalischen und äußerlichen Objekte des Universums können aus Sicht von Ishvara nicht als Wirklichkeiten betrachtet werden, denn ER ist spirituelles Sein, und darum müssen seine Erscheinungsformen als die notwendigen Gegenstücke zu den Vorstellungen unserer individuellen Existenz verstanden werden. Die physische Welt existiert unabhängig vom menschlichen Denken oder Willen, doch sie wird vom menschlichen Denken und Willen abhängig, wenn der menschliche Geist sich über sich selbst erhebt und mit dem Ishvara-Geist identifiziert. So scheint es sich mit der physikalischen Welt zu verhalten und sie muss so lange als unabhängig vom menschlichen Geist akzeptiert werden, wie der individuelle Mensch existiert, ausgenommen der menschliche Geist ist im kosmischen Geist transzendiert. Noch einmal: die Existenz der Welt, die unabhängig vom menschlichen Geist ist, und die Existenz eines kosmischen Geistes, für die sie eine Offenbarung ist, und deren Naturgesetze sie bestimmt, müssen als notwendige Voraussetzungen akzeptiert werden, um eine logische und zufrieden stellende Erklärung für unsere weltlichen Erfahrungen zu bieten. Sie sind verwandt, denn sie sind nur in Relation zum Individuum gültig, so lange wie dieses Individuum überlebt. Die Welt ist relativ, weil sie von den Kategorien von Raum, Zeit und Ursache abhängt, die nur in Beziehung der Individualität gültig sind, und sie sind so lange wirklicher als die Gedanken oder Vorstellungen des Einzelnen wie das Individuum existiert, doch das von dem kosmischen Geist abhängt und durch dessen Gesetze kontrolliert wird. Kurz gesagt: So lange wie Individuen existieren, die so wirklich sind wie sie sind, und so lange es eine physische Welt gibt, die so wirklich wie alle Individuen sind, so lange hängen sie von ihren Gedanken, Gesetzen oder ihrem Denken ab; so lange wie dieser Zustand anhält, so lange muss die Existenz eines kosmischen Geistes oder Glaubens an Gott akzeptiert werden, der der Urheber der physischen Welt und all der in ihr lebenden Individuen ist, und der vollkommen die Naturgesetze der Welt bestimmt, d.h., diese Unabhängigkeit der physischen Welt über die Individuen und die Gedanken, und diese Existenz des kosmischen Geistes oder des Gedankens Gottes ist notwendig und eine unvermeidbare Tatsache, die in die individuellen Erfahrungen einbezogen ist. Doch wenn der individuelle Geist in den Zustand des kosmischen Geistes erhoben ist, existiert weder das Individuum noch die Welt; dort existiert nur die Absolut-Erfahrung. Letztendlich offenbart die Welt ihr spirituelles Sein. Dieses erklärt in welcher Weise die Welt unabhängig oder welche außergewöhnliche Wirklichkeit sie hat, in welcher Weise sie gedanklich oder rein vom Geist abhängt, in welcher Beziehung sie zur Wechselwirkung von Subjekt und Objekt steht und in welcher Weise sie nicht existiert. Hier sehen wir die Herrlichkeit der Vedanta.
Kant erkannte, obwohl die Mathematik und die Physik mit dem universalen Gedanken im Einklang und für jeden Geist notwendig und gültig sind, dass sie aber wundersamer Weise begrenzt und darum relativ sind. Die Welt der Sinneserfahrungen ist eine Welt der Erscheinungen, sie besteht nicht aus Dingen in sich selbst, denn diese wären unbekannt, obwohl sie bei allen Phänomenen im Hintergrund vorhanden sind. Einige Interpreter Kant‘s sehen ‚seine Dinge-in-sich- selbst‘ als dogmatisch an, denn wenn, wie Kant sagt, diese Dinge-in-sich- selbst überhaupt nicht bekannt sein können, wie kann man auf ihre Existenz beharren? Sie glauben, dass die Existenz der Dinge-in-sich-selbst eine unberechtigte Annahme sind, die gegen Kant’s Theorie steht, dass alles Bekannte nicht mehr als Erscheinungen sind. Selbst die Dinge-in-sich- selbst müssen auf die Kategorien des Geistes beschränkt werden, denn der Geist behauptet seine Existenz. Andere versuchen Kant vor den Angriffen zu schützen, indem sie an seinem Konzept, dass die unbekannten Dinge-in- sich-selbst keine Wirklichkeiten sind, fest halten. Doch ist es nur ein begrenztes Konzept, bei dem Kant keinen Einspruch erhebt, diese in das Phänomen einzuschließen. Das Ziel dieses Konzeptes ist lediglich, auf die Beschränkungen des möglichen Wissens oder die Beschränkungen der Erfahrungen hinzuweisen. Doch die Vedanta geht in seiner Darstellung über Kant und auch über seine Kritiker hinaus und schlägt ihm vor, dass die Dinge-in-sich-selbst nicht nur Voraussetzungen oder Annahmen sind, weder Phänomene endlicher Kategorien noch begrenzende Konzepte, sondern etwas nahe Stehendes einer übermentalen Wirklichkeit, was Kant postuliert, selbst ohne sein eigenes Wissen, durch Schatten einer übernatürlichen Intuition, wobei er fälschlicherweise analog zu den physikalischen Objekten von einer Vielzahl von Dingen in sich selbst ausgeht. In Wirklichkeit gibt es nur ein Ding in sich selbst, das Ewige Spirituelle Sein, und nicht viele. Manchmal deutet Kant darauf hin, dass die Dinge-in-sich-selbst materielle Objekte sind, obwohl uns ihre genaue Natur nicht bekannt ist, was ein Fehler in Lockes Theorie der Begriffe wäre. Wie kann man behaupten, dass Objekte materiell sind, wenn sie nicht bekannt sind? Kant wäre nicht logisch, hätte er nicht die Dinge-in-sich-selbst als ein spirituelles unsichtbares Wesen hinzugefügt.
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Siehe auch
Literatur
- Divine Life Society - Bookstore - Swami Krishnananda - original in english
- Einige Kostenlose Bücher von Swami Krishnananda
- Shop Yoga Vidya - spirituelle Literatur
Seminare
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Hier erscheint demnächst wieder eine Seminarempfehlung: url=interessengebiet/jnana-yoga-philosophie/?type=2365 max=4