Religiosität: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 1. November 2021, 12:23 Uhr

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Religiosität als hilfreiche Tugend

Aus einem Vortrag von Sukadev Bretz

Religiosität und Spiritualität, was sind Gemeinsamkeiten und Unterschiede? Religiosität und Spiritualität sind zwei verschiedene Begriffe, eigentlich kann man sagen, laufen sie auf das gleiche hinaus, aber im Sprachgebrauch sind sie unterschiedlich. Die meisten Yoga-Übenden würden sich durchaus als spirituell bezeichnen, insbesondere die Yoga-Übenden bei Yoga Vidya. Yoga Vidya ist ja auch eine besondere spirituelle Form, Yoga auszuüben. Selbst unser Hatha Yoga, also Körperübungen, Atemübungen und Entspannung, ist darauf ausgerichtet, dass man irgendwo Zugang findet zu den Tiefen seines Wesens, dass man sein Herz öffnet, dass man eine höhere Wirklichkeit spürt, das nennt man alles Spiritualität.

Was ist jetzt Religiosität? Religiosität ist etwas, was eigentlich vom Wort "Religio" kommt. Religare heißt Wiederverbindung, Religio wird gerne übersetzt als "wie die Einheit finden". Es gibt noch andere Herleitungen des Wortes "Religio", aber es läuft irgendwie darauf hinaus, dass man sich ausrichtet auf eine höhere Wirklichkeit, letztlich diese Einheit erfährt und das ist ja auch das Anliegen der Spiritualität.

Religiosität, könnte man auch sagen, ist dann eine Ausrichtung seines Lebens auf diese Religio, auf diese höchste Einheit, ähnlich ist auch Spiritualität Ausrichten auf diese höchste Einheit. Im Sprachgebrauch ist jetzt Religiosität etwas, wo man sagt, im Rahmen einer speziellen Religion will man solche religiösen Praktiken machen. Währenddessen, Spiritualität ist jetzt nicht notwendigerweise gekoppelt an eine spezielle Religion.

Natürlich, es gibt auch im Katholizismus z.B. spirituelle Praxis, das Wort "Spiritualität" ist ja gerade auch bei den Katholiken und Protestanten über Jahrhunderte verwendet worden und hat sich eigentlich erst im 19., noch mehr im 20. Jahrhundert von dem Kontext vom Christentum gelöst und hat sich als Ausrichten auf den Spirit, auf den höchsten Geist bezogen, so dass heute Spiritualität nicht notwendigerweise innerhalb einer Religion ist. Und so auch Menschen, die Yoga üben, betrachten sich als spirituell, aber eben nicht als religiös.

Es gibt auch Menschen, die Yoga üben und sich auch als religiös bezeichnen würden, aber die meisten, die sich als religiös bezeichnen würden, tun das im Kontext einer speziellen Religion. Diejenigen, die Yoga üben, haben jetzt kein besonderes Interesse daran, zu sagen, "ich bin ein Religion-Yoga-Vidyaner oder Hindu oder Yoga-Vedantin" oder wie auch immer man das ausdrücken will. Obgleich vom Religionswissenschaftlichen würde man sagen, ja, das ist eine religiöse Praxis, aber im subjektiven Empfinden ist es eine spirituelle Praxis.

Weißt du jetzt mehr als vorher? Ich weiß es nicht, aber vielleicht wird dir nochmal die größere Gemeinsamkeit der Begriffe "Religion" und "Spiritualität" bewusst und dass Religiosität eigentlich auch Ausrichtung ist an ein höheres Ideal. Vielleicht würde man sagen, dass Religiosität vielleicht noch mehr einfach Glaube beinhaltet und weniger Nachdenken, Reflektieren, und Spiritualität ist mehr etwas, was individualistischer ist und wo jeder selbst für sich entscheidet. Überlege selbst, was ist für dich Spiritualität, was ist für dich Religiosität und bist du ein spiritueller Mensch, ein religiöser Mensch oder einfach nur säkularatheistisch, materialistisch?

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