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'''Jugupsa''' ([[Sanskrit]]: जुगुप्सा jugupsā ''f.'') Abscheu, Widerwille, Ekel. | [[Datei:Danvantari.JPG|thumb|Dhanvantari, Arzt der Götter]] | ||
'''Jugupsa''' ([[Sanskrit]]: जुगुप्सा jugupsā ''f.'') wörtl.: "das Verlangen zu beschützen"; Abscheu, Widerwille, Ekel. | |||
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== | == Bedeutungen von Jugupsa == | ||
''Jugupsa'' von der [[Dhatu|Wurzel]] | ''Jugupsa'' von der [[Dhatu|Wurzel]] [[gup]] "beschützen, behüten, verbergen"; ''jugupsate'' = "er wünscht zu beschützen") bedeutet einerseits Abneigung, Abscheu und Widerwille, andererseits steht es für den Wunsch zu behüten. Die erste, standardmäßige, Definition hat ihren Ursprung im [[Yogasutra]] (Kap. 2 [[Sutra]] 40), wo Jugupsa in Verbindung mit dem Reinheitsbegriff ([[Shaucha]]) verwendet wird. Jugupsa ist hier mit Abneigung, bzw. Widerwille übersetzt, der im Bezug auf den eigenen Körper und den Kontakt mit anderen aufgrund von Reinheit auftreten kann. In diesem Zusammenhang kann Jugupsa als körperfeindlich interpretiert werden. | ||
Demgegenüber gibt es eine weitere, wörtliche, Interpretation des Wortes Jugupsa, von Helmuth Maldoner, die 2002 im Rahmen der Yogasutra- | Demgegenüber gibt es eine weitere, wörtliche, Interpretation des Wortes Jugupsa, von Helmuth Maldoner, die 2002 im Rahmen der Yogasutra-Übersetzung im Raja-Verlag erschien. In Anlehnung an seine Wortwurzel heißt Jugupsa hier "Wunsch, zu schützen". Dies bedeutet, dass mit zunehmender Reinheit ein Wunsch den eigenen Körper vor äußeren Kontakten zu schützen auftreten kann. | ||
== Etymologische Betrachtung über Jugupsa == | |||
Das Nomen ([[Naman]]) ''Jugupsa'' ist eine sogenannte [[Desiderativ]]bildung, d.h. zur Grundbedeutung des [[Sanskrit Verb|Verbs]] ([[Akhyata]]) bzw. der [[Sanskrit Verbalwurzel|Verbalwurzel]] ([[Dhatu]]) tritt die Bedeutung des Wünschens ([[Ichchha]]) hinzu: man wünscht das zu tun, was die Bedeutung der Verbalwurzel ist. | |||
Im Sanskrit kann dies mit einem einzigen Wort ausgedrückt werden, entweder als Verb oder als ein davon abgeleitetes Substantiv ([[Naman]]) bzw. Adjektiv ([[Visheshana]]), z.B.: | |||
Von der Wurzel [[much|muc]] "losmachen, freimachen, befreien" - wovon auch [[Mukti]] und [[Moksha]] ("Befreiung, Erlösung") abgeleitet sind - kann ein [[Desiderativ]]um ''mumukṣate'' "er wünscht sich zu befreien" gebildet werden. Davon wiederum kann das [[Sanskrit Adjektiv|Adjektiv]] ''mumukṣu'' ([[Mumukshu]]) "nach Erlösung verlangend" und das [[Sanskrit Substantiv|Substantiv]] ''mumukṣā'' ([[Mumuksha]]) "das Verlangen nach Erlösung" gebildet werden. | |||
Analog dazu kann von der Wurzel [[gup]] "hüten, bewahren, bewachen, schützen" ein [[Desiderativ]]um ''jugupsate'' "er wünscht zu beschützen" gebildet werden, ein Adjektiv ''jugupsu'' ([[Jugupsu]]) bzw. jugupiṣu ([[Jugupishu]]) "zu schützen beabsichtigend" wie auch ein Substantiv '''jugupsā''' "das Verlangen zu beschützen". Dies ist die regelmäßige, von der Wurzelbedeutung ([[Dhatvartha]]) abgeleitete Bedeutung der Desiderativbildung. | |||
Die übliche, in den Wörterbüchern verzeichnete Bedeutung von ''Jugupsa'' ist jedoch "Abscheu, Widerwille, Ekel" und nicht "das Verlangen zu beschützen". Wie kommt es nun zu dieser offensichtlichen Bedeutungsdiskrepanz? Diese kann mit dem sogenannten Sprachwandel erklärt werden, d.h., die Bedeutung eines Wortes wandelt sich im Laufe der Zeit ("Bedeutungsverschiebung"), was innerhalb von Jahrhunderten oder auch von Jahrzehnten geschehen kann. | |||
Dies bedeutet im Falle des Bedeutungswandels von ''Jugupsa'', dass sich die ursprüngliche "wörtliche" Bedeutung ("das Verlangen zu beschützen") in Richtung "Abscheu, Widerwille, Ekel" verschoben hat, und schließlich nur noch letzteres verstanden wurde. Der semantische Zusammenhang zwischen Dingen, vor denen man sich schützen will und Dingen, die Abscheu erregen, lässt sich leicht nachvollziehen: bspw. geht der Wunsch, sich vor einer giftigen Spinne zu schützen, oft mit Abscheu einher, die schließlich durch das Wort ''Jugupsa'' bezeichnet wird. Die Entwicklung einer speziellen Bedeutung, die von der Bedeutung der Verbalwurzel nicht mehr unmittelbar abgeleitet werden kann, nennt man auch "Lexikalisierung". | |||
Möglicherweise haben nun die späteren, uns überlieferten Kommentatoren des [[Yoga Sutra]] (d.h. [[Vyasa]] und seine Nachfolger) ganz selbstverständlich die "lexikalisierte" Bedeutung von ''Jugupsa'' ("Abscheu, Widerwille, Ekel") angenommen, die ihrer Zeit entsprach, insofern gerade in [[Tapas|asketisch]] orientierten [[Buddha|buddhistischen]] und [[Jina|jainistischen]] Texten und Lehren eine zunehmende körperfeindliche Einstellung festzustellen ist. Dies schließt jedoch nicht aus, dass [[Patanjali]] (Kap. 2 [[Sutra]] 40) ursprünglich ''Jugupsa'' im Sinne eines Desiderativums der Wurzelbedeutung von ''gup'' gemeint hat, also "das Verlangen zu beschützen". | |||
== Jugupsa im Yoga Sutra== | |||
Im 40. [[Sutra]] des zweiten [[Adhyaya]] des [[Yoga Sutra]] heißt es im Zusammenhang mit der Vervollkommnung von [[Shaucha]] ("Reinheit"), dem ersten [[Niyama]]: | |||
शौचात्स्वाङ्गजुगुप्सा परैरसंसर्गः || 2.40 || | |||
śaucāt svāṅga-jugupsā parair asaṃsargaḥ || 2.40 || | |||
Aufgrund von Reinheit ([[Shaucha]]) entsteht hinsichtlich der eigenen Glieder ([[Sva]]-[[Anga]], d.h. des eigenen Körpers) '''(''a'') der Wunsch zu Beschützen (bzw. ''b'') Abscheu (''Jugupsa'')''', sowie das Nicht-in-Kontakt-Kommen(-Wollen, [[Asamsarga]]) mit anderen ([[Para]]). | |||
==Siehe auch== | ==Siehe auch== | ||
*[[Jugupsita]] | |||
*[[Gupta]] | |||
*[[Gopaniya]] | |||
*[[Gopya]] | |||
*[[Gopita]] | |||
*[[Bibhatsa]] | *[[Bibhatsa]] | ||
*[[Deha]] | *[[Deha]] | ||
*[[HYP Jahresgruppe]] | |||
*[[Sanskrit Kurs Lektion 1]] | |||
==Literatur== | ==Literatur== | ||
*[https://www.yoga-vidya.de/shop/product_info.php?info=p848_Das-Yoga-Lexikon/ ''Das Yoga-Lexikon'' von Huchzermeyer, Wilfried] | *[https://www.yoga-vidya.de/shop/product_info.php?info=p848_Das-Yoga-Lexikon/ ''Das Yoga-Lexikon'' von Huchzermeyer, Wilfried] | ||
==Seminare== | |||
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:In diesem Workshop erlernen und praktizieren wir eine Serie von fünf energetisierenden Übungen, die mit Körper, Aufmerksamkeit und Atmung arbeiten … | |||
:Dr phil Oliver Hahn | |||
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Aktuelle Version vom 25. März 2025, 15:45 Uhr
Jugupsa (Sanskrit: जुगुप्सा jugupsā f.) wörtl.: "das Verlangen zu beschützen"; Abscheu, Widerwille, Ekel.
Bedeutungen von Jugupsa
Jugupsa von der Wurzel gup "beschützen, behüten, verbergen"; jugupsate = "er wünscht zu beschützen") bedeutet einerseits Abneigung, Abscheu und Widerwille, andererseits steht es für den Wunsch zu behüten. Die erste, standardmäßige, Definition hat ihren Ursprung im Yogasutra (Kap. 2 Sutra 40), wo Jugupsa in Verbindung mit dem Reinheitsbegriff (Shaucha) verwendet wird. Jugupsa ist hier mit Abneigung, bzw. Widerwille übersetzt, der im Bezug auf den eigenen Körper und den Kontakt mit anderen aufgrund von Reinheit auftreten kann. In diesem Zusammenhang kann Jugupsa als körperfeindlich interpretiert werden.
Demgegenüber gibt es eine weitere, wörtliche, Interpretation des Wortes Jugupsa, von Helmuth Maldoner, die 2002 im Rahmen der Yogasutra-Übersetzung im Raja-Verlag erschien. In Anlehnung an seine Wortwurzel heißt Jugupsa hier "Wunsch, zu schützen". Dies bedeutet, dass mit zunehmender Reinheit ein Wunsch den eigenen Körper vor äußeren Kontakten zu schützen auftreten kann.
Etymologische Betrachtung über Jugupsa
Das Nomen (Naman) Jugupsa ist eine sogenannte Desiderativbildung, d.h. zur Grundbedeutung des Verbs (Akhyata) bzw. der Verbalwurzel (Dhatu) tritt die Bedeutung des Wünschens (Ichchha) hinzu: man wünscht das zu tun, was die Bedeutung der Verbalwurzel ist.
Im Sanskrit kann dies mit einem einzigen Wort ausgedrückt werden, entweder als Verb oder als ein davon abgeleitetes Substantiv (Naman) bzw. Adjektiv (Visheshana), z.B.:
Von der Wurzel muc "losmachen, freimachen, befreien" - wovon auch Mukti und Moksha ("Befreiung, Erlösung") abgeleitet sind - kann ein Desiderativum mumukṣate "er wünscht sich zu befreien" gebildet werden. Davon wiederum kann das Adjektiv mumukṣu (Mumukshu) "nach Erlösung verlangend" und das Substantiv mumukṣā (Mumuksha) "das Verlangen nach Erlösung" gebildet werden.
Analog dazu kann von der Wurzel gup "hüten, bewahren, bewachen, schützen" ein Desiderativum jugupsate "er wünscht zu beschützen" gebildet werden, ein Adjektiv jugupsu (Jugupsu) bzw. jugupiṣu (Jugupishu) "zu schützen beabsichtigend" wie auch ein Substantiv jugupsā "das Verlangen zu beschützen". Dies ist die regelmäßige, von der Wurzelbedeutung (Dhatvartha) abgeleitete Bedeutung der Desiderativbildung.
Die übliche, in den Wörterbüchern verzeichnete Bedeutung von Jugupsa ist jedoch "Abscheu, Widerwille, Ekel" und nicht "das Verlangen zu beschützen". Wie kommt es nun zu dieser offensichtlichen Bedeutungsdiskrepanz? Diese kann mit dem sogenannten Sprachwandel erklärt werden, d.h., die Bedeutung eines Wortes wandelt sich im Laufe der Zeit ("Bedeutungsverschiebung"), was innerhalb von Jahrhunderten oder auch von Jahrzehnten geschehen kann.
Dies bedeutet im Falle des Bedeutungswandels von Jugupsa, dass sich die ursprüngliche "wörtliche" Bedeutung ("das Verlangen zu beschützen") in Richtung "Abscheu, Widerwille, Ekel" verschoben hat, und schließlich nur noch letzteres verstanden wurde. Der semantische Zusammenhang zwischen Dingen, vor denen man sich schützen will und Dingen, die Abscheu erregen, lässt sich leicht nachvollziehen: bspw. geht der Wunsch, sich vor einer giftigen Spinne zu schützen, oft mit Abscheu einher, die schließlich durch das Wort Jugupsa bezeichnet wird. Die Entwicklung einer speziellen Bedeutung, die von der Bedeutung der Verbalwurzel nicht mehr unmittelbar abgeleitet werden kann, nennt man auch "Lexikalisierung".
Möglicherweise haben nun die späteren, uns überlieferten Kommentatoren des Yoga Sutra (d.h. Vyasa und seine Nachfolger) ganz selbstverständlich die "lexikalisierte" Bedeutung von Jugupsa ("Abscheu, Widerwille, Ekel") angenommen, die ihrer Zeit entsprach, insofern gerade in asketisch orientierten buddhistischen und jainistischen Texten und Lehren eine zunehmende körperfeindliche Einstellung festzustellen ist. Dies schließt jedoch nicht aus, dass Patanjali (Kap. 2 Sutra 40) ursprünglich Jugupsa im Sinne eines Desiderativums der Wurzelbedeutung von gup gemeint hat, also "das Verlangen zu beschützen".
Jugupsa im Yoga Sutra
Im 40. Sutra des zweiten Adhyaya des Yoga Sutra heißt es im Zusammenhang mit der Vervollkommnung von Shaucha ("Reinheit"), dem ersten Niyama:
शौचात्स्वाङ्गजुगुप्सा परैरसंसर्गः || 2.40 ||
śaucāt svāṅga-jugupsā parair asaṃsargaḥ || 2.40 ||
Aufgrund von Reinheit (Shaucha) entsteht hinsichtlich der eigenen Glieder (Sva-Anga, d.h. des eigenen Körpers) (a) der Wunsch zu Beschützen (bzw. b) Abscheu (Jugupsa), sowie das Nicht-in-Kontakt-Kommen(-Wollen, Asamsarga) mit anderen (Para).
Siehe auch
Literatur
Seminare
Energiearbeit
- 09.01.2026 - 11.01.2026 Zhineng Qigong-Öffnung der Energie Tore mit Hagit Noam
Zhineng Qigong ist eine Methode zur Selbstregulierung, Selbstheilung und Persönlichkeitsentwicklung. „Energie Tore“ in uns werden geöffnet und durch…- Hagit Noam
- 09.01.2026 - 11.01.2026 Do In Yoga
Do In sind Jahrtausende alte energetische Übungen aus der TCM (Traditionelle Chinesische Medizin). In diesem Seminar lernst du, eigene Blockaden und…- Eric Vis Dieperink
Kundalini Yoga
- 09.01.2026 - 11.01.2026 Kundalini Yoga Einführung
Gründliche Einführung in die Theorie und Praxis des Kundalini Yoga, Yoga der Energie. Die praktischen Übungen des Kundalini Yoga umfassen Pranayama…- Viveka Wilde, Chandrashekara Witt
- 16.01.2026 - 18.01.2026 Kundalini Yoga Einführung
Gründliche Einführung in die Theorie und Praxis des Kundalini Yoga, Yoga der Energie. Die praktischen Übungen des Kundalini Yoga umfassen Pranayama…- Christian Bliedtner
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- 07.01.2026 - 16.12.2026 Jahresgruppe Sanskrit - Lektüre der AMRITA SIDDHI - Online
Termine: 16x Mittwoch 07.01.2026, 28.01., 18.02., 11.03., 01.04., 22.04., 13.05., 03.06., 24.06., 15.07., 09.09., 30.09., 21.10., 11.11., 02.12., 16…- Dr phil Oliver Hahn
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Tsa Lung - Tibetischer Yoga
- In diesem Workshop erlernen und praktizieren wir eine Serie von fünf energetisierenden Übungen, die mit Körper, Aufmerksamkeit und Atmung arbeiten …
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