Was ist Ayurveda

Aus Yogawiki
Ayurveda - Wissen vom Leben

Was ist Ayurveda? Ayurveda bedeutet Wissen vom Leben. Ayus bedeutet Leben. Veda bedeutet Wissen. Ayurveda ist das Wissen vom langen und gesunden Leben. Ayurveda ist die traditionelle indische Medizin, die sich über Jahrtausende entwickelt hat. Mehr zu dieser indischen Heilkunde findest du im [Ayurveda Portal] sowie unter dem Hauptstichwort Ayurveda.

Was ist Ayurveda?

Meditation ist hilfreich bei Ungleichgewichten

- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2020 -

Das sind einige der Fragen, auf die ich hier eingehen will. Dies ist ein Teil der Vortragsreihe im Rahmen der ganzheitlichen Yoga Vidya Schulung, der 2-jährigen Yogalehrer-Ausbildung.

Bei Yoga Vidya haben wir ja auch eine Ayurveda-Oase, wir bieten Ayurveda-Einführungsseminare, Ayurveda-Ausbildungen, Ayurveda-Massageausbildungen und vieles andere an. Ich werde jetzt eine Art „Rundumschlag“ machen. Es ist kein einfacher Vortrag, es gibt viele spezielle Ausdrücke, und vielleicht möchtest du noch auf weitere Vorträge zugreifen, um noch etwas tiefer gehen zu können. Auf unserem Yoga-Vidya-Vortragskanal gibt es ja auch andere Ayurveda-Vorträge, die noch etwas ausführlicher sind.

Was heißt Ayurveda?

Zunächst einmal, was heißt das Wort „Ayurveda“? „Ayus“ heißt „Leben“, „Veda“ heißt „Wissen, Weisheit“. Ayurveda ist die Weisheit vom Leben oder auch die Wissenschaft vom gesunden Leben, die Kenntnis, wie man gesund, lange und gut leben kann. Man kann auch sagen, Ayurveda ist das indische Gesundheitssystem, die indische Medizin, bzw. eines der verschiedenen Gesundheitssysteme in Indien; es gibt zum Beispiel auch die Siddha Medizin, die in Tamil Nadu beliebt ist, und auch noch andere. Aber Ayurveda ist heutzutage das populärste indische Gesundheitssystem.

Ayurveda ist uralt. Die ältesten Ayurveda-Schriften, die man heute kennt, sind spätestens vor 2000 Jahren niedergeschrieben worden. Vermutlich datieren sie noch viel weiter zurück. Und schon in den Veden finden wir Zugriff auf Ayurveda-Grundprinzipien. Vermutlich ist Ayurveda das älteste Medizinsystem, das heute noch in Gebrauch ist.

Gesundheitstheorie von Ayurveda

Ayurveda hat eine bestimmte Anatomie, Physiologie. Man spricht über die verschiedenen Dhatus, die verschiedenen Körpergewebe, über Organe und über sogenannte Nadis. Nadis sind Verbindungskanäle, es gibt die grobstofflichen, wie die Adern und Nerven, und es gibt die feinstofflichen Nadis, die Energiekanäle.

Marmas

Ayurveda spricht von den sogenannten Marmas, den Energiepunkten, auf die Druck ausgeübt werden kann, um Energie-Blockaden zu beseitigen. Es gibt Marmas, die Organsysteme steuern. Die chinesische Medizin und die Ayurveda-Medizin haben in dieser Hinsicht zum Teil durchaus ähnliche Gesichtspunkte.

Doshas

Ayurveda spricht im besonderen Maße von den Doshas. Im Westen ist das vielleicht der bekannteste Teil. Fast jeder, der sich mit Yoga längere Zeit beschäftigt hat, hat auch mal etwas über

Dazu gibt es auf unseren Internetkanälen sehr viele Erläuterungen.

Vata

Vata ist das Luftige. Ein Mensch mit einer Vata-Prakriti, das heißt einer Vata-Natur, hat eher einen feingliedrigen Körperbau und ist eher etwas schlanker und leichter. Ein Vata-Mensch ist also luftig, leicht, offen, liebt Abwechslung und neigt vielleicht auch etwas zu Ängsten und auch zu Feinfühligkeit, und er kann leicht mit anderen Menschen kommunizieren.

Pitta

Die drei Doshas

Ein Pitta-Typ ist der feurige Typ, jemand, der viel bewirken will, leistungsorientiert ist, einen Enthusiasmus hat, auch ein Durchsetzungsvermögen, sich Ziele setzt und diese auch erfolgreich umsetzen will. Er hat eine eher rötliche Gesichtsfarbe, einen mittelstarken, muskulösen Körperbau. Der Pitta-Typ neigt auch zu Ärger.

Kapha

Der Kapha-Typ ist der erdig-wässrige Typ, ein eher gemütlicher Typ, jemand, der eher eine glatte Körperhaut, mehr Fettgewebe und insgesamt einen etwas breiteren Körperbau hat. Kapha neigt zu Körperflüssigkeitsansammlung wie Fett oder Ödeme. Von seiner Psyche her ist er eher gemütlich und ruhig. Er mag es, wenn es längere Zeit beständig ist, wenn Verlässlichkeit da ist, wenn die Dinge erst mal so bleiben, wie sie sind.

Wie Vata, Pitta und Kapha im Yoga nutzen

Vata

Im Yoga kann man Vata, Pitta und Kapha auch nutzen um festzustellen, wie jemand Übungen machen sollte. Wenn jemand gesund und in Harmonie ist, dann würde man einem Vata-Typen raten, seine Praxis abwechslungsreich zu gestalten. Der Vata-Typ braucht Abwechslung. Er ist schnell gelangweilt. Er könnte also öfter mal andere Asanas, etwas Neues ausprobieren, mehr in die Flexibilitätsasanas hineingehen. Vata-Typen sind meistens auch gesellige Typen, es ist also auch schön, in ein Yoga-Zentrum zu gehen, wo auch andere üben und wo man die Möglichkeit hat, sich vorher und nachher auszutauschen.

Pitta

Pitta-Typen im Gleichgewicht wollen etwas Gutes, etwas Sinnvolles tun, und sie wollen etwas erreichen. Pitta-Typen wollen im Yoga-Unterricht auch gefordert werden, das heißt man gibt ihnen Yoga-Übungen, die anstrengend sind, man empfiehlt ihnen, den Kopfstand, den Skorpion und den Handstand zu lernen, und man zeigt ihnen Anerkennung, wenn sie es gemacht haben. Wenn du Pitta-Typen zeigst, wie sie über ihre bisherigen Grenzen hinausgehen können, dann freuen sie sich sehr und werden regelmäßig üben.

Kapha

Kapha-Typen sind eher gemütlichere Typen. Sie sollten ihre Praxis so gestalten, dass die erste und die letzte Übung sanft und angenehm sind. Für einen Kapha-Typen ist es auch gut, wenn er sich eine schöne weiche Matte nimmt, angenehme Yoga-Kleidung trägt und sich vielleicht einen schönen Altar kreiert, eine schöne Duftlampe aufstellt, und vielleicht vor und nach der Yogapraxis eine schöne Tasse Kräutertee trinkt. Wenn der Kapha-Typ Yoga mit Gemütlichkeit und Harmonie in Verbindung bringt und wie ein kleines Ritual gestaltet, dann wird er auch täglich und beständig üben.

Angenommen, jemand ist in Harmonie, dann soll er auch seine Stärken nutzen. Ein Vata-Typ kann überlegen, wie er seine Fähigkeiten der Abwechslung, der Neugier und der Feinfühligkeit einsetzen kann, der Pitta-Mensch sollte seine Fähigkeit, sich durchzusetzen und etwas zum Erfolg zu bringen, nutzen und der Kapha-Typ ist eher für Dinge geeignet, die Beständigkeit, Gemütlichkeit oder Ruhe erfordern.

Anders ist es, wenn etwas in der Vikriti ist. Vikriti heißt „gestört“. Und egal, was dein Grund-Dosha ist, jedes Dosha kann auch gestört sein. Und natürlich gibt es nicht nur Menschen, die Vata, Pitta oder Kapha sind, es gibt auch die Kombinationen Vata-Pitta, Pitta-Kapha und Vata-Kapha. Außerdem gibt es Tridosha, wo alle drei Aspekte vorliegen.

Doshas im Ungleichgewicht

Aber jede der Doshas kann in eine Störung kommen. Und vom Ayurveda-Standpunkt aus ist jede Erkrankung auch eine Störung der Doshas, ein Vikriti. Also egal, welche Krankheit du hast, irgendeine der drei Doshas wird zu stark geworden sein. Du kannst die Doshas auch psychisch interpretieren.

  • Wenn du zum Beispiel Ängste hast, nicht schlafen kannst, nervös bist, unruhig bist, nicht fähig zur Konzentration bist, hast du eine Vata-Übersteuerung.
  • Wenn du ärgerlich und frustriert bist oder zum Beispiel Hitze, Entzündungen oder Autoimmunerkrankungen hast, hast du einen Pitta-Überschuss.
  • Wenn du Ansammlungen hast, Ödeme oder auch Wasseransammlungen, wenn du antriebslos und irgendwo starr bist, dann hast du einen Kapha-Überschuss.

Bei einer klinischen Depression ist es möglich, dass sie durch einen Vata-Überschuss entstanden ist, und sie sollte dann eben auch als Vata-Störung behandelt werden, selbst wenn nicht mehr Angst, Unruhe, Schlaflosigkeit im Vordergrund sind.

Doshas und Psyche

Im Hinblick auf die Psyche kann man sagen, dass jede Dosha irgendwann in Depression mündet. Bei Vata-Typen sind zunächst Ängste, Unruhe, Schlaflosigkeit und Sorgen da, bis das dann irgendwann in eine Depression kippt. Pitta erlebt zuerst Energie, Enthusiasmus und Begeisterung, dann geht es in Ärger und Frustration über, dann kommt es zum Burn-Out. „Burn“ hat ja etwas mit „brennen“ zu tun, und wenn man Burn-Out wörtlich nimmt, heißt das, es gibt einen Pitta-Überschuss, der irgendwann in die Depression kippt.

Der Kapha-Typ hat den „Vorteil“, dass er direkt in die Depression kippt. Deshalb ist eine Depression des Kapha-Typs auch am leichtesten zu behandeln. Er müsste einfach nur kaphareduzierende Maßnahmen einleiten. Wenn dieser psychische Zusammenbruch aber beim Pitta- und Vata-Typ geschieht, dann muss man schauen, was man machen kann um zu energetisieren und Pitta und Vata zu behandeln.

Ayurvedische Therapie bei Dosha Vikriti

Wenn du also eine Vata-, Pitta- oder Kapha-Vikriti hast, dann gilt es, sie ayurvedisch zu behandeln, um den jeweiligen Überschuss zu reduzieren. Darauf, welche Therapiemöglichkeiten es gibt, werde ich gleich noch eingehen. Im Hatha Yoga ist es so, wenn du Vata-Überschuss hast, dann ist es gut, die Asanas jeden Tag zur gleichen Zeit zu üben und sie ruhig zu halten, und nach den Asanas in jedem Fall die Tiefenentspannung zu machen. Man sollte auch vor dem Einschlafen die Tiefenentspannung machen, und auch, wenn man nachts aufwachst. Man sollte Wärmendes essen und mehrmals am Tag warmes Wasser trinken. All das beruhigt Vata.

Auch die Wechselatmung und Kapalabhati sind gut. Kapalabhati würdest du eher langsam und fest machen, und du würdest am Ende der Wechselatmung vielleicht ein paar Runden Surya Bheda machen, welches wärmend wirkt, und insgesamt die Asanas mit der Ujjayi-Atmung verbinden, was einen wärmenden und beruhigenden Effekt zugleich hat. Wenn du einen Pitta-Überschuss hast, ist Tiefenentspannung wichtig. Übe in jedem Fall auch am Tag mindestens eine oder zwei Tiefenentspannungen. Lerne, die Asanas nicht wettbewerbsmäßig auszuführen, sondern entspannt und ruhig. Und halte bei der Praxis die Augen geschlossen.

Meditiere und singe auch. Nimm Kühlendes zu dir, zum Beispiel kaltes Wasser und viel Rohkost. Und übe vom Pranayama zusätzlich zu Kapalabhati und Wechselatmung auch ein paar Runden Chandra Bedhana, Mondatem, und Shitali/Sitkari, kühlender Atem.

Wenn du einen Kapha-Überschuss hast, brauchst du etwas Anregendes. Um die Yogaübungen wirklich zu machen, wäre es gut, in die Yogastunde zu gehen. Das fällt dir dann leichter. Es ist wichtig, zusätzlich zu Kapalabhati und Wechselatmung auch Surya Bedha zu üben. Du kannst auch Ujjayi integrieren und beim Kapalabhati vor allem schnelle Ausatmung und viele Ausatmungen durchführen. Und eben auch die Kriyas gelten bei Kapha-Überschuss als besonders wichtig. Der Kapha-Typ braucht auch anregende Nahrung, also durchaus auch Gewürze, und sollte Fette und Süßigkeiten meiden.

Agni - das Verdauungsfeuer

Im Ayurveda gibt es noch zwei weitere Ausdrücke, „Agni“ und „Ama“. „Agni“ heißt Feuer. Ayurveda sagt, damit der Mensch gesund ist, müssen die Transformationsprozesse harmonisch funktionieren. Dafür braucht es gutes Agni. Agni ist zum einen das Verdauungsfeuer, aber es gibt noch andere Agnis, die andere Stoffe transformieren. Und so brauchst du ein gutes Agni. Wenn du kein gutes Agni hast, dann führt das dazu, dass die Transformationsprozesse nicht richtig ablaufen. Schon was du isst, wird nicht richtig verdaut. Und dann wird selbst gesunde Nahrung im Körper zu „Ama“. Wenn du gutes Agni hast, kann manchmal selbst gute Nahrung nicht gut verdaut werden. Was kannst du für gutes Agni tun?

Zum Beispielwarmes Wasser trinken oder auch Ingwerwasser trinken oder vor dem Essen eine kleine Ingwerscheibe mit ein paar Tropfen Zitronensaft beträufeln und essen. Dann gibt es auch noch spezielle Gewürzzusammenstellungen, die Agni erhöhen sollen. Aber das will ich jetzt hier nicht ausbauen. Und es gibt im Hatha Yoga konkrete Übungen, die Agni verbessern, dazu gehören die bewusste Bauchatmung, Agnisara, Kapalabhati, Schulterstand, Vorwärtsbeuge, Drehsitz, Kopfstand und Pfau. All diese tun eine Menge, um Agni zu aktivieren und harmonisieren.

Ama - die Stoffwechselschlacken

Dann gibt es „Ama“. Ama heißt Unreinheit; Stoffwechselprodukte, die nicht abtransportiert werden, Schlacken, Blockaden, Gifte, usw. Ama ist all das, was krankmachend ist. In einem anderen Kontext heißt Ama „Krankheit“. Die krankmachenden Stoffe im Körper können in den verschiedenen Dhatus sein. Sie können auch im feinstofflichen Körper sein. Und so gilt es, Ama abzubauen.

Amas werden erzeugt durch falsche Nahrung, zu schnelles Essen, psychischen Druck, negative Denkgewohnheiten, usw. Ama kannst du zum Beispiel über Pranayama und Asanas und Kriyas im Hatha Yoga abbauen. Ein gutes Agni hilft auch, dass Ama nicht zu stark wird. Wenn Ama zu stark und Agni zu schwach wird, dann kommen die Doshas aus dem Gleichgewicht. Das kann auch durch eine Lebensweise, die dich aus dem Gleichgewicht bringt, geschehen. Natürlich gibt es im Ayurveda auch jede Menge Techniken, um Amas zu lösen, Agni zu erhöhen und Vata, Pitta und Kapha ins Gleichgewicht zu bringen.

Welche Techniken gibt es im Ayurveda?

Wenn du körperlich erkrankt oder im Unwohlsein bist oder wenn du dich psychisch nicht wohl fühlst, dann gibt es die Ayurveda-Therapie. Und es gibt im Ayurveda natürlich auch vorbeugende Empfehlungen. Aber alles läuft letztlich auf Ernährung, Getränke, Gewürze, Kräuter, spezielle Ayurvedamedikamente, Öle und Dinacharya, das heißt die Tagesablaufgestaltung, hinaus. Dann gibt es Massagen und Anwendungen, Reinigungstechniken, Kuren, Hatha Yoga und subtilen Ayurveda.

Ernährung und Getränke

Gewürze und Kräuter spielen im Ayurveda eine große Rolle

Ayurveda teilt alle Nahrungsmittel in verschiedene Geschmacksrichtungen ein und legt fest, welche eher Vata, Pitta oder Kapha fördern. Und so kannst du überlegen, welche Nahrungsmittel für deine Konstitution am besten sind. Hier gilt es, zwischen Prakriti und Vikriti zu unterscheiden. Wenn du in der Vikriti bist, gilt es die Lebensmittel zu reduzieren, die das entsprechende Dosha erhöhen würden, und die Lebensmittel zu erhöhen, die andere Doshas erhöhen. Wenn deine Doshas im Gleichgewicht sind, dann folge deiner natürlich Intuition.

Ayurveda empfiehlt der Mehrheit der Menschen eher lauwarme Getränke, bei Vata oder Kapha eher heiße Getränke, und bei Pitta eher Getränke, die der Zimmertemperatur entsprechen, also eher kühlende Getränke.

Ayurveda empfiehlt eine natürliche Ernährung, das heißt dass die Nahrungsmittel so wenig wie möglich zubereitet sind. Gesund ist eine frisch zubereitete Nahrung mit ein paar Gewürzen, aber all das, was du an Fertignahrungsmitteln kaufen kannst, die schon vorgewürzt und eingeschweißt oder in Pappe verpackt oder aus dem Kühlregal sind, ist nicht so gut. Ayurveda legt großen Wert darauf, dass man frische Sachen verzehrt.

Im Ayurveda spielen des Weiteren Gewürze und Kräuter eine große Rolle. Für jemanden im Gleichgewicht sollten zum Beispiel die sechs Geschmacksrichtungen immer dabei sein, wofür Gewürze und Kräuter hilfreich sind. Und wenn ein Dosha erhöht ist, gibt es bestimmte Gewürze und Kräuter, die das betreffende Dosha reduzieren können. Oder es gibt auch bestimmte Gewürze und Kräuter, die Agni erhöhen oder die reinigend wirken, um Amas zu reduzieren.

Dann gibt es die Ayurveda-Medikamente. Das sind oft Kräuterzusammenstellungen, die manchmal auch Minerale enthalten und spezielle Formen der Zubereitung erfordern. Es gibt Öle, verschiedene Gewürz- und Kräuterzusammenstellungen. Im klassischen Ayurveda ist sogar manchmal Quecksilber und anderes dabei. Das kommt heutzutage etwas aus der Mode, weil es auch schlechte Nebenwirkungen geben kann. Zum Teil ist Ayurveda in den letzten Jahren auch etwas in Verruf geraten, weil sich herausgestellt hat, dass manche der in Indien produzierten Medikamente Schwermetalle haben und belastet sind. Wenn du Ayurveda-Medikamente zu dir nehmen willst, dann solltest du nur solche nehmen, deren Inhaltsstoffe kontrolliert werden oder wo du demjenigen, der es verschreibt, hundertprozentig vertraust. Das ist wie bei chinesischen TCM-Medikamenten, auch da kann einiges nicht so Gutes dabei sein.

Angenommen, du bist in Indien und gehst zu einem Ayurveda-Arzt, dann werden oft Medikamente in Form von Ölen mit Kräutern oder Tabletten oder Pulver verabreicht. Im Westen sind die Ayurveda-Medikamente meistens nicht zugelassen. Manchmal werden sie als Badezusätze verkauft. Im Westen spielt diese Gruppe also eine geringere Rolle und alles andere dafür eine umso größere.

Im Ayurveda gibt es verschiedene Öle, und je nach Typ werden unterschiedliche Öle empfohlen. Die Öle können Kräuterzusätze haben. So gibt es zum Beispiel rückenentspannende, muskel- und gelenkentspannende Öle, Öle für die Nerven, usw. Diese kann man auch einfach nur auf die Haut auftragen. Überhaupt empfiehlt Ayurveda sich einzuölen, und je nach Typ und Wirkung gibt es spezialisierte Öle.

Im Ayurveda spielt Dinacharya eine besondere Rolle, das heißt die Tagesablaufgestaltung, und der Lebensstil. Darüber möchte ich hier nicht so viel sagen. Laxmana hat auf unserem Vortragskanal einen umfangreichen Vortrag gegeben. Es gibt bestimmte Aspekte, zum Beispiel wann steht man auf, wann ölt man sich ein, wann und wie häufig isst man am besten, wie gestaltet man Aktivität und Regeneration am besten.

Zu Dinacharya gehört auch typgerechte Lebensführung. Oder auch, wenn du mal zu viel Vata hast, würde man sagen, gestalte deine Tagesroutine ruhiger und harmonischer und beständiger. Wenn du Kapha-Überschuss hast, dann sorge für mehr Aktivität. Wenn du Pitta-Überschuss hast, dann übe mehr Entspannung und gib dir mehr Ruhephasen. Anders wäre es, wenn du in Harmonie bist, dann würde man dem Vata-Typ raten: Sorge für genügend Abwechslung in deinem Leben, dem Pitta-Typ würde man sagen: Nutz deine Energie, setz dich durch, bewirke Gutes. Und dem Kapha-Temperament würde man sagen: Nutze deine Fähigkeit zur Beständigkeit und zur Gemütlichkeit, damit dein „Team?? [24:46]“ eine Ruhe und Beständigkeit hat.

Oder wenn in einer Partnerschaft der eine eher Kapha, der andere eher Pitta ist, dann könnte der Pitta-Mensch dem Kapha-Menschen ein bisschen Antrieb geben, und der Kapha-Mensch kann dem Pitta-Menschen ein bisschen Ruhe und Gemütlichkeit vermitteln.

Dinacharya ist also ein großes Gebiet, das sich mit den Fragen beschäftigt: Wie lebt man in Harmonie mit seiner Natur, mit seiner Prakriti oder auch zum Ausgleich einer Vikriti? Wie lebt man gesund?

Dazu gibt es weitere Techniken. Im Ayurveda gibt es Massagen, zum Beispiel die Abhyanga-Massage, eine Öl-Massage. Es gibt Garshan, die Seidenhandschuh-Massage, die eher trocken ist, und es gibt die Marma-Therapie und -Massage, also die Druckpunktmassage, wo man die 108 Marmas, die 108 Druckpunkte, die 108 körperwirkenden Chakras harmonisiert. Es gibt noch viele weitere Anwendungen, zum Beispiel Kosmetik-Anwendungen und Packungen.

Dann gibt es Reinigungstechniken, zum Beispiel Augen-, Nasen-, Magenreinigung und abführende Maßnahmen, wo man sich erbricht oder zum Beispiel Rizinusöl schluckt. Es gibt Basti, Einläufe, auch mittels Ölen und Kräutersud und so weiter. Und es gibt auch Aderlass und spezielle Reinigungsmedikamente.

Es gibt Kuren, bei denen verschiedene Techniken kombiniert werden. Es gibt zum Beispiel die Panchakarmakur, wo fünf Hauptreinigungstechniken im Zentrum stehen und mit weiteren Techniken und Massagen und spezieller Ernährung usw. kombiniert werden. Panchakarma kann 1-4 Wochen dauern. Es gibt Amakuren, spezielle Reinigungskuren, und einen besonderen Stellenwert hat Rasayana, die sogenannten Verjüngungskuren, wo der ganze Organismus verjüngt werden soll.

Zur Ayurveda-Therapie gehört auch Hatha Yoga. Man übt die verschiedenen Yoga-Übungen für Gesundheit, das heißt Entspannungsübungen, Asanas, Pranayama, Bandhas, usw. Darauf bin ich ja bereits ein bisschen eingegangen, als ich über die Grundlagen des Ayurveda gesprochen habe.

Es gibt dann noch subtilere Aspekte. Man könnte sagen, bis hierher ist Ayurveda eine Naturheilkunde, eine Heilkunde, die auch rational nachvollziehbar ist und empirischer Studie folgen kann. Aber dann gibt es auch den subtilen, feinstofflichen Ayurveda.

Dazu gehört die Verwendung von Mantras und Melodien, mit denen man die Gesundheit fördern und Vata, Pitta und Kapha reduzieren kann. Man kann auch spezielle Mantras und Musik nutzen, um Agni zu erhöhen und Amas abzubauen. Es gibt „Mani“, die Edelsteintherapie. Bestimmte Edelsteine oder auch Yantras werden für bestimmte Heilzwecke genutzt. Es gibt „Jyotish“, die Astrologie, wo man sagt, Erkrankung und Dosha-Überschüsse hängen auch oft mit astrologischen Konstellationen zusammen. Es gibt „Vastu“, die Wohnraumlehre, wo berücksichtigt wird, dass bestimmte Himmelsrichtungen auch in bestimmten Energien stehen. Es gibt zum Beispiel eine bestimmte Stelle, wo das Bett besser steht, wo am besten die Küche oder die Toilette ist, wo man am besten seinen Müll hinbringt und eine Region, die für einen bestimmten Typ besonders geeignet ist.

Dann gibt es „Homa“ und „Puja“, das heißt bestimmte Rituale. In Indien könnte ein Ayurveda-Arzt auch einem Patienten empfehlen, eine bestimmte Puja von einem Priester durchführen zu lassen, oder bei bestimmten Formen von Homa jeden Morgen dabei zu sein. In klassischen indischen Ayurvedazentren, die etwas größer sind, werden jeden Tag Mantras rezitiert, Homas oder Pujas ausgeführt, um eine Grundheilenergie zu erzeugen.

Und es gibt im Ayurveda auch „Dhyana“, also spezielle Meditationstechniken. Meditation wirkt insgesamt harmonisierend, und es gibt auch spezielle Mediationstechniken, die spezielle Wirkungen haben. Du siehst also, Ayurveda ist ein weites Gebiet, und ich habe jetzt nur einen ganz kleinen Überblick gegeben. In Indien ist Ayurveda ein Vollzeitstudium über mehrere Jahre. Es gibt dort den „Bachelor of Ayurveda“ und den „Master of Ayurveda“, man kann sogar eine Doktorarbeit schreiben, und man kann Ayurveda-Arzt werden. Bei Yoga Vidya spielt Ayurveda auch eine gewisse Rolle, zum Beispiel ist die Ernährung bei Yoga Vidya insgesamt ayurvedagerecht. Die Asanas, Pranayama, Tiefenentspannung können auch an die jeweiligen Bedürfnisse angepasst werden (vom Ayurveda-Standpunkt aus betrachtet). Und auch bei den allgemeinen Gesundheitsempfehlungen spielt Ayurveda eine große Rolle.

In den Yoga Vidya Ashrams und Zentren gibt es viele Ayurveda-Workshops und -Seminare sowie Ausbildungen zum Ayurveda-Gesundheitsberater und -Kräuterberater. Es gibt Ayurveda-Massage- und Marma-Massage-Ausbildungen und vieles mehr. Und bei Yoga Vidya Bad Meinberg haben wir auch eine Ayurveda-Oase, wo du all die verschiedenen Massagetechniken und Anwendungen und auch Konsultationen bekommen kannst. Du erhältst auch Empfehlungen, was für dich momentan besonders hilfreich ist.

Das war eine allgemeine Einführung in den Ayurveda. Wenn du mehr über dieses Thema wissen willst, dann gehe auf unsere Internetseite www.yoga-vidya.de/Ayurveda. Dort findest du Links zu vielen weiteren Informationen. Wenn du dir Videos mit Vorträgen und Vorführungen von Ayurveda-Massagen und -Anwendungen ansehen möchtest, gehe auf die Yoga Vidya Internetseite und gib im Suchfeld „Ayurveda Video“ ein.

Video - Was ist Ayurveda

Hier ein Vortrag zum Thema Was ist Ayurveda von und mit Sukadev Bretz aus der Reihe Yoga Vidya Schulung, Vorträge zum ganzheitlichen Yoga.

Hier erfährst du Ayurveda Grundlagen wie

Siehe auch

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