La Borie Noble

Aus Yogawiki

La Borie Noble ist eine Gemeinschaft, die sehr ländlich in den Bergen Südfrankreichs gelegen ist. Es ist eine Arche-Gemeinschaft, die Mahatma Gandhis Prinzipien der Gewaltfreiheit in allen Lebensbereichen lebt. Die Gemeinschaft La Borie Noble wurde von Lanza del Vasto gegründet, der von einer Begegung mit Mahatma Gandhi zutiefst berührt und inspiriert wurde. 1962 kam er mit einer bereits bestehenden Gruppe nach Südfrankreich, um sich auf diesem Land niederzulassen.

Lanza del Vasto Copyright

Er und seine Gemeinschaft übten einen starken Einfluss auf die noch junge europäische Ökobewegung aus. Es ist eine kleine Gemeinschaft, gut 10 Menschen leben dauerhaft hier. Es gibt aber auch Jahrespraktikanten (etwa 5-10 jährlich), meist junge Menschen, die das Leben in einer Gemeinschaft kennen lernen wollen. La Borie Noble ist eine der zehn Gemeinschaften, die im Film "Ein Neues Wir“ porträtiert werden; ein Film über Gemeinschaften und Ökodörfer.

Organisation

Der Gründer, Lanza del Vasto, lebte drei Jahre mit Gandhi und war sein Schüler. Nach seinem Tod kamen einige Menschen auf ihn zu, die spürten, dass dies ein idealer Moment war, um zu handeln. Sie wollten eine Art Laienorden gründen, der ein radikal gelebtes Evangelium, die Doktrin der Gewaltlosigkeit und Yoga ins Leben umsetzt und lehrt. 1944 gründeten sie die "Arche“ und ließen sich 1963 in der Boire-Noble in Südwestfrankreich nieder. Seitdem engagierte sich die "Arche“ in verschiedenen gewaltfreien Kämpfen: Widerstand gegen zivile und militärische Kernenergie, gegen die Anwendung der Folter, Teilnahme an der Entwicklung in der Dritten Welt, Sensibilisierung der Kirche für die Gewaltfreiheit usw. [1] Diese Gemeinschaft wurde auch Pionier für mehrere Neugründungen, die sogenannten Arche-Gemeinschaften. Lanza fungierte dabei als ein geistiger Missionar, der die Werte der Gewaltfreiheit durch ungezählte Vorträge und Seminare vermittelte und Gemeinschaften aufbaute.

Ein Eckpfeiler der Gemeinschaft neben der Berufung zur Gewaltlosigkeit ist die bäuerliche Lebensweise. Dazu zählen eine nicht-mechanisierte Arbeit und der Ackerbau mit Zugtieren. Hierbei ist besonders zu betonen, dass überwiegend Intellektuelle (wie auch Lanza selbst) diese Gemeinschaft gegründet haben und sie als neue Handwerker, Bauer, Maurer, Bäcker und Weber alles neu lernen mussten. Ein Prinzip von Vasto lautet dementsprechend: "Durch das Formen der Dinge formt der Mensch sich selbst."

Dieser Lebensstil macht eine Lebensmittelautarkie von etwa 75% möglich. Die Ernährung erfolgt vegetarisch. Ihre Wasserversorgung stellt die Gemeinschaft durch Quellen sicher. Die Energieversorgung wird durch Photovoltaik und Netzstrom sichergestellt. Der Platz, der eine Grundstücksgröße von etwa 450 ha aufweist, gehört jedem. Auch die Einnahmequellen, die durch Lebensmittel (Brot, Käse), Handwerk und Bücher (z.T. vom Gründer) eingenommen werden, gehören jedem. Alle Einnahmen werden gemeinsam verwaltet. Jeder gibt sein Bestes und erhält, was er benötigt. Auch die Entscheidungen werden im Konsens getroffen; ein Prinzip von Lanza del Vasto ist: "Die Zeit um sich zu einigen ist nicht verlorene Zeit."

Lebenseinstellung und Spiritualität

Gandhis Vision wird in La Borie Noble gelebt

Als die Arche gegründet wurde, konnten sie nicht auf die vielen heute vorherrschenden Techniken zurückgreifen (gewaltfreie Kommunikation, Konfliktbewältigung, gruppendynamische Prozesse). Als Beispiele konnten nur religiöse Gemeinschaften dienen. La Borie Noble war der erste Versuch, eine Laiengemeinschaft zu gründen.

Es geht um einen einfachen Lebensstil und die Zurücknahme der materiellen Bedürfnisse als Abkehr von der Konsumgesellschaft, einer Suche nach der Einheit zwischen Denken und Handeln, von ganzheitlichen und kooperativen Beziehungen, den Einsatz für Gerechtigkeit und Frieden. Zentral ist auch die Kultur des Gemeinschaftslebens, weg von einem gesellschaftszerstörenden Individualismus. All dies dient der Einheit des Lebens, gegen die Zerstreuung und Zerstückelung des Lebens in unserer Zeit. Die Bewohner von La Borie Noble sehen sich als "Compagnons und Compagnes" (= die dasselbe Brot miteinander teilen) und stellen durch ein Gelübde ihr Leben in den Dienst ihrer Brüder und Schwestern.

Es geht also nicht um eine bestimmte Spiritualität. Im Gründungsdokument steht bewusst: "Die Arche respektiert in jedem Menschen die spirituelle Dimension, unabhängig von seiner Konfession oder Religion. Ausgehend von den großen Weisheitslehren weist sie einen Weg zum Erkennen von und zum bewussten Umgang mit der eigenen Person und zum Dienst am Nächsten. Sie ermutigt ihre Mitglieder zu einfachen Übungen, um gegenwärtig zu sein; Hinwendung zu und Offenheit für den Anderen, Dienen und Gastfreundschaft; die Hinwendung zur Gegenwart des "ganz Anderen“ in Gebet und Meditation. Sie lädt jeden dazu ein, seine innere Einheit auf verschiedenen Wegen zu finden, im Fasten und Schweigen, Singen und Tanzen, im künstlerischen Schaffen und der Handarbeit, in Körper-, Atem- und Entspannungsübungen. Ganz besonders im Fest findet die Einheit der Gemeinschaft ihren Ausdruck.“ [2]

Ein Element, um diese Achtsamkeit erfahrbar zu machen, ist die Kirchturmglocke, die einmal in der Stunde läutet und eine Art Kurzmeditation einleitet. "Ein Neues Wir“ berichtet: "Eine Besonderheit im Gemeinschaftsleben ist die Glocke, die regelmäßig während der Arbeitszeit die Stunde schlägt. Nach dem Glockenschlag halten die Bewohner für einen kurzen Augenblick inne, um sich in diesem Moment der Stille das Hier und Jetzt bewusst zu werden.“ Es gibt ein morgentliches Gebet und auch ein abendliches Gebet; aus welcher Religion das Gebet stammt, wechselt dabei immer (Hinduismus, Islam, Buddhismus, Judentum, Katholizismus, nicht katholisches Christentum). Dazu passt ein Leitspruch Gandhis: "Im Gebet ist der Schlüssel des Morgens und der Riegel des Abends.“

Die Feste haben ebenso einen großen Stellenwert. Eine Praktikantin berichtet im Film: "Ich mag die Feste hier, das ist eine andere Energie des Zusammentreffens. Mit einer großen Freude, die herauskommt“. Es werden die vier Höhepunkte des Jahres mit all ihren ökumenischen und kosmischen Bedeutungen gefeiert: das Johannisfest im Sommer, das Noah-Fest am Michaelistag, das Dreikönigsfest und Ostern; darüber hinaus gibt es regelmäßig weitere Anlässe um zu feiern.

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Siehe auch

Fußnoten

Literatur

  • Manfred Ehmer, Gaia: Portrait einer Göttin (2014)
  • Franz-Theo Gottwald und Andrea Klepsch, Tiefenökologie: Wie wir in Zukunft leben wollen (1995)
  • Stephan Harding, Lebendige Erde: Gaia - Vom respektvollen Umgang mit der Natur (2008)
  • Sepp Holzer, Wüste oder Paradies: Holzer'sche Permakultur jetzt! Von der Renaturierung bedrohter Landschaften über Aqua-Kultur und Biotop-Aufbau bis zum Urban Gardening (2013)
  • Joseph Jenkins, The Humanure Handbook: A Guide to Composting Human Manure (2006)
  • Kosha Anja Joubert, Die Kraft der kollektiven Weisheit: Wie wir gemeinsam schaffen, was einer alleine nicht kann (2010)
  • Satish Kumar, Der Buddha und der Terrorist: Eine Parabel (2010)
  • Satish Kumar, You are Therefore I am: A Declaration of Dependence (2002)
  • Iris Kunze, Soziale Innovationen für eine zukunftsfähige Lebensweise: Gemeinschaften und Ökodörfer als experimentierende Lernfelder für sozial-ökologische Nachhaltigkeit (2009)
  • Geseko von Lüpke, Zukunft entsteht aus Krise: Antworten von Joseph Stiglitz, Vandana Shiva, Wolfgang Sachs, Joanna Macy, Bernard Lietaer u.a. (2010)
  • Joanna Macy, Hoffnung durch Handeln: Dem Chaos standhalten, ohne verrückt zu werden (2014)
  • Joanna Macy, Geliebte Erde, gereiftes Selbst: Ermutigung zum sozialen Wandel und für eine ökologische Erneuerung (2009)
  • Joanna Macy, Die Reise ins lebendige Leben: Strategien zum Aufbau einer zukunftsfähigen Welt (2004)
  • Scott M Peck u.a., Gemeinschaftsbildung: Der Weg zu authentischer Gemeinschaft (2012)
  • Dolores Richter, Das Forum. Arbeitspapier des Zentrums für experimentelle Gesellschaftsgestaltung (1999)
  • David Rothenberg (Hrsg.), Die Zukunft in unseren Händen: Eine tiefenökologische Philosophie (2013)
  • Vandana Shiva, Jenseits des Wachstums: Warum wir mit der Erde Frieden schließen müssen (2014)
  • Vandana Shiva, Geraubte Ernte: Biodiversität und Ernährungspolitik (2011)
  • Vandana Shiva, Von Saatgut und Saatgutmultis (2010)
  • Vandana Shiva, Erd-Demokratie: Alternativen zur neoliberalen Globalisierung (2006)
  • Dick und James Strawbridge, Das große Buch der Selbstversorgung (2011)
  • Elisabeth Voss, Wegweiser Solidarische Ökonomie: Anders Wirtschaften ist möglich! (2010)
  • Stephanie Wild (Hrsg.), Sich die Ernte teilen. Einführung in die Solidarische Landwirtschaft (2012)
  • Michael Würfel (Hrsg.), eurotopia-Verzeichnis 2014: Gemeinschaften und Ökodörfer in Europa (2013)
  • Michael Würfel, Dorf ohne Kirche: Die ganz große Führung durch das Ökodorf Sieben Linden (2012)
  • Sepp Holzer, Wüste oder Paradies: Holzer'sche Permakultur jetzt! Von der Renaturierung bedrohter Landschaften über Aqua-Kultur und Biotop-Aufbau bis zum Urban Gardening (2013)
  • Gwendolyn Hallsmith, Creating Wealth: Growing Local Economies with Local Currencies (2011)
  • Rob Hopkins, Einfach. Jetzt. Machen! Wie wir unsere Zukunft selbst in die Hand nehmen (2014)
  • Rob Hopkins, Energiewende. Das Handbuch: Anleitung für zukunftsfähige Lebensweisen (2008), englische Ausgabe: The Transition Handbook: from oil dependency to local resilience (2008)
  • Peter North, Local Money: how to make it happen in your community (2010)
  • Tamzin Pinkerton und Rob Hopkins, Local Food: how to make it happen in your community (2009)
  • Alexis Rowell, Communities, Councils and a Low Carbon Future What We Can Do If Governments Won't (2010)

Weblinks

Seminare

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