Die Philosophie der Panchadasi - Kapitel 6 - Licht auf die Analogie eines gemalten Bildes: Unterschied zwischen den Versionen

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=== Universelle Überlagerung ===
=== Universelle Überlagerung ===
    
    
Der Prozess der Manifestation des Universums ist vierfach, so wie es einen vierfachen Prozess beim Malen eines Bildes gibt. Zuerst gibt es ein Stück Stoff, rein in seinem ursprünglichen Zustand. Dann wird es mit Stärke bestrichen, um es zu einer zum Malen geeigneten Leinwand zu versteifen. Der Künstler zeichnet auf die Leinwand einen Umriss des Bildes, das er im Kopf hat. Schließlich wird der Umriss mit der nötigen Farbe ausgefüllt, so dass er das Aussehen des geplanten Bildes annimmt.  
Der Prozess der [[Manifestation]] des Universums ist vierfach, so wie es einen vierfachen Prozess beim Malen eines Bildes gibt. Zuerst gibt es ein Stück Stoff, rein in seinem ursprünglichen Zustand. Dann wird es mit Stärke bestrichen, um es zu einer zum Malen geeigneten Leinwand zu versteifen. Der Künstler zeichnet auf die Leinwand einen Umriss des Bildes, das er im Kopf hat. Schließlich wird der Umriss mit der nötigen Farbe ausgefüllt, so dass er das Aussehen des geplanten Bildes annimmt.  


Das Universum ist ein riesiges Bild, das sozusagen auf der Grundlage von Brahman gemalt wurde. Reines [[Bewusstsein]], das die Natur von Brahman ist, ist das Substrat aller Dinge, und dies kann mit dem reinen Stoff verglichen werden, der als Hintergrund für das Gemälde notwendig ist. Der Zustand, in dem die [[Projektion]] des Universums latent erdacht und in einer Samenform gehalten wird, unmanifestiert und unsichtbar, ist der Zustand von [[Ishvara]], in dem sich das Universum im Schlaf befindet. Aus diesem Schlaf wird man in [[Hiranyagarbha]] in einen träumenden Zustand der Schöpfung geweckt, in dem schwache Umrisse des Bildes des Universums sichtbar sind, obwohl eine klare Wahrnehmung dort unmöglich ist. Die farbenfrohe Darstellung der Schöpfung wird im Zustand von [[Virat]] deutlich, wo alle Dinge in ihrer eigenen [[Individualität]] erwachen und jeder sich selbst als eine eigenständige [[Einheit]] betrachtet. Alle manifestierten Wesen, vom Schöpfer bis zum Grashalm, belebt und unbelebt, existieren als eine abgestufte Reihe von Manifestationen, die alle auf dem Substrat von Brahman gemalt sind. Höheres Bewusstsein, niederes Bewusstsein und Unbewusstsein sind Unterschiede, die in den verschiedenen [[Elemente]]n, die das gemalte Bild des [[Kosmos]] ausmachen, eingeführt werden, und zwar unter dem Gesichtspunkt des Grades, in dem das Brahman Bewusstsein in jedem von ihnen manifestiert ist. Der Unterschied in der Ausprägung des Bewusstseins in den verschiedenen Individuen bedeutet nicht, dass die Individuen wirklich eine eigene Intelligenz besitzen, denn ein und dasselbe Bewusstsein manifestiert sich in all diesen auf verschiedene Weise, je nach der [[Subtilität]] des Ausdrucksmediums. Der Intellekt oder die [[Buddhi]], die ein subtileres Medium sind, spiegeln ein größeres Maß an Bewusstsein wider als das niedere Reich, in dem ein solches Medium nicht vorhanden ist. So wie wir künstlich die gemalten Kleider und die gemalten Menschen von dem wirklichen Stoff unterscheiden, auf den das Bild gemalt ist, so machen wir in dieser Welt einen falschen Unterschied zwischen der imaginären, reflektierten Intelligenz, die Chid-[[abhasa]] genannt wird, und der wirklichen Intelligenz, die Brahman ist. Da diese Spiegelungen oder Chidabhasa aufgrund des unterschiedlichen Grades der Intelligenz, die sich in ihnen manifestiert, unterschiedlich sind, gibt es eine Vielzahl von [[Jiva]]s, und es gibt unzählige Möglichkeiten, zwischen Jiva und Brahman zu unterscheiden. So wie die Farbe der bemalten Kleidung von den [[Beobachter]]n unklugerweise dem Stoffhintergrund überlagert wird, werden die Individualitäten und die vielfältigen Weltformen fälschlicherweise als im Brahman enthalten angesehen.


Das Universum ist ein riesiges Bild, das sozusagen auf der Grundlage von Brahman gemalt wurde. Reines Bewusstsein, das die Natur von Brahman ist, ist das Substrat aller Dinge, und dies kann mit dem reinen Stoff verglichen werden, der als Hintergrund für das Gemälde notwendig ist. Der Zustand, in dem die Projektion des Universums latent erdacht und in einer Samenform gehalten wird, unmanifestiert und unsichtbar, ist der Zustand von Isvara, in dem sich das Universum im Schlaf befindet. Aus diesem Schlaf wird man in Hiranyagarbha in einen träumenden Zustand der Schöpfung geweckt, in dem schwache Umrisse des Bildes des Universums sichtbar sind, obwohl eine klare Wahrnehmung dort unmöglich ist. Die farbenfrohe Darstellung der Schöpfung wird im Zustand von Virat deutlich, wo alle Dinge in ihrer eigenen Individualität erwachen und jeder sich selbst als eine eigenständige Einheit
Das Gefühl, dass [[Samsara]] real ist, dass es mit dem Selbst verflochten ist, ist in Wirklichkeit die [[Knechtschaft]] des Jiva, und dies wird [[Avidya]] genannt. Die feste Überzeugung, dass die Knechtschaft nicht zum Atman gehört, dass sie eine Phase des Jiva-Daseins oder Chidabhasa ist, ist wahres Wissen, und dieses wird durch tiefes Nachdenken erworben. Daher sollte man sich ständig mit einer gründlichen Untersuchung der Natur von Ishvara, [[Jagat]] und Jiva (Gott, Welt und Seele) beschäftigen. Wenn das Bewusstsein entsteht, dass die Welt und der Jiva Korrelate sind und keine unabhängige [[Realität]] oder einen eigenen Wert haben, heben sie sich gegenseitig auf, und es entsteht das höhere Wissen über den [[Paramatman]] oder das [[Höchste Selbst]]. Die bloße Nicht-Wahrnehmung der Welt sollte nicht mit der Befreiung des Jiva verwechselt werden. Sonst gäbe es die Befreiung im Schlaf, in der Ohnmacht, im [[Tod]] und in der kosmischen [[Auflösung]], wo die Welt nicht objektiv erlebt wird. Befreiung ist positives Wissen über die [[Unwirklichkeit]] der Vielheit und die Realität der universellen Einheit. Im Zustand des wahren Wissens muss die äußere Wahrnehmung der Welt nicht notwendigerweise negiert werden. Die Erscheinung der Welt mag da sein, aber das Gefühl für ihre Realität ist nicht da. Ein solcher Zustand wird Befreiung genannt - während des Lebens ([[Jivanmukti]]).  
 
betrachtet. Alle manifestierten Wesen, vom Schöpfer bis zum Grashalm, belebt und unbelebt, existieren als eine abgestufte Reihe von Manifestationen, die alle auf dem Substrat von Brahman gemalt sind.  Höheres Bewusstsein, niederes
 
Bewusstsein und Unbewusstsein sind Unterschiede, die in den verschiedenen Elementen, die das gemalte Bild des Kosmos ausmachen, eingeführt werden, und zwar unter dem Gesichtspunkt des Grades, in dem das BrahmanBewusstsein in jedem von ihnen manifestiert ist. Der Unterschied in der Ausprägung des Bewusstseins in den verschiedenen Individuen bedeutet nicht, dass die Individuen wirklich eine eigene Intelligenz besitzen, denn ein und dasselbe Bewusstsein manifestiert sich in all diesen auf verschiedene Weise, je nach der Subtilität des Ausdrucksmediums. Der Intellekt oder die Buddhi, die ein subtileres Medium sind, spiegeln ein größeres Maß an Bewusstsein wider als das niedere Reich, in dem ein solches Medium nicht vorhanden ist. So wie wir künstlich die gemalten Kleider und die gemalten Menschen von dem wirklichen Stoff unterscheiden, auf den das Bild gemalt ist, so machen wir in dieser Welt einen falschen Unterschied zwischen der imaginären, reflektierten Intelligenz, die Chidabhasa genannt wird, und der wirklichen Intelligenz, die Brahman ist. Da diese Spiegelungen oder Chidabhasa aufgrund des unterschiedlichen Grades der Intelligenz, die sich in ihnen manifestiert, unterschiedlich sind, gibt es eine Vielzahl von Jivas, und es gibt unzählige Möglichkeiten, zwischen Jiva und Brahman zu unterscheiden. So wie die Farbe der bemalten Kleidung von den Beobachtern unklugerweise dem Stoffhintergrund überlagert wird, werden die Individualitäten und die vielfältigen Weltformen fälschlicherweise als im Brahman enthalten angesehen.
 
 
Das Gefühl, dass Samsara real ist, dass es mit dem Selbst  
verflochten ist, ist in Wirklichkeit die Knechtschaft des Jiva, und dies wird Avidya genannt. Die feste Überzeugung, dass die Knechtschaft nicht zum Atman gehört, dass sie eine Phase des Jiva-Daseins oder Chidabhasa ist, ist wahres Wissen, und dieses wird durch tiefe
 
Reflexion. Daher sollte man sich ständig mit einer gründlichen Untersuchung der Natur von Isvara, Jagat und Jiva (Gott, Welt und Seele) beschäftigen. Wenn das Bewusstsein entsteht, dass die Welt und der Jiva Korrelate sind und keine unabhängige Realität oder einen eigenen Wert haben, heben sie sich gegenseitig auf, und es entsteht das höhere Wissen über den Paramatman oder das Höchste Selbst. Die bloße Nicht-Wahrnehmung der Welt sollte nicht mit der Befreiung des Jiva verwechselt werden. Sonst gäbe es die Befreiung im Schlaf, in der Ohnmacht, im Tod und in der kosmischen Auflösung, wo die Welt nicht objektiv erlebt wird. Befreiung ist positives Wissen über die Unwirklichkeit der Vielheit und die Realität der universellen Einheit. Im Zustand des wahren Wissens muss die äußere Wahrnehmung der Welt nicht notwendigerweise negiert werden. Die Erscheinung der Welt mag da sein, aber das Gefühl für ihre Realität ist nicht da. Ein solcher Zustand wird Befreiung genannt - während des Lebens (Jivanmukti).  
 
 
Es gibt zwei Arten von spirituellem Wissen: direktes und indirektes. Nur im direkten Wissen erreichen Kontemplation und Meditation ihren Höhepunkt. Zu wissen, dass Brahman ist, bedeutet, ein indirektes Wissen darüber zu haben. Zu wissen, dass man in der tatsächlichen Erfahrung mit ihm identisch ist, bedeutet, ein direktes
Wissen zu haben. Zu diesem Zweck wird hier die Natur der Wahrheit analysiert. (Verse 1-17)


Es gibt zwei Arten von [[Spirituelles Wissen|spirituellem Wissen]]: direktes und indirektes. Nur im direkten Wissen erreichen Kontemplation und [https://www.yoga-vidya.de/meditation/ Meditation] ihren Höhepunkt. Zu wissen, dass Brahman ist, bedeutet, ein indirektes Wissen darüber zu haben. Zu wissen, dass man in der tatsächlichen Erfahrung mit ihm identisch ist, bedeutet, ein direktes Wissen zu haben. Zu diesem Zweck wird hier die Natur der [[Wahrheit]] analysiert. (Verse 1-17)


=== Jiva und Kutastha ===
=== Jiva und Kutastha ===


Die Eine Wahrheit scheint eine vierfache  
Die Eine Wahrheit scheint eine vierfache Unterscheidung als Kutastha, Brahman, Jiva und Isvara zu haben, so wie der Raum in einem Glas, der riesige universelle Raum, der Raum, der sich im Wasser des Kruges widerspiegelt, und der Raum, der sich in den weit verstreuten Wolken im Raum spiegelt, voneinander unterschieden werden können. [[Kutastha]] ist das unveränderliche Substrat des physischen und des subtilen Körpers, das der Jiva erfährt. Dieses Substrat wird Kutastha genannt, weil es unbeweglich ist wie ein Amboss, selbst wenn es stark geschlagen wird. Der [[Intellekt]], der dem Kutastha überlagert ist und durch den letzterer reflektiert wird, wird zur Quelle der Erscheinung des Jiva, der so genannt wird, weil er der [[Individualität]] Leben einflößt und in [[Samsara]] verwickelt zu sein scheint. So wie der Raum, der sich im Wasser eines Gefäßes spiegelt, den realen Raum darin vollständig verdeckt, nimmt das Jiva-Dasein die Position des Kutastha ein und macht es einem unmöglich, durch die gegenseitige [[Überlagerung]] (Anyonya-Adhyasa) der Attribute ein direktes Wissen über das Kutastha zu haben. Die [[Existenz]], das Bewusstsein, die [[Freiheit]] und die Glückseligkeit des Kutastha werden dem Jiva-Dasein überlagert, und der Jiva beginnt dadurch zu [[fühlen]], dass er als Intelligenz, Freiheit, Glückseligkeit und so weiter existiert. Umgekehrt werden die wechselnden Eigenschaften des Jiva, wie [[Schmerz]], [[Vergnügen]] und so weiter, dem Kutastha überlagert, und man beginnt zu fühlen, dass man diese Erfahrungen wirklich hat. So vergisst der Jiva, der mit sich selbst und seinen Aktivitäten beschäftigt ist, seine eigene Quelle und kennt sie in seinem täglichen Leben nicht. Diese vergessene Natur wird Mula-Avidya oder die ursprüngliche [[Unwissenheit]] genannt.  
 
Unterscheidung als Kutastha, Brahman, Jiva und Isvara zu haben, genauso wie der Raum in einem Glas, der riesige universelle Raum, der Raum, der sich im Wasser im Glas spiegelt, und der Raum  
 
die sich in den weit verstreuten Wolken im Raum widerspiegeln, voneinander unterschieden werden können. Kutastha ist das unveränderliche Substrat des physischen und des subtilen Körpers, das der Jiva erfährt. Dieses Substrat wird Kutastha genannt, weil es unbeweglich ist wie ein Amboss, selbst wenn es stark geschlagen wird. Der Intellekt, der dem Kutastha überlagert ist und durch den letzterer reflektiert wird, wird zur Quelle der Erscheinung des Jiva, der so genannt wird, weil er der Individualität Leben einflößt und in Samsara verwickelt zu sein scheint. So wie der Raum, der sich im Wasser eines Gefäßes spiegelt, den realen Raum darin vollständig verdeckt, nimmt das Jivahood die Position des Kutastha ein und macht es einem unmöglich, durch die gegenseitige Überlagerung (Anyonya-Adhyasa) der Attribute ein direktes Wissen über das Kutastha zu haben. Die Existenz, das Bewusstsein, die Freiheit und die Glückseligkeit des Kutastha werden dem Jivahood überlagert, und der Jiva beginnt dadurch zu fühlen, dass er als Intelligenz, Freiheit, Glückseligkeit und so weiter existiert. Umgekehrt werden die wechselnden Eigenschaften des Jiva, wie Schmerz, Vergnügen usw., dem Kutastha überlagert, und man beginnt zu fühlen, dass man diese Erfahrungen wirklich hat. So vergisst der Jiva, der mit sich selbst und seinen Aktivitäten beschäftigt ist, seine eigene Quelle und kennt sie in seinem täglichen Leben nicht. Diese vergessene Natur wird Mula-Avidya oder die ursprüngliche Unwissenheit genannt.  
 
 
Avidya existiert als Avarana und Vikshepa, durch deren Wirken man die Behauptung aufstellt: "Ich kenne den Atman nicht, und er ist nicht da". Dies ist das Werk der Abhana- und
 
Asatta-Aspekte von Avarana. Obwohl der Atman das Zentrum eines jeden ist, ist er nicht bekannt, und seine Existenz wird im täglichen Leben praktisch geleugnet.
 
Dass ein solches Avidya existiert, ist für jeden offensichtlich, auch wenn es der Prüfung der Logik nicht standhält. Die Existenz von Avidya ist ein Mysterium, das von jedem durch Erfahrung akzeptiert wird, aber niemand kann seine Natur erforschen, da der Prozess der Untersuchung, der logischen Analyse usw. ein Werk des Intellekts ist, der selbst ein Ergebnis von Avidya ist. Yukti (Denken) sollte auf Sruti (Schriften) beruhen, Logik sollte sich auf Intuition gründen. Kutastha-Chaitanya oder allgemeines Bewusstsein ist nicht gegen die Existenz von Avidya, sonst gäbe es die Negation von Avidya im Zustand des Tiefschlafs. Avidya hat keine Bedeutung für den Atman, und daher hat auch die Entgegensetzung von Avidya durch den Atman keine Bedeutung. Avidya wird durch eine Vritti des Geistes in seiner kosmischen Form aufgelöst, die Brahmakara-Vritti genannt wird, da diese höchste Vritti kein anderes Objekt als Brahman hat; sie klingt ab, nachdem sie die erforderliche Beseitigung herbeigeführt hat, und setzt sich nicht wie die Vishayakara-Vritti fort, die ein äußeres Objekt hat, das ihr entspricht. So wie das Silber auf der Perlmutter liegt, liegt das Chidabhasa zusammen mit den Körpern auf dem Kutastha. In dieser Überlagerung von Silber auf Perlmutt werden die Realität des Perlmutts und seine Unmittelbarkeit, die als "Diesseits" bezeichnet wird, auf ein unwirkliches Silber übertragen, dessen glänzender Charakter in einer irrtümlichen Wahrnehmung mit dem Perlmutt in Kontakt gebracht wird. Diesseitigkeit und Wirklichkeit sind die gemeinsamen Merkmale, die in dem Silber, das nicht wirklich da ist, erkannt werden. Selbstsein und
 
Substanzialität sind ebenfalls Merkmale des Kutastha, die im Chidabhasa fälschlicherweise gesehen werden. Genauso wie die besonderen Merkmale von Perlmutt, wie bläuliches Schwarz, Dreieckigkeit usw., völlig übersehen werden und nicht


In der Wahrnehmung des Kutastha als Silber werden der ungebundene Zustand und die glückselige Natur des Kutastha in der irrtümlichen Vorstellung von ihm als dem Jiva vergessen und umgekehrt. So wie das, was auf dem Perlmutt liegt, Silber genannt wird, so heißt das, was auf dem Kutastha liegt, in unserem eigenen Fall 'Aham' oder 'Ich'-sein. Wenn man nur das "Dies" von Perlmutt sieht, denkt man fälschlicherweise, dass es Silber ist. Und während es in Wirklichkeit nur die Erfahrung von Kutastha gibt, hält man es fälschlicherweise für 'Ich'-sein oder 'Ahamta'.  
[[Avidya]] existiert als [[Avarana]] und [[Vikshepa]], durch deren Wirken man die Behauptung aufstellt: "Ich kenne den Atman nicht, und er ist nicht da". Dies ist das Werk der Abhana- und Asatta-Aspekte von Avarana. Obwohl der Atman das Zentrum eines jeden ist, ist er nicht bekannt, und seine Existenz wird im täglichen Leben praktisch geleugnet.  


Dass ein solches Avidya existiert, ist für jeden offensichtlich, auch wenn es der Prüfung der Logik nicht standhält. Die Existenz von Avidya ist ein [[Mysterium]], das von jedem durch Erfahrung akzeptiert wird, aber niemand kann seine Natur erforschen, da der Prozess der Untersuchung, der logischen Analyse und so weiter ein Werk des Intellekts ist, der selbst ein Ergebnis von Avidya ist. [[Yukti]] (Denken) sollte auf [[Shruti]] (Schriften) beruhen, Logik sollte sich auf [[Intuition]] gründen. Kutastha-[[Chaitanya]] oder allgemeines Bewusstsein ist nicht gegen die Existenz von Avidya, sonst gäbe es die Negation von Avidya im Zustand des Tiefschlafs. Avidya hat keine Bedeutung für den Atman, und daher hat auch die Entgegensetzung von Avidya durch den Atman keine Bedeutung. Avidya wird durch eine Vritti des Geistes in seiner kosmischen Form aufgelöst, die [[Brahmakara Vritti|Brahmakara-Vritti]] genannt wird, da diese höchste Vritti kein anderes Objekt als Brahman hat; sie klingt ab, nachdem sie die erforderliche Beseitigung herbeigeführt hat, und setzt sich nicht wie die Vishayakara-Vritti fort, die ein äußeres Objekt hat, das ihr entspricht. So wie das Silber auf der Perlmutter liegt, liegt das Chid-[[abhasa]] zusammen mit den Körpern auf dem Kutastha. In dieser Überlagerung von Silber auf Perlmutt werden die Realität des Perlmutts und seine Unmittelbarkeit, die als "Diesseits" bezeichnet wird, auf ein unwirkliches Silber übertragen, dessen glänzender Charakter in einer irrtümlichen Wahrnehmung mit dem Perlmutt in Kontakt gebracht wird. Diesseitigkeit und Wirklichkeit sind die gemeinsamen Merkmale, die in dem Silber, das nicht wirklich da ist, erkannt werden. Selbst sein und Substanzialität sind ebenfalls Merkmale des Kutastha, die im Chid-abhasa fälschlicherweise gesehen werden. So wie die besonderen Merkmale von Perlmutt, wie bläuliches Schwarz, Dreieckigkeit und so weiter, völlig übersehen werden und in der Wahrnehmung als Silber nicht auftauchen, werden der ungebundene Zustand und die glückselige Natur des Kutastha in der irrtümlichen [[Vorstellung]] von ihm als Jiva vergessen, und umgekehrt.


Bei der Betrachtung dieses Silbers sind "Diesein" und Silber zwei verschiedene Dinge. So sind auch Selbstsein und 'Ich'-sein in dem Gefühl voneinander verschieden: "Ich bin". Das Allgemeine und das Besondere sind nicht miteinander zu verwechseln, und das 'Selbst' ist eine unveränderliche Begleiterscheinung in solchen gebräuchlichen Redewendungen wie "Devadatta selbst geht"; "du selbst kannst sehen"; "ich selbst werde nicht in der Lage sein, dies zu tun", usw. Der Begriff "Selbst", der hier verwendet wird, ist ein allgemeines Merkmal in allen Fällen, wie in solchen Aussagen wie "dies ist Silber", "dies ist Stoff" usw., wo sich "dies" auf das gemeinsame Merkmal der Dinge bezieht. Die Selbstheit der Dinge ist das Kutastha, und es ist ihre Realität; Besonderheiten wie Ichheit usw. sind besondere Merkmale, die sich von der Selbstheit unterscheiden. Das Selbst ist etwas anderes als jeder Sinn für Objektivität.  
So wie das, was auf dem Perlmutt liegt, Silber genannt wird, so heißt das, was auf dem Kutastha liegt, in unserem eigenen Fall '[[Aham]]' oder 'Ich'-sein. Wenn man nur das "Dies" von Perlmutt sieht, denkt man fälschlicherweise, dass es Silber ist. Und während es in Wirklichkeit nur die Erfahrung von Kutastha gibt, hält man es fälschlicherweise für 'Ich'-sein oder 'Ahamta'.  




Obwohl es eine Tatsache ist, dass das Selbst, soweit wir wissen, nur in dem vorhanden ist, was wir ein empfindungsfähiges Wesen nennen, verwenden wir in
Bei der Betrachtung dieses Silbers sind "Diesein" und Silber zwei verschiedene Dinge. So sind auch Selbstsein und 'Ich'-sein in dem Gefühl voneinander verschieden: "[[Ich bin]]". Das Allgemeine und das Besondere sind nicht miteinander zu verwechseln, und das '[[Selbst]]' ist eine unveränderliche Begleiterscheinung in solchen gebräuchlichen Redewendungen wie "[[Devadatta]] selbst geht"; "du selbst kannst sehen"; "ich selbst werde nicht in der Lage sein, dies zu tun", und so weiter. Der Begriff "Selbst", der hier verwendet wird, ist ein allgemeines Merkmal in allen Fällen, wie in solchen Aussagen wie "dies ist Silber", "dies ist Stoff" und so weiter, wo sich "dies" auf das gemeinsame Merkmal der Dinge bezieht. Die Selbstheit der Dinge ist das Kutastha, und es ist ihre Realität; Besonderheiten wie Ichheit und so weiter sind besondere Merkmale, die sich von der Selbstheit unterscheiden. Das Selbst ist etwas anderes als jeder Sinn für Objektivität.


unserer Sprache das Wort "Selbst", selbst wenn wir uns auf empfindungslose Objekte wie einen Topf beziehen. In Aussagen wie "ein Topf hat an sich kein Bewusstsein" führen wir unbewusst Selbstsein in den Topf ein, obwohl der Topf kein Bewusstsein und somit keine Eigenschaften des Selbst hat. Aber das Selbst oder das


Atman ist nicht nur Bewusstsein, sondern auch Existenz. Wenn wir sagen, dass ein Topf existiert, sagen wir das Mindeste, was über ihn gesagt werden kann, nämlich, dass er ist. Wir meinen damit auch, dass er wirklich ist, denn das Unwirkliche ist es nicht; aber das Wirkliche kann nicht als ein Objekt außerhalb des Bewusstseins gesehen werden; dennoch behaupten wir, dass ein Objekt existiert. Der Fehler, den wir hier begehen, besteht darin, dass wir in der Wahrnehmung die Existenz oder die Realität des Atman mit einer besonderen Eigenschaft verbinden, die wir als Objekthaftigkeit bezeichnen, aber wir können nicht sehen, dass wir diesen Fehler begehen; und wenn wir ihn nur sehen könnten, würden wir die Welt nicht so sehen, wie sie ist. Wir würden dann beginnen, das leuchtende Substrat der Dinge zu sehen, das überhaupt nicht als Objekt bezeichnet werden kann. In der Wahrnehmung eines Objekts wie eines Topfes offenbart sich der Existenz-Aspekt von Brahman, und das ist es, was uns sagen lässt, dass der Topf da ist. Es spielt keine Rolle, dass der Topf kein Bewusstsein hat. Er hat Existenz, und das reicht aus, um ihm den Charakter der Wirklichkeit zu geben. Die Wirklichkeit ist nicht nur Bewusstsein ohne Existenz, sondern Bewusstsein mit Existenz, und zwar in einer Weise, dass das eine nicht vom anderen unterschieden werden kann. Das Erscheinen oder Nicht-Erscheinen von Chidabhasa ist die Ursache dafür, dass wir eine Unterscheidung zwischen dem Empfindungsfähigen und dem Nicht-Empfindungsfähigen treffen. So wie Chidabhasa dem Atman überlagert ist, so ist auch die Objekthaftigkeit des Topfes dem Atman überlagert. Es gibt einen universellen  
Obwohl es eine Tatsache ist, dass das Selbst, soweit wir wissen, nur in dem vorhanden ist, was wir ein empfindungsfähiges [[Wesen]] nennen, verwenden wir in unserer Sprache das Wort "Selbst", selbst wenn wir uns auf empfindungslose Objekte wie einen Topf beziehen. In Aussagen wie "ein Topf hat an sich kein Bewusstsein" führen wir [[unbewusst]] Selbstsein in den Topf ein, obwohl der Topf kein Bewusstsein und somit keine Eigenschaften des Selbst hat. Aber das Selbst oder der [[Atman]] ist nicht nur Bewusstsein, sondern auch Existenz. Wenn wir sagen, dass ein Topf existiert, sagen wir das Mindeste, was über ihn gesagt werden kann, nämlich, dass er ist. Wir meinen damit auch, dass er [[wirklich]] ist, denn das Unwirkliche ist es nicht; aber das Wirkliche kann nicht als ein [[Objekt]] außerhalb des Bewusstseins gesehen werden; dennoch behaupten wir, dass ein Objekt existiert. Der Fehler, den wir hier begehen, besteht darin, dass wir in der Wahrnehmung die Existenz oder die Realität des Atman mit einer besonderen Eigenschaft verbinden, die wir als Objekthaftigkeit bezeichnen, aber wir können nicht sehen, dass wir diesen Fehler begehen; und wenn wir ihn nur sehen könnten, würden wir die Welt nicht so sehen, wie sie ist. Wir würden dann beginnen, das leuchtende Substrat der Dinge zu sehen, das überhaupt nicht als Objekt bezeichnet werden kann. In der Wahrnehmung eines Objekts wie eines Topfes offenbart sich der Existenz-Aspekt von [[Brahman]], und das ist es, was uns sagen lässt, dass der Topf da ist. Es spielt keine Rolle, dass der Topf kein Bewusstsein hat. Er hat Existenz, und das reicht aus, um ihm den Charakter der [[Wirklichkeit]] zu geben. Die Wirklichkeit ist nicht nur Bewusstsein ohne Existenz, sondern Bewusstsein mit Existenz, und zwar in einer Weise, dass das eine nicht vom anderen unterschieden werden kann. Das Erscheinen oder Nicht-Erscheinen von Chid-abhasa ist die Ursache dafür, dass wir eine [[Unterscheidung]] zwischen dem Empfindungsfähigen und dem Nicht-Empfindungsfähigen treffen. So wie Chid-abhasa dem Atman überlagert ist, so ist auch die Objekthaftigkeit des Topfes dem Atman überlagert. Es gibt einen universellen Hintergrund der Dinge, auf dem sowohl das [[Subjekt]] als auch das Objekt erscheinen, die beide von ihm überlagert werden. Der Begriff "Selbst", den wir verwenden, um das allgemeine Merkmal aller Dinge zu bezeichnen, unterscheidet sich von den Bedeutungen solcher Begriffe wie "dies" und "das" und so weiter, die scheinbar ebenfalls unveränderliche Begleiterscheinungen von Substantiven sind. Denn ersteres schließt alle objektiven Elemente der [[Erfahrung]] aus, während letztere lediglich die Ausschließlichkeit der Dinge oder den Unterschied eines Dings von einem anderen anzeigen und nicht "Selbstsein" bedeuten. Das Selbst ist kein Adjektiv, das sich selbst qualifiziert, und es zeigt nichts anderes als sich selbst, es unterscheidet sich nicht von sich selbst, während Worte wie "dies", "das" und so weiter eine solche Unterscheidung anzeigen. Dies und Das, Selbst und Nicht-Selbst, Ich und Du und so weiter schließen sich gegenseitig aus, aber der Atman ist nicht exklusiv, außer in dem Sinne, dass er allen Versuchen, die Wirklichkeit zu objektivieren, entgegensteht.


Hintergrund der Dinge, auf dem sowohl das Subjekt als auch das Objekt erscheinen, die beide von ihm überlagert werden. Der Begriff "Selbst", den wir verwenden, um das allgemeine Merkmal aller Dinge zu bezeichnen, unterscheidet sich von den Bedeutungen solcher Begriffe wie "dies" und "das" usw., die anscheinend ebenfalls unveränderliche Begleiterscheinungen von


Substantive. Denn ersteres schließt alle objektiven Elemente der Erfahrung aus, während letztere lediglich die Ausschließlichkeit der Dinge oder den Unterschied eines Dings von einem anderen anzeigen und nicht "Selbstsein" bedeuten. Das Selbst ist kein Adjektiv, das sich selbst qualifiziert, und es zeigt nichts anderes als sich selbst, es unterscheidet sich nicht von sich selbst, während Worte wie "dies", "das" usw. eine solche Unterscheidung anzeigen. Dies und Das, Selbst und Nicht-Selbst, Ich und Du usw. schließen sich gegenseitig aus, aber der Atman ist nicht exklusiv, außer in dem Sinne, dass er allen Versuchen, die Wirklichkeit zu objektivieren, entgegensteht.





Version vom 4. Oktober 2022, 17:28 Uhr

Swami Krishnananda am Ganges

Die Philosophie der Panchadasi - Kapitel 6 - Licht auf die Analogie eines gemalten Bildes

Licht auf die Analogie eines gemalten Bildes

Universelle Überlagerung

Der Prozess der Manifestation des Universums ist vierfach, so wie es einen vierfachen Prozess beim Malen eines Bildes gibt. Zuerst gibt es ein Stück Stoff, rein in seinem ursprünglichen Zustand. Dann wird es mit Stärke bestrichen, um es zu einer zum Malen geeigneten Leinwand zu versteifen. Der Künstler zeichnet auf die Leinwand einen Umriss des Bildes, das er im Kopf hat. Schließlich wird der Umriss mit der nötigen Farbe ausgefüllt, so dass er das Aussehen des geplanten Bildes annimmt.

Das Universum ist ein riesiges Bild, das sozusagen auf der Grundlage von Brahman gemalt wurde. Reines Bewusstsein, das die Natur von Brahman ist, ist das Substrat aller Dinge, und dies kann mit dem reinen Stoff verglichen werden, der als Hintergrund für das Gemälde notwendig ist. Der Zustand, in dem die Projektion des Universums latent erdacht und in einer Samenform gehalten wird, unmanifestiert und unsichtbar, ist der Zustand von Ishvara, in dem sich das Universum im Schlaf befindet. Aus diesem Schlaf wird man in Hiranyagarbha in einen träumenden Zustand der Schöpfung geweckt, in dem schwache Umrisse des Bildes des Universums sichtbar sind, obwohl eine klare Wahrnehmung dort unmöglich ist. Die farbenfrohe Darstellung der Schöpfung wird im Zustand von Virat deutlich, wo alle Dinge in ihrer eigenen Individualität erwachen und jeder sich selbst als eine eigenständige Einheit betrachtet. Alle manifestierten Wesen, vom Schöpfer bis zum Grashalm, belebt und unbelebt, existieren als eine abgestufte Reihe von Manifestationen, die alle auf dem Substrat von Brahman gemalt sind. Höheres Bewusstsein, niederes Bewusstsein und Unbewusstsein sind Unterschiede, die in den verschiedenen Elementen, die das gemalte Bild des Kosmos ausmachen, eingeführt werden, und zwar unter dem Gesichtspunkt des Grades, in dem das Brahman Bewusstsein in jedem von ihnen manifestiert ist. Der Unterschied in der Ausprägung des Bewusstseins in den verschiedenen Individuen bedeutet nicht, dass die Individuen wirklich eine eigene Intelligenz besitzen, denn ein und dasselbe Bewusstsein manifestiert sich in all diesen auf verschiedene Weise, je nach der Subtilität des Ausdrucksmediums. Der Intellekt oder die Buddhi, die ein subtileres Medium sind, spiegeln ein größeres Maß an Bewusstsein wider als das niedere Reich, in dem ein solches Medium nicht vorhanden ist. So wie wir künstlich die gemalten Kleider und die gemalten Menschen von dem wirklichen Stoff unterscheiden, auf den das Bild gemalt ist, so machen wir in dieser Welt einen falschen Unterschied zwischen der imaginären, reflektierten Intelligenz, die Chid-abhasa genannt wird, und der wirklichen Intelligenz, die Brahman ist. Da diese Spiegelungen oder Chidabhasa aufgrund des unterschiedlichen Grades der Intelligenz, die sich in ihnen manifestiert, unterschiedlich sind, gibt es eine Vielzahl von Jivas, und es gibt unzählige Möglichkeiten, zwischen Jiva und Brahman zu unterscheiden. So wie die Farbe der bemalten Kleidung von den Beobachtern unklugerweise dem Stoffhintergrund überlagert wird, werden die Individualitäten und die vielfältigen Weltformen fälschlicherweise als im Brahman enthalten angesehen.

Das Gefühl, dass Samsara real ist, dass es mit dem Selbst verflochten ist, ist in Wirklichkeit die Knechtschaft des Jiva, und dies wird Avidya genannt. Die feste Überzeugung, dass die Knechtschaft nicht zum Atman gehört, dass sie eine Phase des Jiva-Daseins oder Chidabhasa ist, ist wahres Wissen, und dieses wird durch tiefes Nachdenken erworben. Daher sollte man sich ständig mit einer gründlichen Untersuchung der Natur von Ishvara, Jagat und Jiva (Gott, Welt und Seele) beschäftigen. Wenn das Bewusstsein entsteht, dass die Welt und der Jiva Korrelate sind und keine unabhängige Realität oder einen eigenen Wert haben, heben sie sich gegenseitig auf, und es entsteht das höhere Wissen über den Paramatman oder das Höchste Selbst. Die bloße Nicht-Wahrnehmung der Welt sollte nicht mit der Befreiung des Jiva verwechselt werden. Sonst gäbe es die Befreiung im Schlaf, in der Ohnmacht, im Tod und in der kosmischen Auflösung, wo die Welt nicht objektiv erlebt wird. Befreiung ist positives Wissen über die Unwirklichkeit der Vielheit und die Realität der universellen Einheit. Im Zustand des wahren Wissens muss die äußere Wahrnehmung der Welt nicht notwendigerweise negiert werden. Die Erscheinung der Welt mag da sein, aber das Gefühl für ihre Realität ist nicht da. Ein solcher Zustand wird Befreiung genannt - während des Lebens (Jivanmukti).

Es gibt zwei Arten von spirituellem Wissen: direktes und indirektes. Nur im direkten Wissen erreichen Kontemplation und Meditation ihren Höhepunkt. Zu wissen, dass Brahman ist, bedeutet, ein indirektes Wissen darüber zu haben. Zu wissen, dass man in der tatsächlichen Erfahrung mit ihm identisch ist, bedeutet, ein direktes Wissen zu haben. Zu diesem Zweck wird hier die Natur der Wahrheit analysiert. (Verse 1-17)

Jiva und Kutastha

Die Eine Wahrheit scheint eine vierfache Unterscheidung als Kutastha, Brahman, Jiva und Isvara zu haben, so wie der Raum in einem Glas, der riesige universelle Raum, der Raum, der sich im Wasser des Kruges widerspiegelt, und der Raum, der sich in den weit verstreuten Wolken im Raum spiegelt, voneinander unterschieden werden können. Kutastha ist das unveränderliche Substrat des physischen und des subtilen Körpers, das der Jiva erfährt. Dieses Substrat wird Kutastha genannt, weil es unbeweglich ist wie ein Amboss, selbst wenn es stark geschlagen wird. Der Intellekt, der dem Kutastha überlagert ist und durch den letzterer reflektiert wird, wird zur Quelle der Erscheinung des Jiva, der so genannt wird, weil er der Individualität Leben einflößt und in Samsara verwickelt zu sein scheint. So wie der Raum, der sich im Wasser eines Gefäßes spiegelt, den realen Raum darin vollständig verdeckt, nimmt das Jiva-Dasein die Position des Kutastha ein und macht es einem unmöglich, durch die gegenseitige Überlagerung (Anyonya-Adhyasa) der Attribute ein direktes Wissen über das Kutastha zu haben. Die Existenz, das Bewusstsein, die Freiheit und die Glückseligkeit des Kutastha werden dem Jiva-Dasein überlagert, und der Jiva beginnt dadurch zu fühlen, dass er als Intelligenz, Freiheit, Glückseligkeit und so weiter existiert. Umgekehrt werden die wechselnden Eigenschaften des Jiva, wie Schmerz, Vergnügen und so weiter, dem Kutastha überlagert, und man beginnt zu fühlen, dass man diese Erfahrungen wirklich hat. So vergisst der Jiva, der mit sich selbst und seinen Aktivitäten beschäftigt ist, seine eigene Quelle und kennt sie in seinem täglichen Leben nicht. Diese vergessene Natur wird Mula-Avidya oder die ursprüngliche Unwissenheit genannt.

Avidya existiert als Avarana und Vikshepa, durch deren Wirken man die Behauptung aufstellt: "Ich kenne den Atman nicht, und er ist nicht da". Dies ist das Werk der Abhana- und Asatta-Aspekte von Avarana. Obwohl der Atman das Zentrum eines jeden ist, ist er nicht bekannt, und seine Existenz wird im täglichen Leben praktisch geleugnet.

Dass ein solches Avidya existiert, ist für jeden offensichtlich, auch wenn es der Prüfung der Logik nicht standhält. Die Existenz von Avidya ist ein Mysterium, das von jedem durch Erfahrung akzeptiert wird, aber niemand kann seine Natur erforschen, da der Prozess der Untersuchung, der logischen Analyse und so weiter ein Werk des Intellekts ist, der selbst ein Ergebnis von Avidya ist. Yukti (Denken) sollte auf Shruti (Schriften) beruhen, Logik sollte sich auf Intuition gründen. Kutastha-Chaitanya oder allgemeines Bewusstsein ist nicht gegen die Existenz von Avidya, sonst gäbe es die Negation von Avidya im Zustand des Tiefschlafs. Avidya hat keine Bedeutung für den Atman, und daher hat auch die Entgegensetzung von Avidya durch den Atman keine Bedeutung. Avidya wird durch eine Vritti des Geistes in seiner kosmischen Form aufgelöst, die Brahmakara-Vritti genannt wird, da diese höchste Vritti kein anderes Objekt als Brahman hat; sie klingt ab, nachdem sie die erforderliche Beseitigung herbeigeführt hat, und setzt sich nicht wie die Vishayakara-Vritti fort, die ein äußeres Objekt hat, das ihr entspricht. So wie das Silber auf der Perlmutter liegt, liegt das Chid-abhasa zusammen mit den Körpern auf dem Kutastha. In dieser Überlagerung von Silber auf Perlmutt werden die Realität des Perlmutts und seine Unmittelbarkeit, die als "Diesseits" bezeichnet wird, auf ein unwirkliches Silber übertragen, dessen glänzender Charakter in einer irrtümlichen Wahrnehmung mit dem Perlmutt in Kontakt gebracht wird. Diesseitigkeit und Wirklichkeit sind die gemeinsamen Merkmale, die in dem Silber, das nicht wirklich da ist, erkannt werden. Selbst sein und Substanzialität sind ebenfalls Merkmale des Kutastha, die im Chid-abhasa fälschlicherweise gesehen werden. So wie die besonderen Merkmale von Perlmutt, wie bläuliches Schwarz, Dreieckigkeit und so weiter, völlig übersehen werden und in der Wahrnehmung als Silber nicht auftauchen, werden der ungebundene Zustand und die glückselige Natur des Kutastha in der irrtümlichen Vorstellung von ihm als Jiva vergessen, und umgekehrt.

So wie das, was auf dem Perlmutt liegt, Silber genannt wird, so heißt das, was auf dem Kutastha liegt, in unserem eigenen Fall 'Aham' oder 'Ich'-sein. Wenn man nur das "Dies" von Perlmutt sieht, denkt man fälschlicherweise, dass es Silber ist. Und während es in Wirklichkeit nur die Erfahrung von Kutastha gibt, hält man es fälschlicherweise für 'Ich'-sein oder 'Ahamta'.


Bei der Betrachtung dieses Silbers sind "Diesein" und Silber zwei verschiedene Dinge. So sind auch Selbstsein und 'Ich'-sein in dem Gefühl voneinander verschieden: "Ich bin". Das Allgemeine und das Besondere sind nicht miteinander zu verwechseln, und das 'Selbst' ist eine unveränderliche Begleiterscheinung in solchen gebräuchlichen Redewendungen wie "Devadatta selbst geht"; "du selbst kannst sehen"; "ich selbst werde nicht in der Lage sein, dies zu tun", und so weiter. Der Begriff "Selbst", der hier verwendet wird, ist ein allgemeines Merkmal in allen Fällen, wie in solchen Aussagen wie "dies ist Silber", "dies ist Stoff" und so weiter, wo sich "dies" auf das gemeinsame Merkmal der Dinge bezieht. Die Selbstheit der Dinge ist das Kutastha, und es ist ihre Realität; Besonderheiten wie Ichheit und so weiter sind besondere Merkmale, die sich von der Selbstheit unterscheiden. Das Selbst ist etwas anderes als jeder Sinn für Objektivität.


Obwohl es eine Tatsache ist, dass das Selbst, soweit wir wissen, nur in dem vorhanden ist, was wir ein empfindungsfähiges Wesen nennen, verwenden wir in unserer Sprache das Wort "Selbst", selbst wenn wir uns auf empfindungslose Objekte wie einen Topf beziehen. In Aussagen wie "ein Topf hat an sich kein Bewusstsein" führen wir unbewusst Selbstsein in den Topf ein, obwohl der Topf kein Bewusstsein und somit keine Eigenschaften des Selbst hat. Aber das Selbst oder der Atman ist nicht nur Bewusstsein, sondern auch Existenz. Wenn wir sagen, dass ein Topf existiert, sagen wir das Mindeste, was über ihn gesagt werden kann, nämlich, dass er ist. Wir meinen damit auch, dass er wirklich ist, denn das Unwirkliche ist es nicht; aber das Wirkliche kann nicht als ein Objekt außerhalb des Bewusstseins gesehen werden; dennoch behaupten wir, dass ein Objekt existiert. Der Fehler, den wir hier begehen, besteht darin, dass wir in der Wahrnehmung die Existenz oder die Realität des Atman mit einer besonderen Eigenschaft verbinden, die wir als Objekthaftigkeit bezeichnen, aber wir können nicht sehen, dass wir diesen Fehler begehen; und wenn wir ihn nur sehen könnten, würden wir die Welt nicht so sehen, wie sie ist. Wir würden dann beginnen, das leuchtende Substrat der Dinge zu sehen, das überhaupt nicht als Objekt bezeichnet werden kann. In der Wahrnehmung eines Objekts wie eines Topfes offenbart sich der Existenz-Aspekt von Brahman, und das ist es, was uns sagen lässt, dass der Topf da ist. Es spielt keine Rolle, dass der Topf kein Bewusstsein hat. Er hat Existenz, und das reicht aus, um ihm den Charakter der Wirklichkeit zu geben. Die Wirklichkeit ist nicht nur Bewusstsein ohne Existenz, sondern Bewusstsein mit Existenz, und zwar in einer Weise, dass das eine nicht vom anderen unterschieden werden kann. Das Erscheinen oder Nicht-Erscheinen von Chid-abhasa ist die Ursache dafür, dass wir eine Unterscheidung zwischen dem Empfindungsfähigen und dem Nicht-Empfindungsfähigen treffen. So wie Chid-abhasa dem Atman überlagert ist, so ist auch die Objekthaftigkeit des Topfes dem Atman überlagert. Es gibt einen universellen Hintergrund der Dinge, auf dem sowohl das Subjekt als auch das Objekt erscheinen, die beide von ihm überlagert werden. Der Begriff "Selbst", den wir verwenden, um das allgemeine Merkmal aller Dinge zu bezeichnen, unterscheidet sich von den Bedeutungen solcher Begriffe wie "dies" und "das" und so weiter, die scheinbar ebenfalls unveränderliche Begleiterscheinungen von Substantiven sind. Denn ersteres schließt alle objektiven Elemente der Erfahrung aus, während letztere lediglich die Ausschließlichkeit der Dinge oder den Unterschied eines Dings von einem anderen anzeigen und nicht "Selbstsein" bedeuten. Das Selbst ist kein Adjektiv, das sich selbst qualifiziert, und es zeigt nichts anderes als sich selbst, es unterscheidet sich nicht von sich selbst, während Worte wie "dies", "das" und so weiter eine solche Unterscheidung anzeigen. Dies und Das, Selbst und Nicht-Selbst, Ich und Du und so weiter schließen sich gegenseitig aus, aber der Atman ist nicht exklusiv, außer in dem Sinne, dass er allen Versuchen, die Wirklichkeit zu objektivieren, entgegensteht.



Das Selbst steht in Opposition zur Vorstellung jeglicher Objektivität, weil es in der Erfahrung niemals objektiviert ist. Für es ist alles Objektive außerhalb der Realität, so wie das Gefühl des "Ichs" im Individuum alle anderen Dinge in der Welt als außerhalb seiner Realität ansieht. Das IchGefühl im Jiva wird fälschlicherweise für ein Bewusstseinszentrum gehalten, und alle anderen Dinge, die ihm bekannt sind, werden als Objekte betrachtet, die lediglich dazu dienen, die Erfahrung im Jiva hervorzubringen. Obwohl die Ichhaftigkeit in Bezug auf ihre Erfahrungen von sich selbst ausgeht und die Welt als ein Objekt für sie betrachtet, ist die Ichhaftigkeit selbst ein Objekt aus der Sicht des Atman. Das Ich mag sich fälschlicherweise für ein bewusstes Prinzip halten, aber vom Standpunkt des Atman aus gesehen ist es nicht das Bewusstsein an sich. Das Ego ist für den Atman objektiv. Ichheit und Selbst sind voneinander verschieden, so wie

Silber und Perlmutt in der zitierten Analogie verschieden sind. Diese intrinsische Überlagerung, Tadatmya-Adhyasa genannt, zwischen Chidabhasa und Kutastha ist verantwortlich für die verworrene Form der Erfahrung als bewusste Individualität. Avidya ist die

Ursache all dessen, und wenn Vidya dämmert, wird Avidya zerstört. Die Auswirkung von Avidya kann jedoch eine Zeit lang bestehen bleiben, obwohl die Ursache durch Jnana beseitigt wurde. Im Falle des Jnanin wird die BhramajaAdhyasa oder die falsche Vorstellung, die sich aus der falschen Identifizierung von Kutastha mit Chidabhasa und umgekehrt ergibt, abgeschnitten, wodurch er keine weitere Geburt mehr haben wird. Aber der Sahaja-Adhyasa oder der natürliche Irrtum, den Chidabhasa mit Ahamkara (Ego) zu identifizieren und umgekehrt, wie auch der Karmaja-Adhyasa oder die Identifikation des Egos mit dem Körper und umgekehrt, wird fortbestehen. Das SanchitaKarma oder das Ergebnis von Handlungen, die in der Vergangenheit ausgeführt wurden, sich aber noch nicht in der Erfahrung manifestiert haben, und das Agami-Karma oder das Ergebnis von Handlungen, die während des gegenwärtigen Lebens ausgeführt wurden ( ), führen bei einem Jnanin zu keiner Reaktion in Form von Wiedergeburt usw. Aber das Prarabdha-Karma oder der Teil des Sanchita-Karmas, der für die Erfahrung in einer bestimmten Lebensspanne vorgesehen ist, muss durchlaufen werden, bis sein Schwung erschöpft ist, ob der Jnanin die Wirkung des Prarabdha spürt oder nicht. Die Chhandogya Upanishad (Kap. VI) bezeugt das Wirken von Prarabdha in einem Jnanin. Es ist vernünftig und möglich, dass ein Impuls fortbesteht, auch wenn seine Ursache aufgehört hat zu wirken. Dies wird auch von den Heiligen bestätigt, die solche Erfahrungen zum Ausdruck gebracht haben. (Verse 18-56)




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Siehe auch

Literatur

Seminare

Vedanta

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