Geheimnis der Hingabe

Aus Yogawiki

Geheimnis der Hingabe - So lautet ein Artikel aus dem Buch "Kriya Yoga" von Swami Sivananda. Erfahre hier was wahre Hingabe bedeutet.

Das Geheimnis der Hingabe

Gib dich vollkommen hin - so wirst du befreit von allen Kümmernissen

- Auszug aus dem Buch "Kriya Yoga" von Swami Sivananda -

Sakrid eva prapannaya tawasmiti cha yachate Abhayam sarvabhutebhyo dadam yetad vritanmama.

„Ich nehme die Furcht von allen Wesen, auch wenn sie nur ein einziges Mal zu Mir kommen und bei Mir Zuflucht suchen, ihr Selbst Mir hingeben — dies ist mein Schwur."

(Sri Ramachandra's Gelübde)

Überall in der Gita findet man besondere Hinweise, dass Hingebung und Ergebenheit absolut notwendig sind, um Gott-Bewusstsein zu erlangen. In Wirklichkeit lassen sich die neun Arten der Gottverehrung (Navavidha Bhakti) auf eine einzige reduzieren: AtmanivedanaSelbsthingabe. Die folgenden Verse aus der Gita sollen deinem Geist die Wichtigkeit der Devotion und Selbst-Hingabe einprägen.

Tam eva saranam gadaha sarvabhavena Bharata Tatprasadat param santim sthanam prapyasi saswa-tam.

„Flüchte mit deinem ganzen Wesen zu Ihm um Obdach, o Bharata. Durch Seine Gnade wirst du zur höchsten Stille gelangen, wirst einkehren in der Heimstätte des ewigen Friedens."

(Kapitel 18, Vera 62)

Manmana bhava madbhakto madyaji mam namaskuru Mam evaishyasi satyam te pratijane priyosi me.

„Denk' nur an Mich, verehre Mich, opfere Mir, beug' dich vor Mir! und du wirst zu Mir kommen.`

(Kapitel 18, Vers 65)

Sarvadharman parityajya mam ekam saranam vraja Aham twa sarvapapebhyo mokshayishyami ma sudiah.

„Gib alle Verpflichtungen auf und such' mich allein als Zufluchtsort. Sei unbesorgt, ich werde dich von allen Sünden befreien."

(Kapitel 18, Vers 66)

Vers 65 und 66 des 18. Kapitels sind die wichtigsten Verse der Gita. Das Wesentliche aus der ganzen Lehre Krishnas ist in ihnen enthalten. Wenn irgend jemand im wahren Geist dieser Verse leben kann, wird er das Ziel des Lebens bald erreichen. Darüber besteht kein Zweifel.

Die Selbsthingabe muss vollkommen sein, ohne Murren, willig und rückhaltlos. Du darfst dir keinerlei Belohnung für deine Hingabe erhoffen. Mira sprach: „Ich gab mein ganzes Herz, meinen Geist, meinen Verstand, meine Seele, mein Alles meinem Giridhara Gopala Dies war vollkommene Selbst-Hingabe.

Ein wirklicher Jünger wird Gott nicht einmal um Mukti (Befreiung) bitten. Solange auch noch das geringste Begehren um Befreiung im Herzen schmachtet, kann man sich nicht als wirklichen Jünger des Herrn bezeichnen. Obwohl der Wunsch nach Befreiung sattvischer (göttlicher) Natur ist, wird er ein Sklave dieses Wunsches, wenn er an ihm anhaftet. Er ist dann immer noch selbstsüchtig und daher untauglich, in ernsthafter Liebe zu Gott zu entflammen. Er hat noch nicht vollkommene, rückhaltlose Selbsthingabe geübt. Um Mukti zu bitten, ist eine Art Heuchelei. Kann ein wirklicher Jünger auch nur wagen, irgend etwas von Gott zu verlangen, wenn er doch genau weiß, dass Gott ein Meer von Liebe und Erbarmen ist?

Ein wirklicher Jünger zweifelt nie an Gott. Ein ungeübter Bhakta spricht schlecht von Gott, wenn er in Not ist. Er sagt: „Ich habe 25 000 Mal Japa getan (Wiederholung der Namen des Herrn). Ich studiere Bhagavad täglich. Dennoch ist Gott nicht mit mir zufrieden. Er hat noch nicht das Leid von mir genommen. Gott ist blind. Er hat meine Gebete noch nicht erhört. Welche Art Gott ist denn Krishna? Ich habe kein Vertrauen mehr zu Ihm."

Ein wirklicher Bhakta frohlockt in Leid, Schmerz und Hilflosigkeit. Er heißt Kummer und Sorgen jederzeit willkommen, da er durch sie Gott nicht einen Augenblick vergisst. Er beharrt in seinem standhaften Glauben, dass Gott nur Gutes für ihn will. Kunti Devi betete zu Krishna: „0 Herr! Gib mir Schmerz jederzeit! Denn nur dann werde ich jederzeit an Dich denken!"

In Puri erkrankte ein Heiliger, der sich vollkommen Gott Hari gewidmet hatte, ernsthaft an chronischer Ruhr, so dass er vollkommen hilflos war. Da nahm Gott Hari von Puri die Gestalt eines Menschen an, um lange Zeit hindurch seinem Jünger als Diener zur Seite zu stehen. Das Gesetz von Prarabdha (Früchte auf vergangene Taten) ist unerbittlich. Niemand kann der unfehlbaren Gerechtigkeit entrinnen. Der Herr wollte nicht, dass sein Bhakta eine neue Geburt zur Erfüllung seines Prarabdhas auf sich nehmen müsse, und so hatte der Jünger in diesem Leben zu Ende zu leiden. Es war die Erfüllung seines Karmas. — Aber ER selbst diente ihm, da ihm der Jünger vollkommen ergeben war. Dies zeigt wieder die grenzenlose Barmherzigkeit Gottes. Er wurde der Sklave seines eigenen Jüngers, als dieser vollkommen von ihm abhängig war.

Selbsthingabe bedeutet nicht, sich in die Wälder zurückzuziehen. Es bedeutet auch nicht, alle seine Tätigkeiten aufzugeben. Tamas und Trägheit wird irrtümlich für Hingabe gehalten. Dies ist ein trauriger Irrtum. Bei wirklicher, innerer Hingabe müssen das Ego und die Wünsche vollkommen ausgerottet werden. Das wird zu wahrer Demut führen. Der egoistische (rajasische) Geist wünscht hartnäckig, vollkommene Selbst-Hingabe zu erreichen, aber Hartnäckigkeit und Eigensinn sind ein großes Hindernis, um wirkliche Selbst-Hingabe zu verwirklichen. Die niedere Natur erhebt sich immer und immer wieder, um sich zu behaupten. Die Wünsche stehen wieder auf. Wohl werden Wünsche einige Zeit erfolgreich unterdrückt, doch sie offenbaren sich danach mit doppelter Kraft! Durch Wünsche werden die Menschen hierhin und dorthin gezogen. Glaube an das Göttliche, und widme dich vollkommen dem Herrn! Vertraue auf Ihn! Lebe in Frieden! Alle Sorgen, Kümmernisse, Ängste, Trübsale und egoistische Bestrebungen werden dahinschwinden.

Blicke auf Prahaladas Hingabe und Glaube an Gott! Er ergab sich vollkommen Gott Hari. Kein anderer Gedanke als der Gedanke an Gott hatte Raum in seinem Denken. Er erreichte schließlich Seine volle Gnade und Seinen Segen, selbst als er von seinem eigenen Vater auf allerlei Arten gepeinigt wurde. Er wurde von der Spitze eines Felsens hinunter geschleudert. Er geriet unter die Füße eines Elefanten. Es wurde ihm Gift eingegeben. Er wurde mit Eisenfesseln an den Beinen ins Meer geworfen. Kobras wurden über seinem Haupt ausgeschüttet. In seine Nasenlöcher wurde giftiges Gas eingespritzt. Er wurde ins flammende Feuer geschleudert. Siedendes Öl wurde über seinen Kopf geschüttet. Dennoch wurde sein Glauben an Narayana nicht ein einziges Mal erschüttert. Der Name Gott Narayanas war ständig auf seinen Lippen. So soll der wahre Glauben eines jeden Jüngers sein!

Bete inbrünstig zu Gott: „O Herr! Mache meinen Willen stark, um allen Versuchungen zu widerstehen, um meine Indriyas (Sinne) und niedere Natur zu beherrschen. Lass meine schlechten Gewohnheiten zu guten werden! Mache meine Hingabe vollkommen und aufrichtig! Setze Deinen Thron in mein Herz und verlasse mich nicht einen Augenblick. Benütze meinen Körper, meinen Verstand und alle meine Organe als Deine Instrumente. Mach mich fähig, ständig in Dir verweilen zu können!" Gib alle Gedanken an Schuld und Verantwortung auf. Erlaube dem göttlichen Willen, ungehindert zu wirken!

Dies ist das Geheimnis der Hingebung. Du wirst fühlen, dass sich dein ganzes Wesen ändert. Dieser erhabene Zustand ist unaussprechlich. Eine große Umgestaltung wird über dich kommen. Du wirst in ein Lichtermeer göttlichen Glanzes eingehüllt werden. Du wirst von unbeschreiblichem Glück betäubt sein und in einem Ozean von Frieden und Freuden ertrinken!

Dein altes, kleines Selbst ist nun tot. Du bist nun ein verwandeltes, geistiges Wesen. Dein persönlicher Wille ist im kosmischen Willen untergetaucht. Du bist nun erleuchtet durch das Göttliche Licht. Alle Unwissenheit ist verschwunden.

Erfreue dich an dem unsterblichen, göttlichen Dasein, in welchem es weder Verzweiflung noch Furcht gibt, weder Hunger noch Durst, weder Zweifel noch Täuschung! Leuchte in göttlichem Glanz und Ruhm!

Siehe auch

Literatur

Seminare

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