Indische Schriftsysteme

Aus Yogawiki

Indische Schriftsysteme, auch Indischer Schriftenkreis genannt, sind alle in Indien (und darüber hinaus) verwendeten Schriftsysteme, die auf die Brahmi Schrift zurückgehen. Nicht zu den indischen Schriftsystemen gehört somit die für die Schreibung des Urdu und Kashmiri verwendete persische Schrift.

Allgemeines

Die indischen Schriftsysteme werden häufig in die nordindischen und südindischen Schriften eingeteilt, insofern sich diese von ihrem Schreibduktus und Erscheinungsbild her ähnlich sind. Die südindischen Schriften, die zur Schreibung der drawidischen Sprachen benutzt dienen, werden zuweilen scherzhaft als "Kringelschriften" bezeichnet, da bei ihnen das ungeübte Auge Mühe hat, die einzelnen Buchstaben bzw. Silben (Aksharas) voneinander zu unterscheiden. Dies gilt streng genommen aber genauso für die nordindischen Alphabete.

Zu den nordindischen Schriften zählen die Devanagari, die Bengali Schrift, die Gujarati Schrift, die Gurmukhi Schrift sowie die Oriya Schrift. Die Sinhala Schrift ähnelt aufgrund ihrer geographischen Verbreitung eher dem südindischen Schrifttyp, obwohl das Singhalesische vom Sprachtypus her zu den neuindoarischen Sprachen gehört. Zu den südindischen Schriften zählen die Tamil Schrift, die Malayalam Schrift, die Telugu Schrift sowie die Kannada Schrift


Schrift und Sprache

Die Vielfalt an Sprachen hat auf dem indischen Subkontinent im Laufe der vergangenen zweieinhalb Jahrtausende auch zu einer Vielfalt an Schriften geführt, die sich aus der sogenannten Brahmi Schrift weiterentwickelt haben. So gab es von jedem Schrifttyp zahllose regionale Ausprägungen, was das Lesen alter indischer Handschriften sowohl schwierig als auch interessant macht. Erst mit der Einführung des Buchdrucks in Indien im 18. Jh. durch die Portugiesen und Engländer bildeten sich die noch heute gültigen Standardschriften heraus.

Häufig ist eine bestimmte indische Schrift eng mit der Schreibung einer oder mehrerer Sprache(n) verknüpft. Typischerweise wird die Devanagari zur Schreibung der neuindischen Sprachen Hindi, Marathi und Nepali benutzt, die Bengali Schrift für das Bengali und Assamiya, die Tamil Schrift für das Tamil usw. Mitunter wird ein und dieselbe Sprache in verschiedenen Regionen aber auch mit unterschiedlichen Schriften geschrieben, wie bspw. das Panjabi, das in Indien mit der Gurmukhi Schrift oder der Devanagari, in Pakistan jedoch mit einer Shahmukhi genannten Variante der linksläufigen persischen Schrift geschrieben wird.

Eine Sonderstellung nimmt hier das Sanskrit ein, das traditionell in allen Teilen Indiens mit der in der jeweiligen Region üblichen Schrift geschrieben wurde: in Bengalen in der Bengali Schrift, in Kashmir in der Sharada, in Südindien mit der Grantha Schrift bzw. den daraus hervorgegangen Schriften Tamil, Malayalam usw. In Nordindien hat sich mit der Einführung des Buchdrucks die Devanagari zur Schreibung durchgesetzt, in Südindien werden jedoch hierfür weiterhin die einheimischen Alphabete verwendet.

Siehe auch