Mariamma
Mariamma wird als die Göttin der Pocken und des Regens in Südindien verehrt. Es gibt viele ihr geweihte Tempel, wo sie mit einem roten Gewand mit zwei oder vier Händen dargestellt wird.
Als hinduistische Dorfgöttin hat sie weibliche Kraft oder Shakti. In ländlichen Bezirken Tamil Nadus, Karnatakas, Andhra Pradeshs und Maharashtras wird sie als Muttergöttin sehr verehrt. Sie wird auch als Fruchtbarkeitsgöttin betrachtet. Verehrer wenden sich an sie unter verschiedenen Namen. Ihre Verehrer glauben, dass Mariammas Kräfte die Grundlagen des Lebens sind. Die Göttin ist eng verbunden mit den hinuistischen Göttinnen Parvati, Durga und auch Shitala Devi.
Gläubige in Südindien gehen Meilen, um während der Sommermonate mit Turmeric und Neemblättern gemischtes Wasser in Töpfen zu der Göttin zu tragen. Sie tun dies, um sich vor Masern und Windpocken zu schützen. Man betet auch zur Gottheit für das Wohlergehen der Familie. Die Verehrer bringen ihr Pongal dar, eine Mischung aus Reis und Mungbohnen. Es wird gewöhnlich im Tempelbezirk in Terracottatöpfen mit Holz gekocht. Während der Festlichkeiten tragen die Leute in einer Prozession Öllampen.
Ursprung Mariammas
Der Ursprung Mariammas kann zum alten dravidischen Volk zurückdatiert werden. Man glaubt, dass sie in der Stammesreligion des dravidischen Indien entstand. Sie war lange vor der Ankunft der Arier und der brahmanischen Religion volkstümlich. Bei den dravidischen Bergstämmen in Coorg im südlichen Karnataka wurden Menschen geopfert, um die Göttin zu besänftigen. Gegenwärtig gibt man sich mit Tieren und Vögeln zufrieden. In Alttamil bedeutet das Wort "Maari" Regen und "Amman" Mutter Natur. Man glaubt also, dass sie Regen und Wohlstand bringt, da das Gedeihen der Vegetation vor allem vom Regen abhängt.
Sie war keine Lokalgottheit oder mit irgendeinem Objekt assoziiert, sondern wurde in der ganzen dravidischen Nation tief verehrt. Manchmal wird sie mit Renuka oder Yellamma oder sogar Sri Chowdeshwari Devi, Sri Thailuramma Devi, Huchamma Devi, Manchamma Devi, Chwodamma Devi und anderen gleichgesetzt. Sie wird also immer als Mutter Natur betrachtet und ist niemals auf Menschen bezogen. Da man jedoch glaubt, dass die Gottheit Übel abwehrt und Wohlstand gewährt, erhielt sie immer einen hervorragenden Platz in der religiösen Landschaft Südindiens.
Mythen um Mariamma
Viele Legenden und Mythen sind mit Mariamma verbunden. Gemäß einer Geschichte war sie die Frau Tirunalluvars, des klassenlosen Tamilischen Dichters. Eines Tages litt sie an Pocken und ging für Nahrung von einem Haus zum anderen. Sie fächerte sich mit Neem- oder Margosabaumblättern um die Fliegen von ihrem Ausschlag fernzuhalten. Dabei sah sie, dass die Leute sie als Göttin der Pocken verehrten. Um Pocken fernzuhalten hängen sie Neemblätter über die Türen ihrer Häuser.
Ein anderer Mythos rankt sich gleichfalls um ihren Ursprung. Die Geschichte ist mit Nagavali, der Frau Piruhus, eines der neun Rishis, verbunden. Als der Rishi eines Tages außer Haus war, kam die Trimurti um ihre vielgepriesene Schönheit zu sehen. Da ihr deren Identität nicht bewusst war, schätzte sie ihr Eindringen nicht und verwandelte sie verärgert in Kinder. Die Götter wurden zornig und verfluchten sie. Ihre Schönheit schwand und ihr Gesicht wurde wie mit Pocken gezeichnet. Als der Rishi zurückkam und ihr hässliches Gesicht sah, vertrieb er sie. Er verfluchte sie auch, dass sie als Dämon im nächsten Leben geboren wird und Ursache von Krankheit sein würde, welche die Leute wie sie aussehen lassen würde. Sie wurde "Mari" genannt, dass heißt verwandelt.
Ikonographie Mariammas
Mariamma wird gewöhnlich als schöne junge Frau porträtiert, mit rotem Gesicht und rotem Gewand. In den Darstellungen hat sie meistens zwei oder vier Arme. Manchmal wird sie jedoch auch mit vielen Armen dargestellt, die ihre Kräfte zeigen. Gewöhnlich steht oder sitzt sie, hält einen Dreizack (Trisula) in einer und eine Schale (Kapala) in der anderen Hand. Im Normalfall zeigt sie das Abhaya Mudra. Mariamma wird in zwei Gemütsverfassungen porträtiert. Die eine zeigt ihre angemehme Natur, während die andere ihre schreckliche Gestalt zeigt, mit Reisszähnen und wilder Mähne.
Tempel Mariammas
Es gibt viele der Göttin Mariamma geweihte Tempel. Die meisten sind einfache Dorfheiligtümer. In den meisten Tempeln wird sie als Granitstein mit scharfer Spitze - wie eine Speerspitze - dargestellt. Das Idol wird dann mit Girlanden aus Zitronen und roten Blumen geschmückt. Punainallur, nahe Thanjavur ist ein berühmter der Göttin Mariamma geweihter Tempel. In Tamil Nadu wird das Erode Mariamman Tempelfest in großem Stil gefeiert. Während des Festes wird ein kleines, ein mittleres und ein großes Idol der Göttin in drei Ecken der Stadt aufgestellt. Es wird jedes Jahr im April gefeiert. Andere Tempel in Tamil Nadu befinden sich in Veerapandi, Theni, Anbil, Narthamalai, Thiruverkadu, Salem, Virudhunagar, Sivakasi und Vellore. Ein berühmter Mariamma Tempel in Chennai ist der "Putthu Mariamman". In Karnataka gibt es auch ihr geweihte Tempel.