Mulaprakriti
Mulaprakriti (Sanskrit: मूलप्रकृति mūlaprakṛti f.) Urnatur, Urmaterie.
In der Sankhya-Philosophie ist die mūlaprakṛti neben dem purusha eine der beiden grundsätzlichen, einander auf ewig getrennt gegenüberstehenden Prinzipien (tattva). Die mūlaprakṛti wird auch als (pradhana "die Hauptsache, das Grundlegende") und (avyakta "das Unentfaltete") bezeichnet. In der mūlaprakṛti, dem unentfalteten Urgrund, sind die drei drei gunas bzw. "Eigenschaften" (sattva, rajas und tamas) im absoluten Gleichgewicht. Sobald dieses Gleichgewicht gestört wird (indem die gunas ihrer natürlichen Tendenz gemäß danach streben, über die jeweils anderen zu dominieren), tritt die entfaltete (vyakta) Natur (prakriti), die eigentliche Schöpfung, ins Dasein.
In der Aufzählung der 25 (tattva)s des (Sankhya) erscheint die mūlaprakṛti nicht bzw. sie wird als unentfaltete Voraussetzung der prakriti durch die Anwendung des logischen Grundsatzes erschlossen, dass alles, was als Wirkung (karya) wahrnehmbar ist, eine Ursache (karana) haben muss (vgl. Sankhya Karika 7 - 9).
Die Sankhya Karika des Ishvarakrishna
मूलप्रकृतिरविकृतिर्महदाद्याः प्रकृतिविकृतयः सप्त |
षोडशकस्तु विकारो न प्रकृतिर्न विकृतिः पुरुषः || 3 ||
mūlaprakṛtir avikṛtir mahadādyāḥ prakṛtivikṛtayaḥ sapta |
ṣoḍaśakas tu vikāro na prakṛtir na vikṛtiḥ puruṣaḥ || 3 ||
Die Urnatur (mūlaprakṛti) ist nicht geschaffen, [sondern existiert durch sich selbst]. Die Sieben, angefangen mit dem Großen [dem Verstand (mahat), zudem Ichbewußtsein und die fünf Reinstoffe], sind [produktive] Natur (prakriti) und geschaffen [indem die Urnatur sich umgestaltet]. Die Gruppe der Sechzehn [nämlich das Denkvermögen, die fünf Wahrnehmungsvermögen, die fünf Tatvermögen und die fünf Elemente] aber ist eine Umgestaltung [der Natur]. Nicht Natur, nicht geschaffen ist das Selbst (purusha).