Marburger Einstellungs-Inventar der Liebesstile

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Das Marburger Einstellungs-Inventar der Liebesstile dient der differenzierten Erfassung von Liebe und Zuneigung in heterosexuellen Paarbeziehungen durch Fragebögen. Liebesstile sind persönliche Vorstellungen zum Thema Liebe in Verbindung mit Verhalten in der Beziehung, Erwartungen an die Beziehung, damit zusammenhängenden Emotionen etc. Man kann Liebesstile als unterschiedliche soziale Konstruktionen sehen, welche die Partner auf der Grundlage von kulturell vorgegebenen Mustern über ihre Beziehung bilden und die sich in einem interpersonellen Orientierungssystem verdichten - und großen Einfluss auf die Gefühlswelt, die Emotionen haben. Das Marburger Einstellungs-Inventar der Liebesstile, kurz MEIL erfasst diese Liebesstile in Form eines standardisierten Fragebogens. Das Marburger Einstellungs-Inventar der Liebesstile erfasst sechs Dimensionen (romantische Liebe, spielerische Liebe, freundschaftliche Liebe, pragmatische Liebe, leidenschaftliche Liebe und altruistische Liebe). Dieses sechs Dimensionen sind sechs Liebesstile, die sich aus theoretischen und empirischen Analysen ableiten lassen. Diese sechs Liebesstile sind nach dimensionsanalytischen Auswertungen voneinander weitgehend unabhängig. Deshalb wird davon ausgegangen, dass durch das Marburger Einstellungs-Inventar der Liebesstile ein weites Spektrum von interpersonellen Einstellungen in Paarbeziehungen Berücksichtigung findet.

Es gibt zwei Versionen des Fragebogens im Marburger Einstellungs-Inventar für Liebesstile, eine für Männer und eine für Frauen. Diese unterscheiden sich nur durch den Bezug auf die Partnerin bzw. den Partner. Die Antworten im Marburger Einstellungs-Inventar der Liebesstile werden auf einer 9-stufigen Skala erhoben. Höhere Werte bedeuten größere Zustimmung, niedrigere Werte bedeuten geringere Zustimmung. Die Endpunkte der Skala im Marburger Einstellungs-Inventar der Liebesstile werden mit "absolut falsch" und "absolut richtig" bezeichnet.

Die sechs Dimensionen im Marburger Einstellungs-Inventar der Liebesstile

Im Marburger Einstellungs-Inventar für Liebesstile werden sechs Dimensionen der Liebesstile erfasst:

  • Eros: Die Dimension romantische Liebe (Eros) steht für die unmittelbare Anziehung der anderen Person und ein sexuelles Interesse am Partner.
  • Ludus: Die Dimension spielerische Liebe (Ludus) steht für die Liebe als Spiel mit unterschiedlichen Partnern, ohne die Gefühle allzu ernst zu nehmen. Der Liebesstil der spielerischen Liebe ist charakterisiert durch Verführung und die Idee der sexuellen Freiheit, die auch als Freie Liebe bezeichnet wird. Die spielerische Liebe gilt dem Hier und Jetzt, Langzeitversprechen gibt es entweder nicht, oder dienen nur der Eroberung, werden aber nicht ernst genommen. Die grundlegende Einstellung kann sein egozentrisch bis ausbeuterisch.
  • Storge: Freundschaftliche Liebe (Storge) steht für die Liebe als Resultat einer engen Freundschaft, die sich über eine längere Zeit als "sicherer Hafen" entwickelt hat. Bei Storge herrschen keine besonders intensiven Gefühle. Die freundschaftliche Liebe ist oft auf Grundlage gleicher Interessen, eines gleichen sozialen Hintergrunds, eines gemeinsamen Hobbys oder politischen, sozialen oder ökologischen Anliegens entstanden. Gemeinsame Aktivitäten stehen bei der freundschaftlichen Liebe im Vordergrund. Sexualität wird wenig betont und entsteht oft relativ spät.
  • Mania: Die besitzergreifende Liebe (Mania) steht für die Liebe als verabsolutiertes Gefühl, das alles beherrscht. Die besitzergreifende Liebe lässt dem Partner wenig Freiraum. Sie drängt soziale Normen in den Hintergrund. Sie ist verbunden mit dem Streben, die Aufmerksamkeit des Partners auf sich zu ziehen, und beim Partner selbst in dem Maß im Vordergrund zu stehen, wie der Partner für einen selbst im Vordergrund steht. Die besitzergreifende Liebe hat große Neigung zu intensiver Eifersucht. Der Partner wird idealisiert. Bei der besitzergreifenden Liebe wird oft keine Rücksicht auf die Wünsche des Partners genommen. Viel Energie wird darauf verwendet, dessen Abhängigkeit und Verfügbarkeit sicherzustellen. Es herrscht große Angst vor Trennung, die mit allen Mitteln vermieden werden soll. Eine Interpretation von Mania ist, dass sie aus Eros und Ludus kombiniert ist.
  • Pragma: Die pragmatische Liebe (Pragma) ist charakterisiert durch die Betonung auf Kompatibilität der Partner und auf gegenseitige Bedürfnisbefriedigung. Bei der pragmatischen Liebe ist Ausgangspunkt die Zielvorstellung, dass es wünschenswert und nützlich wäre, einen passenden Partner zu suchen (z.B. um die eigene Einsamkeit zu überwinden, um sich eine größere Wohnung leisten zu können oder um Kinder bekommen zu können). Pragmatische Liebe dient Vorteilen auf der materiellen und gesellschaftlichen Ebene. Liebe wird nur in eine "wertvolle" Person investiert. Pragma wird auch gesehen als Kombination von Ludus und Storge
  • Agape: Die altruistische Liebe (Agape),steht für die Sorge um den Partner. Agape will dem Partner helfen zur Überwindung seiner Probleme. Der Agape Liebesstil ist charakterisiert von Aufopferung, Selbstlosigkeit. Die eigene Aufmerksamkeit und Achtsamkeit ist zentriert auf die Bedürfnisse des Partners. Etwaiges Fehlverhalten des Partners wird schnell verziehen. Agape wird auch gesehen als Kombination aus Storge und Eros

Einsatzbereich des Marburger Einstellungs-Inventar der Liebesstile

Das Marburger Einstellungs-Inventar der Liebesstile ist insbesondere geeignet für Erwachsen im Alter von 20-40 Jahren. Das Marburger Einstellungs-Inventar der Liebesstile kann genutzt werden für empirische Forschung, für Partnerberatung sowie für die Einzelberatung.

Die sechs Liebesstile, die durch das Marburger Einstellungs-Inventar für Liebesstile erfasst werden. gelten für Paarbeziehungen jeden Alters und sowohl für heterosexuelle Beziehungen als auch homosexuelle Beziehungen. Das Marburger Einstellungs-Inventar der Liebesstile ist jedoch besser geeignet für heterosexuelle Paarbeziehungen.

Die Ausfüllung des Fragebogens des Marburger Einstellungs-Inventar der Liebesstile dauert etwa 20 Minuten und enthält 67 Einzel-Items (Fragen).

Herkunft des Konzepts des Marburger Einstellungs-Inventar der Liebesstile

Das Konzept der sechs Liebesstile, die vom Marburger Einstellungs-Inventar der Liebesstile erfasst werden, stammt von John Alan Lee und wurde Anfang der 1970er Jahre von ihm entwickelt. Das Marburger Einstellungsinventar für Liebesstile beruht auf diesem Konzept und ermittelt die Ausprägung dieser sechs Liebesstile für einen Menschen sowie für ein Paar.

Siehe auch

Literatur

  • Lee, J.A. (1973/1976). The colors of love. Englewood Cliffs, NJ: Prentice Hall.
  • Davis, K.E. & Latty-Mann, H. (1987). Love styles and relationship quality. A contribution to validation. Journal of Social und Personal Relationships, 4, 409-428.
  • Levy, M.B. & Davis, K.E. (1988). Lovestyle and attachment styles compared: Their relations to each other and to various relationship characteristics. Journal of Social and Personal Relationships, 5, 439-471.
  • Amelang, A. (1991). Einstellung zu Liebe und Partnerschaft. Konzepte, Skalen und Korrelate. In M. Amelang, H.J. Ahrens & H.W. Bierhoff (Hrsg.), Attraktion und Liebe (Brennpunkte der Persönlichkeitsforschung, Bd. 3, S. 153-196). Göttingen: Hogrefe.
  • Klein, R. & Bierhoff, H.W. (1991). Liebesstile nach Lee in ihrer Beziehung zu den konkreten Rahmenbedingungen der Partnerschaft. Gruppendynamik, 22, 189-206.
  • Bierhoff, H.W. & Klein, R. (1991). Dimensionen der Liebe: Entwicklung einer deutschsprachigen Skala zur Erfassung von Liebesstilen. Zeitschrift für Differentielle und Diagnostische Psychologie, 12, 53-71.
  • Bierhoff, H.W., Grau, I. & Ludwig, A. (1993). Marburger Einstellungsinventar für Liebesstile (MEIL). Handanweisung. Göttingen: Hogrefe.