Adharma

Aus Yogawiki

Adharma (Sanskrit: अधर्म adharma m.) Ungerechtigkeit, Sünde, Ungesetzlichkeit, Unordnung, Unrecht, Schuld, sittlich-ethischer Verfall auf allen Ebenen; das Gegenteil von Dharma. Adharma ist personifiziert als Sohn von Brahma und wird "Zerstörer aller Wesen" genannt.

Ayurveda: Charaka Samhita

Im dritten Buch (Vimana Sthana 3.20-27) der Charaka Samhita heißt es, Adharma, also sittlich-ethischer Verfall, sei die eigentliche Ursache für das Entstehen von Epidemien und Krankheiten, Besessenheit, Kriegen, Umweltschäden und -katastrophen.

Hier wird interessanterweise gesagt, dass Unrecht und sittlich-ethischer Verfall (Adharma) von der Spitze der gesellschaftlichen Hierarchien ausgeht und sich von dort ausbreitet. Daraufhin ziehen sich die Götter (Deva), die in der altindischen Vorstellung für die Harmonie von Natur und Mensch verantwortlich sind und die dafür regelmäßige Opfergaben erhalten, zurück, wodurch die Jahreszeiten (Ritu), der Regen (Varsha), der Wind (Vata), die Erde (Kshiti) - also die gesamte ökologische Struktur - aus dem Gleichgewicht gerät. Daraus ergeben sich nachteilige Folgen für die Tier- und Pflanzenwelt und damit für die Qualität der Nahrungsmittel, und letztlich kommt es zu Krankheiten und Epidemien.

Unter Bezugname auf die vier Weltzeitalter (Yuga) wird erklärt, dass in jedem Yuga die sittliche Ordnung (Dharma) um ein Viertel abnimmt, was zur Folge hat, dass auch die Gesundheit (Arogya) und Dauer der Lebenszeit (Ayus) der Menschen stetig abnimmt.

Kurz zusammengefasst wird die Entstehung und Verbreitung des sittlich-ethischen Verfalls (Adharma) so erklärt: Im Kritayuga, das zunächst von größtem Wohlstand, ausgezeichneter Gesundheit und großer Lebensdauer der Menschen gekennzeichnet war, wurden die Körper (Sharira) einiger wohlhabender Menschen durch übermäßiges Nehmen (Adana) immer schwerer, was zu Ermüdungs- und Erschöpfungszuständen (Shrama) führte. Daraus erwuchsen Trägheit (Alasya), das Ansammeln (Sanchaya) von Gütern und das damit verbundene Besitzdenken (Parigraha), woraus schließlich die Gier (Lobha) nach immer mehr resultierte. Dies war das Ende des Kritayuga. Im anschließenden Tretayuga entstanden aus der Gier Beleidigung und Kränkung (Abhidroha) sowie das Sagen der Unwahrheit (Anrita), woraus die folgenden seelischen Mißstände und Nöte entstanden: Begehren (Kama), Zorn (Krodha), Hochmut (Mana), Abneigung (Dvesha), Grobheit (Parushya), Gewalttätigkeit (Abhighata), Furcht (Bhaya), Betrübtheit (Tapa), Kummer (Shoka), Sorge (Chinta) und innere Unruhe (Udvega).

Literatur

  • Dowson, John: A Classical Dictionary of Hindu Mythology and Religion – Geography, History and Religion; D.K.Printworld Ltd., New Delhi, India, 2005