Oh du lieber Augustin

Aus Yogawiki

Oh du lieber Augustin ist ein Ausruf des Erstaunens, auch der Nachsicht und des Galgenhumors. Der Ausruf Oh du lieber Augustin bezieht sich auf das gleichnamige Volkslied, das der Legende nach sich auf Markus Augustin bezieht, eventuell sogar von ihm geschrieben und komponiert worden sein soll. Oft findet man dies Aussage, dass Markus Augustin, auch genannt Marx Augustin bzw. Der liebe Augustin, Text und Lied um 1679 komponiert haben soll. Das Volkslied Oh du lieber Augustin ist allerdings erst ab 1800 in Wien nachweisbar.

Der liebe Augustin erfreut seine Mitmenschen mit seinen Liedern

Verwendung des Ausspruchs "Oh du lieber Augustin"

Der Ausspruch, die Redensart, der Ausruf "Oh du lieber Augustin" kann in folgenden Situationen verwendet werden:

  • Einem ist ein großes Unglück erfahren. Mit dem Ausdruck "Oh du lieber Augustin" kann man etwas Distanz dazu aufbauen
  • Etwas was man in die Wege geleitet hat, geht unerwartet schief. Dann sagt man "Oh du lieber Augustin"
  • Man wird konfrontiert mit unerwarteten Schwierigkeiten

Heutzutage ist gerade in Deutschland (weniger in Österreich) der Text des Volksliedes Oh du lieber Augustin weitestgehend vergessen gegangen. Menschen gebrauchen aber noch den Ausspruch "Oh du lieber Augustin" einfach als Ausdruck des Erstaunens, ähnlich wie "Oh mein Gott", "Ach du lieber Gott", "Ach du meine Güte" oder auch OMG (Internet Kürzel für Oh mein Gott bzw. Oh my God). Insgesamt wird der Ausdruck Oh du lieber Augustin heutzutage aber seltener verwendet als früher.

Ursprung des Ausspruchs "Oh du lieber Augustin

Der Ausspruch Oh du lieber Augustin bezieht sich auf ein Volkslied, das seit ca. 1800 in Wien immer populärer geworden ist. Diese Volkslied bezieht sich auf Mark Augustin, der 1643-1685 in Wien gelebt hat. Marx Augustin, auch genannt Der liebe Augustin, war ein Bänkelsänger, Sackpfeifer und Stegreifdichter und soll auch viel getrunken haben. Insbesondere im Wiener Pestjahr 1679 Marx Augustin die Wiener mit zotigen Liedern aufgeheitert haben. Deshalb wurde er der liebe Augustin genannt. Als der liebe Augustin der Legende nach einmal sturzbetroffen war, wurde er ohnmächtig und mit Leichen in eine Pestgrube geworden. Glücklicherweise wurde der liebe Augustin noch gerettet und erzählte seine Erlebnisse in den Wirtshäusern. Vermutlich haben dann andere diese Geschichte weiter erzählt, bis jemand daraus das Volkslied "Oh du lieber Augustin" machte. Dieses Lied hat sechs Strophen, der Refrain ist dabei: Oh du lieber Augustin. Dieses Lied wurde zum Gassenhauer. Der Ausdruck Oh du lieber Augustin wurde zum geflügelten Wort.

Marx Augustin, der liebe Augustin

Der Ausdruck "oh du lieber Augustin bezieht sich also auf Marx Augustin, der als der liebe Augustin bekannt wurde. Zum Leben Augustins weiß man wenig. Augustin soll beliebt gewesen sein: Er war Sackpfeifer, Bänkelsänger, Stegreifdichter, man könnte auch sagen Wirtshausmusiker. Während der Pest in Wien im Jahr 1679 brachte er es zu einiger Berühmtheit, weil er sich nicht zurückzog, sondern die Bevölkerung der Stadt mit seinen zotigen Liedern und seinem Galgenhumor aufheiterte, weshalb er im Volksmund nur als „Lieber Augustin“ bekannt wurde.

Augustin war Sohn eines heruntergekommenen Wirts. Er zog schon früh mit seinem Dudelsack von einer Spelunke zur nächsten. Er soll dabei auch ein „tüchtiger Trinker“ gewesen sein, sodass er nie Ersparnisse ansammelte.

Sprichwörtlich wurde der liebe Augustin durch folgendes Ereignis. Der 36-jährige Augustin war im Jahr 1679 während der Pestepidemie wieder einmal stockbesoffen. Er schlief irgendwo in der Gosse seinen Rausch aus. Siech-Knechte, die damals die Leichen der Pestepidemie einsammeln mussten, hielten ihn für tot und brachten die Schnaps-Leiche zusammen mit den Pest-Leichen auf ihrem Sammelkarren vor die Stadtmauer. Dort warfen sie ihre ganze Ladung in ein großes Massengrab. Diese Pestgrube befand sich in der Nähe der Kirche St. Ulrich im siebten Wiener Gemeindebezirk. Heute steht dort ein Platz mit dem Augustinbrunnen in der Nähe. Wie in der damaligen Situation üblich, wurde das Grab nicht sofort geschlossen, sondern provisorisch mit Kalk abgedeckt, um später weitere Pestopfer aufzunehmen. Am folgenden Tag hat Augustin inmitten der Leichen dann so lange krakeelt und auf seinem Dudelsack gespielt, bis Retter ihn aus der Grube zogen.

Augustin hat aus seinem Erlebnis Lieder komponiert, hat diese als Bänkelsänger vorgetragen. Das wurde so populär, dass der liebe Augustin davon recht gut gelebt haben soll. So ist die Legende vom lieben Augustin wahrscheinlich seinen Wirtshausliedern zu verdanken. Einige Quellen aus dem 17. Jahrhundert berichten von dem der Leichengrube entstiegenen Augustin. Abraham a Sancta Clara erwähnt das Ereignis in seinem „Wohlangefüllten Weinkeller“, um vor der Trunksucht zu warnen. Urkundliche Stütze für die Legende ist nur ein Eintrag im städtischen Totenschauprotokoll, das einen „Augustin N.“ verzeichnet.

Augustin wurde auf dem Wiener Nikolai-Friedhof beerdigt, nach dessen Auflassung wurden seine sterblichen Überreste vermutlich auf den Sankt Marxer Friedhof überführt. Bis heute ist der liebe Augustin ein Inbegriff dafür, dass man mit Humor alles überstehen kann. Daher ist der Ausdruck oh du lieber Augustin auch eine Aufforderung, Missgeschicke humorvoll zu betrachten, und gerade auch Fehlschläge von ihrer lustigen Seite aus zu betrachten.

Im Jahr 2008 wurde in Wien (7. Bezirk) der Augustinplatz nach ihm benannt, wobei sich die Benennung auch auf die Sängerin Liane Augustin (1928–1978) bezieht.


Das Lied oh du lieber Augustin

Das Volkslied „O du lieber Augustin“ ist ab ca. 1800 nachgewiesen in Wien. Oft wird Augustin selbst als Verfasser genannt, der Ursprung liegt aber im Dunkeln. Der spöttische Text gibt einen Galgenhumor wieder, der den Wienern in Erinnerung geblieben ist.

Hier ein Video mit der Melodie des Liedes "Oh du lieber Augustin":

Text des Liedes Oh du lieber Augustin

Es gibt verschiedene Variationen des Liedes Oh du lieber Augustin.

Variante 1

O du lieber Augustin, Augustin, Augustin,
O du lieber Augustin, alles ist hin.
Geld ist weg, Mensch (Mäd´l) ist weg,
Alles hin, Augustin.
O du lieber Augustin,
Alles ist hin.
Rock ist weg, Stock ist weg,
Augustin liegt im Dreck,
O du lieber Augustin,
Alles ist hin.
Und selbst das reiche Wien,
Hin ist's wie Augustin;
Weint mit mir im gleichen Sinn,
Alles ist hin!
Jeder Tag war ein Fest,
Und was jetzt? Pest, die Pest!
Nur ein groß' Leichenfest,
Das ist der Rest.
Augustin, Augustin,
Leg' nur ins Grab dich hin!
O du lieber Augustin,
Alles ist hin!

Variante 2

1.

Oh, du lieber Augustin, Augustin, Augustin,
oh, du lieber Augustin, alles ist hin.
Geld ist weg, Mäd´l ist weg,
alles weg, alles weg,
oh, du lieber Augustin, alles ist hin.
2.
Oh, du lieber Augustin, Augustin, Augustin,
oh, du lieber Augustin, alles ist hin.
Rock ist weg, Stock ist weg,
Augustin liegt im Dreck,
oh, du lieber Augustin, alles ist hin.
3.
Oh, du lieber Augustin, Augustin, Augustin,
oh, du lieber Augustin, alles ist hin.
Geld ist weg, o du Schreck,
das ist schlecht und nicht recht,
oh, du lieber Augustin, alles ist hin.

Andere Titel des Liedes Oh du lieber Augustin

Manchmal findet man das Lied Oh du lieber Augustin auch unter folgenden Titel:

  • Ach, du lieber Augustus
  • He, du guter August
  • Der liebe Augustin

Variationen des Ausspruches Oh du lieber Augustin

Statt Oh du lieber Augustin findet man auch folgende Schreibweisen und Variationen:

Nicht nur die Anfangsworte des Liedes Oh du lieber Augustin hat es in die Liste geflügelter Worte gebracht. Auch der Abschluss "Alles ist hin" ist zu einer Redensart geworden.

Siehe auch