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Version vom 19. Juni 2017, 20:13 Uhr
Itihasa (Sanskrit: इतिहास itihāsa m. ) wörtl.: "so (Iti) wahrlich (ha) ist es gewesen (āsa)"; Sage, Legende; jüngste der vier wichtigsten Heiligen Schriften der Hindus; Heldenepos. Die beiden wichtigsten Vertreter dieser Literaturgattung sind die beiden Epen Mahabharata und Ramayana.
Itihasa ist eine Schriftgattung im alten Indien. Erfahre im nachfolgenden Vortrag von Sukadev Bretz, Gründer und Leiter von Yoga Vidya, mehr über die Itihasas.
Sukadev über Itihasa
Niederschrift eines Vortragsvideos (2014) von Sukadev über Itihasa
Itihasa, wörtlich: so war es, so war es wirklich. Itihasa ist eine Schriftgattung. Eine der vier klassischen Schriften, eine der vier orthodoxen Schriften sind die Itihasas. Itihasa besteht aus zwei Worten, nämlich Iti – so, und Hasa – war es, war es wirklich. Itihasa sind also Schriften, die von sich behaupten, so hat es sich wirklich zugetragen. Itihasas sind die so genannten Epen. Die zwei wichtigsten Epen sind das Ramayana und das Mahabharata.
Im weiteren Sinne gehört auch die Yoga Vasishtha zu den Itihasas. Itihasas gehören zu den vier Schriftgattungen, zu den vier klassischen Schriftgattungen oder auch orthodoxen Schriftgattungen, das heißt, sie werden von allen Hindus als autoritativ angenommen. Da gibt es erstmal Veda, auch Shruti genannt. Das ist das Offenbarte, das sind die Vedas, die von den Rishis enthüllt wurden. Dann gibt es die Smritis, die Smritis sind die Überlieferungen, in denen auch die Regeln und die Gepflogenheiten stehen. Als drittes gibt es die Puranas. Purana heißt, das, was früher war. Puranas sind die Göttergeschichten, die Geschichten der Inkarnationen Gottes, der Avatare Gottes, der Manifestationen Gottes. Also, man könnte sagen, die Göttersagen, die sind in den Puranas.
Dann gibt es die Itihasas und die Itihasas sind die Epen, in denen Menschen eine besondere Rolle spielen. Zwar gibt es im Ramayana Itihasa Rama und Sita, die als Avatare, als Inkarnationen von Lakshmi gelten, trotzdem wird im ursprünglichen Itihasa Ramayana, also im Valmiki Ramayana, Rama so dargestellt, als ob er gar nicht wüsste, dass er Gott ist, Inkarnation Gottes. So kann man durchaus sagen, in der Ramayana wird Rama menschlich dargestellt. So spielen in den Ithihasas Menschen die Hauptrolle, während in den Puranas Götter die Hauptrolle spielen.
Wiederum gibt es das Mahabharata. Das Mahabharata ist die Erzählung eines großen Herrschergeschlechtes, eben der Bharatyas, auch Bharatas genannt, bezogen auf einen großen Herrscher namens Bharata. Und weil Bharata so großartig war, wurde sein Land auch als Bharata oder Bharata Varsha bezeichnet, das war das Land des Bharata. Und Mahabharata ist so die Erzählung von Bharata und seinen Nachkommen, die Erzählung des Landes von Bharata. Und hier spielen wiederum Menschen eine besondere Rolle. Es gibt interessante Unterschiede zwischen der Bhagavatam und der Mahabharata, in beiden kommt Krishna vor.
In der Bhagavatam ist klar, Krishna ist eine Inkarnation Gottes, Krishna bewirkt jede Menge Wunder, Krishna kann unendlich viel machen. Im Mahabharata merkt man, dass Krishna irgendwo auch Grenzen zu haben scheint, zumindest wird er so beschrieben. Und dort versucht Krishna sich als Vermittler, doch letztlich gelingt es ihm nicht. Krishna versucht, Frieden zu stiften, es gelingt ihm nicht. Krishna versucht den Kampf zwischen Kauravas und Pandavas positiv zu beeinflussen, er schafft es zwar, dass letztlich die Pandavas gewinnen, aber nicht durch Wunder, sondern durch Diplomatie, durch Instruktion und auch mal durch persönlichen Einsatz.
So sind Itihasas Menschengeschichten. In den Ithihasas wird das Ringen des Menschen um Vollkommenheit beschrieben. In den Itihasas gibt es jede Menge Dramas. Es gibt Dramas um Sex, um Liebe, um Macht, es gibt Krieg, es gibt Familiengeschichten, Familiendramen, es gibt Freundschaften, es gibt Liebesgeschichten, es gibt alle Emotionen, alles findet man in den Itihasas. Die Itihasas beschreiben die Vieldimensionalität des Menschseins. Die Itihasas beschreiben auch, dass auch große Helden ihre Schwächen haben können, Itihasas überzeichnen das sogar.
Manchmal, wenn man hört, wie die großen Helden sich verhalten haben, wird man sagen: „Held? Komisch. Eher Verbrecher.“ Aber andererseits, die scheinbaren Verbrecher, wo man sagen würde, „ja, das Böse“, da stellt man fest, sie sind auch zu unglaublicher Großzügigkeit und Uneigennützigkeit fähig. In den Puranas findet man relativ häufig auch das Konzept des reinen Bösen, obgleich auch der reine Böse ursprünglich ein Deva war, ein Engelswesen, der auch zum Schluss wieder zurückkommt.
Aber in den Ithihasas, und das macht sie so faszinierend, sind die scheinbar Bösen auch die Guten. Z.B. gibt es im Ramayana den Ravana, aber der Ravana war nicht nur ein Asura, also einer, der das Schlechte getan hat, er war auch ein Verehrer Shivas. Und bis heute werden einige Hymnen von Ravana an Shiva zur Verehrung von Shiva rezitiert, und nicht, weil man deshalb als Dämon enden will, sondern weil es eine Verehrung Shivas ist. Oder Duryodhana im Mahabharata, auch dieser hat sehr gute Eigenschaften. Und die guten Pandavas verhalten sich manchmal auch nicht so gut.
So sind die Itihasas faszinierende Darstellungen von menschlichem Handeln, menschlichem Tun. In den Ithihasas erfährst du die ganze menschliche Existenz in ihrem ganzen Spektrum. Itihasas geben auch gute Handlungshinweise. Indem die Helden sich mal richtig, mal falsch verhalten, wirst du gelehrt und du weißt: „Möge ich gut mich verhalten.“ Und du bekommst auch Trost, auch den Helden im Ramayana und im Mahabharata ist es nicht immer gelungen, sich gut zu verhalten. „Ich bemühe mich. Und so ähnlich, wie Arjuna nicht genau wusste, was er tun sollte, so mag ich das auch nicht wissen. Und so wie Arjuna wende ich mich an Gott, an Krishna oder Gott“ - oder die Göttin oder die göttliche Mutter, wie auch immer du es ausdrücken willst, und sagst, „Oh Gott, nicht mein Wille geschehe, dein Wille geschehe. Zeige mir dein Licht und deine Wahrheit, dass sie mich leiten. Oh Gott, bitte, hilf mir.“
Itihasa heißt zwar „so war es tatsächlich“, aber ob es wirklich so war, das wissen wir nicht. Es ist auch irrelevant, ob der Mahabharata-Kampf wirklich so stattgefunden hat und ob wirklich Rama eine Armee von Affen und Bären angeführt hat, um dort nach Sri Lanka über eine Brücke aus Bäumen zu kommen, um dort seine Sita zu befreien. Es ist eine Kraft darin, eine spirituelle Kraft. Wenn du das Ramayana oder das Mahabharata studierst, fühlst du dich verbunden mit Rama, mit Krishna, du verstehst Menschsein in all seinem Drama und du lernst hoffentlich, dich ethisch zu verhalten, und du bekommst hoffentlich Inspiration für spirituelle Praxis. Itihasa – die großen Sagen. Itihasa – heilige Schriften, die zeigen, wie Menschsein ist. Itihasa, wörtlich „so war es wirklich“.
Siehe auch
Literatur
Seminare
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Mehr zum Sanskritwort Itihasa
Itihasa , Sanskrit इतिहास itihāsa, Sage, Erzählung, Legende, episches Gedicht. Itihasa ist ein Sanskrit Substantiv männlichen Geschlechts und kann übersetzt werden ins Deutsche übersetzt mit Sage, Erzählung, Legende, episches Gedicht.
Verschiedene Schreibweisen für Itihasa
Sanskrit Wörter werden in Indien auf Devanagari geschrieben. Damit Europäer das lesen können, wird Devanagari transkribiert in die Römische Schrift. Es gibt verschiedene Konventionen, wie Devanagari in römische Schrift transkribiert werden kann Itihasa auf Devanagari wird geschrieben " इतिहास ", in IAST wissenschaftliche Transkription mit diakritischen Zeichen " itihāsa ", in der Harvard-Kyoto Umschrift " itihAsa ", in der Velthuis Transkription " itihaasa ", in der modernen Internet Itrans Transkription " itihAsa ".
Video zum Thema Itihasa
Itihasa ist ein Sanskritwort. Sanskrit ist die Sprache des Yoga. Hier ein Vortrag zum Thema Yoga, Meditation und Spiritualität
Quelle
- Carl Capeller: Sanskrit Wörterbuch, nach den Petersburger Wörterbüchern bearbeitet, Strassburg : Trübner, 1887
Zusammenfassung Deutsch Sanskrit - Sanskrit Deutsch
- Deutsch Sage, Erzählung, Legende, episches Gedicht. Sanskrit Itihasa
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