Sufismus: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Niederschrift eines Vortragsvideos (2014) von Sukadev über Sufismus'''
'''Niederschrift eines Vortragsvideos (2014) von Sukadev über Sufismus'''


Sufismus ist ein bestimmter Aspekt islamischer Mystik, man kann sagen, ein bestimmter Zweig von islamischer Mystik und natürlich, man könnte auch sagen, ein Ast, der viele Zweige und Blätter hat. Ursprünglich waren Sufis Mönche, waren bestimmte Orden. Sufis waren Angehörige bestimmter mystischer Orden, in denen bestimmte mystische Praktiken des Islams praktiziert wurden. Ursprünglich ist Sufismus ein Aspekt des Islams, der in Orden praktiziert wurde, wo auch Lehrer eine besondere Rolle spielen, wo die Lehrer-Schüler-Unterweisung wichtig war. Dabei war immer Mystik Grundlage. Mystik heißt, der Wunsch, Gott zu erfahren. Nicht nur, Gott zu verehren, nicht nur, darauf zu vertrauen, dass man nach dem Tod in den Himmel kommt, sondern jede Mystik will Gott in diesem Leben erfahren, will Gott im Alltag erfahren. Die Lehren der Sufis sind sehr ähnlich wie die Lehren der Mystiker aller Traditionen. Auf der Ebene der Mystik sind die christlichen Mystiker ähnlich wie die jüdischen Mystiker, die islamischen Mystiker, wie die Yogis, wie die Buddhisten. Gerade in Indien waren Sufis sehr populär und sind es bis heute. Und der indische Sufismus hat große Ähnlichkeit mit indischer Spiritualität, mit Hinduismus, wie auch mit Yoga. Ich war mal vor kurzem in Delhi und dort wurde ich geführt durch ein islamisches Viertel von Delhi und dabei habe ich auch ein Grabmal eines Sufi-Heiligen gesehen und dort wurde interessanterweise Ähnliches gemacht wie bei den so genannten Samadhis, also in dem Fall bei den Grabmälern von Hindu-Heiligen. Dort gingen die Menschen hin, dort haben sie meditiert, dort haben sie sich verneigt, sie haben dort Mantras gesungen, natürlich dann arabische Mantras, sie haben auch Blumen dargebracht, sie haben andere Gaben dargebracht, sie haben Kerzen angezündet usw. So ist indischer Sufismus sehr ähnlich wie auch Hinduismus. Vielleicht ein kleiner Unterschied, auch in dem Grabmal dieses Sufi-Heiligen wurden keine Frauen zugelassen, da durfte man nur als Mann hin. Das wäre jetzt bei Hindu-Heiligen nicht so, da dürfen Männer und Frauen gleichmäßig hin. Das ist aber auch nicht bei allen Grabmälern, das war jetzt bei diesem speziellen. Also, die Sufis, die islamischen Mystiker bestimmter Traditionen. Sufismus, letztlich eine mystische Strömung des Islams, wo es darum geht, dass, mittels bestimmter Praktiken, die auch Atemübungen, Meditationen, Rezitationen, Arbeit an sich selbst, Bewusstseinsübungen, Gott in diesem Leben erfahren werden soll. Und Sufismus kommt ursprünglich auch von dem Ausdruck „Sufi – Wolle tragend“, denn Wolle galt als das einfachere Gewand. Baumwolle ist viel subtiler, feiner, angenehmer auf der Haut und gerade in südlichen Ländern angenehmer als Wolle. Wollgewänder galten als Einfachheit und Entsagung. Und so sind Sufis auch solche, die ein einfaches Leben führen wollen, asketische Praktiken üben wollen und keinen Besitz anhäufen wollen, und sagen: „Alles ist Gott.“ Sufismus, also ein Aspekt islamischer Mystik.
Sufismus ist ein bestimmter Aspekt islamischer Mystik, man kann sagen, ein bestimmter Zweig von islamischer Mystik und natürlich, man könnte auch sagen, ein Ast, der viele Zweige und Blätter hat. Ursprünglich waren Sufis [[Mönch]]e. Sufis waren Angehörige bestimmter mystischer Orden, in denen bestimmte mystische Praktiken des Islams praktiziert wurden. Ursprünglich ist Sufismus ein Aspekt des [[Islam]]s, der in Orden praktiziert wurde, wo auch [[Lehrer]] eine besondere Rolle spielen, wo die Lehrer-[[Schüler]]-Unterweisung wichtig war. Dabei war Mystik immer die Grundlage. Mystik heißt, der [[Wunsch]], [[Gott]] zu erfahren. Nicht nur, Gott zu verehren, nicht nur, darauf zu vertrauen, dass man nach dem [[Tod]] in den [[Himmel]] kommt, sondern jede Mystik will Gott in diesem [[Leben]] erfahren, will Gott im Alltag erfahren.  
 
Die Lehren der Sufis sind sehr ähnlich wie die Lehren der Mystiker aller Traditionen. Auf der [[Ebene]] der Mystik sind die christlichen Mystiker ähnlich wie die jüdischen Mystiker, die islamischen Mystiker, wie die [[Yogi]]s, wie die Buddhisten. Gerade in Indien waren Sufis sehr populär und sind es bis heute. Und der indische Sufismus hat große Ähnlichkeit mit indischer [[Spiritualität]], mit Hinduismus, wie auch mit Yoga. Ich war mal vor kurzem in Delhi, und dort wurde ich durch ein islamisches Viertel geführt und dabei habe ich auch ein Grabmal eines [[Sufi]]-[[Heilige]]n gesehen.
 
Und dort wurde interessanterweise Ähnliches gemacht wie bei den so genannten "[[Samadhi]]s", also in dem Fall bei den Grabmälern von Hindu-Heiligen. Dort gingen die Menschen hin, meditierten, verneigten sich. Sie haben dort [[Mantra]]s gesungen, natürlich dann arabische Mantras, sie haben auch Blumen dargebracht, sie haben andere Gaben dargebracht, sie haben Kerzen angezündet usw. So ist der indische Sufismus dem Hinduismus sehr ähnlich. Es gibt einen kleinen Unterschied: Auch in dem Grabmal dieses Sufi-Heiligen wurden keine [[Frau]]en zugelassen, da durfte man nur als [[Mann]] hin. Das wäre jetzt bei Hindu-Heiligen nicht so, da dürfen Männer und Frauen hin. Das ist aber auch nicht bei allen Grabmälern, das war jetzt bei diesem speziellen.
 
Sufis sind also die islamischen Mystiker bestimmter Traditionen. Sufismus, letztlich eine mystische Strömung des Islams, wo es darum geht, dass, mittels bestimmter Praktiken, die auch Atemübungen, [[Meditation]]en, [[Rezitation]]en, [[Arbeit]] an sich selbst, [[Bewusstsein]]sübungen, [[Gott]] in diesem [[Leben]] erfahren werden soll. Und Sufismus kommt ursprünglich auch von dem Ausdruck "Sufi – Wolle tragend", denn Wolle galt als das einfachere Gewand. Baumwolle ist viel subtiler, feiner, angenehmer auf der Haut und gerade in südlichen Ländern angenehmer als Wolle. Wollgewänder galten als Einfachheit und [[Entsagung]]. Und so sind Sufis auch solche, die ein einfaches [[Leben]] führen wollen, asketische Praktiken üben wollen und keinen Besitz anhäufen wollen, und sagen: "Alles ist Gott."


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Version vom 3. April 2015, 08:19 Uhr

Sufismus (Arabisch: ‏صوفية‎ ṣūfīya; ‏تصوف‎ taṣawwuf) islamische Mystik. Diese Richtung war (und ist) in Indien besonders stark. Im Sufismus haben viele Elemente des Yoga Eingang gefunden. Umgekehrt wurde auch Yoga von Sufi Meistern immer wieder neu inspiriert.

Sukadev über Sufismus

Niederschrift eines Vortragsvideos (2014) von Sukadev über Sufismus

Sufismus ist ein bestimmter Aspekt islamischer Mystik, man kann sagen, ein bestimmter Zweig von islamischer Mystik und natürlich, man könnte auch sagen, ein Ast, der viele Zweige und Blätter hat. Ursprünglich waren Sufis Mönche. Sufis waren Angehörige bestimmter mystischer Orden, in denen bestimmte mystische Praktiken des Islams praktiziert wurden. Ursprünglich ist Sufismus ein Aspekt des Islams, der in Orden praktiziert wurde, wo auch Lehrer eine besondere Rolle spielen, wo die Lehrer-Schüler-Unterweisung wichtig war. Dabei war Mystik immer die Grundlage. Mystik heißt, der Wunsch, Gott zu erfahren. Nicht nur, Gott zu verehren, nicht nur, darauf zu vertrauen, dass man nach dem Tod in den Himmel kommt, sondern jede Mystik will Gott in diesem Leben erfahren, will Gott im Alltag erfahren.

Die Lehren der Sufis sind sehr ähnlich wie die Lehren der Mystiker aller Traditionen. Auf der Ebene der Mystik sind die christlichen Mystiker ähnlich wie die jüdischen Mystiker, die islamischen Mystiker, wie die Yogis, wie die Buddhisten. Gerade in Indien waren Sufis sehr populär und sind es bis heute. Und der indische Sufismus hat große Ähnlichkeit mit indischer Spiritualität, mit Hinduismus, wie auch mit Yoga. Ich war mal vor kurzem in Delhi, und dort wurde ich durch ein islamisches Viertel geführt und dabei habe ich auch ein Grabmal eines Sufi-Heiligen gesehen.

Und dort wurde interessanterweise Ähnliches gemacht wie bei den so genannten "Samadhis", also in dem Fall bei den Grabmälern von Hindu-Heiligen. Dort gingen die Menschen hin, meditierten, verneigten sich. Sie haben dort Mantras gesungen, natürlich dann arabische Mantras, sie haben auch Blumen dargebracht, sie haben andere Gaben dargebracht, sie haben Kerzen angezündet usw. So ist der indische Sufismus dem Hinduismus sehr ähnlich. Es gibt einen kleinen Unterschied: Auch in dem Grabmal dieses Sufi-Heiligen wurden keine Frauen zugelassen, da durfte man nur als Mann hin. Das wäre jetzt bei Hindu-Heiligen nicht so, da dürfen Männer und Frauen hin. Das ist aber auch nicht bei allen Grabmälern, das war jetzt bei diesem speziellen.

Sufis sind also die islamischen Mystiker bestimmter Traditionen. Sufismus, letztlich eine mystische Strömung des Islams, wo es darum geht, dass, mittels bestimmter Praktiken, die auch Atemübungen, Meditationen, Rezitationen, Arbeit an sich selbst, Bewusstseinsübungen, Gott in diesem Leben erfahren werden soll. Und Sufismus kommt ursprünglich auch von dem Ausdruck "Sufi – Wolle tragend", denn Wolle galt als das einfachere Gewand. Baumwolle ist viel subtiler, feiner, angenehmer auf der Haut und gerade in südlichen Ländern angenehmer als Wolle. Wollgewänder galten als Einfachheit und Entsagung. Und so sind Sufis auch solche, die ein einfaches Leben führen wollen, asketische Praktiken üben wollen und keinen Besitz anhäufen wollen, und sagen: "Alles ist Gott."

Siehe auch