Erinnerung: Unterschied zwischen den Versionen

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Erinnerungen
'''Erinnerungen''' sind im Gedächtnis gespeichert und werden, oft durch einen äußeren Anlass wie die Erzählungen Anderer, ein Stichwort, einen Klang, Gefühl odr sogar Geruch (vgl. Prousts Erzählung von der in den Lindenblütentee getauchten Madeleine) in der Gegenwart erneut durchlebt. Swami Sivananda erläutert im nachfolgenden Text, warum sich dies auf die Praxis von [[Yoga]] und [[Meditation]] störend auswirkt.


==Alte Erinnerungen als Hindernisse für den spirituellen Weg==
==Alte Erinnerungen als Hindernisse für den spirituellen Weg==

Version vom 12. April 2013, 13:07 Uhr

Erinnerungen sind im Gedächtnis gespeichert und werden, oft durch einen äußeren Anlass wie die Erzählungen Anderer, ein Stichwort, einen Klang, Gefühl odr sogar Geruch (vgl. Prousts Erzählung von der in den Lindenblütentee getauchten Madeleine) in der Gegenwart erneut durchlebt. Swami Sivananda erläutert im nachfolgenden Text, warum sich dies auf die Praxis von Yoga und Meditation störend auswirkt.

Alte Erinnerungen als Hindernisse für den spirituellen Weg

Swami Sivananda schreibt in einigen seiner Werke über Erinnerungen als Hindernisse auf dem spirituellen Weg. Er gibt Tipps, wie man diese überwinden kann.

Während der Meditation beginnen Erinnerungen an Freunde, Arbeit, Unterhaltungen mit Eltern oder Bekannten die Gedanken des Schülers zu verwirren und zu zerstreuen. Immer wieder muß er sie von diesen irdischen Erinnerungen zurückholen und auf das konzentrieren, was einziger Gegenstand seiner Betrachung (Lakshya) ist. Er muss die Gedanken ablehnen und mißachten, anstatt sich ihrer als Eigengebilde zu erfreuen. Er muß sich immer wieder sagen, daß er nichts mit ihnen gemein hat. Dann werden sie allmählich verschwinden. Selbst wenn der Schüler eine einsame Höhle am Himalaya bewohnt und Meditation übt, können ihn die Erinnerungen an frühere Erfahrungen erreichen. Erlaubt er den Gedanken, sich mit ihnen zu beschäftigen, ist es das gleiche, als lebte er noch in der Ebene. Es gelingt ihm nicht, ein göttliches Leben in dieser einsamen Höhle zu führen, weil er in Gedanken sein Leben in der Welt nochmals durchlebt. Der Gedanke ist es, der die wirkliche Handlung darstellt.

Wer die Leiter des Yoga hinaufsteigt, wer auf dem geistigen Pfad wandelt, darf nicht zurückblicken, nicht an vergangene Erfahrungen denken. Er muß die Erinnerung an seine Vergangenheit töten und sich in seinem wahren Selbst (Bhava) festigen. »Ich bin Brahman.« Diesen Gedanken muß er verstärken und unaufhörlich über die Natur Brahmans (Brahmakara Vritti) meditieren. Erlaubt er sich eine noch so kleine Erinnerung an die Vergangenheit, verstärken sich die Bilder und ziehen ihn nach unten, so dass es schwer wird, den Weg wieder aufwärts zu gehen. Er darf nicht nach rückwärts blicken und muss die Erinnerung an seine Vergangenheit durch die Erinnerung an Gott aufheben.

Nur mit der Gegenwart soll man sich beschäftigen, nicht mit der Vergangenheit und auch nicht mit der Zukunft. Nur in der Gegenwart kann man glücklich, sorgenfrei, ohne Kummer und Angst leben und auf diese Weise sein Leben verlängern. Durch energische Anstrengungen müssen irdische Gedanken (Sankalpas) zerstört werden. Unaufhörlich soll der Schüler über den höchsten Brahman (Sat Chit Ananda) meditieren, um zu dem unbefleckten Thron des Absoluten zu gelangen und im Stand der Erleuchtung, im Meer göttlichen Segens zu versinken.

Bei allen Übungen bedarf es der Unterscheidung (Viehara) und der Urteilskraft, ohne an Vergangenheit oder Zukunft zu denken. Die Zeiten der Kindheit und der Jugend sind nur noch Träume, wenn man vierzig geworden ist. Das ganze Leben ist nur ein langer Traum (Dirgha Svapna). Heute ist es die Vergangenheit, später wird es auch die Zukunft sein. Man hat allein mit der Gegenwart zu tun und muß die bei den Flügel seiner Gedanken, Vergangenheit und Zukunft, beschneiden.

Man muß die äußeren Eindrücke beseitigen, die Impulse der Gedanken (Vrittis) beschränken, das Bewusstsein zum Schweigen bringen und den Wandel der Gedanken begrenzen. Man muß sich konzentrieren und die Fülle der Bilder, entstanden aus den Eindrücken der Sinne, verjagen. Das Bewusstsein muß genährt werden mit erhabenen Versen der Bhagavad Gita und der Avadhuta Gita oder mit Meditation über den Sinn der heiligen Silbe Om. Dann wird nach einiger Zeit die Täuschung der Gegenwart vergehen. Das Bewusstsein wird heiter und ruhig und die höchste Selbsterkenntnis leuchtet auf. Der Schüler ruht in Brahman, dem reinen Wesen, der Quelle, dem Halt, dem Grund und Hintergrund aller Dinge. Er erlangt die bewußte Versenkung (Jnana Nistha), die göttliche Unbeweglichkeit (Svarupa Sthiti) und Sat Chit Ananda (Dasein-Erkenntnis-Glückseligkeit).

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