Shrotas
Shrotas werden Leitungsbahnen im Ayurveda bezeichnet, die mit allen Körperfunktionen in Verbindung stehen. Viele Shrotas lassen sich durch die Behandlung der Marmapunkte beeinflussen.
Herz und Lunge sind die Hauptbestandteile dieser Leitungsbahnen. Seine Wirkung dehnt sich aber nicht nur auf die Atemwege aus, sondern auch auf das Gehirn.
Ursachen der Störungen dieser Bahn sind meist falsche Ernährung, Kankheiten, große körperliche Anstrengung, Austrocknung, giftige Gase, Vata- oder Kapha-Störungen. Anzeichen für Störungen der Pranavaha Shrotas ist eine gestörte und schmerzhafte Atmung, Husten, Keuchen, Blässe, Entzündungen der Lunge und der oberen Atemwege.
Als Behandlung muss Vata gesenkt werden, ist eine Entzündung mit im Spiel auch Pitta. Handflächen und Fußsohlen sollten mit warmem Öl massiert werden, so werden Herz und Lunge angeregt. Pranayama und Meditation sind ebenfalls empfehlenswert.
Udakavaha Shrotas - Leitungsbahnen des Wasserstoffwechsels
Diese Shrotas sitzt im Gaumen und im Gaumensegel und wird v.a. durch Alkohol, zu wenig Flüssigkeit, zu trockenes Essen, Arbeiten in der Hitze, Furcht und Verdauungsstörungen, zu hohen Durst und zu viel Salz, Ödeme geschädigt.
Salz sollte eingeschränkt werden, auch harntreibende Heilpflanzen wie Punarnava sind empfehlenswert.
Das Blasenmarma (Vasti) sollte zur Kontrolle von Kapha stimuliert werden, da der Hauptbestandteil von Kapha Wasser ist.
Diese Shrotas liegen in der Speiseröhre und im Magen und werden durch Fast Food, Essen zum falschen Zeitpunkt, unbekömmliche Nahrung, unregelmäßige Essgewohnheiten gestört. Es kommt zu Verdauungsstörungen, Schmerzen und Brennen im Magenbereich, Brechreiz.
Hier muss unbedingt Agni harmonisiert werden. Empfehlenswert sind Trikatu und Bleiwurz. Ama sollte außerdem durch entgiftende Heilpflanzen ausgeleitet werden. Bei Pitta-Zuständen wie Brennen und Übersäuerung wirken Amalaki (Amla) und Süßholz sehr gut.
Rasavaha Shrotas - lymphatischer Teil des Kreislaufsystems
Sitz ist das Herz und dessen Blutgefäße. Wenn aufgrund eines schwachen Agnis die Nahrung nicht richtig verdaut wird, bilden sich Ama und Giftstoffe und die Rasavaha Shrotas werden geschädigt. Übermäßiges Essen, Stress, Krankheiten des Herzens verschlimmern diesen Zustand.
Betroffenen zeigen eine Abneigung gegen Essen, Appetitlosigkeit, Impotenz, Verlust von Agni, vorzeitige Faltenbildung und Ergrauen der Haare. Es kann sogar zu einem zu schnelleren oder langsameren Herschlag kommen.
Am Bauch sollte eine kreisförmge Massage durchgeführt werden und ansonsten das Lymphsystem mit einer Lymphdrainage behandeln. Da Lymphe Kapha-Eigenschaften besitzt, sollte generell Kapha behandelt und Agni gestärkt werden.
Raktavaha Shrotas - Blut- oder Hämoglobinanteil des Kreislaufsystems
Die Hauptorgane der Raktavaha Shrotas sind Leber und Milz. Störungen werden durch stark gewürztes Essen, Gewürze und Heilpflanzen, wenn sie nicht richtig angewandt werden, hervorgerrufen. Diese äußern sich durch Akne und Hautausschläge, Blut in Urin oder Stuhl, Blutungen unter der Haut, Entzündungen des Enddarms und der Mundschleimhaut, Vergrößerung von Leber und Milz, Abszesse, Tumore, Gelbsucht.
Empfohlen wird eine Pitta-Senkung sowie blutreinigende und entgiftende Heilpflanzen wie z.B. Manjistha, Rhabarber, u. U. Mittel zur Blutbildung wie Suvarna maksika oder grünes Gemüse.
Das Hrdaya-Marma sollte stimuliert werden, um das Blutsystem anzuregen, und weitere Marmapunkte im Nackenbereich.
Mamsavaha Shrotas - Leitungsbahnen des muskulären Systems
Diese Shrotas befinden sich in den Muskeln und der Haut. Schädigungen werden durch zu schwere und ölige Nahrung oder Schlaf nach dem Essen hervorgerufen, d.h. es handelt sich v.a. um Kapha-Störungen.
Muskelschmerzen können gelindert werden, indem man den peripheren Blutkreislauf mit Senf oder Zimt anregt. Wenn der Schmerz durch Vata verursacht wird, sollten Mittel wie Satavari, Narayana-Öl bzw. in Verbindung mit Verstopfung Vishagarbha verwendet werden. Bei Tumoren ist Ashvagandha empfehlenswert.
Medovaha Shrotas - Leitungsbahnen des Fettsystems
Diese Shrotas befinden sich im Fett um die Nieren und im Bauchnetz und werden durch übermäßiges fettes Essen, Bewegungsmangel, Alkoholkonsum sowie durch häufigen Verzehr von süßer, salziger und saurer Nahrung, Fleischverzehr und Milchprodukte zusammen mit Zucker geschädigt. Dies wirkt sich als Fettleibigkeit, Bluthochdruck, Herzkrankheiten, Gelenkprobleme aus. Es kann aber auch zu Störungen des Fettgewebes wie Tumore und Lipome oder Arteriosklerose kommen.
Das Ziel der Behandlung ist eine Normalisierung des Fettstoffwechsels. Sehr gut sind hierfür Guggul oder Rasna mit Musta oder Bleiwurz. Auch eine Trockenmassage mit Kalmus und Massagen mit wärmenden Ölen wie Senföl sind empfehlenswert. Vamana (Erbrechen) ist ebenfalls hilfreich.
Asthivaha Shrotas - Leitungsbahnen des Skelettsystems
Diese Shrotas haben ihren Sitz im Fettgewebe um die Knochen und das Gesäß. D.h. eine Vata-Störung liegt vor, die mit Problemen des Dickdarms einhergeht. Die Störungen können durch einen zu hohen Vata-Anteil in der Nahrung, Verstopfung, gewaltsame Bewegungen hervorgerrufen werden. Syptome sind dann Knochenschmerzen, Störungen des Knochengewebes, Knochentumore, Störungen im Nagel- und Haarwachstum.
Hier sollte unbedingt Vata harmonisiert werden, indem man die Sthapani- und Adhipati-Marmas stimuliert, aber auch Sanka- und Utksepa-Marmas, um den Dickdarm zu regulieren. Wichtig ist auch die Kalziumaufnahme, Einläufe mit Sesamöl oder Abkochungen aus nährenden Pflanzen wie z. B. Ashvagandha und Satavari.
Majjavaha Shrotas - Nervensystem
Diese Leitungsbahnen sitzen in den langen Knochen und Gelenken. Sie werden durch eine Verletzung des Schädels, der Wirbelsäule und anderer langer Knochen, durch diese das Mark gequetscht wird, geschädigt. Aber auch Infektionen, falsche Ernährung, die Vata erhöht, verursachen Störungen. Syptome sind Schwindel, Ohnmachtsanfälle, Lähmungen der Muskeln, Gelenkschmerzen.
Die Majjavaha Shrotas können sowohl von zuviel Pitta als auch zuviel Vata gestört werden. Auf Pitta kann im Dünndarm durch Stimulanzien wie Kalmus, Jatamansi Einfluss genommen und die Schädel-Marmas stimuliert werden. Einläufe mit Ölen (z. B.: Anuvasana) und Stärkunsmittel (Brmhana) sind sehr empfehlenswert.
Sukravaha Shrotas - Leitungsbahnen der Fortpflanzungsorgane
Bei Männern sitzen die Leitungsbahnen in den Hoden und im Penis, bei Frauen in der Gebärmutter und den Eierstöcken. Verursacht werden Störungen durch Geschlechtsverkehr zum falschen Zeitpunkt oder auf unnatürliche Weise, Unterdrückung des Geschlechtstriebs, übermäßige sexuelle Aktivität, Folgen von chirugischer Eingriffe.
Durch zu großen sexuelle Aktivität werden Ojas verbraucht, was wiederum Vata erhöht und somit zu verschiedenen Vata-Störungen wie Tuberkulose, AIDS, Sterilität, Impotenz, Vergrößerung der Prostata führt.
Je nach Krankheitsbild sollte die Reproduktionsflüssigkeit vermehrt werden, z.B. bei Impotenz. Dies wird durch Aphrodisiaka und Verjüngungsmittel erreicht (Shvagandha und Satavari).
Mutravaha Shrotas - Harnleitungssystem
Diese Shrotas sitzen im Dickdarm und der Harnblase. Störungen werden durch übermäßiges oder zu geringes Wassertrinkne, Hitze und trockenes Klima, Arbeiten in der Nähe von Feuer, durch giftige Substanzen hervorgerufen. Symptome sind dann Schmerzen, Brennen beim Wasserlassen oder sogar die Unfähikeit Wasser zu lassen, Infektionen und Steine im Harntrakt.
Sehr gut sind hier Punarnava und Erdstachelnuss. Wenn Entzündungen vorliegen, muss Pitta gesenkt werden. Alle Harnorgane werden durch eine Massage der Katikataruna-, Kukundara- und Vasti-Marmas stimuliert.
Purisavaha Shrotas - Ausscheidungssystems
Diese Shrotas sitzen im Enddarm und After. Schädigungen verursachen unterdrückter Stuhlgang, zu viele Ballststoffe, Fertigprodukte, bei geschächten Agni, Zeichen dafür sind Durchfall, Verstopfung, Ruhr, Schmerzen und Entzündungen im Dickdarm, Blut im Stuhl, Hämorrhoiden.
Bei Durchfall sollten Giftstoffe aus dem Darm entfernt werden, danach werden zusammenziehende Pflanzen wie Ingwer, Kutaja usw. eingesetzt, die den Stuhl binden. Erhöhtes Vata kann mit einem Einlauf aus Sesamöl gesenkt werden. Wichtig ist auch eine Stimulation der Krkatika-Marmas.
Artavavaha Shrotas - Menstruationssystem
Dieses Leitungssystem sitzt in der Gebärmutter und den Eileitern. Krankheiten werden hier durch zu hohes Pitta und Vata hervorgerufen. Symptome sind Probleme während der Menstruation (Amenorrhö, Dysmenorrhö etc.) und während der Menopause.
Ggf. können Pflanzen wie Safran oder Gelbwurz (Kurkuma) verabreicht werden, die die Menstruation fördern oder bei stressbedingten Problemen Baldrian oder Jatamamsi.
Stanyavaha Shrotas - Milchsystem
Dieses Leitungssystem hat seinen Sitz in den Brüsten und Brustwarzen und ist während der Stillzeit nach der Geburt aktiv. In dieser Zeit können sich durch Nachlässigkeit bei der Pflege der Brust Kapha und Vata erhöhen. Symptome hierfür sind Abszesse, Tumore, zu wenig Milch.
Zur Linderung können milchfördernde Heilpflanzen wie Satavari, Süßholz, Sesamsamen verwendet. Bei schlechter Qualität der Milch können Wacholder, Fenchel, Dill und Löwenzahn verabreicht werden.
Siehe auch
- Marma
- Ayurveda
- Ayurveda Medizin
- Ayurveda Ernährung
- Ayurveda Geschichte
- Ayurveda Konstitutionslehre
- Panchakarma
- Abhyanga
- Shirodhara
- Ayurveda Therapie
- Ayurveda Physiologie
- Ayurveda Philosophie
- Ayurveda Heilmittelkunde (Pharmakologie)
- Wissenschaftliche Studien Ayurveda
Literatur
- Spirituelles Wörterbuch Sanskrit-Deutsch von Martin Mittwede
- Das neue große Ayurveda Praxis Handbuch von Rhyner
- Das große Ayurveda-Heilbuch von Dr. Vasant Lad
- Vedische Kochkunst
- Selbstheilung mit Ayurveda: Das Standardwerk der indischen Heilkunde von Dr. Vasant Lad
- Dr. Rhyner, Europäischer Ayurveda-Pionier und Autor umfangreicher und fundierter Ayurveda-Literatur
- Das große Ayurveda Handbuch von Maya Tiwari
- Kirtikar, K. R., Basu, B. D., Indian Medicinal Plants, Vol II (1988)
- Lad, Vasant und Frawley, David, Die Ayurveda Pflanzen-Heilkunde (2011)
- Nadkarni, K. M., Indian Materia Medica, Vol. I (1982)
- Patnaik, Naveen, The Garden of Life (1993)
- Ranade, Subhash, Ayurveda - Wesen und Methodik (2004)
- Stapelfeldt, Elmar und Gupta , Shive Narain, Praxis Ayurveda-Medizin: kaya-cikitsa. Therapiekonzepte für Innere Erkrankungen (2013)
- The Useful Plants of India, Publications and Informations Directorate (1986)
- Warrier, P. K., Nambiar, V. P., Ramankutty, C., Indian Medicinal Plants (1996)
Weblinks
- Wichtige Zutaten der ayurvedischen Küche
- Umfangreiche Portalseite zum Ayurveda
- Übersicht der Gewürze
- Ayurveda Community
- Ayurveda Blog
- Ayurveda Podcast
- Ayurveda Kuren
- Was ist Ayurveda? – Artikel von Sukadev Bretz
- Ayurveda Kongress bei Yoga Vidya: 13.-15. Juni 2014
- Der Ayurveda Berufsverband – Zweigverband des BYVG
- Ayurvedische Rezepte
- Videos zu den verschiedenen Ayurveda Massagen
- Vegetarismus Infos
- Kurze Einführung in die Yoga-Ernährung
- AYUSH Datenbank der medizinischen Pflanzen, die im Ayurveda verwendet werden
- An International Quarterly Journal of Research in Ayurveda
- Namah - Journal of New Approaches to Medicine and Health
- Unique Journal of Ayurvedic and Herbal Medicines
- Einige Kräuter und ihre Heilwirkung
- ayurvedische Kräuter mit Bildern
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