Sei ehrlich zu dir selbst - Was ist ein Objekt?

Aus Yogawiki
Swami Krishnananda beim Gebet

Sei ehrlich zu dir selbst - Was ist ein Objekt?

Was ist ein Objekt?

Was ist ein Objekt? Wir glauben, dass ein Objekt sich nur an einem Ort befinden kann. Dieses kleine Stuhlbein kann sich nur hier und nirgendwo anders befinden. Ihr sitzt hier und könnt euch nicht gleichzeitig irgendwo anders befinden. Alles befindet sich nur an einem Ort und kann sich nirgendwo anders befinden. Dieses ist unsere Vorstellung von bestimmten Objekten. Ein Objekt kann unmöglich gleichzeitig an zwei Orten sein; es kann aber irgendwann irgendwo sein, und es muss nicht zu jeder Zeit am selben Ort sein.

Wir haben auch bestimmte Vorstellungen über die Beziehungen zwischen den Objekten, so wie wir es in der Schule in Astronomie, Physik oder Psychologie gelernt haben. Die vorübergehende Position, die vergängliche Bedingung, und die Beziehung durch Ursache und Wirkung sind angeborene Vorstellungen unseres Geistes. Wir schauen mit diesem Hintergrund auf alles und jeden Menschen: Mein Vater verhält sich so und er kann auch nicht anders.

Vater, Mutter, Ehemann, Ehefrau, Bruder und Schwester haben auch diverse Geburten erlebt. Dieser besondere Ort, diese Form, diese bestimmte Persönlichkeit, die ihr als eure Verwandten anseht, sind auch Glieder in einer langen Kette eines Entwicklungsprozesses, den sie durchlaufen haben. Sie haben eine unendliche Kette von Beziehungen hinter sich und in Zukunft vor sich, sodass euch nicht klar sein kann, wen ihr wirklich vor Augen habt.

Etwas treibt uns aus der Vergangenheit voran; etwas anderes zieht uns vorwärts in die Zukunft. Das, was ihr in der Zukunft sein werdet, ist, neben den Einflüssen aus der Vergangenheit, auch für euer jetziges Dasein verantwortlich. Was ihr heutzutage seid, ist eine mysteriöse Darstellung eines Bildes, einer Kontur oder einer Form, die erschaffen wurde, bevor ihr von einer Seite geschoben und von einer anderen Seite gezogen wurdet. Es ist so, als ob euch jemand von hinten kräftig schiebt und gleichzeitig von vorne jemand zieht. Eure genaue Position ist euch im Augenblick nicht bekannt. Man sagt, dass jeder Punkt in dieser Welt mehr ein Druckpunkt als ein fester Punkt ist.

Diese Definition des Objektes kann auf uns sowohl als auch auf so genannte Subjekte angewendet werden. Aus eurer Sicht bin ich ein Objekt; wenn ich euch anschaue, seid ihr aus meiner Sicht Objekte. Ich bin ein Objekt, wenn ihr mich betrachtet, und ich bin Subjekt, wenn ich euch betrachte; so sind wir je nach Standpunkt Subjekte ebenso wie Objekte. Und ihr wisst genau, wie ein Subjekt zu sein hat: Es muss sich vom Objekt unterscheiden. Meine Sichtweise unterscheidet sich von eurer; das Bewusstsein in mir fühlt sich als etwas Subjektives und sieht euch im Unterschied dazu als äußerliche Objekte. Und ihr könnt mich gleichzeitig nicht auf die gleiche Weise betrachten, wie ihr euch selbst seht. Obwohl wir häufig miteinander umgehen und unter besonderen Umständen versuchen, unser subjektives oder objektives Verhalten aufzugeben, um gemeinsam wie Geschäftspartner oder Freunde, die sich niemals trennen, zu handeln, so ist das Zusammentreffen zweier Freunde wie das Zusammenkitten zweier auseinander gebrochener Glashälften. Hier findet eine künstliche Verbindung von zwei unterschiedlichen Hälften statt.

Die Wahrheit ist, dass diese Individualität für uns eine große Illusion ist. Insoweit, wie jedes Objekt, jeder Mensch, jedes Ding eine Ansiedlung an einem bestimmten Punkt im Raum ist, die auf Grund von unendlichen Eindrücken aus früheren Leben erschaffen und geprägt wurden, und von einer vor uns liegenden unendlichen Zukunft und von Dingen, die sich nicht nur an ein und demselben Ort befinden, gezogen werden. Die Anziehungspunkte sind überall. Seit es Verbindungen zur unendlichen Vergangenheit und zur unendlichen Zukunft gibt, wissen wir nicht, wo wir uns befinden. Wir scheinen selbst nicht einmal zu dieser bestimmten Form der Schöpfung zu gehören. Es haben unzählige Schöpfungen stattgefunden, die wir durchlaufen haben, sodass wir zu allen Bereichen des Seins gehören. Wir gehören, wie die Schriften der Purana sagen, zu all den sieben Ebenen über und unter uns, - zu all diesen Ebenen gehören wir gleichzeitig. Wo sitzen wir dann in diesem Augenblick? Wir sitzen überall!

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Siehe auch

Literatur

Seminare

Jnana Yoga, Philosophie

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