Mrigatrishna Nyaya
Mrigatrishna Nyaya ist die Analogie (Nyaya) einer Fata Morgana (Mrigatrishna). Die Mrigatrishna Nyaya verdeutlicht, wie die Welt in Erscheinung tritt, obgleich es die Welt nicht wirklich gibt.
In der Wüste sieht ein Reisender am Mittag eine Fata Morgana, bestehend aus Wasser, Wiesen, Bäumen und schönen Häusern. Er glaubt an die Existenz des Gesehenen und läuft darauf zu. Aber je näher er der Oase kommt, desto mehr scheint sich der Ort von ihm zu entfernen. Um die Oase zu erreichen, verlässt er seinen ursprünglichen Pfad und wandert tiefer und tiefer in die Wüste hinein. Dann begreift er plötzlich seinen Fehler, für eine bloße Täuschung vom Weg abgekommen zu sein, und kann von nun an nie wieder von einer solchen Erscheinung getäuscht werden.
Bezogen auf den Vedanta veranschaulicht diese Geschichte die trügerische Natur des Universums. Die individuelle Seele glaubt, im Universum durch den Genuss von Sinnesobjekten Freude zu erlangen. Erkennt die Seele nun durch Jnana Wissen über das höchste Selbst, dass diese Welt gar nicht real ist und dass sie einen Fehler gemacht hat, den wahren Pfad der Vollkommenheit zu verlassen, so gibt sie den falschen Pfad auf und folgt dieser Täuschung eines Lebens voller Sinnesfreuden nicht länger. Die Welt ist nur eine Erscheinung so wie die Fata Morgana, die ein Effekt der Sonnenstrahlen ist.
In Indien gibt es große Wüsten und wenn du dort bist, gerade in der Mittagshitze, siehst du, wenn du in die Ferne schaust, eine Luftspiegelung. Alles verschwimmt miteinander. Man sieht dort irgendwo eigenartige Bilder, wie Bäume oder Oasen mit Palmen. Erstaunlich, man sieht in der Ferne Wasser und meint es zu glauben und kommt vom Karawanenpfad ab, weil man unbedingt etwas trinken muss. Du gehst in die Richtung der Fata Morgana und entfernst dich immer weiter von dem ursprünglichen Pfad. Je weiter du gehst, umso weiter ist die echte Oase entfernt. Irgendwann erkennst du, dass war nur eine Luftspiegelung eine Fata Morgana. Manche Menschen sind auch schon verdurstet, aufgrund von Irreführung.
Wofür ist diese Geschichte ein Beispiel? Wozu dient dieses Nyaya als Gleichnis?
Für zwei Verschiedenes. Zum einen als Analogie. Die Welt gibt es nicht. Sie ist eine Projektion des Geistes auf Brahman. So wie die Fata Morgana nie wirklich war, auch wenn sie für dich wirklich erscheint, so existiert auch keine Welt. Die Welt wie sie dir erscheint ist nur eine Luftspiegelung.
Die zweite Bedeutung ist die Vorstellung, dass du glücklich wirst von der Erfüllung von Wünschen. Das ist nur eine Fata Morgana. Ziel des Lebens ist Gottverwirklichung, Ziel des Lebens ist Selbstverwirklichung. Langfristig glücklich sein wirst du nur, indem du Erleuchtung erlangst. Wenn du wahrhaftig aufwachst.
Um dort hin zu kommen gibt es einen Pfad durch die Wüste, diesen Kreislauf von Geburt und Tod. Du weißt wo es hin geht, in welche Richtung, aber dann erscheint die Fata Morgana in der Wüste. Und du denkst, wenn ich nur das erreichen würde, die Menge an Geld hätte, wenn ich mit diesem Menschen zusammen kommen könnte, ein neues I-Phone hätte und so weiter. Du denkst, da muss ich hin, da gibst was zu essen und zu trinken, da werd ich glücklich sein, du rennst dem nach und kommst vom Pfad ab und am Ende verdurstest und ertrinkst du.
In der Befriedigung von äußeren Wünschen ist zumindest kein dauerhaftes Glück zu finden. Fata Morganas hinterherzurennen ist unsinnig. Fata Morgana in der Wüste ist eine Analogie für die unsinnigen Bestrebungen die der Mensch hat, im irrtümlichen Glauben glücklich zu sein.
Halte ein Moment inne und überlege, wovon hängt dein Glück ab und mach dir bewusst, dass du vielleicht einer Fata Morgana folgst.
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