Meditation über Shiva
Mreditation über Shiva, den Tänzer, der die Welt erschuf. Niemand gebar ihn. Er kennt keinen Gott. Er wird von keinem beherrscht und keiner kontrolliert ihn. Keine Merkmale kennzeichnen ihn und dennoch ist er die Ursache - die Hauptursache für das, was die Welt steuert, die fünf Sinne, die Seele im Inneren. Das heißt Shiva. Shiva! Ein Name, ein Wort, das im Herzen eines Hindus Ehrfurcht erregt. Vor den Augen taucht eine Flut von Bildern auf. Shiva, der Grausame, der Schöne, der von Parvati innig geliebte, der sich mit Schlangen schmückt, der den Fluss Ganga in seinen Locken auffing. Einer, der die Welt zerstört. Einer, der sich in Leopardenfell kleidet. Einer, der den Mond in seinen Locken trägt.
Shiva, der Weltzerstörer, lebte auf dem Berg Kailash in den Himalayas. Er ist ein vielseitiger Gott und ist in verschiedenen Formen auf der Erde aufgetreten. Er wird als Pashupatinath, der Beschützer der Tiere dargestellt. Um seinen mit Tigerfell umhüllten Körper winden sich Schlangen. An Shiva, der Herr der Tiere, knüpft sich eine Erlösungslehre, die in den Tieren (Pasu) die menschliche Seele sieht, und in dem Herrn (Pati) ihren Schöpfer, der die Seele von ihren Fesseln lösen kann.
In seiner zerstörerischen Form wird Shiva als Mahankal mit menschlichen Totenschädeln dargestellt, Shiva wird auch als ein in Meditation versunkener Yogi dargestellt. Als Nataraj, Herr des Tanzes, hält er in seiner oberen rechten Hand eine uhrförmige Damaru - Trommel. In seiner oberen linken Hand hält er das Feuer, welches in einen Flammenkreis übergeht, der den Gott umgibt. Das Feuer stellt den ewigen Zyklus der Zeiten dar. Mit seiner unteren rechten Hand drückt Shiva die Geste der Abwehr von Furcht aus und tanzt auf dem bösen Zwerg, Apasmare, dem Sinnbild für die Ignoranz der Unwissenden.So wird auch in seinem Tanz das Wesen Shiva ausgedrückt. Schöpfung und Zerstörung, Erotik und Askese, Leben und Tod - diese Gegensätze in sich vereinen zu können, ist vor allem Zeichen seiner göttlichen Macht.
Wie wurde Shiva als Nilakantha betrachtet? Als die Götter den Weltozean quirlten, um die Erde entstehen zu lassen, trat dabei ein tödliches Gift hervor, das niemand beseitigen konnte, Shiva trank es, um es aus der Welt zu schaffen, und versehrte seine Kehle dabei. So erhielt er den Beinamen - der Blaukehlige (Nilkantha). Als Ganga, der heilige Fluss, auf die Erde herabgeschickt werden sollte, wagte keiner, ihn aufzufangen. Schließlich erbot Shiva sich, ihn in seinen Locken aufzufangen, daher sein Beiname, Gangadhara.
Shiva wird in der Form eines Lingams, ein phallisches Symbol. Dieser Lingam steht immer in der Yoni, dem Symbol des Weiblichen. Beides zusammen sind ein Sinnbild für die Vereinigung, aus der neues Leben entsteht. Shivas Reittier, der Bulle, Nandi, wird häufig in den Höfen von Shiva Tempeln verehrt.
Shiva wird auch Ashtamurti genannt - eine seiner Erscheinungsformen. In einer Geschichte heißt es, dass Brahma einmal tief in Meditation versuchte, alle Lebensenergien in sich festzuhalten. Als Ashtamurti stand Shiva in seinen acht Erscheinungsformen vor Brahma. Er war Vishwarupa, das Universum. Auf seinem Kopf ruhte das All, seine Ohren waren die vier Himmelsrichtungen; Sonne, Mond und Feuer waren seine Augen. Der Himmel war sein Nabel; die Winde wehten zu seinen Füßen, und er war in dem Ozean gekleidet. Als Schmuck trug er die Himmelskörper. Er ist in dieser Gestalt Anfang und Ende. Er ist alles.
Einmal war Shiva im Wald und begann zu tanzen. Einige Frauen sammelten im Wald Holz. Sie waren von Shivas Schönheit hingerissen und konnten sich von dem Anblick nicht losreißen. Nach dem Sonnenuntergang kamen die Männer dorthin und verfluchten ihn, ohne zu wissen, wer das war.
Sein fiel auf dem Boden und eine riesige Flamme kam aus seinem dritten Auge. Vishnu und Brahma versuchten, eine Lösung zu finden und begaben sich in den Süden und Norden, um das Ende des Feuers zu finden. Nachdem sie das Ende nicht finden konnten, akzeptierten sie Shiva als den Allerhöchsten.
Swami Sivanandas Anleitung einer Meditation über Shiva
- Vor dem Gatten der Parvati verneige ich mich,
- vor dem Ruhevollen, im Lotussitze Verharrenden,
- der das Monddiadem trägt, vor dem Fünfgesichtigen,
- Dreiäugigen, der in der Rechten Dreizack,
- Donnerkeil, Schwert und die Sicherheit schenkende
- Axt hält, in der Lingen Schlange, Schlinge,
- Glocke samt der Handpauke und dem Haken,
- vor ihm, der von mannigfachem Schmuck erglänzt
- und dem Bergkristalledelstein gleicht.