Iccha Shakti
Iccha Shakti (Sanskrit: इच्छाशक्ति icchāśakti f.) die Kraft bzw. Energie (Shakti) die hinter den Wünschen (Iccha) steht; Icchashakti heißt auch "Wille, Impuls", bezeichnet also den eigenen Willen des Menschen; sie ist eine der drei Hauptenergien Shivas im philosophischen System des Trika. Iccha-Shakti steht für die Kraft, die den Mensch an die "bedingte Ebene" fesselt.
Sukadev über Iccha Shakti
Niederschrift eines Vortragsvideos (2014) von Sukadev über Iccha Shakti
Iccha Shakti heißt „die Kraft des Willens“. Iccha heißt Wunsch, Wille. Und Shakti heißt Kraft. Iccha Shakti ist eine der drei Shaktis von Shiva in einem Aspekt der Shiva-Philosophie. Da gilt es, Shiva hat drei Kräfte, er hat Iccha Shakti, Kriya Shakti und Jnana Shakti. Iccha Shakti ist die Kraft des Wollens, Kriya Shakti, die Kraft des Handelns, und Jnana Shakti, die Kraft der Erkenntnis. Auch die göttliche Mutter, Durga, von der wird gesagt, sie hat auch diese drei Kräfte: Iccha Shakti, also die Kraft des Willens, Kriya Shakti, die Kraft der Handlung, und Jnana Shakti, die Kraft der Erkenntnis. Und letztlich, auch der Mensch hat all diese drei Fähigkeiten, Iccha, Kriya und Jnana.
Auf der einen Seite, der Mensch kann erkennen, Jnana. Er kann sowohl die Welt wahrnehmen, auch das ist Jnana, er kann etwas verstehen, das ist Jnana, er kann natürlich auch höchste Erkenntnis haben, Gott wahrnehmen, Jnana. Der Mensch kann etwas wollen, das ist dann Iccha. Und da gibt es zwei Arten von Wollen, es gibt eben das Wünschen, das instinktive Wünschen, und es gibt natürlich das emotionale Wünschen, das ist schon das zweite, und das dritte ist dann eben das tiefere Wünschen, das Wollen, was letztlich eine Kraft von Buddhi ist, letztlich das Gute wollen, und das umsetzen, was man für richtig hält. All das ist Iccha.
Und dann folgt natürlich Kriya, nachher demgemäß handeln. Was den Menschen motiviert zum Handeln, ist Iccha. Und Iccha Shakti kommt natürlich auch aus der Wahrnehmung, eben Jnana Shakti, und kommt auch aus Erfahrungen aus früheren Handlungen, Kriya Shakti, und kommt natürlich von den Indriyas und Hrishikas, also den Sinnen, und dann natürlich von den Samskaras und Vasanas. Iccha hat aber auch noch eine weitere Bedeutung. Iccha heißt auch „die Kraft des Willens“ und zwar entgegengesetzt der Kraft des Wünschens. Und hier ist Iccha entgegengesetzt der Kraft von Raga und von Vasana und von Samskara. Manchmal, und das macht das Sanskrit ja schwierig, kann ein Wort ganz Unterschiedliches bedeuten. Im weiteren Sinne ist Iccha jede Art von Wünschen und Wollen, da ist Iccha Shakti die Kraft hinter dem Wünschen und Wollen. In einem engeren Sinne, und so wird es in den moderneren Schriften oft gebraucht, ist Iccha Shakti die Kraft, mit der du das umsetzt, was du für richtig hältst. Also zum Beispiel, du nimmst dir vor, jeden Morgen um 05:30 Uhr aufzustehen, um zu meditieren, Asanas und Pranayama zu üben. Dann ist Iccha Shakti die Kraft, mit der du das dann umsetzt, mit der du dann am nächsten Morgen auch aufstehst, unabhängig davon, ob du jetzt am nächsten Morgen müde bist oder nicht, ob du Lust hast darauf oder nicht, ob das Bett so warm ist oder nicht, mit Iccha Shakti stehst du dann auf. Oder du nimmst dir vor, dich zu engagieren für eine gute Sache. Und das braucht Zeit und vielleicht musst du auf etwas verzichten, vielleicht ist es unangenehm, vielleicht stehst du in der Kritik. Mit Iccha Shakti setzt du das auch um, selbst wenn du es nicht magst usw.
So gibt es viele Beispiele, wo Iccha Shakti wichtig ist. Also, Iccha Shakti, in diesem Kontext die Willenskraft, die Kraft, das umzusetzen, was du für richtig hältst, auch die Kraft, mit der du dich für das einsetzt, was du weißt, was du bewirken willst. Daher ist Iccha Shakti so wichtig für einen spirituellen Aspiranten. Du brauchst Iccha Shakti, wirklich die Willenskraft, um über das instinktive Mögen und Nicht-Mögen hinauszugehen, um über reine Emotionen hinauszugehen, um über deine Gewohnheiten und Reiz-Reaktionsketten hinauszugehen.
Also, Iccha Shakti, in diesem konkreten Sinn, etwas so Wichtiges, gerade für den Jnana Yoga, den Raja Yoga, den Kundalini Yoga, den Hatha Yoga und Karma Yoga. Eigentlich nur im Bhakti Yoga ist Iccha Shakti nicht ganz so wichtig, da gibst du dich ganz Gott hin und sagst: „Oh Gott, dein Wille geschehe. Oh Gott, ich kann es nicht allein, bitte hilf du mir.“
Siehe auch
Weblinks
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Literatur
- Spirituelles Wörterbuch Sanskrit-Deutsch von Mittwede, Martin
- Spirituelles Wörterbuch Sanskrit-Deutschvon Martin Mittwede, ISBN 978-3-932957-02-4, Sathya Sai Vereinigung e.V.
- Thich Nhat Hanh: Frei sein, wo immer du bist, 2010
- Shri Yogi Hari: Der Yoga der Bhagavad Gita
- Sukadev Bretz: Das Yoga Vidya Asana Buch
- Frank Mühlhäuser: Bloß kein Erleuchtungsstress!: Aus dem Leben eines Möchtegern-Yogi; 2009
- Tara Assmann: Akupaintur: Heilende Symbole zum Aufmalen für Gesundheit und Lebenskraft, 2010
- Sally Kempton: Meditation: Das Tor zum Herzen öffnen - Mit einem Vorwort von Elizabeth Gilbert, Autorin von EAT, PRAY, LOVE; 2012
- Frank Lerch: Die Essenz des Tantra: Die zeitlosen Lehren des indischen Tantra, 2015
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