Ayurveda Kur

Aus Yogawiki

„Ja, nächstes Jahr gönne ich mir erst mal eine Ayurveda Kur in Indien, so was hab ich noch nie gemacht“, erzählte eine Seminarleiterin bei Yoga Vidya in Bad Meinberg im Sommer 2013.

Ayurveda Massagen bei Yoga Vidya

Wohin zur Ayurveda-Kur?

Artikel von Simone Thoms. Sie war im Ozeanocliff Resort in Varkala.

Viele Menschen möchten gern mal nach Indien zu einer Ayurveda Kur, wissen aber nicht wohin und worauf sie bei der Auswahl ihrer Kureinrichtungen achten sollten. Schließlich ist Ayurveda kein geschützter Begriff, und es wird damit andererseits auch nur Wellness und Stirnguss assoziiert.

Ich war drei Mal 4 bzw.3 Wochen zu solch einer Kur in Kerala. Im Januar 2005 in Kochin, 2008 in Alleppey und 2012 in Varkala. Die Entscheidung, dorthin zu gehen, fand ich aus folgenden Gründen richtig:

  • Es reizte mich als langjähriger Yogi, endlich mal Indien kennenzulernen und das nicht nur als Tourist, sondern durch so eine Kur auch etwas mehr in die Kultur einzutauchen.
  • Ich hatte einen handfesten Grund: Ich bin seit ich 17 bin insulinpflichtige Diabetikerin und wollte was für meinen schwankenden Blutzucker tun und meinem Körper einfach etwas Gutes tun.
  • Ich versprach mir mehr authentischeres Ayurveda.
  • Ich hatte mich nach der ersten Kur mit einem speziellen Öl, was man mir mitgegeben hatte, in Erfurt massieren lassen (April) und habe sehr gefroren während der Massage.

Ich habe mich ungefähr ein Jahr lang innerlich darauf vorbereitet, allein vier Wochen in ein unbekanntes Land zu reisen, was ich noch nie vorher gemacht hatte.

Ich bin drei Mal mit „Globalveda“ gereist, würde es aber das nächste mal nicht machen, weil die selbstgebuchten Flüge 200 € billiger sind, und man die Unterkünfte auch so im Internet zu den gleichen Preise buchen kannn. Sie erzählen einem am Telefon auch ganz schöne Märchen über ausgebuchte Züge und Quartiere, die man nur glaubt, wenn man noch nicht selbst dort war. Einen Vorteil hat das Reiseunternehmen. Man kann anrufen, wenn man beim Ausfüllen des Visaantrages Probleme hat und sich informieren, wie die Kureinrichtungen heißen.

Man muss ungefähr sechs Wochen vorher ein Touristenvisum beantragen, was dann ein halbes Jahr gilt, an Hepatitis A- und B- und Wundstarrkrampfimpfungen denken und theoretisch könnte man auch ohne Quartier losfliegen. Überall kann man fragen. Wir haben Leute während des Fluges kennengelernt, die uns einluden, und wir haben auch vor Ort andere Ayurvedakliniken entdeckt. Von den gebuchten Kureinrichtungen wurde ich immer kostenlos abgeholt. Ansonsten kann man Taxis oder Busse am Flughafen nehmen.

Englisch konnte ich kaum, was nichts ausmachte, weil der normale Inder auch oft nicht so viel Englisch kann. Allein war ich in Indien nie, die Inder sind so hilfsbereit und so freundlich, wie wir das nicht kennen. Hitze sollte man mögen. Das Vertrauen ins Ayurveda ist Voraussetzung, solch eine Kur anzutreten.

„Kein Fleisch, kein Fisch, keine Eier, keinen Kaffee, kein Alkohol, kein Sex, kein Baden im Meer, keine langen Spaziergänge, keine anstrengende Gymnastik, keine langen Gespräche oder langes Fernsehen oder Lesen während der Kur“, so hieß es beim ersten Mal. „Hilfe, was mache ich da die ganze Zeit“, dachte ich?

Langweilig war mir nie. Beim ersten Aufenthalt wollte ich mir noch ein Fahrrad ausleihen, um ein bisschen Sport zu machen, den als Diabetikerin brauche ich Bewegung. Die Schwestern lachten und ich merkte am zweiten Tag, dass die Ölmassage, die ich täglich von zwei Masseuren 11/2 Stunden lang bekam in der ersten Woche, so in meinem Körper arbeitete, das mir die Beine beim Stehen schon gummiweich waren, und ich das alles, was ich nicht tun sollte, gar nicht tun konnte.

Zwei Mal war ich in einem Hospital, ein Mal in einem Ressort. Das Hospital war aber auf Europäer ausgerichtet, die in der Regel allein dorthin kommen, es wurde extra für uns gekocht, und man ging mit den Masseuren und dem Personal sehr familiär zu. Keine weißen Kittel, die Masseure hatten ihre traditionellen Saris an, der Arzt war 24 Stunden erreichbar und täglich zur Visite da.

Das Essen gab es drei Mal täglich warm und bestand mittags aus Reis und Gemüse, abends und morgens bereitete man meist leckere Reisvariationen, auch süße. Ich bekam Porredge und Früchte. Wasser wurde extra für uns aufbereitet oder es gab ayurvedische Teemischungen. Obwohl ich die gleiche Anzahl Broteinheiten gegessen habe, wie zu Hause und mich vier Wochen kaum bewegt habe, nahm ich beim ersten Mal 7kg ab und hielt das Gewicht drei Jahre lang.

Die Ayurveda Ärzte sind einmal schulmedizinisch und dann noch vier bis fünf Jahre ayurvedisch ausgebildet. Sie haben selten großes Interesse, den Leuten noch großartig was zu erklären, sind aber zu und Gästen freundlich. Neben den täglichen Massagen von 11/2 Stunden in den ersten beiden Wochen gab es in der dritten und vierten Woche noch Stirnguss, Kopfguss, Augengüsse mit Ghee und bunte Tabletten. Wenn man sich etwas beliest, bekommt man auch raus, wogegen und wofür alles ist. Ansonsten hatten wir schon den Eindruck, es wird Dosha-bezogen verordnet, und man hatte es einfach zu schlucken. In dem Moment noch an irgendetwas zu zweifeln, ist, glaub ich, zu spät. Natürlich setzten die Ärzte sofort Behandlungen ab, wenn sie nicht vertragen wurden.

Ein Mal in der Woche gab es die Ausleitung der durch die Massagen aufgewirbelten Gifte durch den Darm. Entweder durch Einlauf oder durch einzunehmende Abführmittel. Auch übergaben sich mal zwei Leute, aber das war wirklich das Schlimmste.

Es wurde viel von anderen Kliniken erzählt. So sah eine Mitpatientin die feuerrote Haut einer Neurodermitispatientin täglich zurückgehen und gänzlich verschwinden. Mein Diabeteserfolg: Neben der Gewichtsabnahme reduzierte ich mein Insulin um fast die Hälfte, ernährte mich danach vegetarisch bzw. sogar vegan und mein Blutzucker kam in Harmonie. Die Effekte hielten nach den drei Kuren ungefähr ein halbes Jahr an. Andere wurden sehr entspannt und hatten das Gefühl, dass sich alle Zellen erneuert hatten.

Authentisches Ayurveda ist für mich eine Einrichtung ohne Pool, mit 11/2 Stunden Massage täglich, mit eigener Kräuter- bzw. Massageölherstellung und mit täglicher Verfügbarkeit der Ärzte. Die Einrichtung in Kochin (400€ pro Woche all inclusive) gibt es nicht mehr. Das Hospital in Alleppey (600 €) ist für schwere Krankheiten gut geeignet, aber die Ärztin und das Personal waren etwas spröde und geldversessen, der Strand voll Exkrementen der Fischer, die Gegend christlich und nicht hinduistisch, keine Kulturangebote, die Massageliegen hart.

Das Resort in Varkala (600 € pro Woche und billiger) hatte eine Traumlage direkt am Meer, luxuriöse Zimmer, sehr freundliches auch deutschsprechendes Personal, 3 Ärzte, die sich super kümmerten und dem Patienten alles erläuterten, einen ausgebildeten Shivananda-Yogalehrer mit Gummikörper, gepolsterte Massageliegen und tolle Kulturangebote. Leider waren die Massagen nicht so üppig, also wirklich nur eine täglich und nur von einer Person. Aber das Schönste: Man durfte an dem Traumstrand schwimmen, was die Ärzte auch medizinisch begründeten.

Man kann auch billiger Kuren machen. Bei Amma im Ashram für 2 € pro Tag bei einfacher Vollverpflegung, Matten auf dem Boden und Mitarbeit übernachten und sehr viel preiswertere Behandlungen (extra bezahlen) mit Mantragesang bekommen.

Auch gibt es ein von der GEO ausgezeichnetes Dorf in Kerala, wo die Wirtsleute deutsch sprechen und man hat vier Wochen für 2000 € mit Flug von einem alternativen Reisebüro. Es liegt allerdings nicht am Meer, aber man hat viel Kontakt zur Bevölkerung.

So sollte jeder nach seinen Wünschen schauen, und ich habe jedes Mal unterschiedliche, aber immer heilsame, ermutigende und tiefspirituelle Erfahrungen in Indien und durch die Kuren gemacht.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Seminare

Multimedia

Yoga und Ayurveda, Vortrag mit Sukadev

Sukadev, Gründer und Leiter von Yoga Vidya, spricht in diesem Vortrag über Yoga Atemübungen für spezifische Harmonisierung, Agni Aktivierung und Ama Reinigung. Dieser Vortrag war Teil des Ayurveda Kongress 2012 bei Yoga Vidya Bad Meinberg.