Klassische Upanishaden - Die Shvetashvatara-Upanishad des schwarzen Yajurveda: Unterschied zwischen den Versionen

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Klassische Upanishaden<br />
Klassische [[Upanishaden]]<br />
Die Weisheit des Yoga<br />
Die Weisheit des [[Yoga]]<br />
Auszüge aus dem Werk<br />
Auszüge aus dem Werk<br />
„Sechzig Upanishads des Veda“<br />
„Sechzig Upanishads des [[Veda]]“<br />
von Paul Deussen<br />
von Paul Deussen<br />
Originalausgabe F.A. Brockhaus, Leipzig, 1897<br />
Originalausgabe F.A. Brockhaus, Leipzig, 1897<br />
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Copyright dieser Ausgabe<br />
Copyright dieser Ausgabe<br />
Alle Rechte vorbehalten<br />
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Yoga Vidya Verlag<br />
[[Yoga Vidya]] Verlag<br />
Yoga Vidya GmbH<br />
Yoga Vidya GmbH<br />
Yogaweg<br />
Yogaweg<br />
32805 Bad Meinberg<br />
32805 Bad Meinberg<br />


[[Datei:RTEmagicC klassische upanishaden andere schraeg.jpg.jpg|mini|Gibt es auch als Buch zu kaufen]]
[[Datei:RTEmagicC klassische upanishaden andere schraeg.jpg.jpg|mini|Gibt es bei uns auch als Buch zu kaufen]]


==Erster Adhyaya==
==Erster [[Adhyaya]]==
Om! Die Brahmanlehrer sagen:
[[Om]]! Die [[Brahman]]lehrer sagen:
1. Was ist Urgrund, was Brahman? Woher sind wir?
1. Was ist Urgrund, was Brahman? Woher sind wir?
Wodurch bestehn, und worin sind gegründet wir?
Wodurch bestehn, und worin sind gegründet wir?
Von wem regiert, bewegen wir, ihr Weisen,
Von wem regiert, bewegen wir, ihr Weisen,
Uns in der Lust und Unlust Wechselständen?
Uns in der Lust und Unlust Wechselständen?
2. Sind Zeit, Natur, Notwendigkeit, der Zufall,
2. Sind Zeit, [[Natur]], Notwendigkeit, der Zufall,
Grundstoffe, Geist, ist die Verbindung dieser
Grundstoffe, Geist, ist die Verbindung dieser
Als Urgrund denkbar? Doch nicht! ? Denn ein Selbst ist!
Als Urgrund denkbar? Doch nicht! ? Denn ein [[Selbst]] ist!
Doch auch das Selbst schafft frei nicht Lust und Unlust!
Doch auch das Selbst schafft frei nicht Lust und Unlust!
3. Nachdenken und Hingebung (yoga) übend, sah'n sie
3. Nachdenken und Hingebung ([[yoga]]) übend, sah'n sie
Gottes Selbstkraft, verhüllt in eignen Gunas;
[[Gott]]es [[Selbst]]kraft, verhüllt in eignen [[Gunas]];
Er ist's, der allen den genannten Gründen,
Er ist's, der allen den genannten Gründen,
Nebst Zeit und Seele, vorsteht als der Eine.
Nebst Zeit und Seele, vorsteht als der Eine.
4. Den einen Radkranz, dreifach, sechzehnendig,
4. Den einen Radkranz, dreifach, sechzehnendig,
Mit fünfzig Speichen, zwanzig Gegenspeichen,
Mit fünfzig Speichen, zwanzig Gegenspeichen,
Sechs Achtheiten, die eine Schnur des Weltalls,
Sechs Achtheiten, die eine Schnur des [[Weltall]]s,
Dreipfadig, zweibedingten, einen Wahnes,
Dreipfadig, zweibedingten, einen Wahnes,


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Flußarmen und fünf Schnellen, ? den verstehn wir.
Flußarmen und fünf Schnellen, ? den verstehn wir.
6. In diesem großen Brahmanrad, das alles
6. In diesem großen Brahmanrad, das alles
Beseelt, umschließt, ? ein Schwan schweift, doch nur weil er
Beseelt, umschließt, ? ein [[Schwan]] schweift, doch nur weil er
Gesondert wähnt sich und des Rades Treiber: ?
Gesondert wähnt sich und des Rades Treiber: ?
Von ihm begnadigt, wird er dann unsterblich.
Von ihm begnadigt, wird er dann unsterblich.
7. Doch Lieder singen, dass im höchsten Brahman
7. Doch Lieder singen, dass im höchsten [[Brahman]]
Als ew'gem Grund enthalten jene Dreiheit.
Als ew'gem Grund enthalten jene Dreiheit.
Wer in ihr als den Kern das Brahman findet,
Wer in ihr als den Kern das Brahman findet,
Aufgeht in ihm als Ziel, wird von Geburt frei.
Aufgeht in ihm als [[Ziel]], wird von Geburt frei.
8. Was wechselt und was bleibt, was offenbar und
8. Was wechselt und was bleibt, was offenbar und
Nichtoffenbar, ? Gott hegt es alles in sich;
Nichtoffenbar, ? Gott hegt es alles in sich;
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Wenn er erkannt als Brahman hat jene Dreiheit!
Wenn er erkannt als Brahman hat jene Dreiheit!


10. Pradhanam fließt; nicht fließt, unsterblich, Hara,
10. Pradhanam fließt; nicht fließt, unsterblich, [[Hara]],
Als Gott beherrschend Fließendes und Seele;
Als [[Gott]] beherrschend Fließendes und Seele;
Ihn denkend, ihm ergeben, zu ihm werdend
Ihn denkend, ihm ergeben, zu ihm werdend
Allmählich, wird zuletzt man frei von Maya.
Allmählich, wird zuletzt man frei von [[Maya]].
11. Wer Gott erkennt, wird frei von allen Banden,
11. Wer Gott erkennt, wird frei von allen Banden,
Die Plagen schwinden, samt Geburt und Sterben;
Die Plagen schwinden, samt [[Geburt]] und Sterben;
Wer ihn verehrt (nur), wird drittens nach dem Tode
Wer ihn verehrt (nur), wird drittens nach dem [[Tod]]e
Gottherrlich, (dann) absolut und wunschvollendet.
Gottherrlich, (dann) absolut und wunschvollendet.
12. Als ewig im Atman ruhend wisset jene (Dreiheit),
12. Als ewig im [[Atman]] ruhend wisset jene (Dreiheit),
Dann bleibt nichts Höheres mehr zu wissen übrig;
Dann bleibt nichts Höheres mehr zu [[wissen]] übrig;
Genußobjekt, Genießer und Erreger,
Genußobjekt, Genießer und Erreger,
Dies Dreifache heißt insgesamt das Brahman.
Dies Dreifache heißt insgesamt das [[Brahman]].
13. Wie Feuer, eingekehrt in seine Heimstatt,
13. Wie [[Feuer]], eingekehrt in seine Heimstatt,
Unsichtbar fortbesteht nach seinem Wesen,
Unsichtbar fortbesteht nach seinem Wesen,
Und aus der Reibholzheimstatt neu aufleuchtet,
Und aus der Reibholzheimstatt neu aufleuchtet,
So flammt's, in beiden gleich, im Leib durch Om auf.
So flammt's, in beiden gleich, im Leib durch Om auf.
14. Den Leib machend zum Reibholze,
14. Den [[Leib]] machend zum Reibholze,
Und den Om-Laut zum obern Holz,
Und den Om-Laut zum obern Holz,
Schaut man, nach fleiß'ger Denkquirlung,
Schaut man, nach fleiß'ger Denkquirlung,
Verstecktem Feuer gleich, den Gott.
Verstecktem Feuer gleich, den [[Gott]].


15. Wie im Ölsamen Öl, in Milch die Butter,
15. Wie im Ölsamen Öl, in Milch die Butter,
In Strömen Wasser, im Reibholze Feuer,
In Strömen [[Wasser]], im Reibholze Feuer,
So findet im eignen Selbste jenen (Atman),
So findet im eignen [[Selbst]]e jenen (Atman),
Wer ihn erschaut durch Wahrheit und Kasteiung,
Wer ihn erschaut durch Wahrheit und Kasteiung,
16. Den alldurchdringenden Atman,
16. Den alldurchdringenden [[Atman]],
Wie Butter in der Milch versteckt,
Wie [[Butter]] in der [[Milch]] versteckt,
In Selbstkenntnis, Selbst-Zucht wurzelnd,
In Selbstkenntnis, Selbst-Zucht wurzelnd,
Das Endziel der Upanishad,
Das Endziel der [[Upanishad]],
? das Endziel der Upanishad.
? das Endziel der Upanishad.


==Zweiter Adhyaya==
==Zweiter Adhyaya==
1. Verstand und Sinn zur Wesenheit
1. Verstand und Sinn zur Wesenheit
Zuerst anschirrt Gott Savitar,
Zuerst anschirrt Gott [[Savitar]],
Der Agni, als Licht kundmachend,
Der [[Agni]], als Licht kundmachend,
Über die Erde führte hin.
Über die Erde führte hin.
2. Getrieben von Gott Savitar
2. Getrieben von [[Gott]] Savitar
Sind angeschirrten Geistes wir,
Sind angeschirrten Geistes wir,
Zum Himmelsliede und zur Kraft.
Zum Himmelsliede und zur Kraft.
Zeile 100: Zeile 101:
Und großes Licht zu schaffen uns,
Und großes Licht zu schaffen uns,
Soll Savitar sie treiben an.
Soll Savitar sie treiben an.
4. Nun schirren an die Andacht, schirren an den Geist,
4. Nun schirren an die Andacht, schirren an den [[Geist]],
Sie, die des großen, weisen Priesters Priester sind;
Sie, die des großen, weisen Priesters [[Priester]] sind;
Die Opfer ordnet er, dem alle Ordnung kund;
Die [[Opfer]] ordnet er, dem alle Ordnung kund;
Laut wird gepriesen rings im Kreis Gott Savitar.
Laut wird gepriesen rings im Kreis Gott Savitar.


5. Das alte Brahman (Gebet) bring' ich euch in Ehrfurcht;
5. Das alte [[Brahman]] (Gebet) bring' ich euch in Ehrfurcht;
Weit dringt der Ruf, wie Sonnen ihre Bahn ziehn;
Weit dringt der Ruf, wie Sonnen ihre Bahn ziehn;
Des Ew'gen Kinder alle ihn vernehmen,
Des Ew'gen Kinder alle ihn vernehmen,
Und die in Wohnungen des Himmels schalten.
Und die in Wohnungen des [[Himmel]]s schalten.
6. Wo Agni aus dem Reibholze
6. Wo [[Agni]] aus dem Reibholze
Entspringt, wo Vayu tritt hinzu,
Entspringt, wo [[Vayu]] tritt hinzu,
Und wo auch Soma quillt reichlich,
Und wo auch [[Soma]] quillt reichlich,
Da entwickelt das Manas sich.
Da entwickelt das [[Manas]] sich.
7. Durch Savitar, durch seinen Trieb
7. Durch Savitar, durch seinen Trieb
Freut des Gebets, des alten, euch;
Freut des [[Gebet]]s, des alten, euch;
Wenn dort ihr euren Stand nehmet,
Wenn dort ihr euren Stand nehmet,
Befleckt euch früh'res Werk nicht mehr.
Befleckt euch früh'res Werk nicht mehr.
Zeile 124: Zeile 125:
Bei Schwund des Hauchs ausatmend durch die Nase,
Bei Schwund des Hauchs ausatmend durch die Nase,
Wie jenen Wagen mit den schlechten Rossen,
Wie jenen Wagen mit den schlechten Rossen,
So fesselt ohne Lässigkeit das Manas !
So fesselt ohne Lässigkeit das Manas!


10. Rein sei der Ort und eben, von Geröll und Sand,
10. Rein sei der Ort und eben, von Geröll und Sand,
Von Feuer, von Geräusch und Wasserlachen frei;
Von [[Feuer]], von Geräusch und Wasserlachen frei;
Hier, wo den Geist nichts stört, das Auge nichts verletzt,
Hier, wo den Geist nichts stört, das Auge nichts verletzt,
In windgeschützter Höhlung schicke man sich an.
In windgeschützter Höhlung schicke man sich an.
11. Erscheinungen aus Nebel, Rauch und Sonnen,
11. Erscheinungen aus Nebel, Rauch und Sonnen,
Von Wind und Feuer, von Leuchtkäfern, Blitzen,
Von Wind und Feuer, von Leuchtkäfern, Blitzen,
Von Bergkristall und Mondglanz, sind beim Yoga
Von Bergkristall und Mondglanz, sind beim [[Yoga]]
In Brahman Offenbarung vorbereitend.
In [[Brahman]] Offenbarung vorbereitend.
12. Aus Erde, Wasser, Feuer, Luft und Äther dann
12. Aus [[Erde]], [[Wasser]], Feuer, [[Luft]] und [[Äther]] dann
Fünffach entwickelt sich die Yoga-Tugend;
Fünffach entwickelt sich die [[Yoga]]-Tugend;
Der weiß nichts mehr von Krankheit, Alter, Leiden,
Der weiß nichts mehr von Krankheit, Alter, Leiden,
Der einen Leib erlangt aus Yogafeuer.
Der einen Leib erlangt aus Yogafeuer.
Zeile 141: Zeile 142:
Ein klares Antlitz, Lieblichkeit der Stimme,
Ein klares Antlitz, Lieblichkeit der Stimme,
Schöner Geruch, der Ausscheidungen wenig, ?
Schöner Geruch, der Ausscheidungen wenig, ?
Darin betätigt sich zuerst der Yoga.
Darin betätigt sich zuerst der [[Yoga]].
14. Gleichwie ein Spiegel, der mit Staub bedeckt war,
14. Gleichwie ein Spiegel, der mit Staub bedeckt war,
Wie Feuerschein erglänzt, wenn er gereinigt,
Wie Feuerschein erglänzt, wenn er gereinigt,
So wird nur, wer erkannt der Seele Wesen,
So wird nur, wer erkannt der [[Seele]] Wesen,
Des Ziels teilhaftig und befreit von Kummer.
Des Ziels teilhaftig und befreit von Kummer.


15. Wem seiner Seele Wesen ward zur Fackel,
15. Wem seiner [[Seele]] Wesen ward zur Fackel,
Im Yoga Brahmans Wesen zu erschauen,
Im [[Yoga]] Brahmans Wesen zu erschauen,
Fest, ewig, rein von allen Daseinsformen, ?
Fest, ewig, rein von allen Daseinsformen, ?
Wer so den Gott weiß, der wird frei von Banden.
Wer so den [[Gott]] weiß, der wird frei von Banden.
16. Er ist der Gott in allen Weltenräumen,
16. Er ist der Gott in allen Weltenräumen,
Vormals geboren und im Mutterleibe;
Vormals geboren und im Mutterleibe;
Er ward geboren, wird geboren werden,
Er ward geboren, wird geboren werden,
Ist in den Menschen und allgegenwärtig.
Ist in den Menschen und allgegenwärtig.
17. Der Gott, der im Feuer ist, im Wasser,
17. Der Gott, der im [[Feuer]] ist, im Wasser,
Der in die ganze Welt ist eingegangen,
Der in die ganze [[Welt]] ist eingegangen,
Der in den Kräutern weilt und in den Bäumen,
Der in den Kräutern weilt und in den Bäumen,
Diesem Gotte sei Ehre! ? sei Ehre!
Diesem Gotte sei Ehre! ? sei Ehre!
Zeile 165: Zeile 166:
Einer bleibend beim Entstehen und Bestehen (der Welt),
Einer bleibend beim Entstehen und Bestehen (der Welt),
Unsterblich werden, welche das verstehen!
Unsterblich werden, welche das verstehen!
2. Der eine Rudra , ? zu keinem zweiten stehn sie, ?
2. Der eine [[Rudra]], ? zu keinem zweiten stehn sie, ?
Ist's, der die Welt beherrscht mit Herrscherkräften;
Ist's, der die Welt beherrscht mit Herrscherkräften;
Er weilt in den Wesen, und wutentbrannt zur Endzeit
Er weilt in den Wesen, und wutentbrannt zur Endzeit
Zerschmettert er als Herr die Geschöpfe alle.
Zerschmettert er als Herr die [[Geschöpf]]e alle.
3. Allseitig Auge und allseitig Antlitz,
3. Allseitig Auge und allseitig Antlitz,
Allseitig Arme und allseitig Fuß,
Allseitig Arme und allseitig Fuß,
Schweißt schaffend er mit Armen, schweißt mit Flügeln
Schweißt schaffend er mit Armen, schweißt mit Flügeln
Zusammen Erd' und Himmel, Gott, der Eine.
Zusammen Erd' und Himmel, [[Gott]], der Eine.
4. Er, der der Götter Ursprung und Hervorgang,
4. Er, der der Götter Ursprung und Hervorgang,
Der Herr des Alls, Rudra , der große Weise,
Der Herr des Alls, Rudra , der große Weise,
Er, der vormals Hiranyagarbha zeugte,
Er, der vormals [[Hiranyagarbha]] zeugte,
Der Gott begabe uns mit edler Einsicht.
Der Gott begabe uns mit edler Einsicht.


5. In deiner gnäd'gen Form, Rudra ,
5. In deiner gnäd'gen Form, [[Rudra]] ,
Die nicht schrecklich, nicht unheilvoll,
Die nicht schrecklich, nicht unheilvoll,
In dieser, deiner Form, der heilbringendesten,
In dieser, deiner Form, der heilbringendesten,
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Zum Schleudern trägst in deiner Hand,
Zum Schleudern trägst in deiner Hand,
Den mach' uns gnädig, Berghüter;
Den mach' uns gnädig, Berghüter;
Nicht schädige er Mensch und Tier.
Nicht schädige er [[Mensch]] und [[Tier]].
7. Doch höher noch steht Brahman! Den höchsten, großen,
7. Doch höher noch steht [[Brahman]]! Den höchsten, großen,
Der Leib für Leib versteckt in allen Wesen,
Der Leib für Leib versteckt in allen Wesen,
Den Einen, der das Weltall hält umschlossen, ?
Den Einen, der das [[Weltall]] hält umschlossen, ?
Wer den als Gott versteht, der wird unsterblich.
Wer den als [[Gott]] versteht, der wird unsterblich.
8. Ich kenne jenen Purusha, den großen,
8. Ich kenne jenen [[Purusha]], den großen,
Jenseits der Dunkelheit wie Sonnen leuchtend;
Jenseits der Dunkelheit wie Sonnen leuchtend;
Nur wer ihn kennt, entrinnt dem Reich des Todes;
Nur wer ihn kennt, entrinnt dem Reich des [[Tod]]es;
Nicht gibt es einen andern Weg zum Gehen.
Nicht gibt es einen andern Weg zum Gehen.
9. Höher als der nichts andres ist vorhanden,
9. Höher als der nichts andres ist vorhanden,
Nichts Kleineres und nichts Größeres, was auch immer,
Nichts Kleineres und nichts Größeres, was auch immer,
Als Baum im Himmel wurzelnd steht der Eine,
Als Baum im [[Himmel]] wurzelnd steht der Eine,
Der Purusha, der diese ganze Welt füllt.
Der [[Purusha]], der diese ganze [[Welt]] füllt.


10. Was höher hoch als diese Welt,
10. Was höher hoch als diese Welt,
Zeile 206: Zeile 207:
Weilt er in aller Wesen Herz;
Weilt er in aller Wesen Herz;
Er, der Heil'ge, durchdringt alles,
Er, der Heil'ge, durchdringt alles,
So wohnt er selig (shiva ) überall.
So wohnt er selig ([[shiva]]) überall.
12. Groß, herrlich ist der Purusha,
12. Groß, herrlich ist der [[Purusha]],
Er regt an die Erkenntniskraft;
Er regt an die Erkenntniskraft;
Zu jenem reinen Ort ist er
Zu jenem reinen Ort ist er
Herr des Zugangs, Licht, wandellos.
Herr des Zugangs, Licht, wandellos.
13. Der Purusha, zollhoch, als innre Seele
13. Der Purusha, zollhoch, als innre [[Seele]]
Ist stets zu finden in der Geschöpfe Herzen;
Ist stets zu finden in der [[Geschöpf]]e Herzen;
Nur wer an Herz und Sinn und Geist bereitet, ?
Nur wer an Herz und Sinn und [[Geist]] bereitet, ?
Unsterblich werden, die ihn also kennen.
Unsterblich werden, die ihn also kennen.
14. Der Purusha mit tausendfachen Häuptern,
14. Der Purusha mit tausendfachen Häuptern,
Zeile 220: Zeile 221:
Zehn Finger hoch noch drüber hin zu fließen.
Zehn Finger hoch noch drüber hin zu fließen.


15. Nur Purusha ist diese ganze Welt,
15. Nur [[Purusha]] ist diese ganze Welt,
Und was da war, und was zukünftig währt,
Und was da war, und was zukünftig währt,
Herr ist er über die Unsterblichkeit, ?
Herr ist er über die Unsterblichkeit, ?
Diejenige, die sich durch Speise nährt.
Diejenige, die sich durch Speise nährt.
16. Nach allwärts ist es Hand, Füße,
16. Nach allwärts ist es Hand, Füße,
Nach allwärts Augen, Haupt und Mund,
Nach allwärts Augen, Haupt und [[Mund]],
Nach allen Seiten hin hörend,
Nach allen Seiten hin hörend,
Die Welt umfassend steht es da.
Die [[Welt]] umfassend steht es da.
17. Durch aller Sinne Kraft scheinend
17. Durch aller Sinne Kraft scheinend
Und doch von allen Sinnen frei,
Und doch von allen Sinnen frei,
Als Gott und Herrn der Welt (ehrt ihn),
Als [[Gott]] und Herrn der Welt (ehrt ihn),
Als großen Hort des Weltenalls.
Als großen Hort des Weltenalls.
18. Der in der Stadt mit neun Toren
18. Der in der Stadt mit neun Toren
Als Schwan wohnend nach außen schweift,
Als [[Schwan]] wohnend nach außen schweift,
Der ist der ganzen Welt Herrscher,
Der ist der ganzen Welt Herrscher,
Alles dessen, was steht und geht.
Alles dessen, was steht und geht.
Zeile 242: Zeile 243:


20. Des Kleinen Kleinstes und des Großen Größtes,
20. Des Kleinen Kleinstes und des Großen Größtes,
Wohnt er als Selbst im Herzen dem Geschöpf hier;
Wohnt er als [[Selbst]] im Herzen dem [[Geschöpf]] hier;
Den willensfreien schaut man, fern von Kummer,
Den willensfreien schaut man, fern von Kummer,
Durch Gottes Gnade als den Herrn, als Größe.
Durch Gottes [[Gnade]] als den Herrn, als Größe.
21. Ich weiß ihn, jenen alterlosen Alten,
21. Ich weiß ihn, jenen alterlosen Alten,
In allem, es durchdringend, gegenwärtig,
In allem, es durchdringend, gegenwärtig,
Zeile 252: Zeile 253:
==Vierter Adhyaya==
==Vierter Adhyaya==


[[Datei:Brahmane Priester.jpg|mini|Brahmane]]
[[Datei:Brahmane Priester.jpg|mini|[[Brahmane]]]]


1. Er, der, selbst farblos, vielfach versehn mit Kräften,
1. Er, der, selbst farblos, vielfach versehn mit Kräften,
Die vielen Farben verleiht zu bestimmten Zwecken.
Die vielen Farben verleiht zu bestimmten Zwecken.
Bis endlich das All zergeht in ihm, dem Anfang,
Bis endlich das All zergeht in ihm, dem Anfang,
Der Gott begabe uns mit edler Einsicht.
Der [[Gott]] begabe uns mit edler Einsicht.
2. Das ja ist Agni, Aditya,
2. Das ja ist [[Agni]], [[Aditya]],
Das ist Vayu und Candramas,
Das ist Vayu und Candramas,
Das ist das Reine, das Brahman,
Das ist das Reine, das [[Brahman]],
Die Wasser und Prajapati.
Die [[Wasser]] und Prajapati.
3. Du bist das Weib, du bist der Mann,
3. Du bist das Weib, du bist der Mann,
Das Mädchen und der Knabe,
Das Mädchen und der Knabe,
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Doch wenn er ehrt und schaut des andern Allmacht
Doch wenn er ehrt und schaut des andern Allmacht
Und Majestät, dann weicht von ihm sein Kummer.
Und Majestät, dann weicht von ihm sein Kummer.
8. „Des Hymnus Laut im höchsten Himmelsraume,
8. „Des Hymnus Laut im höchsten [[Himmel]]sraume,
Auf dem gestützt die Götter alle thronen,
Auf dem gestützt die Götter alle thronen,
Wenn man den nicht kennt, wozu hilft der Hymnus dann? ?
Wenn man den nicht kennt, wozu hilft der Hymnus dann? ?
Wir, die ihn kennen, haben uns versammelt hier.“
Wir, die ihn kennen, haben uns versammelt hier.“
9. Aus dem die Hymnen, Opfer, Werk, Gelübde,
9. Aus dem die Hymnen, Opfer, Werk, Gelübde,
Vergangnes, Künft'ges, Vedalehren stammen,
Vergangnes, Künft'ges, [[Veda]]lehren stammen,
Der hat als Zauberer diese Welt geschaffen,
Der hat als Zauberer diese [[Welt]] geschaffen,
In der der andre ist verstrickt durch Blendwerk.
In der der andre ist verstrickt durch Blendwerk.


Zeile 298: Zeile 299:
11. Der jedem Mutterschoß als der Eine vorsteht,
11. Der jedem Mutterschoß als der Eine vorsteht,
In dem die Welt zergeht und sich entfaltet,
In dem die Welt zergeht und sich entfaltet,
Wer den als Herrn, als Gott, reichspendend, preiswert
Wer den als Herrn, als [[Gott]], reichspendend, preiswert
Erkennt, geht ein in jene Ruh für immer.
Erkennt, geht ein in jene Ruh für immer.
12. Er, der der Götter Ursprung und Hervorgang,
12. Er, der der Götter Ursprung und Hervorgang,
Der Herr des Alls, Rudra , der große Weise,
Der Herr des Alls, [[Rudra]] , der große Weise,
Der selbst entstehen sah Hiranyagarbha,
Der selbst entstehen sah Hiranyagarbha,
Der Gott begabe uns mit edler Einsicht.
Der Gott begabe uns mit edler Einsicht.
13. Er, der der Götter Oberherr,
13. Er, der der Götter Oberherr,
In dem die Welt gegründet ist,
In dem die [[Welt]] gegründet ist,
„Zweifüßler hier beherrschend und Vierfüßler, ?
„Zweifüßler hier beherrschend und Vierfüßler, ?
Wer ist der Gott, dass wir ihm opfernd dienen?“
Wer ist der [[Gott]], dass wir ihm opfernd dienen?“
14. Wer ihn fein, überfein in dem Gemenge,
14. Wer ihn fein, überfein in dem Gemenge,
Als Weltenschöpfer vielfach sich gestaltend,
Als Weltenschöpfer vielfach sich gestaltend,
Den Einen, der das Weltall hält umschlossen,
Den Einen, der das Weltall hält umschlossen,
Als Seligen (shiva ) weiß, geht ein zur Ruh für immer.
Als Seligen ([[shiva]]) weiß, geht ein zur Ruh für immer.


15. Er in der Zeitlichkeit ist der Welt Behüter,
15. Er in der Zeitlichkeit ist der [[Welt]] Behüter,
Der Herr des Alls, versteckt in allen Wesen;
Der Herr des Alls, versteckt in allen Wesen;
In ihn vertieft sind Brahmanweise und Götter,
In ihn vertieft sind [[Brahman]]weise und Götter,
Wer ihn erkennt, zerreißt des Todes Stricke.
Wer ihn erkennt, zerreißt des Todes Stricke.
16. Feiner als Butter, überfein wie Sahne,
16. Feiner als Butter, überfein wie Sahne,
Weilt selig (shiva ) er versteckt in allen Wesen.
Weilt selig ([[shiva]]) er versteckt in allen Wesen.
Den Einen, der das Weltall hält umschlossen,
Den Einen, der das Weltall hält umschlossen,
Wer den als Gott weiß, wird frei von allen Banden.
Wer den als Gott weiß, wird frei von allen Banden.
17. Ja, dieser Gott, allschaffend, hohen Sinnes,
17. Ja, dieser Gott, allschaffend, hohen Sinnes,
Ist stets zu finden in der Geschöpfe Herzen;
Ist stets zu finden in der [[Geschöpf]]e Herzen;
Nur wer an Herz und Sinn und Geist bereitet, ?
Nur wer an Herz und Sinn und Geist bereitet, ?
Unsterblich werden, die ihn also kennen.
Unsterblich werden, die ihn also kennen.
18. Das Dunkel weicht; nun ist nicht Tag noch Nacht mehr,
18. Das Dunkel weicht; nun ist nicht Tag noch Nacht mehr,
Nicht seiend noch nichtseiend, selig (shiva ) nur ist er:
Nicht seiend noch nichtseiend, selig ([[shiva]]) nur ist er:
Er ist der Om-Laut, „Savitars liebwertes Licht“,
Er ist der [[Om]]-Laut, „Savitars liebwertes Licht“,
Aus ihm erfloss das Wissen uranfänglich.
Aus ihm erfloss das [[Wissen]] uranfänglich.
19. „Nicht in der Höhe, noch Breite,
19. „Nicht in der Höhe, noch Breite,
Noch Mitte ist umspannbar er.
Noch Mitte ist umspannbar er.
Zeile 340: Zeile 341:
21. Er ist der Ew'ge! so denkend
21. Er ist der Ew'ge! so denkend
Mag man furchtsam ihm nahen wohl; ?
Mag man furchtsam ihm nahen wohl; ?
O Rudra ! mit deinem huldreichen Antlitz,
O [[Rudra]] ! mit deinem huldreichen Antlitz,
Mit dem schütz' mich allezeit!
Mit dem schütz' mich allezeit!
22. „An Kindern und Nachkommen und am Leben auch,
22. „An Kindern und Nachkommen und am Leben auch,
An Rindern und an Rossen nicht verletze uns!
An Rindern und an Rossen nicht verletze uns!
Erschlage nicht in deinem Grimm die Mannen uns,
Erschlage nicht in deinem Grimm die Mannen uns,
Mit Opfern rufen wir dich auf der Stätte an.“
Mit [[Opfer]]n rufen wir dich auf der Stätte an.“


==Fünfter Adhyaya==
==Fünfter Adhyaya==
1. Zwei sind im ewig, endlos höchsten Brahman
1. Zwei sind im ewig, endlos höchsten [[Brahman]]
Latent enthalten, Wissen und Nichtwissen;
Latent enthalten, [[Wissen]] und Nichtwissen;
Vergänglich ist Nichtwissen, ewig Wissen,
Vergänglich ist Nichtwissen, ewig Wissen,
Doch der als Herr verhängt sie, ist der Andre.
Doch der als [[Herr]] verhängt sie, ist der Andre.
2. Der jedem Mutterschoß als der Eine vorsteht,
2. Der jedem Mutterschoß als der Eine vorsteht,
Allen Gestalten, allen Ursprungsstätten,
Allen Gestalten, allen Ursprungsstätten,
Der mit jenem ersterzeugten, roten Weisen
Der mit jenem ersterzeugten, roten Weisen
Im Geist ging schwanger und ihn sah geboren,
Im Geist ging schwanger und ihn sah geboren,
3. Der Gott, der vielfach ein Netz nach dem andern
3. Der [[Gott]], der vielfach ein Netz nach dem andern
Im Raum ausbreitet hier und wieder einzieht,
Im Raum ausbreitet hier und wieder einzieht,
Durch seine Helfer fortschaffend, hochsinnig,
Durch seine Helfer fortschaffend, hochsinnig,
Betätigt so als Herrscher seine Allmacht.
Betätigt so als Herrscher seine [[Allmacht]].
4. Wie alle Weiten, oben, unten, querdurch,
4. Wie alle Weiten, oben, unten, querdurch,
Erleuchtend, strahlt der Sonnenstier am Himmel,
Erleuchtend, strahlt der Sonnenstier am [[Himmel]],
So lenkt der Gott, der heilige, liebwerte,
So lenkt der Gott, der heilige, liebwerte,
Als einer alles Mutterschoßentsprungne.
Als einer alles Mutterschoßentsprungne.


5. Wenn seinem Wesen zureift aller Ursprung,
5. Wenn seinem Wesen zureift aller [[Ursprung]],
Was reifen soll, er macht es alles wachsen,
Was reifen soll, er macht es alles wachsen,
Er lenkt als einer alles hier und jedes,
Er lenkt als einer alles hier und jedes,
Verteilend einzeln alle Sonderheiten.
Verteilend einzeln alle Sonderheiten.
6. Was im Veda-Geheimteil Upanishad-Geheimnis,
6. Was im [[Veda]]-Geheimteil [[Upanishad]]-Geheimnis,
Gott Brahman kennt es als des Veda Urquell;
[[Gott]] Brahman kennt es als des Veda Urquell;
Die das erkannt, der Vorzeit Götter, Weise,
Die das erkannt, der Vorzeit [[Götter]], Weise,
Zu ihm geworden, sind unsterblich worden.
Zu ihm geworden, sind unsterblich worden.
7. Bestimmtheithaft, fruchtreicher Werke Täter
7. Bestimmtheithaft, fruchtreicher Werke Täter
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8. Zollhoch an Größe, sonnenähnlich leuchtend,
8. Zollhoch an Größe, sonnenähnlich leuchtend,
Mit Vorstellung und Ichheit ausgestattet,
Mit Vorstellung und Ichheit ausgestattet,
Erscheint, kraft seiner Buddhi, seines Atman,
Erscheint, kraft seiner [[Buddhi]], seines [[Atman]],
Wie einer Ahle Spitze groß der Andre.
Wie einer Ahle Spitze groß der Andre.
9. Spalt' hundertmal des Haar's Spitze
9. Spalt' hundertmal des Haar's Spitze
Und nimm davon ein Hundertstel,
Und nimm davon ein Hundertstel,
Das denk' als Größe der Seele,
Das denk' als Größe der [[Seele]],
Und sie wird zur Unendlichkeit.
Und sie wird zur Unendlichkeit.


10. Er ist nicht weiblich, nicht männlich,
10. Er ist nicht weiblich, nicht männlich,
Und doch ist er auch sächlich nicht;
Und doch ist er auch sächlich nicht;
Je nach dem Leib, den er wählte,
Je nach dem [[Leib]], den er wählte,
Steckt er in diesem und in dem.
Steckt er in diesem und in dem.
11. Durch Wahn des Vorstellens, Berührens, Sehens,
11. Durch Wahn des Vorstellens, Berührens, Sehens,
Fährt er als Seele, seinem Werk entsprechend,
Fährt er als [[Seele]], seinem Werk entsprechend,
Durch Essens, Trinkens, Zeugens Selbsterschaffung,
Durch Essens, Trinkens, Zeugens Selbsterschaffung,
Abwechselnd hier und dort in die Gestalten.
Abwechselnd hier und dort in die Gestalten.
12. Als Seele wählt viel grobe und auch feine
12. Als Seele wählt viel grobe und auch feine
Gestalt er, entsprechend seiner Tugend;
Gestalt er, entsprechend seiner [[Tugend]];
Und was ihn band, kraft seines Werks und Selbstes,
Und was ihn band, kraft seines Werks und [[Selbst]]es,
In diese, bindet wieder ihn in andre.
In diese, bindet wieder ihn in andre.
13. Wer ihn, anfanglos, endlos, in dem Gemenge
13. Wer ihn, anfanglos, endlos, in dem Gemenge
Als Weltenschöpfer vielfach sich gestaltend,
Als [[Welt]]enschöpfer vielfach sich gestaltend,
Den Einen, der das Weltall hält umschlossen,
Den Einen, der das Weltall hält umschlossen,
Als Gott kennt, wird befreit von allen Banden.
Als [[Gott]] kennt, wird befreit von allen Banden.
14. Wer im Herzen den nestlosen (leiblosen),
14. Wer im Herzen den nestlosen (leiblosen),
Sein und Nichtsein bewirkenden,
[[Sein]] und Nichtsein bewirkenden,
Die (sechzehn) Teile bindenden
Die (sechzehn) Teile bindenden
Sel'gen Gott sucht, verlässt den Leib.
Sel'gen Gott sucht, verlässt den Leib.


==Sechster Adhyaya==
==Sechster Adhyaya==
1. Die einen Lehrer reden von Natur uns,
[[Datei:Agnihotra Ritual Feuer Homa.jpg|mini|[[Homa]] Ritual ]]
 
1. Die einen Lehrer reden von [[Natur]] uns,
Von Zeit die andern; sie gehen völlig irre:
Von Zeit die andern; sie gehen völlig irre:
Nein, es ist Gottes Allmacht, die im Weltall
Nein, es ist [[Gott]]es Allmacht, die im Weltall
Lässt jenes Brahmanrad im Kreis sich drehen.
Lässt jenes [[Brahman]]rad im Kreis sich drehen.
2. Durch ihn regiert, der stets bedeckt das Weltall,
2. Durch ihn regiert, der stets bedeckt das [[Weltall]],
Als Geist, Zeitschöpfer, gunahaft, allwissend,
Als Geist, Zeitschöpfer, gunahaft, allwissend,
Entrollt dies Schöpfungswerk sich, das sich darstellt
Entrollt dies Schöpfungswerk sich, das sich darstellt
Als Erde, Wasser, Feuer, Luft und Äther.
Als [[Erde]], [[Wasser]], [[Feuer]], [[Luft]] und Äther.
3. Was er erschuf, nimmt dann zurück er wieder,
3. Was er erschuf, nimmt dann zurück er wieder,
Zur Einheit werdend mit des Wesens Wesen;
Zur Einheit werdend mit des Wesens Wesen;
Um dann, mit einem, zweien, dreien, achten,
Um dann, mit einem, zweien, dreien, achten,
Mit Zeit und feinen Gunas, die er selbst sind,
Mit Zeit und feinen [[Guna]]s, die er selbst sind,
4. Das gunahafte Werk neu zu beginnen,
4. Das gunahafte Werk neu zu beginnen,
Verteilend einzeln die Beschaffenheiten, ?
Verteilend einzeln die Beschaffenheiten, ?
Wo sie nicht sind, da wird das Werk zu nichte,
Wo sie nicht sind, da wird das Werk zunichte,
Hin geht er werklos, wesentlich ein andrer.
Hin geht er werklos, wesentlich ein andrer.


5. Anfang und Grund, bewirkend die Verbindung,
5. [[Anfang]] und Grund, bewirkend die Verbindung,
Drei-Zeit-erhaben, ohne Teile ist er.
Drei-Zeit-erhaben, ohne Teile ist er.
Den allgestalt'gen Werdegrund, preiswürdig
Den allgestalt'gen Werdegrund, preiswürdig
Als Gott, der in uns wohnt, zuerst verehrend, ?
Als Gott, der in uns wohnt, zuerst verehrend, ?
6. Höher als Weltbaum, Zeit und alle Formen
6. Höher als [[Welt]]baum, Zeit und alle Formen
Ist er, aus dem entspringt die Weltausbreitung, ?
Ist er, aus dem entspringt die Weltausbreitung, ?
Und ihn, der Recht schafft, Bösem wehrt, Glück austeilt,
Und ihn, der Recht schafft, Bösem wehrt, Glück austeilt,
Den ew'gen Allbefasser in uns wissend,
Den ew'gen Allbefasser in uns wissend,
7. So lasst uns ihn, der Herren höchsten Großherrn,
7. So lasst uns ihn, der Herren höchsten Großherrn,
Die höchste Gottheit unter allen Göttern,
Die höchste [[Gottheit]] unter allen Göttern,
Als höchsten Fürst der Fürsten, jenseits thronend,
Als höchsten Fürst der Fürsten, jenseits thronend,
Als Gott auffinden, als preiswerten Weltherrn.
Als Gott auffinden, als preiswerten Weltherrn.
8. Nicht gibt es an ihm Wirkung noch Organe auch,
8. Nicht gibt es an ihm Wirkung noch [[Organ]]e auch,
Nicht ist ihm einer gleich noch überlegen auch,
Nicht ist ihm einer gleich noch überlegen auch,
Sein höchstes Können wird gelehrt als mannigfach,
Sein höchstes Können wird gelehrt als mannigfach,
Des Wissens, Tuns Werk sind ihm eingeboren.
Des [[Wissen]]s, Tuns Werk sind ihm eingeboren.
9. Kein Fürst ist über ihm in allen Welten
9. Kein Fürst ist über ihm in allen Welten
Und kein Gebieter, kein Kennzeichen trägt er;
Und kein Gebieter, kein Kennzeichen trägt er;
Ursache ist er, Herr des Herrn der Sinne,
Ursache ist er, Herr des Herrn der [[Sinne]],
Ihn zeugte keiner, niemand ist sein Oberherr.
Ihn zeugte keiner, niemand ist sein Oberherr.


10. Der spinnegleich durch Fäden, die aus ihm als Stoff (pradhanam)
10. Der spinnegleich durch Fäden, die aus ihm als Stoff (pradhanam)
Entsprungen, sich verbarg nach seinem Sein, der Gott
Entsprungen, sich verbarg nach seinem Sein, der [[Gott]]
Verleih' Eingang in Brahman uns.
Verleih' Eingang in [[Brahman]] uns.
11. Der eine Gott, verhüllt in allen Wesen,
11. Der eine Gott, verhüllt in allen [[Wesen]],
Durchdringend alle, aller inn're Seele,
Durchdringend alle, aller inn're [[Seele]],
Des Werks Aufseher, alles Sein durchduftend,
Des Werks Aufseher, alles Sein durchduftend,
Zuschauer, bloßer Geist und frei von Gunas,
Zuschauer, bloßer Geist und frei von Gunas,
12. Der eine Freie, der den einen Samen
12. Der eine Freie, der den einen Samen
Vielfach macht vieler von Natur Werkloser,
Vielfach macht vieler von [[Natur]] Werkloser,
Wer den, als Weiser, in sich selbst sieht wohnen,
Wer den, als Weiser, in sich selbst sieht wohnen,
Der nur ist ewig selig, und kein andrer.
Der nur ist ewig selig, und kein andrer.
13. Der, als der Ew'ge den Nichtew'gen, Freude,
13. Der, als der Ew'ge den Nichtew'gen, Freude,
Als Geist den Geistern schafft, als Einer Vielen,
Als [[Geist]] den Geistern schafft, als Einer Vielen,
Wer dies Ursein durch Prüfung (sankyam) und Hingebung (yoga)
Wer dies Ursein durch Prüfung (sankyam) und Hingebung ([[yoga]])
Als Gott erkennt, wird frei von allen Banden.
Als [[Gott]] erkennt, wird frei von allen Banden.
14. Dort leuchtet nicht die Sonne, nicht Mond noch Sternenglanz,
14. Dort leuchtet nicht die [[Sonne]], nicht [[Mond]] noch Sternenglanz,
Noch jene Blitze, geschweige irdisch Feuer.
Noch jene Blitze, geschweige irdisch [[Feuer]].
Ihm, der alleine glänzt, nachglänzt alles andre,
Ihm, der alleine glänzt, nachglänzt alles andre,
Die ganze Welt erglänzt von seinem Glanze.
Die ganze [[Welt]] erglänzt von seinem Glanze.


15. Der eine Schwan in dieses Weltalls Mitte,
15. Der eine Schwan in dieses Weltalls Mitte,
Als Feuer ging er ein in das Gewoge,
Als [[Feuer]] ging er ein in das Gewoge,
Nur wer ihn kennt, entrinnt dem Reich des Todes,
Nur wer ihn kennt, entrinnt dem Reich des Todes,
Nicht gibt es einen andern Weg zum Gehen.
Nicht gibt es einen andern Weg zum Gehen.
16. Allmächtig und allweise, selbstentsprungen,
16. Allmächtig und allweise, selbstentsprungen,
Als Geist, Zeitschöpfer, gunahaft, allwissend,
Als Geist, Zeitschöpfer, gunahaft, allwissend,
Des Urstoffs (pradhanam) Herr, der Einzelseele und Gunas,
Des Urstoffs (pradhanam) Herr, der Einzelseele und [[Gunas]],
Wirkt Stillstand, Wanderung er, Erlösung, Bindung.
Wirkt Stillstand, Wanderung er, [[Erlösung]], Bindung.
17. Aus ihm besteht, unsterblich, in Gott ruhend,
17. Aus ihm besteht, unsterblich, in Gott ruhend,
Der Geist, der überall, des Weltalls Hüter,
Der Geist, der überall, des Weltalls Hüter,
Und ewig über diese Welt gebietet,
Und ewig über diese Welt gebietet,
Nur dies verleiht ihm seiner Herrschaft Rechte.
Nur dies verleiht ihm seiner Herrschaft Rechte.
18. Zu ihm, der den Gott Brahman schuf zu Anfang,
18. Zu ihm, der den [[Gott]] [[Brahman]] schuf zu Anfang,
Und der ihm auch die Veden überliefert,
Und der ihm auch die [[Veden]] überliefert,
Dem Gott, der sich erkennen lässt aus Gnade,
Dem Gott, der sich erkennen lässt aus Gnade,
Nehm' ich, Erlösung suchend, meine Zuflucht, ?
Nehm' ich, Erlösung suchend, meine Zuflucht, ?
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Ohne Tadel und fleckenlos,
Ohne Tadel und fleckenlos,
Höchste Unsterblichkeitsbrücke,
Höchste Unsterblichkeitsbrücke,
Feuer gleich, wenn das Holz verbrannt.
[[Feuer]] gleich, wenn das Holz verbrannt.


20. Ja, wenn man sich erst wird wickeln
20. Ja, wenn man sich erst wird wickeln
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Dann wird auch ohne Gottwissen
Dann wird auch ohne Gottwissen
Des Leids Ende erreichbar sein.
Des Leids Ende erreichbar sein.
21. Gestärkt durch Buße, mit dem Veda begnadigt,
21. Gestärkt durch Buße, mit dem [[Veda]] begnadigt,
Fand Brahman Shvetashvatara und lehrt' es,
Fand Brahman Shvetashvatara und lehrt' es,
Als höchstes Heiligungsmittel gern genossen,
Als höchstes Heiligungsmittel gern genossen,
Dem Rishi-Kreis der Ashrama-Erhabnen.
Dem [[Rishi]]-Kreis der [[Ashram]]a-Erhabnen.
22. Vor Zeiten ward im Vedanta
22. Vor Zeiten ward im [[Vedanta]]
Höchstes Geheimnis ausgebracht;
Höchstes Geheimnis ausgebracht;
Keinem gebt es, der nicht ruhig,
Keinem gebt es, der nicht ruhig,
Der nicht Sohn oder auch Schüler ist.
Der nicht Sohn oder auch Schüler ist.
23. Doch wer zuhöchst an Gott gläubig,
23. Doch wer zuhöchst an [[Gott]] gläubig,
Wie an Gott an den Lehrer auch,
Wie an Gott an den Lehrer auch,
Dem, wenn er hohen Sinns, werden
Dem, wenn er hohen Sinns, werden
Diese Lehren Erleuchtung sein,
Diese Lehren Erleuchtung sein,
? diese Lehren Erleuchtung sein.
? diese Lehren [[Erleuchtung]] sein.
 


==Siehe auch==
==Siehe auch==


[[Kategorie: Buch]]
[[Kategorie: Buch]]

Aktuelle Version vom 15. April 2023, 02:37 Uhr

Quelle:
Klassische Upanishaden
Die Weisheit des Yoga
Auszüge aus dem Werk
„Sechzig Upanishads des Veda
von Paul Deussen
Originalausgabe F.A. Brockhaus, Leipzig, 1897
Neuauflage B. Kleine Verlag GmbH, Bielefeld, 1980

Copyright dieser Ausgabe
Alle Rechte vorbehalten
Yoga Vidya Verlag
Yoga Vidya GmbH
Yogaweg
32805 Bad Meinberg

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Erster Adhyaya

Om! Die Brahmanlehrer sagen: 1. Was ist Urgrund, was Brahman? Woher sind wir? Wodurch bestehn, und worin sind gegründet wir? Von wem regiert, bewegen wir, ihr Weisen, Uns in der Lust und Unlust Wechselständen? 2. Sind Zeit, Natur, Notwendigkeit, der Zufall, Grundstoffe, Geist, ist die Verbindung dieser Als Urgrund denkbar? Doch nicht! ? Denn ein Selbst ist! Doch auch das Selbst schafft frei nicht Lust und Unlust! 3. Nachdenken und Hingebung (yoga) übend, sah'n sie Gottes Selbstkraft, verhüllt in eignen Gunas; Er ist's, der allen den genannten Gründen, Nebst Zeit und Seele, vorsteht als der Eine. 4. Den einen Radkranz, dreifach, sechzehnendig, Mit fünfzig Speichen, zwanzig Gegenspeichen, Sechs Achtheiten, die eine Schnur des Weltalls, Dreipfadig, zweibedingten, einen Wahnes,

5. Den Fünfstrom, der fünfquellig schwillt, sich windet, Mit fünf Hauchwellen, mit der fünf Sinne Urwurzel, Mit Strudeln fünf, fünf Schmerz-Sturmwogen, fünfzig Flußarmen und fünf Schnellen, ? den verstehn wir. 6. In diesem großen Brahmanrad, das alles Beseelt, umschließt, ? ein Schwan schweift, doch nur weil er Gesondert wähnt sich und des Rades Treiber: ? Von ihm begnadigt, wird er dann unsterblich. 7. Doch Lieder singen, dass im höchsten Brahman Als ew'gem Grund enthalten jene Dreiheit. Wer in ihr als den Kern das Brahman findet, Aufgeht in ihm als Ziel, wird von Geburt frei. 8. Was wechselt und was bleibt, was offenbar und Nichtoffenbar, ? Gott hegt es alles in sich; Wer Gott nicht kennt, bleibt als Genießer gebunden. Wer ihn erkannt, wird frei von allen Banden. 9. Zwei, Wisser, Nichtwisser, ? Gott, Nichtgott, ? sind ewig: Der eine bleibt, objektverstrickt, Genießer, Der andre, endlos, allseiend sitzt müßig, Wenn er erkannt als Brahman hat jene Dreiheit!

10. Pradhanam fließt; nicht fließt, unsterblich, Hara, Als Gott beherrschend Fließendes und Seele; Ihn denkend, ihm ergeben, zu ihm werdend Allmählich, wird zuletzt man frei von Maya. 11. Wer Gott erkennt, wird frei von allen Banden, Die Plagen schwinden, samt Geburt und Sterben; Wer ihn verehrt (nur), wird drittens nach dem Tode Gottherrlich, (dann) absolut und wunschvollendet. 12. Als ewig im Atman ruhend wisset jene (Dreiheit), Dann bleibt nichts Höheres mehr zu wissen übrig; Genußobjekt, Genießer und Erreger, Dies Dreifache heißt insgesamt das Brahman. 13. Wie Feuer, eingekehrt in seine Heimstatt, Unsichtbar fortbesteht nach seinem Wesen, Und aus der Reibholzheimstatt neu aufleuchtet, So flammt's, in beiden gleich, im Leib durch Om auf. 14. Den Leib machend zum Reibholze, Und den Om-Laut zum obern Holz, Schaut man, nach fleiß'ger Denkquirlung, Verstecktem Feuer gleich, den Gott.

15. Wie im Ölsamen Öl, in Milch die Butter, In Strömen Wasser, im Reibholze Feuer, So findet im eignen Selbste jenen (Atman), Wer ihn erschaut durch Wahrheit und Kasteiung, 16. Den alldurchdringenden Atman, Wie Butter in der Milch versteckt, In Selbstkenntnis, Selbst-Zucht wurzelnd, Das Endziel der Upanishad, ? das Endziel der Upanishad.

Zweiter Adhyaya

1. Verstand und Sinn zur Wesenheit Zuerst anschirrt Gott Savitar, Der Agni, als Licht kundmachend, Über die Erde führte hin. 2. Getrieben von Gott Savitar Sind angeschirrten Geistes wir, Zum Himmelsliede und zur Kraft. 3. Anschirrend Sinne und Verstand, Andächtig himmelwärts zu ziehn Und großes Licht zu schaffen uns, Soll Savitar sie treiben an. 4. Nun schirren an die Andacht, schirren an den Geist, Sie, die des großen, weisen Priesters Priester sind; Die Opfer ordnet er, dem alle Ordnung kund; Laut wird gepriesen rings im Kreis Gott Savitar.

5. Das alte Brahman (Gebet) bring' ich euch in Ehrfurcht; Weit dringt der Ruf, wie Sonnen ihre Bahn ziehn; Des Ew'gen Kinder alle ihn vernehmen, Und die in Wohnungen des Himmels schalten. 6. Wo Agni aus dem Reibholze Entspringt, wo Vayu tritt hinzu, Und wo auch Soma quillt reichlich, Da entwickelt das Manas sich. 7. Durch Savitar, durch seinen Trieb Freut des Gebets, des alten, euch; Wenn dort ihr euren Stand nehmet, Befleckt euch früh'res Werk nicht mehr. 8. Den Leib dreifach gerichtet, ebenmäßig, Manas und Sinne im Herzen eingeschlossen, So mag der Weise auf dem Brahmanschiffe Die fürchterlichen Fluten überfahren. 9. Den Odem hemmend, die Bewegung zügelnd, Bei Schwund des Hauchs ausatmend durch die Nase, Wie jenen Wagen mit den schlechten Rossen, So fesselt ohne Lässigkeit das Manas!

10. Rein sei der Ort und eben, von Geröll und Sand, Von Feuer, von Geräusch und Wasserlachen frei; Hier, wo den Geist nichts stört, das Auge nichts verletzt, In windgeschützter Höhlung schicke man sich an. 11. Erscheinungen aus Nebel, Rauch und Sonnen, Von Wind und Feuer, von Leuchtkäfern, Blitzen, Von Bergkristall und Mondglanz, sind beim Yoga In Brahman Offenbarung vorbereitend. 12. Aus Erde, Wasser, Feuer, Luft und Äther dann Fünffach entwickelt sich die Yoga-Tugend; Der weiß nichts mehr von Krankheit, Alter, Leiden, Der einen Leib erlangt aus Yogafeuer. 13. Behendigkeit, Gesundheit, Unbegehren, Ein klares Antlitz, Lieblichkeit der Stimme, Schöner Geruch, der Ausscheidungen wenig, ? Darin betätigt sich zuerst der Yoga. 14. Gleichwie ein Spiegel, der mit Staub bedeckt war, Wie Feuerschein erglänzt, wenn er gereinigt, So wird nur, wer erkannt der Seele Wesen, Des Ziels teilhaftig und befreit von Kummer.

15. Wem seiner Seele Wesen ward zur Fackel, Im Yoga Brahmans Wesen zu erschauen, Fest, ewig, rein von allen Daseinsformen, ? Wer so den Gott weiß, der wird frei von Banden. 16. Er ist der Gott in allen Weltenräumen, Vormals geboren und im Mutterleibe; Er ward geboren, wird geboren werden, Ist in den Menschen und allgegenwärtig. 17. Der Gott, der im Feuer ist, im Wasser, Der in die ganze Welt ist eingegangen, Der in den Kräutern weilt und in den Bäumen, Diesem Gotte sei Ehre! ? sei Ehre!

Dritter Adhyaya

1. Der netzausbreitend herrscht mit Herrscherkräften, Die ganze Welt beherrscht mit Herrscherkräften, Einer bleibend beim Entstehen und Bestehen (der Welt), Unsterblich werden, welche das verstehen! 2. Der eine Rudra, ? zu keinem zweiten stehn sie, ? Ist's, der die Welt beherrscht mit Herrscherkräften; Er weilt in den Wesen, und wutentbrannt zur Endzeit Zerschmettert er als Herr die Geschöpfe alle. 3. Allseitig Auge und allseitig Antlitz, Allseitig Arme und allseitig Fuß, Schweißt schaffend er mit Armen, schweißt mit Flügeln Zusammen Erd' und Himmel, Gott, der Eine. 4. Er, der der Götter Ursprung und Hervorgang, Der Herr des Alls, Rudra , der große Weise, Er, der vormals Hiranyagarbha zeugte, Der Gott begabe uns mit edler Einsicht.

5. In deiner gnäd'gen Form, Rudra , Die nicht schrecklich, nicht unheilvoll, In dieser, deiner Form, der heilbringendesten, Lass uns, Bergwohner, dich erblicken. 6. Der Pfeil, den du, Bergfroher, Zum Schleudern trägst in deiner Hand, Den mach' uns gnädig, Berghüter; Nicht schädige er Mensch und Tier. 7. Doch höher noch steht Brahman! Den höchsten, großen, Der Leib für Leib versteckt in allen Wesen, Den Einen, der das Weltall hält umschlossen, ? Wer den als Gott versteht, der wird unsterblich. 8. Ich kenne jenen Purusha, den großen, Jenseits der Dunkelheit wie Sonnen leuchtend; Nur wer ihn kennt, entrinnt dem Reich des Todes; Nicht gibt es einen andern Weg zum Gehen. 9. Höher als der nichts andres ist vorhanden, Nichts Kleineres und nichts Größeres, was auch immer, Als Baum im Himmel wurzelnd steht der Eine, Der Purusha, der diese ganze Welt füllt.

10. Was höher hoch als diese Welt, Das ist gestaltlos, schmerzenlos, Unsterblich werden, welche das verstehen, Die andern gehen ein in lauter Leiden. 11. Mit Antlitz, Haupt und Hals allwärts, Weilt er in aller Wesen Herz; Er, der Heil'ge, durchdringt alles, So wohnt er selig (shiva) überall. 12. Groß, herrlich ist der Purusha, Er regt an die Erkenntniskraft; Zu jenem reinen Ort ist er Herr des Zugangs, Licht, wandellos. 13. Der Purusha, zollhoch, als innre Seele Ist stets zu finden in der Geschöpfe Herzen; Nur wer an Herz und Sinn und Geist bereitet, ? Unsterblich werden, die ihn also kennen. 14. Der Purusha mit tausendfachen Häuptern, Mit tausendfachen Augen, tausend Füßen Bedeckt ringsum die Erde allerorten, Zehn Finger hoch noch drüber hin zu fließen.

15. Nur Purusha ist diese ganze Welt, Und was da war, und was zukünftig währt, Herr ist er über die Unsterblichkeit, ? Diejenige, die sich durch Speise nährt. 16. Nach allwärts ist es Hand, Füße, Nach allwärts Augen, Haupt und Mund, Nach allen Seiten hin hörend, Die Welt umfassend steht es da. 17. Durch aller Sinne Kraft scheinend Und doch von allen Sinnen frei, Als Gott und Herrn der Welt (ehrt ihn), Als großen Hort des Weltenalls. 18. Der in der Stadt mit neun Toren Als Schwan wohnend nach außen schweift, Der ist der ganzen Welt Herrscher, Alles dessen, was steht und geht. 19. Ohn' Hände greift er, ohne Füße läuft er, Sieht ohne Augen und hört ohne Ohren, Er weiß, was wissbar, aber ihn weiß niemand, Er heißt der Erstlings-Purusha, der Große.

20. Des Kleinen Kleinstes und des Großen Größtes, Wohnt er als Selbst im Herzen dem Geschöpf hier; Den willensfreien schaut man, fern von Kummer, Durch Gottes Gnade als den Herrn, als Größe. 21. Ich weiß ihn, jenen alterlosen Alten, In allem, es durchdringend, gegenwärtig, Als Selbst in allem, dem Entstehn absprechen Die Brahmanwisser, das sie ewig nennen.

Vierter Adhyaya

1. Er, der, selbst farblos, vielfach versehn mit Kräften, Die vielen Farben verleiht zu bestimmten Zwecken. Bis endlich das All zergeht in ihm, dem Anfang, Der Gott begabe uns mit edler Einsicht. 2. Das ja ist Agni, Aditya, Das ist Vayu und Candramas, Das ist das Reine, das Brahman, Die Wasser und Prajapati. 3. Du bist das Weib, du bist der Mann, Das Mädchen und der Knabe, Du wächst, geboren, allerwärts, Du wankst als Greis am Stabe. 4. Schwarz bist als Vogel du, grün mit roten Augen, Blitzschwanger als Wolke, Jahreszeiten, Meere, Das Anfanglose bist du, das Allverbreitete, Aus dem geworden sind die Wesen alle.

5. Die eine Ziege, rot und weiß und schwärzlich, Wirft viele Junge, die ihr gleichgestaltet; Der eine Bock in Liebesbrunst bespringt sie, Der andre Bock verlässt sie, die genossen. 6. „Zwei schönbeflügelte, verbundene Freunde Umarmen einen und denselben Baum; Einer von ihnen speist die süße Beere, Der andre schaut, nicht essend, nur herab.“ 7. Zu solchem Baum der Geist, herabgesunken, In seiner Ohnmacht grämt sich wahnbefangen; Doch wenn er ehrt und schaut des andern Allmacht Und Majestät, dann weicht von ihm sein Kummer. 8. „Des Hymnus Laut im höchsten Himmelsraume, Auf dem gestützt die Götter alle thronen, Wenn man den nicht kennt, wozu hilft der Hymnus dann? ? Wir, die ihn kennen, haben uns versammelt hier.“ 9. Aus dem die Hymnen, Opfer, Werk, Gelübde, Vergangnes, Künft'ges, Vedalehren stammen, Der hat als Zauberer diese Welt geschaffen, In der der andre ist verstrickt durch Blendwerk.

10. Als Blendwerk die Natur wisse, Als den Zaub'rer den höchsten Gott; Doch ist von seinen Teilstoffen Durchdrungen diese ganze Welt. 11. Der jedem Mutterschoß als der Eine vorsteht, In dem die Welt zergeht und sich entfaltet, Wer den als Herrn, als Gott, reichspendend, preiswert Erkennt, geht ein in jene Ruh für immer. 12. Er, der der Götter Ursprung und Hervorgang, Der Herr des Alls, Rudra , der große Weise, Der selbst entstehen sah Hiranyagarbha, Der Gott begabe uns mit edler Einsicht. 13. Er, der der Götter Oberherr, In dem die Welt gegründet ist, „Zweifüßler hier beherrschend und Vierfüßler, ? Wer ist der Gott, dass wir ihm opfernd dienen?“ 14. Wer ihn fein, überfein in dem Gemenge, Als Weltenschöpfer vielfach sich gestaltend, Den Einen, der das Weltall hält umschlossen, Als Seligen (shiva) weiß, geht ein zur Ruh für immer.

15. Er in der Zeitlichkeit ist der Welt Behüter, Der Herr des Alls, versteckt in allen Wesen; In ihn vertieft sind Brahmanweise und Götter, Wer ihn erkennt, zerreißt des Todes Stricke. 16. Feiner als Butter, überfein wie Sahne, Weilt selig (shiva) er versteckt in allen Wesen. Den Einen, der das Weltall hält umschlossen, Wer den als Gott weiß, wird frei von allen Banden. 17. Ja, dieser Gott, allschaffend, hohen Sinnes, Ist stets zu finden in der Geschöpfe Herzen; Nur wer an Herz und Sinn und Geist bereitet, ? Unsterblich werden, die ihn also kennen. 18. Das Dunkel weicht; nun ist nicht Tag noch Nacht mehr, Nicht seiend noch nichtseiend, selig (shiva) nur ist er: Er ist der Om-Laut, „Savitars liebwertes Licht“, Aus ihm erfloss das Wissen uranfänglich. 19. „Nicht in der Höhe, noch Breite, Noch Mitte ist umspannbar er. Nicht ist ein Ebenbild dessen, Der da heißt: große Herrlichkeit.“

20. Nicht ist zu schauen die Gestalt desselben; Nicht sieht ihn irgend wer mit seinem Auge; Ihn, der im Herzen weilt, mit Herz und Sinnen, ? Unsterblich werden, die ihn also kennen. 21. Er ist der Ew'ge! so denkend Mag man furchtsam ihm nahen wohl; ? O Rudra ! mit deinem huldreichen Antlitz, Mit dem schütz' mich allezeit! 22. „An Kindern und Nachkommen und am Leben auch, An Rindern und an Rossen nicht verletze uns! Erschlage nicht in deinem Grimm die Mannen uns, Mit Opfern rufen wir dich auf der Stätte an.“

Fünfter Adhyaya

1. Zwei sind im ewig, endlos höchsten Brahman Latent enthalten, Wissen und Nichtwissen; Vergänglich ist Nichtwissen, ewig Wissen, Doch der als Herr verhängt sie, ist der Andre. 2. Der jedem Mutterschoß als der Eine vorsteht, Allen Gestalten, allen Ursprungsstätten, Der mit jenem ersterzeugten, roten Weisen Im Geist ging schwanger und ihn sah geboren, 3. Der Gott, der vielfach ein Netz nach dem andern Im Raum ausbreitet hier und wieder einzieht, Durch seine Helfer fortschaffend, hochsinnig, Betätigt so als Herrscher seine Allmacht. 4. Wie alle Weiten, oben, unten, querdurch, Erleuchtend, strahlt der Sonnenstier am Himmel, So lenkt der Gott, der heilige, liebwerte, Als einer alles Mutterschoßentsprungne.

5. Wenn seinem Wesen zureift aller Ursprung, Was reifen soll, er macht es alles wachsen, Er lenkt als einer alles hier und jedes, Verteilend einzeln alle Sonderheiten. 6. Was im Veda-Geheimteil Upanishad-Geheimnis, Gott Brahman kennt es als des Veda Urquell; Die das erkannt, der Vorzeit Götter, Weise, Zu ihm geworden, sind unsterblich worden. 7. Bestimmtheithaft, fruchtreicher Werke Täter Und eben dessen, was er tat, Genießer, So wandert er als Lebensherr allförmig, Drei-Guna-haft, dreipfadig, je nach seinem Werk. 8. Zollhoch an Größe, sonnenähnlich leuchtend, Mit Vorstellung und Ichheit ausgestattet, Erscheint, kraft seiner Buddhi, seines Atman, Wie einer Ahle Spitze groß der Andre. 9. Spalt' hundertmal des Haar's Spitze Und nimm davon ein Hundertstel, Das denk' als Größe der Seele, Und sie wird zur Unendlichkeit.

10. Er ist nicht weiblich, nicht männlich, Und doch ist er auch sächlich nicht; Je nach dem Leib, den er wählte, Steckt er in diesem und in dem. 11. Durch Wahn des Vorstellens, Berührens, Sehens, Fährt er als Seele, seinem Werk entsprechend, Durch Essens, Trinkens, Zeugens Selbsterschaffung, Abwechselnd hier und dort in die Gestalten. 12. Als Seele wählt viel grobe und auch feine Gestalt er, entsprechend seiner Tugend; Und was ihn band, kraft seines Werks und Selbstes, In diese, bindet wieder ihn in andre. 13. Wer ihn, anfanglos, endlos, in dem Gemenge Als Weltenschöpfer vielfach sich gestaltend, Den Einen, der das Weltall hält umschlossen, Als Gott kennt, wird befreit von allen Banden. 14. Wer im Herzen den nestlosen (leiblosen), Sein und Nichtsein bewirkenden, Die (sechzehn) Teile bindenden Sel'gen Gott sucht, verlässt den Leib.

Sechster Adhyaya

Homa Ritual

1. Die einen Lehrer reden von Natur uns, Von Zeit die andern; sie gehen völlig irre: Nein, es ist Gottes Allmacht, die im Weltall Lässt jenes Brahmanrad im Kreis sich drehen. 2. Durch ihn regiert, der stets bedeckt das Weltall, Als Geist, Zeitschöpfer, gunahaft, allwissend, Entrollt dies Schöpfungswerk sich, das sich darstellt Als Erde, Wasser, Feuer, Luft und Äther. 3. Was er erschuf, nimmt dann zurück er wieder, Zur Einheit werdend mit des Wesens Wesen; Um dann, mit einem, zweien, dreien, achten, Mit Zeit und feinen Gunas, die er selbst sind, 4. Das gunahafte Werk neu zu beginnen, Verteilend einzeln die Beschaffenheiten, ? Wo sie nicht sind, da wird das Werk zunichte, Hin geht er werklos, wesentlich ein andrer.

5. Anfang und Grund, bewirkend die Verbindung, Drei-Zeit-erhaben, ohne Teile ist er. Den allgestalt'gen Werdegrund, preiswürdig Als Gott, der in uns wohnt, zuerst verehrend, ? 6. Höher als Weltbaum, Zeit und alle Formen Ist er, aus dem entspringt die Weltausbreitung, ? Und ihn, der Recht schafft, Bösem wehrt, Glück austeilt, Den ew'gen Allbefasser in uns wissend, 7. So lasst uns ihn, der Herren höchsten Großherrn, Die höchste Gottheit unter allen Göttern, Als höchsten Fürst der Fürsten, jenseits thronend, Als Gott auffinden, als preiswerten Weltherrn. 8. Nicht gibt es an ihm Wirkung noch Organe auch, Nicht ist ihm einer gleich noch überlegen auch, Sein höchstes Können wird gelehrt als mannigfach, Des Wissens, Tuns Werk sind ihm eingeboren. 9. Kein Fürst ist über ihm in allen Welten Und kein Gebieter, kein Kennzeichen trägt er; Ursache ist er, Herr des Herrn der Sinne, Ihn zeugte keiner, niemand ist sein Oberherr.

10. Der spinnegleich durch Fäden, die aus ihm als Stoff (pradhanam) Entsprungen, sich verbarg nach seinem Sein, der Gott Verleih' Eingang in Brahman uns. 11. Der eine Gott, verhüllt in allen Wesen, Durchdringend alle, aller inn're Seele, Des Werks Aufseher, alles Sein durchduftend, Zuschauer, bloßer Geist und frei von Gunas, 12. Der eine Freie, der den einen Samen Vielfach macht vieler von Natur Werkloser, Wer den, als Weiser, in sich selbst sieht wohnen, Der nur ist ewig selig, und kein andrer. 13. Der, als der Ew'ge den Nichtew'gen, Freude, Als Geist den Geistern schafft, als Einer Vielen, Wer dies Ursein durch Prüfung (sankyam) und Hingebung (yoga) Als Gott erkennt, wird frei von allen Banden. 14. Dort leuchtet nicht die Sonne, nicht Mond noch Sternenglanz, Noch jene Blitze, geschweige irdisch Feuer. Ihm, der alleine glänzt, nachglänzt alles andre, Die ganze Welt erglänzt von seinem Glanze.

15. Der eine Schwan in dieses Weltalls Mitte, Als Feuer ging er ein in das Gewoge, Nur wer ihn kennt, entrinnt dem Reich des Todes, Nicht gibt es einen andern Weg zum Gehen. 16. Allmächtig und allweise, selbstentsprungen, Als Geist, Zeitschöpfer, gunahaft, allwissend, Des Urstoffs (pradhanam) Herr, der Einzelseele und Gunas, Wirkt Stillstand, Wanderung er, Erlösung, Bindung. 17. Aus ihm besteht, unsterblich, in Gott ruhend, Der Geist, der überall, des Weltalls Hüter, Und ewig über diese Welt gebietet, Nur dies verleiht ihm seiner Herrschaft Rechte. 18. Zu ihm, der den Gott Brahman schuf zu Anfang, Und der ihm auch die Veden überliefert, Dem Gott, der sich erkennen lässt aus Gnade, Nehm' ich, Erlösung suchend, meine Zuflucht, ? 19. Der teillos, wirkungslos, ruhig, Ohne Tadel und fleckenlos, Höchste Unsterblichkeitsbrücke, Feuer gleich, wenn das Holz verbrannt.

20. Ja, wenn man sich erst wird wickeln In den Luftraum wie in ein Kleid, ? Dann wird auch ohne Gottwissen Des Leids Ende erreichbar sein. 21. Gestärkt durch Buße, mit dem Veda begnadigt, Fand Brahman Shvetashvatara und lehrt' es, Als höchstes Heiligungsmittel gern genossen, Dem Rishi-Kreis der Ashrama-Erhabnen. 22. Vor Zeiten ward im Vedanta Höchstes Geheimnis ausgebracht; Keinem gebt es, der nicht ruhig, Der nicht Sohn oder auch Schüler ist. 23. Doch wer zuhöchst an Gott gläubig, Wie an Gott an den Lehrer auch, Dem, wenn er hohen Sinns, werden Diese Lehren Erleuchtung sein, ? diese Lehren Erleuchtung sein.

Siehe auch