Orakel

Aus Yogawiki

Ein Orakel (lat.) bezeichnet eine mit Hilfe eines Rituals gewonnene transzendente, häufig göttliche Offenbarung: Hinweise und Zeichen sollen Zukunfts- oder Entscheidungsfragen beantworten helfen. Ein Meister antwortet allgemein seinem Schüler auch eher mit einem Zeichen schweigend. Was ist ein richtiges Orakel? Blamiert man sich da?

Beispiel "5. Je mehr wir die Gegenwart Gottes spüren umso freier sind wir" per Bibelstechen und auch hier: "Jeder der Sätze eignet sich als Einleitung einer Meditation (..) kann wie ein Orakel genutzt werden: Wenn man eine wichtige Frage hat, kann man die Augen schließen, an Swami Sivananda denken, dann das Buch öffnen und mit dem Finger auf eine bestimmte Stelle tippen. Wenn Du dann die Augen öffnest, gibt der Meister Dir einen wichtigen Denkanstoß, mit dem Du Dein Problem/Deine Entscheidung angehen kannst. „Göttliches Elixier“ ist auch wunderbar, um morgens seinen Tag zu beginnen. Jeder Satz ist wie ein Schluck(...) „Zaubertrank“[1]

Man fühlt sich möglicherweise freier ohne den letzten und folgenden Satz.

Zum Jahreswechsel veranstaltet jedermann zum Beispiel ein "Gummibär-Orakel" - eher Richtung Lachyoga... Oder: Wenn ich den Kopfstand fünf Minuten durch halte, dann...

Während Hellsehen individuelle Intuition bedeutet, fragt das Orakel stets eine höhere Instanz. Das unterscheidet auch von der ungebeten erfolgenden Prophetie.

Im erweiterten Sinn heisst auch der Ort, wo das Orakel gegeben wird, Orakel - beispielsweise sind das Heiligtümer wie Tempel; bekanntestes Beispiel: das Orakel von Delphi.


Orakel in verschiedenen Kulturen

Im Alten Ägypten wurden Orakel auch zu wichtigen juristischen Entscheidungen herangezogen.[1]

Im alten Israel: siehe Urim und Tummim

Im antiken Griechenland: Delphi, Olympia, Dodona...

In China: insbesondere Orakel mit im Feuer erhitzten Tierknochen sowie mit Schafgarbenstängeln.


Im Staatskult der Römer versuchten die Pontifices und Flamines die Zukunft aus himmlischen Zeichen (Blitz u. Donner) oder dem Vogelflug zu ergründen. Die Haruspices erstellten Orakel, indem sie in den Eingeweiden der Opfertiere lasen (sogenannte Leberschau). Letzteres ging auf etruskische Traditionen zurück.

Orakelknochen aus der Shang-Dynastie

Tibet

Im Rahmen des tibetischen Kulturkreises findet man Orakel sowohl im Bön der vorbuddhistischen Religion Tibets, als auch in einigen Schulen des tibetischen Buddhismus.

Das erste Mal, dass im tibetischen Buddhismus eine weltliche Gottheit mit dem Körper eines Menschen vereinigt wurde, der als physisches Medium funktionierte, war im 8. Jahrhundert. Eines Tages vereinigte Padmasambhava vor dem König und seinen Ministern einen der vier großen Könige (die Beschützer der vier Richtungen, die oft an den Türen von tibetischen Tempeln dargestellt sind) mit dem Körper eines jungen Mannes. Indem er den Körper des Jungen als Medium benutzte, konnte die hellsehende Gottheit die Geister identifizieren, die Schwierigkeiten machten. Die Gottheit erklärte, dass der Geist Thangla für den Blitzschlag auf dem Marpori (dem roten Hügel, der später Sitz des Potala-Palastes wurde) verantwortlich war, und dass der Geist Yarla Shempo die Flut ausgelöst hatte, die den Phangthang-Palast wegschwemmte. Durch das Medium gab die Gottheit Vorhersagen und Ratschläge ab. In der Folge wurden auch andere Schutzgottheiten als Orakel zu Dienste gezogen. [2]

In der buddhistischen Gelug-Schule ist insbesondere das Nechung-Orakel bekannt. Die buddhistische Schutzgottheit Pekar, der ehemalige Schutzgeist des Klosters Samye (errichtet um 775), bedient sich, nach der Überlieferung, seit mehr als vier Jahrhunderten regelmäßig eines Mönchs als Medium, um zukünftige Geschehnisse vorherzusagen und um die tibetische Regierung durch Ratschläge zu leiten. Der als Medium dienende Mönch hat daher größtes Ansehen im Gelug-Orden. Aufgrund seiner häufigen, sehr kräftezehrenden Orakel-Trancen, hat er aber in aller Regel nur eine geringe Lebenserwartung. Das Nechung-Orakel ist heutzutage noch immer wichtigstes Staatsorakel [3] der tibetischen Exilregierung und des Dalai Lama. Es gibt mindestens ein weiteres Orakel, das einen gewissen Bekanntheitsgrad genießt, das Orakel von Dorje Shugden. [4], [5].

Tarot-Karte "Der Stern"

Abhängig von dem zu Rate gezogenen Orakel können die erhaltenen Prophezeiungen differieren. [6]

Das tibetische Wort für Orakel ist Mo. [7]

Andere Formen

Moderne Formen sind das Orakel von Leipzig, das Orakel von Emmen und das Orakel von Hildesheim.

Daneben gibt es auch sogenannte Orakel- oder Wahrsagekarten, die zum selben Zweck eingesetzt werden. Zu den bekanntesten gehören die Tarot-Karten, die in einer Vielzahl verschiedener Ausführungen gebräuchlich sind. Aus der germanischen Kultur sind Runen bekannte Vertreter.

Siehe auch

Literatur

  • Hans Bonnet: Orakel, in: Lexikon der ägyptischen Religionsgeschichte, Nikol Verlag Hamburg 2000 ISBN 3-937872-08-6 S. 560-564.
  • Edward E. Evans-Pritchard: Witchcraft, oracles, and magic mong the Azande. Clarendon Press, Oxford 1977 (Repr.), ISBN 0-19-823103-2
  • Jospeh Fontenrose: The Delphic Oracle. Its responses and operations with a catalogue of responses. University of California Press, Berkeley 1981, ISBN 0-520-04359-6
  • Wolfgang Helck /Eberhard Otto: Orakel, in: Kleines Lexikon der Ägyptologie, Harrassowitz Verlag Wiesbaden, 1999 ISBN 3-447-04027-0 S. 212f.
  • Veit Rosenberger: Griechische Orakel. Eine Kulturgeschichte. Theiss, Stuttgart 2001, ISBN 3-806-21562-6
  • René Nebesky-Wojkowitz: Oracles and Demons of Tibet. Ed. Mouton, s'Gravenhage 1954, Gordon Press, New York 1977 (Reprint), ISBN 3-201-00953-9
  • Mark Tatz, Jody Kent: "Karma". Durch Wiedergeburt zur Befreiung. Das tibetische Orakelspiel. Eugen Diederichs, Düsseldorf 1978, ISBN 3-424-00636-X

Einzelnachweise