Jnana Yajna
Jnana Yajna ist das Opfer der Erkenntnis. Jnana heißt Wissen, Erkenntnis. Yajna bedeutet Opfer, auch Gottesverehrung und Ritual. Jnana Yajna bedeutet zum Beispiel das Studium der Schriften, das man macht, um Gott zu verehren. Man studiert also nicht die Schriften um nachher zu zeigen, wie gelehrt man ist. Sondern man studiert die Schriften, um Gott zu verehren, um Gott zu erfahren. Swami Sivananda hat den Ausdruck Jnana Yajna in einem bestimmten Sinn gebraucht: Jnana Yajna bedeutet spirituelles Wissen weiterzugeben. Das Schreiben von Büchern, das Verbreiten von spirituellem Wissen im Internet, also auch durch diesen Artikel und dieses Video, ist auch Jnana Yajna, die Verehrung Gottes durch die Weitergabe von Wissen.
Sukadev über Jnana Yajna
Niederschrift eines Vortragsvideos (2014) von Sukadev über Jnana Yajna
Jnana Yajna ist das Opfer der Erkenntnis, es ist das Studium der Schriften. Yajna heißt Opfer, Yajna heißt Ritual. Die Veden beschreiben zunächst mal Yajnas als Feuerritual. Man kann sagen, das Feuerritual ist die ur-spirituelle Praxis und eine der drei Hauptpraktiken in den Veden. Die alten Veden beschreiben die drei Hauptpraktiken Tapas, Yajna und Dana. Tapas sind Askese-Übungen für alle Arten von spiritueller Praxis. Desweiteren gibt es Yajnas und Yajnas sind Rituale, die man ausführt. Und Dana heißt geben, das heißt Almosen geben, gute Werke tun, das ist Dana. Auch Krishna sagt in der Bhagavad Gita, drei Dinge sollte ein spiritueller Aspirant tun. Er sollte Yajna, Tapas und Dana ausführen. Denn er sagt, durch Tapas, Dana und Yajna läutern sich die Weisen. Aber auch diese drei sollte man sattvig ausführen und ohne Verhaftung und ohne Erwartung von Früchten, und gleichmütig in Erfolg und Misserfolg.
Also, Yajnas sind zunächst mal Rituale. Rituale, die man tut, um Gott zu verehren, ursprünglich das Feuerritual. Aber Krishna hat Yajna weiter definiert. Er hat gesagt, alles, was man Gott darbringt, ist auch Yajna. So hat er gesagt, Pranayama, wenn du Pranayama übst und es Gott darbringst, dann ist das auch ein Yajna. Wenn du Mantras rezitierst, dann ist das auch ein Yajna, es gibt auch Japa Yajna, das heißt die Rezitation des Mantras, die du machst, um Gott zu verehren, das ist dann Japa Yajna. Und ähnlich, wenn du zur höchsten Erkenntnis kommen willst, dann ist es auch Jnana Yajna. Also, in diesem Sinne, wenn du selbst herausfinden willst, "Wer bin ich??, das ist dann nicht nur eine egoistische Sache, sondern du kannst auch das Gott darbringen. Das Opfer der Erkenntnis ist eben auch ein Ritual, ist auch eine Form von Gottesdienst. Was auch heißen soll, wenn du dich fragst, "Wer bin ich?“, wenn du meditierst über die Frage, "was ist Gott?", wenn du herausfinden willst, "Was ist die Welt, wie ist Gott zu erfahren, was ist meine Aufgabe?", das sind alles Erkenntnisse, der Jnana Marga, der Weg der Erkenntnis. Und dabei kannst du all das darbringen, Gott darbringen. Was auch ausdrückt, allein aus eigener Kraft kommst du nicht zu dieser Erkenntnis. Die Sinne kommen hinein und das Denken kommt hinein, die Emotionen und die alten Wahrnehmungen, Selbsttäuschung usw. Jnana Yajna drückt auch aus: "Ich bemühe mich, bringe es Gott dar und hoffe, dass Gottes Gnade mir hilft, dann wirklich zur höchsten Erkenntnis zu kommen."
Die zweite Bedeutung von Jnana Yajna ist, systematisch die Veden zu studieren und die heiligen Schriften zu studieren. Wenn du dich also hinsetzt und Bhagavad Gita liest und darüber nachdenkst, wenn du dich hinsetzt und die Upanishaden liest und darüber nachdenkst, dann ist das auch Jnana Yajna. Damit es ein echtes Yajna ist, gilt es auch, das etwas zu ritualisieren. Also nicht einfach dich hinsetzen und lesen, sondern kurz bevor du spirituelle Werke liest, einen Moment nach innen gehen, vielleicht einen Moment an Gott denken, vielleicht dich kurz verneigen, vielleicht sogar eine Kerze anzünden oder ein Räucherstäbchen und so tatsächlich aus den Studien der Schriften eine rituelle Handlung machen und diese Gott darbringen.
Swami Sivananda hat gerne auch eine dritte Bedeutung von Jnana Yajna erwähnt, nämlich Jnana Yajna ist die Verbreitung spirituellen Wissens. Swami Sivananda hat ja selbst nach neuesten Erkenntnissen 560 Bücher geschrieben, das ist eine ganze Menge. Und er hat gesagt, das ist Jnana Yajna. Eine Form von Yajna, von ritueller Gottesverehrung, ist Jnana Yajna, die Verbreitung spirituellen Wissens. Und so hat Swami Sivananda zum einen selbst geschrieben, er hat seine Schüler dazu veranlasst, auch zu schreiben, er hat nicht alle Bücher vollständig selbst geschrieben, sondern wie es ja auch bei Universitätsprofessoren üblich ist, hat er auch seine Schüler dazu veranlasst, Teile der Bücher zu schreiben oder zu korrigieren und weiterzuentwickeln. Mehrere seiner Bücher sind dann ja auch Zusammensetzungen von anderen Büchern, da war eine ganze Menge dort hinter. Er hat die Bücher dann den Verlagen gegeben und gebeten, sie zu veröffentlichen, er hat selbst eine Druckerpresse im Ashram errichtet, er hat die Bücher zum Teil kostenlos verteilt und er hat Zeitschriften gegründet und hat für viele indische Zeitschriften auch Artikel geschrieben.
Und so hat er gesagt: "Das ist meine besondere Form der Gottesverehrung, Jnana Yajna." Natürlich, im Ashram von Swami Sivananda gab es auch Pujas, es gab auch Havans und Satsang, Arati, also auch die anderen Formen der Gottesverehrung hat er auch praktiziert, aber er hat besonders Jnana Yajna geschätzt. Und natürlich, Jnana Yajna, die Verbreitung spirituellen Wissens als Gottesdienst, hat er auch gemacht über Vorträge, über Kurse, Sadhana intensiv Wochen, Yoga Vedanta Forest Academy Kurse, die wir heute als Ausbildungen bezeichnen würden. So hat er sich bemüht, spirituelles Wissen weiterzugeben. Das drückt auch etwas aus. Auch wenn du Yoga unterrichtest, denn ich weiß, viele, die diese Vorträge lesen, sind auch Yogalehrer oder angehende Yogalehrer, dann tue es als Jnana Yajna, eben Opfer, damit Erkenntnis weitergegeben werden kann.
Selbst wenn du Hatha Yoga unterrichtest, die Menschen kommen auch im Hatha Yoga zu tieferer Sehnsucht und tieferem Wissen. Mache das, was du tust, um Yoga zu verbreiten, als Yajna, als Gottesdienst. Und auch dieser Vortrag, den ich jetzt gerade gebe, als Video, als Audio, als Text und dann als Internetseite veröffentlicht, auch diesen Vortrag gebe ich als Jnana Yajna. Jeder Vortrag für mich ist wie eine kleine Opfergabe in ein rituelles Feuer. Das rituelle Feuer hat Swami Sivananda entzündet, das Feuer des Wissens, das in die ganze Welt hinein strahlt. Und jedes Video, das ich mache, das dürfte jetzt etwa das 1500 Video im Rahmen des Sanskrit-Lexikons sein, ist wie eine Opfergabe in dieses rituelle Feuer, wie ein Löffel von Ghee, also von flüssigem Öl, in das rituelle Feuer, in der Hoffnung, dass damit Gutes in dieser Welt bewirkt wird.
Das war der heutige Eintrag ins Yoga Vidya Sanskrit-Lexikon, www.yoga-vidya.de, mit dem Stichwort "Jnana Yajna" und letztlich ein Teil von Jnana Yajna, das Opfer der Erkenntnis. In drei verschiedenen Bedeutungen: Zum einen, wenn man selbst sich erforscht und fragt, "wer bin ich?", kann man dies machen als Dienst an Gott. Wenn man Schriften studiert, kann man das rituell machen und als Gottesverehrung tun. Und wenn man spirituelles Wissen weitergibt, kann man auch diese Weitergabe spirituellen Wissens Gott darbringen als Jnana Yajna.