Ojas
Ojas (Sanskrit: ओजस् ojas n.) Kraft, Stärke, Lebensfrische, Vitalität, Energie. Bei einer gesunden Verdauung entsteht Ojas. Es ist spirituelle und umgewandelte Sexualenergie; Licht und Glanz; Ojas ensteht wenn der Körper vergeistigt wird. Im Ayurveda ist Ojas das feinste Produkt des Verdauungsprozesses, die feinste Essenz unserer Nahrung und befindet sich nicht mehr auf der materiellen Ebene. Ojas ist essentiell für den Aufbau gesunder Körpergewebe (Dhatus), gibt Wohlbefinden, biolog. Stärke, Vitalität und Frische. Es verbindet Körper und Geist und sorgt für ein ausgewogenes Gefühl > feinster Ausdruck menschl. Physiologie. Ist (Agni) geschwächt, mangelt es an Ojas und stattdessen wird (Ama) gebildet.
Ohne Ojas keine Gesundheit, kein spiritueller Fortschritt
Bei Ojas handelt es sich um die Ursprungsenergie - die feinstoffliche Energie des Wassers als unser Reservoir an Lebensenergie. Die Essenz der verdauten Nahrung, Eindrücke und Gedanken. Auf der inneren Ebene verleiht sie Ruhe und unterstützt und nährt alle höheren Bewusstseinszustände.
Ojas nennt man die geistige Energie, die im Gehirn aufgespeichert ist. Sie entsteht durch die Verwandlung der Sinnenkraft, durch erhabene Gedanken, Meditation, Japam, Hingabe und Beherrschung des Atems (pranayama). Auch Zorn und Muskelkraft können sich in Ojas verwandeln. Diese schöpferische Energie (ojas shakti) kann zu Versenkung und zu geistiger Erforschung verwandt werden.
Wer in seinem Gehirn viel dieser geistigen Energie besitzt, ist in der Lage, große geistige Arbeit zu verrichten, ist sehr intelligent und vermag mit wenigen Worten Einfluß auf Menschen auszuüben und auf die Gedanken seiner Zuhörer in ungewöhnlichem Maß einzuwirken. Seine Persönlichkeit, die von einer magnetischen Aura umgeben ist, und seine seltsam strahlenden Augen rufen eine Art heiliger Ehrfurcht hervor. Shri Shankara, der von vollkommener Keuschheit (Brahmacharya) war, hat mit Hilfe seines Ojas Wunder vollbracht und machte wahrhafte Eroberungen (dug-vijaya), wenn er in verschiedenen Teilen Indiens mit großen Gelehrten Diskussionen und erhitzte Debatten führte.
Ayurveda: Charaka Samhita
Im ersten Buch (Sutra Sthana 17.73-4) der Charaka Samhita heißt es über Ojas:
बिभेति दुर्बलो ऽभीक्ष्णं ध्यायति व्यथितेन्द्रियः | दुश्छायो दुर्मना रूक्षः क्षामश्चैवौजसः क्षये || 73 ||
bibheti durbalo 'bhīkṣṇaṃ dhyāyati vyathitendriyaḥ | duśchāyo durmanā rūkṣaḥ kṣāmaś caivaujasaḥ kṣaye || 73 ||
Bei der Abnahme (Kshaya) von Ojas wird man ängstlich, schwach, grübelt ständig, hat Probleme mit den Sinnesorganen (Vyathita-Indriya), einen ungesunden Teint (Dushchhaya), ein geschwächtes Denkvermögen (Durmanas), fühlt sich ausgetrocknet (Ruksha) und magert ab (Kshama).
हृदि तिष्ठति यच्छुद्धं रक्तमीषत्सपीतकम् | ओजः शरीरे संख्यातं तन्नाशान्ना विनश्यति || 74 ||
hṛdi tiṣṭhati yac chuddhaṃ raktam īṣat-sapītakam | ojaḥ śarīre saṃkhyātaṃ tan-nāśān nā vinaśyati || 74 || Das, was sich im Herzen (Hrid - oder im Magen, dem "Herzstück" des Verdauungssystems) befindet, weiß (oder leuchtend Shuddha), rot (Rakta) und leicht gelblich (Pitaka), wird im Körper (Sharira) Ojas genannt. Wenn es zerstört wird, stirbt der Mensch.
Literatur
- Vom Geist des Ayurveda - Therapien für den Geist. Yogische ganzheitliche Medizin und ayurvedische Psychologie von Dr. David Frawley. Windpferd Verlag, ISBN 3-89385-304-9