Sukadev Interview Kölner Stadtanzeiger
Im Kölner Stadt-Anzeiger erschien am 2. Mai ein Bericht über Yoga Vidya, welcher aus einem Interview mit Sukadev Volker Bretz entstanden ist. Der Kölner Stadt-Anzeiger ist eine Tageszeitung mit Veranstaltungskalender für die Stadt Köln und Umgebung. Da es ein Yoga Vidya Zentrum in Köln gibt, ist das Thema auch für den Kölner Stadtanzeiger von Relevanz gewesen. Anlass war das 20jährige Jubiläum von Yoga Vidya im Mai 2012.
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Hier also der Artikel, wie er in der gedruckten Asgabe erschien.
Sonnengruß statt Kurschatten
Kölner Stadt-Anzeiger, von Ismene Poulakos.
Europas größter Yoga-Verein liegt im nordrhein-westfälischen Bad Meinberg. Der Ashram hat bereits Tausende zu Yoga-Lehrern ausgebildet. Und es kommen immer mehr. Ein Einblick ins Seminarhaus, das in einem alten Kurhotel untergebracht ist. Manchmal taucht die Vergangenheit auf, wie bei einer mehrfach überstrichenen Wandfarbe, unter der immer noch altes Graffiti durchschimmert. Es sind die endlosen Gänge, die an ein Kurhotel erinnern, aber manchmal auch kleine Überbleibsel. „Zu den Kneipp-Anwendungen“ steht in verblichenen Buchstaben über einer Glas-Tür, kaum noch zu erkennen. Würde es nicht so nach Räucherstäbchen riechen, dann könnte man auch Volker Bretz für einen Kurarzt halten, in seiner weißen Hose und der Brille. Einen, der sich um seine Patienten kümmert und sie vor dem morgendlichen Moorbad persönlich begrüßt. Vielleicht aber auch einfach für einen Pfleger, bescheiden und hilfsbereit.
Mit Kneipp und Moor hat der Sohn eines Möbelfabrikanten aus Bad Kreuznach am Rhein jedoch wenig zu schaffen. Der 48-Jährige ist vielmehr Gründer und spiritueller Leiter eines kleinen Imperiums namens Yoga Vidya. Yoga Vidya ist mit über 2300 Seminaren, Aus- und Weiterbildungen pro Jahr der europaweit größte gemeinnützige Yoga-Verein. Über 6000 Menschen haben darüber hinaus die Yoga-Lehrer-Ausbildung bei Yoga Vidya absolviert und geben ihr Wissen in eigenen Kursen weiter. Fast in jeder größeren deutschen Stadt gibt es Yoga Vidya-Ableger, in Köln zum Beispiel in der Nähe des Ebertplatzes, dazu bundesweit drei Seminarhäuser. Im Mai jährt sich die Gründung von Yoga Vidya zum 20. Mal, 1992 hatte Bretz in Frankfurt am Main ein erstes kleines Yoga-Zentrum eröffnet.
„Glücksfall für Bad Meinberg“
Es ist zwar Zufall, aber wahrscheinlich doch irgendwie Fügung, dass sich das größte Seminarhaus in Bad Meinberg befindet, in einer alten Kurklinik, der die Gesundheitsreform das Genick gebrochen hat – ein riesiger Komplex, der bis zu 1000 Gästen und 200 Mitarbeitern eine Unterkunft bietet und dem schon in Bedeutungslosigkeit versinkenden kleinen Ort neues Leben einhaucht. Wolfgang Diekmann, der Kurdirektor des einzigen in NRW verbliebenen Staatsbades Meinberg, hat keinerlei Berührungsängste mit den neuen Bewohnern, die die – zugegeben nicht sehr attraktiven – Klinikbauten vor dem Verfall bewahrt haben. Im Gegenteil. Diekmann bezeichnet das Yogazentrum in öffentlichen Auftritten gerne als „spirituellen Kraftort“ und als „Glücksfall für Bad Meinberg“ und setzt auf die Synthese von alt und neu.
Für seine Gesundheit kann man in Bad Meinberg auch immer noch viel tun. Zum Beispiel das Rauchen aufgeben, aber dafür muss man ziemlich früh aufstehen. Jeden Samstag führt Tenzin, der eigentlich Detlef Leichert heißt, in einem Keller-Raum ein Feuerritual durch. Heilige Pulver werden in alle Himmelsrichtungen verstreut, geklärte Butter in einer offenen Flamme verbrannt und dazu ein Mantra gesungen – 108 Mal hintereinander. „Es geht darum, das innere Auge wahrzunehmen, um Wärme, aber auch um Veränderungsprozesse zu spüren“, beschreibt der gelernte Grafiker das Reinigungsritual.
Der 43-Jährige ist seit anderthalb Jahren einer der festen Mitarbeiter des Hauses. Das bedeutet kein Fleisch, kein Alkohol, keine Zigaretten, dafür aber auch freie Kost, Logis und einen Einheitslohn von 300 Euro im Monat. Neben Yoga kümmert er sich auch um die Gestaltung der Broschüren des Vereins. Diese Teilhabe ist kein Vertrag, sondern Teil eines spirituellen Konzeptes, ein Einbringen in die Gemeinschaft, das so genannte Karma-Yoga. Das wird eine Stunde pro Tag übrigens auch von den Gästen erwartet. „Ich bin in einer Leistungsgesellschaft aufgewachsen“, sagt Tenzin. „Da ist dieser selbstlose Dienst schon etwas Besonderes“.
Sein Vorbild ist Yoga-Meister Volker Bretz, der trotz seines Erfolges materiellen Dingen weitgehend entsage und sich auf das wirklich Wichtige im Leben konzentriere: „Warum sonst sollte ein Unternehmer-Sohn einen Ashram gründen?“.
Bereits mit 18 Jahren hatte Volker Bretz Yoga für sich entdeckt. In nur fünf Semestern brachte er mit 20 Jahren sein Betriebswirtschaftsstudium als Jahrgangsbester zum Abschluss, nur um eine Yoga-Lehrer-Ausbildung in München zu beginnen. Von da an widmete er sich ganz dem Yoga. Er ging nach Kanada, wurde Schüler und später Assistent des indischen Yoga Meisters [Swami Vishnu-Devananda]. 12 Jahre lernte und lehrte Bretz, bevor er 1992 einer Vision folgte und in Deutschland Yoga Vidya gründete – ein Projekt, das er nun in einer damals kaum vorstellbaren Weise verwirklich hat.
Expansion ohne Gewinn
Sein Geheimnis? Eine große Toleranz verschiedenen Yoga Richtungen gegenüber und eine schnelle Expansion ohne Gewinnorientierung. „In Deutschland gibt es die Neigung, den eigenen Weg absolut zu setzen“, sagt Bretz. Aber Yoga heiße Verbindung. So bietet Yoga Vidya auch Ayurveda an, „tantrische Herzensgebete“ oder ein Seminar zum „Arbeiten mit Elementarwesen und Naturgeistern“. Die Seminare sind günstig bei Yoga Vidya, genauso wie die Ausbildung zum Yogalehrer – und die geht darüber hinaus relativ zügig über die Bühne, im Intensivkurs nur in vier Wochen.
Die Besucher schätzen die freundliche Atmosphäre des Hauses und auch den sehr strukturierten Tagesablauf, mit Meditationszeiten und geregelten vegetarischen Vollwertmahlzeiten – immer all inklusive. Von 22:45 bis 7:30 wird geschwiegen. „Das ist so wohltuend“, sagt die Juristin Monika Marsollek, die über ihre Rückenschmerzen zum Yoga kam. Anfangs hatte sie das böse Wort „Sektentum“ im Kopf, hat dann aber nichts dergleichen erlebt. Nur eine gute Form des Zusammenhalts: „Man kennt die Leute hier nicht, aber es fühlt sich trotzdem wie eine Gemeinschaft an.“
Meditation statt Moor, Sonnengruß statt Kurschatten? Volker Bretz sieht sein Wirken durchaus auch in der Tradition des Heilens. Gesundheit sei allerdings Mittel zum Zweck, kein Selbstzweck, sagt er. „Gesundheit ist gut für die spirituelle Entwicklung“. Der Arzt sei nicht mehr der Halbgott in Weiß, der mündige Patient heile sich selbst – mit Yoga.
INFOS
Yoga ist eine Art zu leben, eine Philosophie, keine Religion. Seine Lehren umfassen ein ganzheitliches System von Techniken der Gesundheitsvorsorge, der Selbsterkenntnis und Persönlichkeitsentfaltung sowie des Lebens in Harmonie mit der Natur und der Umwelt. Das Ziel des Yoga ist es, den Menschen zu vervollkommnen.
Hatha Yoga ist der in Europa bekannteste Teil des Yoga. Er umfasst die körperorientierten Techniken wie die Yoga-Stellungen (Asanas), die Atemübungen (Pranayama) und Tiefenentspannungstechniken. Raja Yoga umfasst Techniken des mentalen Trainings und Meditation
Vom 6. bis 20. Mai finden die Feierlichkeiten anlässlich des 20-jährigen Jubiläums von Yoga Vidya statt. Den Auftakt macht dabei am 6. Mai die längste Yogastunde der Welt.
Quellen
- Artikel Sonnengruß statt Kurschatten, 2. Mai 2012, Kölner Stadt-Anzeiger, mit vielen Bildern
- Foto-Galerie mit Fotos, die in der Druckausgabe erschienen sind
- Artikel Sonnengruß statt Kurschatten auf dem Yoga Vidya Blog
Siehe auch
- Sukadev Volker Bretz - unten auf der Seite Verzeichnis mit weiteren Zeitungsinterviews und Zeitungsberichten
- Sukadev Interview Yoga Zeit aus dem Jahr 2012
- Sukadev Interview Zeitschrift Eve, Mai 2012
- Sukadev Interview Wirtschaft und Weiterbildung, 02 2012
- Zeitschrift Impulse über Sukadev Volker Bretz, Ausgabe August 2013