Yoga in Aufklärung Romantik Idealismus: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Yoga in Aufklärung, Romantik und Idealismus'''
'''Yoga in Aufklärung, Romantik und Idealismus''' Hier ein Vortrag zum Thema '' Yoga in [[Aufklärung]], [[Romantik]] und [[Idealismus]] '' von und mit Sukadev Bretz aus der Reihe [[Yoga Vidya Schulung]], Vorträge zum ganzheitlichen [https://www.yoga-vidya.de/yoga/ Yoga].


Hier ein Vortrag zum Thema '' Yoga in [[Aufklärung]], [[Romantik]] und [[Idealismus]] '' von und mit Sukadev Bretz aus der Reihe [[Yoga Vidya Schulung]], Vorträge zum ganzheitlichen [https://www.yoga-vidya.de/yoga/ Yoga].
== Yoga in der Zeit der Aufklärung, Romantik und Idealismus ==
[[Datei:Luft Himmel Wolken.jpg|thumb|Vayu Mudra aus [https://www.yoga-vidya.de/yoga/ Yoga] Sicht]]
''- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2019 -''
 
'''Geschichte des Yoga Teil V'''
 
Herzlich willkommen zu einem besonderen Teil der [[Geschichte des Yoga|Yogageschichte]], zu einem besonders interessanten Kapitel der Yogageschichte. Ein Kapitel, das die Entwicklung von westlicher [[Philosophie]], [[Psychologie]] und vermutlich sogar westlicher [[Kultur]] stark beeinflusst hatte.
 
Beim letzten Mal hatte ich ja darüber gesprochen, wie Yoga zu Beginn der Kolonialzeit Menschen irgendwo begonnen hat, zu beeindrucken. Wie letztlich indische Yogaübende als Wundermenschen an die Königshöfe und Höfe von Adligen geschleppt wurden, um Kunststücke vorzumachen. Reisende sind nach Indien gegangen und waren dort fasziniert von dem was indische Yogis so gemacht haben aber es war so mehr ein Staunen, sicherlich kein Respekt vor dem was dort hinter stand, sondern mehr Faszination Zirkus, könnte man sagen. Es gab darüber hinaus natürlich auch Kolonialbeamte, die in Indien waren, manche waren durchaus neugierig aber das faszinierende war dann die Änderung, die sich im 17./18.ten Jahrhundert abzeichnete und dann im 19.ten Jahrhundert eine gewisse Blüte erlebte. Und das ist letztlich das indische Gedankengut von indischer Philosophie und indischer Spiritualität in seiner Wirkung auf die europäische Kultur. Im 17./18. Jahrhundert war ja die Zeit der Aufklärung, die Philosophen haben überlegt, was hält die Welt zusammen, kann man die Welt erklären ohne Gott? Sie wollten herauskommen aus der Tradition und dem Aberglauben. Wissenschaft war wichtig, logisches Denken. Emanuel Kant hat es ja so formuliert: Aufklärung ist das Verlassen der selbstverschuldeten Unmündigkeit, das heißt, es geht darum, seine Vernunft zu gebrauchen…Sapere Aude: Wage es zu wissen, lege dir keine Denkschranken auf. Es gab dann in dieser Zeit der Aufklärung auch in Deutschland zum Beispiel einen Dichter namens Lessing. Er hat das große Drama geschrieben: Nathan der Weise, wo es letztlich darum ging, nicht nur das Christentum führt zum Heil, sondern es gibt eben auch Judentum und Islam, die haben alle ihren guten Grund. Und den Philosophen und auch den Künstlern der Aufklärung ging es dann eben auch darum zu erkennen, Menschsein ohne Unterschiede von Religion, Kultur, Hautfarbe, Stand usw…
 
Unterschiedliche Philosophen der Aufklärung waren dann auch irgendwo fasziniert von indischem Gedankengut. Das interessante war, dass es letztlich dann ab dem Anfang des 18.ten Jahrhunderts  so eine regelrechte Begeisterung gab für indische Philosophie, indische Spiritualität und Religion. Interessanterweise sind kaum welche nach Indien gereist, sondern sie verließen sich dort auf das was man so hatte an Literatur. Es gab zum Beispiel eine Übersetzung der Upanishaden ins Persische.  Anfang des 17.ten Jahrhunderts, verbreitete diese sich in europäischen Kreisen. Die Bhagavat Gita wurde irgendwann ins Lateinische übersetzt und dann gab es auch noch andere Reiseberichte. Es gab Berichte von englischen Kolonialbeamten und das führte dann dazu, dass viele sich mit dem indischen Gedankengut beschäftigten und eben festgestellt haben, ja da ist eine andere Kultur, die auch  etwas sehr wertvolles beigetragen hat. Wir müssen uns ja bewusst machen, seid dem 16.ten Jahrhundert hat Europa die Welt erobert und gemeint, dass am europäischen Wesen die Welt genesen wird. Alles andere sind nur primitive Barbaren und alle werden später in der Hölle schmoren und deshalb müssen wir sie gewaltsam zum Christentum bekehren. Es wurden Sklaven verkauft, es wurden Völker ausgerottet und es wurden ganze Kulturen kolonialisiert. DAS ging dann ja bis zum Ende des 19.ten Jahrhunderts weiter, aber zur Zeit der Aufklärung haben dann erste Gegenströmungen begonnen, die eben mit Respekt andere Kulturen angeschaut haben.
 
Dann gab es einen Übergang von der Zeit der Aufklärung in die sogenannte deutsche Romantik. In Deutschland gab es erstmal Sturm und Drang, Goethe und Schiller gehören dazu, Herder gehört dazu, wo sie rausgehen wollten, sowohl aus der alten Tradition, der Adelsherrschaft und der Geistlichkeit aber sie wollten auch nicht, dass alles nur die Vernunft ist und die Wirtschaft, denn es gab ja auch schon wirtschaftliche Entwicklungen. Die Romantik wollte etwas anderes suchen. Gegen Intellekt und Tradition und reinem Nutzen und Utilarismus sollte Gefühl eine Rolle spielen und es sollte Natur eine Rolle spielen. Es wurde auch gesagt, der Mensch ist von Natur aus gut und das Mittelalter wurde wieder positiver gesehen und es wurde etwas gesucht, dass nicht die Tradition ist, die irgendwo verkrustet ist und etwas was nicht nur diese Kälte der Vernunft ist und auch etwas was nicht so arrogant ist, wie die europäische Selbstbegeisterung. Und dort meinten die europäischen Denker etwas im fernen Osten zu finden, insbesondere in Indien. Und so Gab es zum Beispiel einen namens Johann Gottfried Herder, der sowohl im Sturm und Drang wichtig war aber auch vor allen Dingen auch einer der Mitbegründer der deutschen Romantik war. Und Matthias Tiedke in seinem Buch „Yoga im Nationalsozialismus“, der sehr viel auch beschreibt, was vor dem Nationalsozialismus war, sagt dass der der Dichter , Theologe und Philosoph Johann Gottfried Herder die romantische Indienbegeisterung in Deutschland einleitete. Herder kannte Indien zwar nur aus Schriftzeugnissen aber er war dort sehr begeistert davon. Im Zuge dieser Indienbegeisterung ist die erste Übersetzung der Bhagavat Gita 1785 erschienen und viele sagen, das war für sie wie ein intellektueller Paukenschlag. Das wäre ein Werk von solcher tiefer Weisheit und welches auch die verschiedenen Themen aufgegriffen hat, die in der europäischen Geistesgeschichte wichtig ist. Eben im Sinne von Pflicht erfüllen und Gott dienen, der abstrakte Gottesbegriff und persönlicher Gottesbegriff und Gott in allem sehen, Natur als von Gott durchdrungen sehen und letztlich auch die Aussage, es gibt ein Göttliches und das Göttliche erscheint Menschen in so viel Namen und Gestalten. Gott erscheint den Menschen in der Gestalt, die sie verehren. All das hatte eine große Auswirkung.
 
Die Bhagavad Gita wurde übersetzt, zunächst von Charles Wilkons und 1802 auch ins Deutsche. Dann gab es einige Philosophen wie die Gebrüder Schelling, die auch als Begründer der Indologie gelten. Die auch die ersten Sanskrit-Typen entwickelten, das heißt, dass also die Sanskrit-Schrift gedruckt werden konnte und sie waren begeistert von allem was Yoga anbetraf und indisches Gedankengut. Auch Goethe beschäftigte sich damit in seinen späteren Jahren. Es beschäftigte sich Novalis, eigentlich die ganze deutsche Romantik ist irgendwie auch begreifbar darin, dass sie sich mit indischem Gedankengut beschäftigten. Auch in Frankreich, Philosophen wie Rousseau hatten auch vielleicht ein etwas romantisches Indienbild aber sie kannten auch die Bhagavat Gita und Upanishaden und andere indische Schriften und wurden davon stark geprägt.
 
Wenn wir jetzt zum deutschen Idealismus gehen, Kant war ja sowohl eine Philosoph der Aufklärung als auch des Idealismus, was dann weiter geht auch über Schopenhauer und Nietzsche. Dort kann man auch sagen, die kannten indischen Schriften, sie setzten sich damit auseinander und gerade Arthur Schopenhauer war ja ein geradezu Indienliebhaber. Auch er war meines Wissens nie in Indien gewesen aber er hatte die Werke des Orientalisten Friedrich Meier gekannt, der war auch Schüler von Herder, und er kannte auch die Werke von den Gebrüdern Schelling, die als die Begründer der Indologie sich sehr viel mit Indien beschäftigt hatten. Und die Philosophie von Schopenhauer ist sehr stark geprägt von Vedanta und von der Auseinandersetzung mit den Upanishaden. Auch Friedrich Nietzsche, der 1844 – 1900 gelebt hatte, er war auch jemand der die Europazentrierung stark aufgegeben hat. Eines seiner bekanntesten Werke „Zarathustra“ ist ja geprägt durch die Auseinandersetzung mit Zoroastrismus bzw. so wie er Zarathustra beschrieben hat, war ja Zarathustra nicht wirklich sondern hat ihn als Projektionsfläche für seine eigene Philosophie genutzt und er war auch jemand, der selbst sich mit Yoga beschäftigte. Er hat zwar das Wort Yoga nicht benutzt aber er kannte das Veda-Studium und viele andere Dinge, die mit Yoga in Verbindung stehen.
Gut, so könnte ich jetzt noch vieles sagen auf unserer Internetseite wiki.yoga-vidya.de kannst Du nachschauen, wenn Du dort guckst unter dem Begriff Romantik, wo du etwas mehr dazu findest.
 
In diesem Sinne vielleicht auch noch ein paar  weitere Namen: Heinrich Heine, Novalis und Jean Paul haben sich mit indischem Gedankengut beschäftigt. August Wilhelm Schlegel war von besonderer Wichtigkeit, er hatte auch die Bhagavat Gita in der Originalschrift gedruckt mit lateinischer Übertragung und so gab es, man könnte fast sagen, bei den Intellektuellen des 19.ten Jahrhunderts gehörte es zum guten Ton, mindestens Bhagavat Gita und Upanischaden gelesen zu haben. Wichtige Teile der Veden gelesen zu haben oder sich mindestens damit beschäftigt zu haben.
Man kann davon ausgehen, das Indienbild wurde etwas romantisiert und vieles wurde auch hineininterpretiert aber es gab eine authentische Auseinandersetzung damit. Diese Intellektuellen waren aber nicht solche, die jetzt selbst Yoga praktiziert haben, sondern sie hatten ihre Philosophie davon beeinflussen lassen. Vielleicht auch eine gewisse Lebensanschauung, Weltanschauung aber mir ist jetzt nicht bekannt, dass diese Intellektuellen selbst meditiert haben, Pranayama geübt haben, Asanas geübt haben.  Das sollte später anders werden unter dem Eindruck der Theosophen, der Reformbewegung und der Neugeistbewegung über die ich dann im nächsten Vortrag sprechen werde.
Ich habe jetzt zwar nicht so viele Daten gegeben, ich habe jetzt nur einige Namen genannt. Genaueres kannst du tatsächlich in dem Buch finden „Yoga im Nationalsozialismus von Matthias Tiedke oder eben auch auf unserer Internetseite wiki.yoga-vidya.de Das einfachste wäre, Du schaust dort einfach unter „Geschichte des Yoga“ und dort findest du auch den Eintrag zu Yoga in Aufklärung, Romantik und Idealismus.
 
=== Video - Yoga in der Zeit der Aufklärung ===


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==Siehe auch==
==Siehe auch==
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[[Kategorie:Yoga Vidya Schulung Videoreihe]]

Version vom 26. Oktober 2019, 16:08 Uhr

Yoga in Aufklärung, Romantik und Idealismus Hier ein Vortrag zum Thema Yoga in Aufklärung, Romantik und Idealismus von und mit Sukadev Bretz aus der Reihe Yoga Vidya Schulung, Vorträge zum ganzheitlichen Yoga.

Yoga in der Zeit der Aufklärung, Romantik und Idealismus

Vayu Mudra aus Yoga Sicht

- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2019 -

Geschichte des Yoga Teil V

Herzlich willkommen zu einem besonderen Teil der Yogageschichte, zu einem besonders interessanten Kapitel der Yogageschichte. Ein Kapitel, das die Entwicklung von westlicher Philosophie, Psychologie und vermutlich sogar westlicher Kultur stark beeinflusst hatte.

Beim letzten Mal hatte ich ja darüber gesprochen, wie Yoga zu Beginn der Kolonialzeit Menschen irgendwo begonnen hat, zu beeindrucken. Wie letztlich indische Yogaübende als Wundermenschen an die Königshöfe und Höfe von Adligen geschleppt wurden, um Kunststücke vorzumachen. Reisende sind nach Indien gegangen und waren dort fasziniert von dem was indische Yogis so gemacht haben aber es war so mehr ein Staunen, sicherlich kein Respekt vor dem was dort hinter stand, sondern mehr Faszination Zirkus, könnte man sagen. Es gab darüber hinaus natürlich auch Kolonialbeamte, die in Indien waren, manche waren durchaus neugierig aber das faszinierende war dann die Änderung, die sich im 17./18.ten Jahrhundert abzeichnete und dann im 19.ten Jahrhundert eine gewisse Blüte erlebte. Und das ist letztlich das indische Gedankengut von indischer Philosophie und indischer Spiritualität in seiner Wirkung auf die europäische Kultur. Im 17./18. Jahrhundert war ja die Zeit der Aufklärung, die Philosophen haben überlegt, was hält die Welt zusammen, kann man die Welt erklären ohne Gott? Sie wollten herauskommen aus der Tradition und dem Aberglauben. Wissenschaft war wichtig, logisches Denken. Emanuel Kant hat es ja so formuliert: Aufklärung ist das Verlassen der selbstverschuldeten Unmündigkeit, das heißt, es geht darum, seine Vernunft zu gebrauchen…Sapere Aude: Wage es zu wissen, lege dir keine Denkschranken auf. Es gab dann in dieser Zeit der Aufklärung auch in Deutschland zum Beispiel einen Dichter namens Lessing. Er hat das große Drama geschrieben: Nathan der Weise, wo es letztlich darum ging, nicht nur das Christentum führt zum Heil, sondern es gibt eben auch Judentum und Islam, die haben alle ihren guten Grund. Und den Philosophen und auch den Künstlern der Aufklärung ging es dann eben auch darum zu erkennen, Menschsein ohne Unterschiede von Religion, Kultur, Hautfarbe, Stand usw…

Unterschiedliche Philosophen der Aufklärung waren dann auch irgendwo fasziniert von indischem Gedankengut. Das interessante war, dass es letztlich dann ab dem Anfang des 18.ten Jahrhunderts so eine regelrechte Begeisterung gab für indische Philosophie, indische Spiritualität und Religion. Interessanterweise sind kaum welche nach Indien gereist, sondern sie verließen sich dort auf das was man so hatte an Literatur. Es gab zum Beispiel eine Übersetzung der Upanishaden ins Persische. Anfang des 17.ten Jahrhunderts, verbreitete diese sich in europäischen Kreisen. Die Bhagavat Gita wurde irgendwann ins Lateinische übersetzt und dann gab es auch noch andere Reiseberichte. Es gab Berichte von englischen Kolonialbeamten und das führte dann dazu, dass viele sich mit dem indischen Gedankengut beschäftigten und eben festgestellt haben, ja da ist eine andere Kultur, die auch etwas sehr wertvolles beigetragen hat. Wir müssen uns ja bewusst machen, seid dem 16.ten Jahrhundert hat Europa die Welt erobert und gemeint, dass am europäischen Wesen die Welt genesen wird. Alles andere sind nur primitive Barbaren und alle werden später in der Hölle schmoren und deshalb müssen wir sie gewaltsam zum Christentum bekehren. Es wurden Sklaven verkauft, es wurden Völker ausgerottet und es wurden ganze Kulturen kolonialisiert. DAS ging dann ja bis zum Ende des 19.ten Jahrhunderts weiter, aber zur Zeit der Aufklärung haben dann erste Gegenströmungen begonnen, die eben mit Respekt andere Kulturen angeschaut haben.

Dann gab es einen Übergang von der Zeit der Aufklärung in die sogenannte deutsche Romantik. In Deutschland gab es erstmal Sturm und Drang, Goethe und Schiller gehören dazu, Herder gehört dazu, wo sie rausgehen wollten, sowohl aus der alten Tradition, der Adelsherrschaft und der Geistlichkeit aber sie wollten auch nicht, dass alles nur die Vernunft ist und die Wirtschaft, denn es gab ja auch schon wirtschaftliche Entwicklungen. Die Romantik wollte etwas anderes suchen. Gegen Intellekt und Tradition und reinem Nutzen und Utilarismus sollte Gefühl eine Rolle spielen und es sollte Natur eine Rolle spielen. Es wurde auch gesagt, der Mensch ist von Natur aus gut und das Mittelalter wurde wieder positiver gesehen und es wurde etwas gesucht, dass nicht die Tradition ist, die irgendwo verkrustet ist und etwas was nicht nur diese Kälte der Vernunft ist und auch etwas was nicht so arrogant ist, wie die europäische Selbstbegeisterung. Und dort meinten die europäischen Denker etwas im fernen Osten zu finden, insbesondere in Indien. Und so Gab es zum Beispiel einen namens Johann Gottfried Herder, der sowohl im Sturm und Drang wichtig war aber auch vor allen Dingen auch einer der Mitbegründer der deutschen Romantik war. Und Matthias Tiedke in seinem Buch „Yoga im Nationalsozialismus“, der sehr viel auch beschreibt, was vor dem Nationalsozialismus war, sagt dass der der Dichter , Theologe und Philosoph Johann Gottfried Herder die romantische Indienbegeisterung in Deutschland einleitete. Herder kannte Indien zwar nur aus Schriftzeugnissen aber er war dort sehr begeistert davon. Im Zuge dieser Indienbegeisterung ist die erste Übersetzung der Bhagavat Gita 1785 erschienen und viele sagen, das war für sie wie ein intellektueller Paukenschlag. Das wäre ein Werk von solcher tiefer Weisheit und welches auch die verschiedenen Themen aufgegriffen hat, die in der europäischen Geistesgeschichte wichtig ist. Eben im Sinne von Pflicht erfüllen und Gott dienen, der abstrakte Gottesbegriff und persönlicher Gottesbegriff und Gott in allem sehen, Natur als von Gott durchdrungen sehen und letztlich auch die Aussage, es gibt ein Göttliches und das Göttliche erscheint Menschen in so viel Namen und Gestalten. Gott erscheint den Menschen in der Gestalt, die sie verehren. All das hatte eine große Auswirkung.

Die Bhagavad Gita wurde übersetzt, zunächst von Charles Wilkons und 1802 auch ins Deutsche. Dann gab es einige Philosophen wie die Gebrüder Schelling, die auch als Begründer der Indologie gelten. Die auch die ersten Sanskrit-Typen entwickelten, das heißt, dass also die Sanskrit-Schrift gedruckt werden konnte und sie waren begeistert von allem was Yoga anbetraf und indisches Gedankengut. Auch Goethe beschäftigte sich damit in seinen späteren Jahren. Es beschäftigte sich Novalis, eigentlich die ganze deutsche Romantik ist irgendwie auch begreifbar darin, dass sie sich mit indischem Gedankengut beschäftigten. Auch in Frankreich, Philosophen wie Rousseau hatten auch vielleicht ein etwas romantisches Indienbild aber sie kannten auch die Bhagavat Gita und Upanishaden und andere indische Schriften und wurden davon stark geprägt.

Wenn wir jetzt zum deutschen Idealismus gehen, Kant war ja sowohl eine Philosoph der Aufklärung als auch des Idealismus, was dann weiter geht auch über Schopenhauer und Nietzsche. Dort kann man auch sagen, die kannten indischen Schriften, sie setzten sich damit auseinander und gerade Arthur Schopenhauer war ja ein geradezu Indienliebhaber. Auch er war meines Wissens nie in Indien gewesen aber er hatte die Werke des Orientalisten Friedrich Meier gekannt, der war auch Schüler von Herder, und er kannte auch die Werke von den Gebrüdern Schelling, die als die Begründer der Indologie sich sehr viel mit Indien beschäftigt hatten. Und die Philosophie von Schopenhauer ist sehr stark geprägt von Vedanta und von der Auseinandersetzung mit den Upanishaden. Auch Friedrich Nietzsche, der 1844 – 1900 gelebt hatte, er war auch jemand der die Europazentrierung stark aufgegeben hat. Eines seiner bekanntesten Werke „Zarathustra“ ist ja geprägt durch die Auseinandersetzung mit Zoroastrismus bzw. so wie er Zarathustra beschrieben hat, war ja Zarathustra nicht wirklich sondern hat ihn als Projektionsfläche für seine eigene Philosophie genutzt und er war auch jemand, der selbst sich mit Yoga beschäftigte. Er hat zwar das Wort Yoga nicht benutzt aber er kannte das Veda-Studium und viele andere Dinge, die mit Yoga in Verbindung stehen. Gut, so könnte ich jetzt noch vieles sagen auf unserer Internetseite wiki.yoga-vidya.de kannst Du nachschauen, wenn Du dort guckst unter dem Begriff Romantik, wo du etwas mehr dazu findest.

In diesem Sinne vielleicht auch noch ein paar weitere Namen: Heinrich Heine, Novalis und Jean Paul haben sich mit indischem Gedankengut beschäftigt. August Wilhelm Schlegel war von besonderer Wichtigkeit, er hatte auch die Bhagavat Gita in der Originalschrift gedruckt mit lateinischer Übertragung und so gab es, man könnte fast sagen, bei den Intellektuellen des 19.ten Jahrhunderts gehörte es zum guten Ton, mindestens Bhagavat Gita und Upanischaden gelesen zu haben. Wichtige Teile der Veden gelesen zu haben oder sich mindestens damit beschäftigt zu haben. Man kann davon ausgehen, das Indienbild wurde etwas romantisiert und vieles wurde auch hineininterpretiert aber es gab eine authentische Auseinandersetzung damit. Diese Intellektuellen waren aber nicht solche, die jetzt selbst Yoga praktiziert haben, sondern sie hatten ihre Philosophie davon beeinflussen lassen. Vielleicht auch eine gewisse Lebensanschauung, Weltanschauung aber mir ist jetzt nicht bekannt, dass diese Intellektuellen selbst meditiert haben, Pranayama geübt haben, Asanas geübt haben. Das sollte später anders werden unter dem Eindruck der Theosophen, der Reformbewegung und der Neugeistbewegung über die ich dann im nächsten Vortrag sprechen werde. Ich habe jetzt zwar nicht so viele Daten gegeben, ich habe jetzt nur einige Namen genannt. Genaueres kannst du tatsächlich in dem Buch finden „Yoga im Nationalsozialismus von Matthias Tiedke oder eben auch auf unserer Internetseite wiki.yoga-vidya.de Das einfachste wäre, Du schaust dort einfach unter „Geschichte des Yoga“ und dort findest du auch den Eintrag zu Yoga in Aufklärung, Romantik und Idealismus.

Video - Yoga in der Zeit der Aufklärung

Siehe auch