Volkswirtschaft: Unterschied zwischen den Versionen
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Obwohl sie Hunde bei sich hatten, so war ihr Amt doch bei den grossen Herden ein sehr schwieriges: die Kühe und Rinder verirrten sich (naç), fielen in Gruben, brachen ihre Glieder, nahmen Schaden jeder Art. Pûshan soll daher den Rindern des Frommen vorangehen und nachgehen und sie unversehrt nach Hause bringen Rv. 6. 54, 5-7. »Nicht mögen an den unrechten Ort unsere milchenden Kühe von unserer Behausung sich entfernen und so ihrer eutersaugenden Jungen beraubt werden« fleht ein Sänger Rv. 1, 120, B. Öfters war in der Nähe eines Dorfes nicht immer hinreichende Weide vorhanden, man musste mit den Heerden weiter fahren; dann drohten noch andere Gefahren: Räuber überfielen Hirt und Heerde, Feinde suchten zu schaden (Rv. 6, 28, 3). Trotz aller Treue und Sorgfalt war es daher dem Hirten schwer, seinem Vorbild, dem himmlischen Hirten, Pâshan es gleich zu thun, der anashtapaçu »dein kein Stück der Heerdc verloren geht« heisst Rv. 10, 17, 3 ; einen Theil der Obhut legte daher der Hirt im Gebet den Göttern in die Hand (Rv. 1, 114, 9). Von den äussern Unfällen abgesehen befielen Krankheiten die Kühe: sie verloren ihre Milch (adhenu, vishakta), wollten nicht kalben, verwarfen, wean sie einige Zeit vom Stier belegt waren (vehat); dann rief man der Açvin freundliche Hilfe an. — Hatten die Heerden den Tag über auf grasreichem Weideland sich erlabt: »Wir machen, dass du hundertkräftiger dich an unsern Gesängen ergötzest wie Kühe an den Gräsern« Rv. 8, 92, 12, so wurden sie am Abend zusammengebracht und nach dem Dorfe getrieben: »Zu ihm gehen eure Bahnen, mögen wir den entflammten erreichen wie Kühe am Abend das Heim« Rv. 1, 66, 5; cf. Rv. 10, 149, 4; V. S. 15, 41. Dort wurden sie in Hürden (goshtha, gotra, vraja) untergebracht, die Milchkühe mit ihren Jungen zusammen. Die Hürden mussten in der Nacht wohl behütet werden vor wilden Thieren und vor räuberischen, einbrechenden Menschen (Rv. 10, 97, 10) ; in manchen Fällen mögen vraja und goshthet wirkliche Ställe neben den Wohn¬gebäuden gewesen sein: »Du (Agni), zu dem die Menschen zu¬sammenkommen wie Rinder in den heissen Stall (vrajamushnamim) Rv. 10, 4, 2; vgl. Seite 149. Bis zum frühen Morgen lag das Rindvieh in den Hürden ; waren die Kühe gemolken, dann wurde der Hürde Verschluss geöffnet , und munter eilten die Insassen heraus der Weide zu: »Der Kräuter Düfte strömen aus, wie aus dem Pferch die Heerde (gavah) dringt« Rv. 10, 97, B. »Zu ihm dem weithin Schauenden ziehn meine Lieder wunscherfüllt, wie Kühe auf die Weide gehen« Rv. 1 , 25, 16. Es liegt auf der Hand, dass gutes und ausgedehntes Weideland (gavyüti) eine Lebensbedingung für die vedischen Stämme war: urvi »weit« soll die Erde, das Weideland sein, ist des Sängers Wunsch; | Obwohl sie Hunde bei sich hatten, so war ihr Amt doch bei den grossen Herden ein sehr schwieriges: die Kühe und Rinder verirrten sich (naç), fielen in Gruben, brachen ihre Glieder, nahmen Schaden jeder Art. Pûshan soll daher den Rindern des Frommen vorangehen und nachgehen und sie unversehrt nach Hause bringen Rv. 6. 54, 5-7. »Nicht mögen an den unrechten Ort unsere milchenden Kühe von unserer Behausung sich entfernen und so ihrer eutersaugenden Jungen beraubt werden« fleht ein Sänger Rv. 1, 120, B. Öfters war in der Nähe eines Dorfes nicht immer hinreichende Weide vorhanden, man musste mit den Heerden weiter fahren; dann drohten noch andere Gefahren: Räuber überfielen Hirt und Heerde, Feinde suchten zu schaden (Rv. 6, 28, 3). Trotz aller Treue und Sorgfalt war es daher dem Hirten schwer, seinem Vorbild, dem himmlischen Hirten, Pâshan es gleich zu thun, der anashtapaçu »dein kein Stück der Heerdc verloren geht« heisst Rv. 10, 17, 3 ; einen Theil der Obhut legte daher der Hirt im Gebet den Göttern in die Hand (Rv. 1, 114, 9). Von den äussern Unfällen abgesehen befielen Krankheiten die Kühe: sie verloren ihre Milch (adhenu, vishakta), wollten nicht kalben, verwarfen, wean sie einige Zeit vom Stier belegt waren (vehat); dann rief man der Açvin freundliche Hilfe an. — Hatten die Heerden den Tag über auf grasreichem Weideland sich erlabt: »Wir machen, dass du hundertkräftiger dich an unsern Gesängen ergötzest wie Kühe an den Gräsern« Rv. 8, 92, 12, so wurden sie am Abend zusammengebracht und nach dem Dorfe getrieben: »Zu ihm gehen eure Bahnen, mögen wir den entflammten erreichen wie Kühe am Abend das Heim« Rv. 1, 66, 5; cf. Rv. 10, 149, 4; V. S. 15, 41. Dort wurden sie in Hürden (goshtha, gotra, vraja) untergebracht, die Milchkühe mit ihren Jungen zusammen. Die Hürden mussten in der Nacht wohl behütet werden vor wilden Thieren und vor räuberischen, einbrechenden Menschen (Rv. 10, 97, 10) ; in manchen Fällen mögen vraja und goshthet wirkliche Ställe neben den Wohn¬gebäuden gewesen sein: »Du (Agni), zu dem die Menschen zu¬sammenkommen wie Rinder in den heissen Stall (vrajamushnamim) Rv. 10, 4, 2; vgl. Seite 149. Bis zum frühen Morgen lag das Rindvieh in den Hürden ; waren die Kühe gemolken, dann wurde der Hürde Verschluss geöffnet , und munter eilten die Insassen heraus der Weide zu: »Der Kräuter Düfte strömen aus, wie aus dem Pferch die Heerde (gavah) dringt« Rv. 10, 97, B. »Zu ihm dem weithin Schauenden ziehn meine Lieder wunscherfüllt, wie Kühe auf die Weide gehen« Rv. 1 , 25, 16. Es liegt auf der Hand, dass gutes und ausgedehntes Weideland (gavyüti) eine Lebensbedingung für die vedischen Stämme war: urvi »weit« soll die Erde, das Weideland sein, ist des Sängers Wunsch; | ||
Zimmer, | |||
(Aus dem Buch "Altindisches Leben: Die Cultur der vedischen Arier", nach den [[Samhita]] dargestellt von [[Heinrich Zimmer]], Berlin 1879) | |||
==Siehe auch== | |||
*[[Heinrich Zimmer]] | |||
* Kapitel 1: [[Land]] | |||
* Kapitel 2: [[Klima]] | |||
* Kapitel 3: [[Produkt]] | |||
* Kapitel 4: [[Volk]] | |||
* Kapitel 5: [[Siedlung]] | |||
* Kapitel 6: [[Staat und Recht]] | |||
[[Kategorie:Vedische Kultur]] | |||
[[Kategorie:Heinrich Zimmer]] |
Version vom 12. Oktober 2013, 13:34 Uhr
Aus dem Buch "Altindisches Leben: Die Cultur der vedischen Arier", nach den Samhita dargestellt von Heinrich Zimmer, Berlin 1879
Kapitel 7: Die Volkswirtschaft
Die Viehzucht
Als Haupterwerbsquelle der vedischen Arier ist die Viehzucht zu betrachten. Zu Rindern und Rossen zu gelangen, ist der Wunsch des Opferers Rv. 1, 83, 1 ; um 1000 Rosse, 100 Hohlmaße Soma, 100 000 Rinder und 10 Becher Goldes fleht Vamadeva Rv. 4, 32, 17. »Welchem Frommen du, o Jatavedas, die Welt angenehm machst, der erlangt Reichthum an Rossen und Söhnen, Helden und Rindern zum Wohlergehen« Rv. 5, 4, 11. »Herbei bring uns Zierrath, Rind, Ross, Schmuck und eine Mana Gold« Rv. 8, 78, 2. «Zu dir strebt unser getreide-, rind-, ross- und goldbegehrender Wunsch« Rv. 8, 78, 9. Worin der Besitz bestand, was den Glanz (yaças) eines Mannes ausmachte, erfahren wir z. B. Rv. 1, 92, 7 ff.: »Die Strahlenreiche, die Bringerin jeder Wonne , des Himmels Tochter wird von den Gotoma gepriesen; du verleihst, o Morgenröthe, an Nachkommenschaft und Helden reiche Güter, die in Rossen ihre Grundlage, in Rindern ihren Gipfel finden. 0 Morgenröthe, möchte ich diesen herrlichen Besitz erlangen, den heldenreichen, der zahlreiche Sclaven hat und auf Rossen gestützt ist«.
Die grosse Wichtigkeit der Viehzucht erhellt auch daraus, dass in den zahlreichen Gebeten um Schutz und Sicherheit, Gesundheit und Wohlergehen fast immer Rind und Ross an erster Stelle genannt werden; dann erst kommt der Mensch, Familie und Dienerschaft: »Sie (die Heilkräuter) sollen schützen in diesem Dorf Rind, Ross, Mensch und Vieh« Av. 8 , 7, 11. »Wie der Sturm die Bäume zermalme sie, unterwirf sie, lass nicht Rind, Ross und Mensch bei ihnen übrig« Av. 10 , 1, 17. »Nicht schlage uns an Rind und Ross und Menschen« Av. 10, 1, 29. »Nicht schlage uns (o Rudra) an Rindern und Menschen, nicht wie ein Geier an Ziegen und Schafen, anderswohin wende dich, o ungestümer, der Schmäher Nachkommenschaft schlage« Av. 11, 2, 21. »Welche Krankheit (yakshma) an dem Rindvieh, welche Krankheit an den Menschen; die nimm hinweg nach Süden gehend« Av. 12, 2, 1. »Unsern Rindern verleihe Schutz, den Rossen und den Leuten« Av. 19, 47, 10. »Zum Heile sei unsern Rindern und Leuten« Rv. 10, 165, 3. »Die ihr rinderreichen, rossereichen, heldenreichen Besitz verleiht« Rv. 4, 34, 10. »Heilmittel bist du (Rudra) für Rind und Ross, Heilmittel für den Menschen, Wohlergehen für Widder und Schafmutter« V. S. 3, 59. »Läutere dich zum Heil für Rind (gave), zum Heil für den Menschen (janaya), zum Heil fürs Ross, zum Heil den Pflanzen« T.S. 3, 2, 3, 1. »Viçvakarman ist Herr der Himmelsrichtungen; er beschütze unser Vieh, er beschütze uns : ihm sei Verneigung« T.S. 5, 5, 5. 1. »Alles Vieh lebt darin: Rind, Ross und Mensch« Av. B. 2. 25. Weitere Stellen Rv. 1. 43. 2 ; 162, 22: 5, 4. 11: 9, 9, 9 ; 9. 42, 6; 63. 18: 86, 18 ; 10, 47. 5: 10, 97. 4; Av. 1. 31. 4 ; 2, 26, 4 ; 5. 29, 2 ; 6. 68. 3: 11, 2, 9 : 7, 81. 4 ; T.S. li. 5. 10, 1.
Hausthiere waren bei dem vedischen Volke, wie oben S. 76 bemerkt, Rindvieh, Schafe, Ziegen, Pferde, Esel und Hund. Als Hauptzuchtthier galt das Rindvieh. Dies zeigen schon die vielen hiervon entlehnten Ausdrücke: gavishti »Begierde, Wunsch nach Kühen« ist Bezeichnung des Kampfes geworden, gavyan gramal »rinderbegehrende Schar« heisst das kampflustige Heer der Bharata Rv. 3, 33, 11 ; gopati bedeutet gewöhnlich einfach »Herr, Gebieter«, gopitha ebenso »Schutz«; in gopay behüten, bewachen, einem Denominativ von gopa »Kuhhüter, Hirt, Wächter« vergaß man den Zusammenhang mit go so sehr, dass man eine Wurzel gup folgerte, die schon im Rigveda und Atharvaveda in einzelnen Formen belegt ist.
Rinder, Kühe (go, vaca, usra, usriya, dhena, dhenu, aghnya) werden daher auch überschwänglich gepriesen : »Die Kühe gelten mir als Bhaga, die Kühe gelten mir als Indra (d. h. sie sind mein Bhaga und mein Indra, meine Götter); Kühe sind wie ein Trunk des besten Soma; jene Kühe, o Stammesgenossen, die sind Indra: mit Herz und Sinn wünsch ich mir den Indra. Ihr, o Kühe, macht den Magern fett, selbst den Hässlichen macht ihr schön; glücklich macht ihr ein Haus, die ihr heilbringendes redet; eurer Vortrefflichkeit gedenkt man in den Versammlungen« Rv. 6, 28, 5ff. Besonders sind es die Milchkühe (dhenu), die das Herz des Ariers erfreuen. Seinem Auge konnte sich kein wohlgefälligeres Bild darbieten ale ein am Strick zerrendes und meckerndes Kalb und die von der Weide heimkehrende, es leckende und liebkosende Mutterkuh.
Das verlangende, lang hinhaltende Brüllen einer nach den Hürden eilenden Herde von Milchkühen übte auf das Ohr des, wie wir sehen werden, ganz und gar nicht unmusikalischen Ariers etwa den Reiz aus wie ein Marsch aus der »Götterdämmerung« auf einen Verehrer R. Wagners. »Wie Milchkühe dem Kalbe zubrüllen (abhi-nu) bei den Ställen, so wollen wir dem Indra mit unsern Liedern« fordert ein Sänger auf Rv. 8, 88, 1. »Dir jauchzten die Lieder zu (abhi-sam-nu) wie die Mutterkühe dem Kalbe« Rv. 8, 95, t . »Beim Trank des Soma sangen (brüllten abhi-nu) die Sänger dem Indra, wie Mutterkühe (gavo matarah) dem Kalbe zubrüllen« Rv. 9, 12, 2. Ja selbst ein Vasishtha lässt sich hinreissen zu dem Vers: »Dich, o Held (Indra), haben wir angebrüllt (besungen abhi-nu) wie ungemolkene Milchkühe« Rv. 7. 32, 22! Sagen wir z. B. »lieblich sangen sie wie Nachtigallen« oder ähnlich, so heisst dies bei dem vedischen Volke: »lieblich brüllten sie wie Milchkühe«. Von dem mit Urvaçi vereinigten Chore (creni) der Apsaras, der in der Luft unter den prächtigsten Verschlingungen dahin schwebt und endlich unter eignem Gesang dem Blick und Ohr sich entzieht, sagt der Sänger: »Dieser lieblich singende, in Liebe verbundene, knotenbildende, wie das Wasserbild dahin gleitende Chor: wie röthliche Farben flimmerten sie, hübsch wie Milchkühe brüllten sie« Rv. 10, 95, 6.
Zwei Gattungen von Rindvieh züchtete man: die gemeine Rindviehrasse (go) und büffelartige (ushtra, gaura, gavaya, mahisha); erstere war bei weitem vorherrschend und kam nur gezähmt vor, letztere war seltener und fand sich sowohl gezüchtet als wild hei dem vedischen Volke, cf. Seite 83. »Wie Kaçu der Cedier hundert Büffelrinder (ushtra), zehntausend gewöhnliche Rinder (go) gab« Rv. 8, 5, 37. Nach Rv. 10, 91, 14 werden dem Agni dargebracht açvasa rshabhasa ukshano vaça meshah; man kann rshabhasah zwar als Adjectiv zu açvasah ziehen, oder rshabhasa ukshanah als »kräftige Stiere« fassen, beides scheint mir jedoch wenig passend, da den übrigen Thieren ein Epitheton fehlt. Ich vermuthe daher, dass auch an dieser Stelle mit rshabhasa ukshana beide Rindviehrassen gemeint sind. Auch Av. 4, 24, 4 werden neben einander genannt vaçasa rshabhasa ukshanah.
Die Stückzahl des Rindviehs muss nach den in den Danastuti erwähnten Geschenken bei den Reicheren eine sehr bedeutende gewesen sein. In grossen Herden (yutha) wurde dasselbe auf die Weide getrieben; ein Stier (vamsaga, vrshan, vrshabha, ukshab) setzte die Herde in Bewegung (Rv. 1, 7, 8), der Hirt trieb sie durch lauten Zuruf an (Rv. 5, 31, 1). Auf der Weide verbrachten sie unter Aufsicht von Hütern (paçupa, gopa, paçurakshi) den Tag über. Die Hirten waren mit einem Instrument wie Peitsche oder Stachel versehen: »Der (Indra) über die Menschen herrscht wie ein mit einem Ochsenstachel versehener (pavïravan) über die Büffelrinderherden« Rv. 10, 60, 3.
Obwohl sie Hunde bei sich hatten, so war ihr Amt doch bei den grossen Herden ein sehr schwieriges: die Kühe und Rinder verirrten sich (naç), fielen in Gruben, brachen ihre Glieder, nahmen Schaden jeder Art. Pûshan soll daher den Rindern des Frommen vorangehen und nachgehen und sie unversehrt nach Hause bringen Rv. 6. 54, 5-7. »Nicht mögen an den unrechten Ort unsere milchenden Kühe von unserer Behausung sich entfernen und so ihrer eutersaugenden Jungen beraubt werden« fleht ein Sänger Rv. 1, 120, B. Öfters war in der Nähe eines Dorfes nicht immer hinreichende Weide vorhanden, man musste mit den Heerden weiter fahren; dann drohten noch andere Gefahren: Räuber überfielen Hirt und Heerde, Feinde suchten zu schaden (Rv. 6, 28, 3). Trotz aller Treue und Sorgfalt war es daher dem Hirten schwer, seinem Vorbild, dem himmlischen Hirten, Pâshan es gleich zu thun, der anashtapaçu »dein kein Stück der Heerdc verloren geht« heisst Rv. 10, 17, 3 ; einen Theil der Obhut legte daher der Hirt im Gebet den Göttern in die Hand (Rv. 1, 114, 9). Von den äussern Unfällen abgesehen befielen Krankheiten die Kühe: sie verloren ihre Milch (adhenu, vishakta), wollten nicht kalben, verwarfen, wean sie einige Zeit vom Stier belegt waren (vehat); dann rief man der Açvin freundliche Hilfe an. — Hatten die Heerden den Tag über auf grasreichem Weideland sich erlabt: »Wir machen, dass du hundertkräftiger dich an unsern Gesängen ergötzest wie Kühe an den Gräsern« Rv. 8, 92, 12, so wurden sie am Abend zusammengebracht und nach dem Dorfe getrieben: »Zu ihm gehen eure Bahnen, mögen wir den entflammten erreichen wie Kühe am Abend das Heim« Rv. 1, 66, 5; cf. Rv. 10, 149, 4; V. S. 15, 41. Dort wurden sie in Hürden (goshtha, gotra, vraja) untergebracht, die Milchkühe mit ihren Jungen zusammen. Die Hürden mussten in der Nacht wohl behütet werden vor wilden Thieren und vor räuberischen, einbrechenden Menschen (Rv. 10, 97, 10) ; in manchen Fällen mögen vraja und goshthet wirkliche Ställe neben den Wohn¬gebäuden gewesen sein: »Du (Agni), zu dem die Menschen zu¬sammenkommen wie Rinder in den heissen Stall (vrajamushnamim) Rv. 10, 4, 2; vgl. Seite 149. Bis zum frühen Morgen lag das Rindvieh in den Hürden ; waren die Kühe gemolken, dann wurde der Hürde Verschluss geöffnet , und munter eilten die Insassen heraus der Weide zu: »Der Kräuter Düfte strömen aus, wie aus dem Pferch die Heerde (gavah) dringt« Rv. 10, 97, B. »Zu ihm dem weithin Schauenden ziehn meine Lieder wunscherfüllt, wie Kühe auf die Weide gehen« Rv. 1 , 25, 16. Es liegt auf der Hand, dass gutes und ausgedehntes Weideland (gavyüti) eine Lebensbedingung für die vedischen Stämme war: urvi »weit« soll die Erde, das Weideland sein, ist des Sängers Wunsch;
(Aus dem Buch "Altindisches Leben: Die Cultur der vedischen Arier", nach den Samhita dargestellt von Heinrich Zimmer, Berlin 1879)
Siehe auch
- Heinrich Zimmer
- Kapitel 1: Land
- Kapitel 2: Klima
- Kapitel 3: Produkt
- Kapitel 4: Volk
- Kapitel 5: Siedlung
- Kapitel 6: Staat und Recht