Aitareya Upanishad: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Yogawiki
Keine Bearbeitungszusammenfassung
(Der Seiteninhalt wurde durch einen anderen Text ersetzt: „'''Aitareya Upanishad''' (Sanskrit: ऐतरेय उपनिषद् aitareya upaniṣad ''f.'') ist ein Teil der indischen…“)
Markierung: Ersetzt
Zeile 43: Zeile 43:


Königreich ewiger Glückseligkeit eintreten! Mögt ihr alle die uralte Weisheit der Upanishaden verwirklichen! Mögt ihr alle die Einheit des Selbst erkennen! Mögt ihr alle in einem erleuchteten Zustand leben, eingetaucht in den Ozean der Glückseligkeit!
Königreich ewiger Glückseligkeit eintreten! Mögt ihr alle die uralte Weisheit der Upanishaden verwirklichen! Mögt ihr alle die Einheit des Selbst erkennen! Mögt ihr alle in einem erleuchteten Zustand leben, eingetaucht in den Ozean der Glückseligkeit!
===Shanti Mantra ===
(''om, vāṅme manasi ...'' )
''om, vāṅme manasi pratiṣṭhitā।  mano me vāci pratiṣṭhitam। ''
''āvirāvīrma edhi।  vedasya ma āṇīsthaḥ।  śrutaṃ me mā''
''prahāsīranenādhītenāhorātrānsaṃdadhāmyṛtaṃ vadiṣyāmi। ''
''satyaṃ vadiṣyāmi।  tanmāmavatu।  tadvaktāramavatu। ''
''avatu mām।  avatu vaktāram।  avatu vaktāram। ''
''oṃ śāntiḥ śāntiḥ śāntiḥ॥''
'''''Om''. Meine Sprache wurzelt in meinem Geist. Mein Geist wurzelt in meiner Sprache. ''Brahman'', offenbare Dich mir! Ihr beide, Geist und Sprache, macht mich fähig, die Wahrheit zu ergreifen, die von den Schriften gelehrt wird. Möge das, was ich gelernt habe, mir nicht wieder entfallen! Ich verbinde Tag und Nacht im Studium. Ich denke die Wahrheit, ich spreche die Wahrheit. Möge Das mich beschützen! Möge Das den Lehrer beschützen! Beschütze mich! Beschütze den Lehrer! Beschütze den Lehrer! ''Oṃ'', Frieden! Frieden! Frieden!'''
===Prathamo 'dhyāyaḥ (Erstes Kapitel)===
''ātmā vā idameka evāgra āsīnnānyatkiñcana miṣat।  ''
''sa īkṣata lokānnu sṛjā iti॥ 1॥''
'''1. Am Anfang wahrlich war all dies allein der ''ātman''. Nichts anderes war in Bewegung. (Da war nichts anderes, das lebte. Da war nichts anderes, das blinzelte.) Er dachte: „Nun werde ich ganz gewiss die Welten schaffen.“ '''
ERLÄUTERUNG: '''''Ātmā''''' – der ''ātman''; '''''vai''''' – wahrlich; '''''idam''''' – dies; '''''ekaḥ''''' – einer; '''''eva''''' – allein; '''''agre''''' – am Anfang; '''''āsīt''''' – existierte; '''''na''''' – nicht; '''''anyat''''' – anderes; '''''kiñcana''''' – irgendetwas; '''''miṣat''''' – blinzelnd; '''''saḥ''''' – er; '''''īkṣata''''' – dachte: '''''lokān''''' – die Welten; '''''nu''''' – sicherlich, wahrlich; '''''sṛjai''''' – werde erschaffen; '''''iti''''' – so (dachte Er).
'''''Ātman''''' – erstes Prinzip, Ursache, einzige Realität. Das Wort ''ātman'' leitet sich ab von einer Wurzel, die bedeutet: „erhalten“, „essen“, „genießen“, „alles durchdringen“. Der ''ātman'' ist das Höchste, allweise, allmächtig, frei von allen Charakteristika des ''saṃsāra'', wie etwa Hunger, Täuschung, Kummer etc. Er ist ewig, rein, intelligent und frei. Er ist ohne Geburt, unvergänglich, alterslos, unsterblich, furchtlos und ohne ein Zweites.
'''''Idam''''' – das Universum, das im ''Pūrva-Khaṇḍa'' beschrieben worden ist als durch Name, Form und ''karma'' charakterisiert, ist in Wahrheit der eine ''ātman'' – zunächst (also vor der Schöpfung) allein-existierend.
'''''Agre''''' – am Anfang, d.h., noch vor der Schöpfung/Erschaffung des Universums, war nichts außer dem ''ātman''. In letzter Analyse aber gibt es so etwas wie Schöpfung nicht. Die Schöpfung ist nur eine Projektion dessen, was in potentieller Form, zu Beginn eines neuen Schöpfungszyklus, im ''avyakta'' (Unmanifesten) schlummert. Ist Er jetzt noch derselbe, die Eine Entität? Ja! Gibt es neben Ihm noch etwas anderes? Nein! Warum wird dann aber gesagt: „Er war“? Wieso wird die Vergangenheitsform „existierte“ benutzt? Obwohl sogar jetzt nur Er allein existiert, ist da doch ein Unterschied. 
Vor der Schöpfung war das Universum eins mit dem ''ātman''. Es gab in Ihm keinen manifesten Unterschied von Name und Form. Er wurde nur durch das eine Wort, ''ātman'', gekennzeichnet, aber jetzt, nach Beginn der Schöpfung, wird er durch viele Worte bezeichnet (und zugleich auch durch das eine Wort ''ātman''), da sich die Unterscheidung ihrer Namen und Formen manifestiert hat.
Wenn sich Schaum, Blase und Welle manifestieren, weil sich der Unterschied ihrer Namen und Formen von reinem Wasser manifestiert hat, wird jetzt dieselbe Substanz, Wasser, durch mehr als ein Wort bezeichnet. Vor der Differenzierung blieben die Ideen „Schaum“, „Blase“ und „Welle“ verschmolzen mit der Idee von Wasser und wurden durch das Wort „Wasser“ mit impliziert.
'''''Nānyatkiñcana''''' – nichts anderes; '''''miṣat''''' – aktiv, blinkend, lebend. Keine andere Entität außer dem ''ātman'' war aktiv, also etwa auch nicht das unabhängige und materielle ''pradhāna'', das von den ''sāṅkhyas'' angenommen wird, und auch nicht die, von ''īśvara'' verschiedenen, Atome, wie sie von der Schule des Kaṇāda postuliert wurden. ''Vedānta'' lässt keine andere Entität zu, die vom ''ātman'' verschieden wäre. Es gab nur den ''ātman''. Das ist die Aussage dieses Textes. ''Māyā'' (Täuschung, Illusion) kann nicht aus sich selbst heraus wirken. Sie hat keine unabhängige Existenz. Daher ist der ''ātman'' ohne ein Zweites und die Welt hat nur eine relative Existenz, da sie vor ihrer Erschaffung nur als der ''ātman'' existierte.
Der ''ātman'', von seiner Natur her allwissend, dachte: „Ich werde Welten erschaffen.“ Wie kann Er aber vor der Schöpfung überhaupt gedacht haben, da Er doch keine Organe und keinen Körper hatte? Das ist kein Problem, da Er von Natur aus allwissend ist. Die ''śruti'' sagt: „Er geht ohne Füße und greift ohne Hände.“
Was war Sein Ziel? Warum erschuf Er die Welten? Die Antwort ist: „Ich werde die Welten namens ''ambhas'', ''marīcī'', ''maram'' und ''āpaḥ'' erschaffen, die verschiedenen Regionen, damit die Lebewesen die Früchte ihrer Handlungen (''karma'') genießen können.“
''sa imāmँllokānasṛjata।  ''
''ambho marīcīrmaramāpo'mbhaḥ pareṇa divaṃ dyauḥ pratiṣṭhā'ntarikṣaṃ marī- cayaḥ।  pṛthivī maro yā adhastāttā āpaḥ॥ 2॥''
'''2. Er schuf folgende Welten: ''ambhas'', ''marīcī'', ''maram'' und ''āpaḥ''. ''Ambhas'' ist oberhalb des Himmels, seine Stütze. Die ''marīcayaḥ'' (Strahlen) formen den Himmel. ''Maram'' (die Region der Sterblichen) ist die Erde, und was unterhalb der Erde ist, sind die ''āpaḥ'' (die [niederen] Gewässer). '''
ERLÄUTERUNG: '''''Saḥ''''' – Er (der ''ātman''); '''''imān''''' – diese; '''''lokān''''' – Welten; '''''asṛjata''''' – erschuf; '''''ambhaḥ '''''– wässrige Region [bzw. das ätherische Wasser; '''''marīcīḥ '''''– Licht]; '''''marīcayaḥ''''' – der Bereich der Strahlen; '''''maram''''' – die Welt/Region der Sterblichen; '''''āpaḥ''''' – [niederes] Gewässer; '''''adaḥ''''' – das; '''''pareṇa''''' – höher; '''''dyauḥ''''' – Himmel; '''''pratiṣṭhā ''''' – Stütze; '''''antarikṣam''''' – der dazwischenliegende Raum; '''''pṛthivī''''' – Erde; '''''yāḥ''''' – welche; '''''adhastāt''''' – unterhalb.
Nachdem er so reflektiert hatte, schuf der ''ātman'' diese Welten. Ein intelligenter Architekt überlegt zunächst in sich selbst: „Ich werde den Palast so und so bauen.“ Er macht zunächst einen Plan; danach erst baut er. So hat auch ''īśvara'' (Gott) die Welten erschaffen.
Der Baumeister baut einen Palast mithilfe von passenden Materialien. Wie kann aber der ''ātman'', ohne solche Materialien, die Welten schaffen? Das ist kein Einwand, denn Er ist allwissend und allmächtig.
So wie man von „Schaum“ spricht, also ein anderes Wort benutzt als „Wasser“, obwohl doch der Schaum eine Modifikation des Wassers ist, so kann auch ein und derselbe ''ātman'' die Ursache des manifesten Universums werden, entsprechend dem Schaum, der sich vom Wasser differenziert hat.
''Brahman'' ist sowohl die materielle Ursache als auch die Wirkursache. Der allwissende ''ātman'' ist das Substrat des Universums. Er wurde die materielle Ursache und schuf das Universum. Es gibt also keinen inneren Widerspruch. ''Brahman'' ist nur der ''vivartopādāna''.
Oder: So wie ein Zauberkünstler sich selbst in einer anderen Form erschafft und sich dann in der Luft bewegt, ohne eine weitere materielle Ursache, so erschafft der allmächtige und allwissende Gott, dieser mächtige Zauberer, sich selbst als ein anderes Selbst, in der Form des Universums. Dies ist eine bessere Erklärung der Schöpfung. So werden die Positionen derjenigen unhaltbar, die glauben, dass entweder die Ursache oder die Wirkung unwirklich sind oder sogar beide. Diese Ansichten kann man leicht widerlegen.
Als nächstes wird dargelegt, welche Welten Er erschuf. Nachdem Er die Welt in angemessener Abfolge erschaffen hatte, angefangen mit dem Äther, schuf er die Welten ''ambhas'', ''marīcī'', ''maram'' und ''āpaḥ''. Die ''śruti'' erklärt selbst, welche diese Welten sind. Die Welt ''ambhas'' ist oberhalb der himmlischen Welt. Sie wird ''ambhas'' genannt, weil sie Wasser enthält, das das Leben unterstützt. Der Himmel stützt die wässrige Welt ''ambhas''. Der Himmel bzw. der Zwischenraum unterhalb ''dyu-loka'' ist bekannt als ''marīcayaḥ''. Obwohl er nur einer ist, wird der Plural ''marīcayaḥ'' benutzt, weil er viele Regionen durchdringt oder aber weil die Myriaden von Sonnenstrahlen ihn durchleuchten. Die Erde wird ''maram'' genannt, weil hier alle Kreaturen sterben (''mriyante''). Die Welten unterhalb der Erde heißen ''āpaḥ''; das kommt von der Wurzel ''āp'' (erlangen, erhalten, bekommen). Die Menschen, die dort wohnen, sind mit Freude erfüllt.
Obwohl alle Welten aus den fünf Elementen zusammengesetzt sind, so werden sie doch nach den jeweils vorherrschenden Elementen benannt, z.B. ''ambhas'', weil dort das [ätherische] Wasser überwiegt.
Die Welten ''ambhas'', ''mahar'', ''jana'', ''tapas'' und ''satya'' sind oberhalb der Himmel, dort, wo zu Beginn der Schöpfung die Wasser angesiedelt wurden.
''sa īkṣateme nu lokā lokapālānnu sṛjā iti।''
''so'dbhya eva puruṣaṃ samuddhṛtyāmūrcchayat॥ 3॥''
'''3. Er überlegte: „Dies sind also die Welten (die ich geschaffen habe). Ich werde jetzt die Beschützer und Lenker der Welten schaffen.“ Dann hob er den ''puru'''ṣ'''a ''aus dem Wasser und gab ihm Form. '''
ERLÄUTERUNG: '''''Saḥ''''' – Er; '''''īkṣata''''' – überlegte, dachte nach; '''''ime''''' – diese; '''''lokapālān''''' – Lenker der Welt; '''''sṛjai''''' – ich werde schaffen; '''''iti''''' – so; '''''saḥ''''' – Er; '''''adbhyaḥ''''' – aus dem Wasser; '''''eva''''' – nur, wahrlich; '''''puruṣam''''' – den ''puruṣa'' (Urseele/-wesen, Mensch); '''''samuddhṛtya''''' – erhoben habend; '''''amūrcchayat''''' – gab Form.
'''''Adbhyaḥ '''''– aus dem Wasser; aus der manifestierten Kausalmaterie; aus den fünf Elementen, von denen Wasser das wichtigste ist.
'''''Puruṣa''''' – ''virāṭ-puruṣa'' (das universelle Selbst).
Nachdem Er die vier Welten geschaffen hatte, in denen die lebenden Wesen die Früchte ihre Handlungen ernten, dachte Er erneut nach: „Diese Welten    (''ambhas'' etc.), die Ich geschaffen habe, werden eingehen ohne Herrscher und Lenker. Also werde ich für den Schutz dieser Welten ihre Herrscher erschaffen.“
Nachdem er derart überlegt hatte, hob er den ''puruṣa'' (Menschen) aus dem Wasser, d.h. aus den fünf Elementen, aus denen er die Welten (''ambhas'' etc.) geschaffen hatte. Er gab ihm eine Gestalt, indem er die Gliedmaßen zusammenfügte, wie etwa ein Töpfer einen Klumpen Lehm aus der Erde nimmt und ihm eine Form gibt.
''tamabhyatapattasyābhitaptasya mukhaṃ nirabhidyata yathā'ṇḍaṃ ''
''mukhādvāgvāco'gnirnāsike nirabhidyetāṃ nāsikābhyāṃ prāṇaḥ''
''prāṇādvāyurakṣiṇī nirabhidyetamakṣibhyāṃ cakṣuścakṣuṣa ādityaḥ ''
''karṇau nirabhidyetāṃ karṇābhyāṃ śrotraṃ śrotrāddiśastvaṅ nirabhidyata ''
''tvaco lomāni lomabhya oṣadhivanaspatayo hṛdayaṃ nirabhidyata ''
''hṛdayānmano manasaścandramā nābhirnirabhidyata nābhyā ''
''apāno'pānānmṛtyuḥ śiśnaṃ nirabhidyata śiśnādreto retasa āpaḥ॥ 4॥''
'''4. Dann grübelte ''ātman'' über den Klumpen nach. Er wollte ihm die Gestalt eines Menschen geben. Als Er so grübelte, manifestierte sich in dieser Masse ein Loch von der Form eines Mundes, so etwa, wie ein Vogelei aufbricht, wenn es bebrütet wird. Aus dem Mund kam Sprache und aus der Sprache Feuer (''agni''). Dann erschienen die Nasenlöcher und aus diesen der Geruch[sinn] (''prāṇa''); aus dem Geruch[sinn] (''prāṇa'') kam die Luft (''vāyu''). Dann kamen seine Augen hervor, daraus das Sehen, aus dem Sehen kam die Sonne. Seine Ohren erschienen, aus den Ohren das Hören und aus dem Hören die Himmelsrichtungen. Dann entstand die Haut, aus der Haut die Haare und aus den Haaren die Kräuter und die großen Bäume. Sein Herz kam hervor, aus dem Herzen der ''manas'' und aus dem ''manas'' der Mond. Der Nabel erschien, aus dem Nabel ''apāna'' und aus ''apāna'' kam der Tod. Sein Geschlechtsorgan entstand, daraus der Samen und aus dem Samen entstand das Wasser.'''
ERLÄUTERUNG: '''''Tam-abhyatapat-tasya-abhitaptasya''''' – nachdem Er darüber gebrütet hatte; '''''mukham''''' – aus dem Gesicht; '''''nirabhidyata''''' – kam hervor; '''''yathā'ṇḍam''''' – wie in einem Ei; '''''mukhāt''''' '''''vāk '''''– aus dem Mund kamen Worte; '''''vācaḥ agniḥ''''' – aus Worten entstand das Feuer; '''''nāsike''''' – Nasenlöcher; '''''nirabhidyetām''''' – kamen hervor; '''''nāsikābhyām''''' – aus den Nasenlöchern; '''''prāṇaḥ''''' – Geruch[sinn]; '''''prāṇāt''''' – aus dem ''prāṇa ''(Geruchsinn); '''''vāyuḥ''''' – Luft; '''''akṣiṇī''''' – Augen; '''''nirabhidyetam''''' – kamen heraus; ''akṣibhyām'' – aus den Augen; '''''cakṣus''''' – das Sehen; '''''cakṣuṣaḥ''''' – aus dem Sehen; '''''ādityaḥ''''' – die Sonne;''' ''karṇau nirabhidyetām''''' – die Ohren kamen hervor; '''''karṇabhyām''''' – aus den Ohren; '''''śrotram''''' – das Hören; '''''śrotrāt''''' – vom Hören; '''''diśaḥ''''' – die Himmelsrichtungen; '''''tvaṅ-nirabhidyata''''' – die Haut kam hervor; '''''tvacaḥ''''' – von der Haut; '''''lomāni''''' – die Haare; '''''lomabhyaḥ''''' – von den Haaren; '''''oṣadhi-vanaspatayaḥ''''' – Kräuter und Bäume; '''''hṛdayam nirābhedyata''''' – das Herz kam hervor; '''''hṛdayāt''''' – aus dem Herzen; '''''manaḥ''''' – der ''manas'' (Denken, Verstand, Gefühl etc.); '''''manasaḥ''''' – aus dem ''manas''; '''''candramāḥ''''' – der Mond; '''''nābhiḥ nirabhidyata''''' – der Nabel kam hervor; '''''nābhyāḥ''''' – vom Nabel; '''''apānaḥ''''' – ''apāna'' (der sich von oben nach unten bewegende Hauch [''vāyu'']; ist für die Ausscheidung zuständig); '''''apānāt mṛtyuḥ''''' – vom Nabel kam der Tod; '''''śiśnam nirabhidyata''''' – das Geschlechtsorgan kam hervor; '''''śiśnāt''''' – vom Geschlechtsorgan; '''''retaḥ''''' – Samen; '''''retasaḥ''''' – vom Samen; '''''āpaḥ''''' – Wasser.
'''''Tapa''''' – bedeutet hier nicht Askese, wie etwa ''cāndrāyaṇa-vrata'' oder ''kṛcchra''-''vrata''. Es bedeutet vielmehr: nachdenken, reflektieren, denken, wollen, durch den Willen erschaffen.
In allen Fällen manifestierten sich der Sitz des Organs, das Organ und die zuständige Gottheit in dieser Reihenfolge. Aus den Nasenlöchern kam ''prāṇa'' hervor – hier ist der Geruchsinn gemeint. Das Ausscheidungsorgan wird ''apāna'' genannt, wegen seiner Verbindung mit der nach unten gehenden Luft.
'''''Loma''''' – Tastsinn, verbunden mit der Haut, auf der ''loma ''(das Körperhaar)  wächst.
'''''Hṛdayān manaḥ''''' – aus dem Herzen kam der ''manas''. Gefühle haben ihren Sitz im Herzen.
Die Hände sprangen hervor und aus ihnen kam Indra. Dann kamen die Füße und aus ihnen Upendra (jüngerer Bruder Indras, Name von Viṣṇu). Der Anus kam hervor und aus ihm Nirṛtī (Göttin der tödlichen Reiche und Leiden) und Yama (der Totengott). In gleicher Weise entstand die Zunge, und aus ihr kam der Geschmackssinn und aus diesem Varuṇa.
HIER ENDET DAS ERSTE KAPITEL.
===Dvitīyo 'dhyāyaḥ 'Zweites Kapitel)===
''tā etā devatāḥ sṛṣṭā asminmahatyarṇave prāpataṃstamaśanāyāpipāsābhyāmanvavārjat।''
''tā enamabruvannāyatanaṃ naḥ prajānīhi yasmin
pratiṣṭhitā annamadāmeti॥ 1॥''
'''1. Diese Götter, die so geschaffen waren, fielen in diesen großen Ozean des ''saṃsāra'' (der Welt). Er setzte sie dem Hunger und dem Durst aus. Sie sagten zu Ihm (dem Schöpfer): Teile uns einen Ort (Körper) zu, in dem, wenn etabliert, wir Nahrung essen können. '''
ERLÄUTERUNG: '''''Tāḥ''''' – jene; '''''etāḥ''''' – diese; '''''sṛṣṭāḥ''''' – erschaffen; '''''devatāḥ''''' – ''devas ''(Gottheiten); '''''asmin mahati arṇave''''' – in diesem großen Ozean; '''''prāpatan''''' – fielen; '''''tam''''' – sie; '''''aśanāyāpipāsābhyām''''' – mit Hunger und Durst; '''''anvavārjat''''' – verband; '''''tāḥ''''' – sie; '''''enam''''' – Ihm; '''''abruvan''''' – sagten; '''''āyatanam''''' – ein Körper oder ein Ort; '''''naḥ''''' – uns; '''''prajānīhi''''' – teile zu; '''''yasmin''''' – in dem; '''''pratiṣṭhitāḥ''''' – etabliert; '''''annam''''' – Nahrung; '''''adāma''''' – wir werden essen; '''''iti''''' – so (sagten sie).
Diese Gottheiten (Agni etc.), die Gott geschaffen hatte als Beschützer der Welten, fielen in diesen großen Ozean des ''saṃsāra'', gefüllt mit den Wassern des Elends, die wiederum aus der Unwissenheit resultierten, aus Wunsch und ''karma''. Leiden und Elend werden durch die Handlungen der Menschen erzeugt, die durch Wünsche angetrieben sind. Wünsche und Handlungen sind geboren aus der Ur-Unwissenheit, ''avidyā''. Der Ozean des ''saṃsāra'' ist verseucht durch Krankheiten, Alter und Tod. Dieser Ozean ist ohne Anfang, ohne Ende und somit ohne Ufer. Er gewährt keinen Ort der Zuflucht. Er gibt höchstens ein paar kleine Vergnügungen, durch das Zusammenkommen der Sinne mit ihren Objekten. Er ist aufgewühlt durch die mächtigen Wellen von tausend und einem Übel, die wiederum durch den Sturmwind der Wünsche in Gang gehalten werden, brüllend und lärmend: „Ha! Ha! Ha! ... “. Die Wellen kommen aus den verschiedenen Höllen  (''mahāraurava'' etc). Der Ozean kann überquert werden mit dem Floß des Wissens, beladen mit den guten Qualitäten des Herzens: Wahrhaftigkeit, Rechtschaffenheit, Einfachheit, Großzügigkeit, Freigiebigkeit, Nichtanhaftung, Mut, Entschlossenheit etc. Seine Route sind Gemeinschaft mit Heiligen und Entsagung, und Befreiung ist die andere Küste. In solch einen Ozean fielen die Götter.
Der Weg der Verbindung von guten Taten und Wissen, der den Menschen mit den Göttern eins werden lässt, ist nicht ausreichend, um alle Leiden des ''saṃsāra'' zu beenden. Das muss man hier verstehen! 
Man kann sich selbst aus dem Elend von Geburt und Tod nur herausziehen durch das Wissen um ''brahman'', der der Ursprung, der Erhalter und der Zerstörer des Universums ist und das innere Selbst aller Wesen. Die ''śrutis'' erklären: „Dies ist der Weg, dies ist die Sache, die man tun muss, dies ist ''brahman'', dies ist die Wahrheit. Dies ist das Wissen um die Einheit von ''paramātman'' und ''jīvātman''. Es gibt keinen anderen Weg zur Befreiung.“
Wissen um die Einheit von ''jīvātman'' und ''para-brahman'' ist das richtige Mittel, um letztendliches Glück zu erfahren. Gute Handlungen und Meditation sind vorbereitende Maßnahmen. Sie sind nicht der direkte Weg zu ''mokṣa''.
Jener ''puruṣa'' (der Erstgeborene, die Quelle), aus dem der Sitz der Sinne, der Organe und die beherrschende Gottheit hervorkamen, war dem Manko von Hunger und Durst unterworfen. Da der ''virāṭ-puruṣa'' (Quelle, Ursache) diesem Fehler unterworfen war, waren auch die Götter, die ihm entsprungen waren, dem Hunger und dem Durst ausgesetzt.
Die Götter waren also durch Hunger und Durst gequält. Sie sagten zu ihrem Vater, dem Schöpfer: „Gib uns einen Wohnort, in dem wir unsere Nahrung genießen können.“ Sie beteten zu Īśvara, für sie individuelle Körper als Wohnsitz zu schaffen, da sie in dem Körper des ''virāṭ-puruṣa'' nicht richtig glücklich wurden. „Nahrung essen“ bedeutet: die Gegenstände wahrnehmen, die ihren Sinnen entsprachen.
Hunger und Durst stehen für die Begrenzungen des Lebens. Der ''ātman'' hat weder Hunger noch Durst. Die Welt (''saṃsāra'') wird regelmäßig mit einem Ozean verglichen, der schwer zu überqueren ist. ''Saṃsāra'' ist der Kreislauf von Geburt und Tod.
''tābhyo gāmānayattā abruvanna vai no'yamalamiti।''
''tābhyo'śvamānayattā abruvanna vai no'yamalamiti॥ 2॥''
'''2. Er brachte ihnen eine Kuh. Sie sagten: „Dies ist nicht ausreichend für uns.“ Er brachte ein Pferd. Sie sagten: „Dies ist nicht ausreichend für uns.“'''
ERLÄUTERUNG: '''''Tābhyaḥ''''' – ihnen; '''''gām''''' – Kuh; '''''ānayat''''' – brachte; '''''tāḥ''''' – sie; '''''abruvan'''''  – sagten; '''''ayam''''' – dies; '''''na vai naḥ''''' – nicht für uns; '''''alam''''' – ausreichend; '''''aśvam''''' – Pferd; '''''ānayat''''' – brachte; '''''na vai naḥ''''' – nicht für uns; '''''alam''''' – ausreichend.
Gott hob aus dem Gewässer einen Klumpen Erde, formte ihn zu einer Kuh und zeigte sie den Halbgöttern. Sie sagten: „Dieser Körper reicht nicht aus für uns als Wohnsitz. Er passt (uns) nicht wirklich, um damit zu essen.“ Die Schöpfung erreicht mit den Tieren noch nicht ihre Vollkommenheit.
''tābhyaḥ puruṣamānayattā abruvan sukṛtaṃ bateti puruṣo vāva sukṛtam।''
''tā abravīdyathāyatanaṃ praviśateti॥ 3॥''
'''3. Er brachte ihnen einen Menschen. Sie sagten: Gut gemacht! Nur der Mensch ist ein Meisterwerk. Der Mensch ist der Sitz aller guten Taten.“ Er sagte zu ihnen: „Tretet in die entsprechenden Plätze ein.“  '''
ERLÄUTERUNG: '''''Tābhyaḥ''''' – ihnen; '''''puruṣam''''' – Mensch; '''''ānayat''''' – brachte; '''''tāḥ''''' – sie; '''''abhruvan''''' – sagten; '''''sukṛtam''''' – wohlgetan, gut gemacht; '''''bata''''' – in Freude; '''''puruṣaḥ'''''  – der Mensch; '''''vāva''''' – wahrlich; '''''sukṛtam''''' – wohlgeschaffen; '''''tāḥ abravīt''''' – sagte zu ihnen; '''''yathāyatanam''''' – den passenden Ort; '''''praviśata''''' – betretet.
Die Götter waren hocherfreut, als sie die Form des Menschen sahen. Sie sagten: „Dies ist wirklich ein schöner Wohnort für uns.“ Der Mensch ist das Beste in der Schöpfung, denn alle guten Handlungen kommen aus ihm. Da der Mensch direkt von Īśvara, durch seine Schöpferkraft, geschaffen worden ist, sagt man, er ist wohl-geschaffen. Nur der Mensch ist mit höherer Intelligenz versehen und mit Unterscheidungskraft und Verstand. Deswegen waren die Götter glücklich, in ihm wohnen zu können. Tiere haben keine Unterscheidungskraft und höhere Intelligenz. Deswegen konnten die Götter in ihnen nicht voll zufrieden sein. Nur der menschliche Körper wird ''karmāyatana'' (Ort/Sitz der Handlung) genannt, denn ''karmas'' können nur durch diesen Körper vollbracht werden. Alle anderen Körper werden ''bhogāyatanas'' genannt, Körper, die nur für Sinnesvergnügen gemacht sind.
Gott wusste, dass der Mensch der angemessene Wohnort für die Götter ist. Er dachte, dass sie diesen Wohnort mochten, da jeder ja am liebsten in seinem Geburtsort lebt und jeder seinen eigenen Ursprungsort liebt. Er sagte zu ihnen: „Also gehe jeder von euch in den Körperteil ein, der für eure jeweilige Funktion am passendsten ist, also z.B. in den Mund etc.“
''agnirvāgbhūtvā mukhaṃ prāviśadvāyuḥ prāṇo bhūtvā nāsike prāviśadādityaścakṣurbhūtvā'kṣiṇī prāviśāddiśaḥ śrotraṃ bhūtvā
karṇau prāviśannoṣadhivanaspatayo lomāni bhūtvā tvacaṃ prāviśaṃścandra-mā mano bhūtvā hṛdayaṃ prāviśanmṛtyurapāno bhūtvā nābhiṃ prāviśadāpo reto bhūtvā śiśnaṃ prāviśan॥ 4॥''
'''4. Das Feuer ging in den Mund ein und wurde zu Sprache; die Luft betrat die Nasenlöcher und wurde zu ''prāṇa'' (Geruchssinn); die Sonne betrat die Augen und wurde zur Sehfähigkeit; die Gottheit der Richtungen betrat die Ohren und wurde zu Klang; die Kräuter und Bäume gingen in die Haut ein und wurden zu Haaren; der Mond betrat das Herz und wurde ''manas''; der Tod betrat den Bauchnabel und wurde ''apāna''; Wasser betrat das Geschlechtsorgan und wurde Samen. '''
ERLÄUTERUNG: '''''Agniḥ''''' – Feuer; '''''vāk bhūtvā''''' – zur Sprache werdend; '''''mukham''''' – Zunge; '''''prāviśat''''' – betrat, ging/drang ein; '''''vāyuḥ''''' – Luft; '''''prāṇaḥ bhūtvā''''' – zu ''prāṇa'' werdend; '''''nāsike prāviśat''''' – drang in die Nase ein; '''''ādityaḥ''''' – die Sonne; '''''cakṣuḥ bhūtvā''''' – wurde das Sehen; '''''akṣiṇī prāviśat''''' – drang in die Augen ein; '''''diśaḥ''''' – die Himmelsrichtungen; '''''śrotram bhūtvā '''''– wurde zu den Ohren; '''''karṇau prāviśat''''' – drang in die Ohren ein; '''''oṣadhi-vanaspatayaḥ''''' – Kräuter und große Bäume; '''''lomāni bhūtvā''''' – wurden Haare; '''''tvacam prāviśan''''' – drangen in die Haut ein; '''''candramāḥ '''''– der Mond; '''''manaḥ bhūtvā''''' – wurde zum ''manas''; '''''hṛdayam prāviśat '''''– drang im Herzen ein; '''''mṛtyuḥ''''' – Tod; '''''apānaḥ bhūtvā''''' – wurde zum ''apāna''; '''''nābhim prāviśat '''''– drang in den Nabel ein; '''''āpaḥ''''' – Wasser; '''''retaḥ bhūtvā''''' – wurde zum Samen; '''''śiśnam prāviśan''''' – drang in das Geschlechtsorgan ein.
So wie Generäle, die auf den Befehl ihres Oberbefehlshabers mit ihren Armeen in eine Stadt einmarschieren, so drang die Gottheit Agni in den Mund ein, nachdem er die Erlaubnis Gottes erhalten und zu Ihm gesagt hatte: „Es sei, wie du befiehlst.“ In gleicher Weise geschah es mit den anderen Gottheiten.
Die Sinnesorgane können ihre Funktion nicht ausführen ohne den Impuls eines bewussten Wesens, nämlich ihre zuständige Gottheit. So hat jedes Organ seine eigene Gottheit, eine Intelligenz, welche es lenkt und beherrscht.
''tamaśanāyāpipāse abrūtāmāvābhyāmabhiprajānīhīti।''
''te abravīdetāsveva vāṃ devatāsvābhajāmyetāsu bhāginyau karomīti।''
''tasmādyasyai kasyai ca devatāyai havir gṛhyate।''
''bhāginyāvevāsyāmaśanāyāpipāse bhavataḥ॥ 5॥''
'''5. Hunger und Durst sprachen zu Ihm: „Teile uns einen Platz zu.“ Er sagte ihnen: „Ich gebe euch einen Platz in diesen Göttern und mache euch zu ihren Teilhabern.“ Deswegen, wann immer Gaben irgendeinem Gott dargebracht werden, nehmen Hunger und Durst daran teil. '''
ERLÄUTERUNG: '''''Tam''''' – zu Ihm; '''''aśanāyāpipāse''''' – Hunger und Durst; '''''abrūtām''''' – sagten; '''''āvābhyām''''' – für uns; '''''abhiprajānīhi''''' – teile zu; '''''te''''' – zu ihnen; '''''abravīt''''' – sagte; '''''etāsu''''' – in diesen; '''''devatāsu''''' – in den ''devas''; '''''eva''''' – wahrlich; '''''ābhajāmi''''' – ich teile zu; '''''bhāginau''''' – Teilhaber; '''''karomi''''' – mache; '''''tasmāt''''' – daher; '''''yasyai kasyai''''' '''''devatāyai '''''– für welche Gottheit auch immer; '''''haviḥ''''' '''''gṛhyate''''' – die Opfergabe angeboten wird; '''''bhāginyau''''' – Teilhaber; '''''eva''''' – wahrlich; '''''asyām''''' – davon; '''''aśanāyāpipāse'''''  – Hunger und Durst; '''''bhavataḥ''''' – werden.
Als die Gottheiten der Sinne ihren jeweiligen Wohnort sichergestellt hatten, blieben jene, die Hunger und Durst empfinden, ohne einen Ort zum Rasten. Sie sagten zu Gott: „Weise auch uns einen Ort zu.“ Gott antwortete: „Ihr seid doch bloß Sinne. Ohne ein intelligentes höheres Wesen könnt ihr keine Nahrung zu euch nehmen. Aus diesem Grunde weise ich euch nun einen Platz bei den Göttern (Agni etc.) zu, sowohl innerhalb als auch außerhalb des menschlichen Körpers. Ich werde euch zu ihren Partnern machen, damit ihr an den Opfergaben teilhaben könnt, die sie erhalten.“
Wie Gott zu Beginn der Schöpfung angeordnet hatte, tragen Hunger und Durst dazu bei, die Götter mit Opfergaben – in Form von Reis, Reismehl, Ghee etc. – gnädig zu stimmen. Die Götter mögen besonders gerne Nahrung und Getränke. Auf diese Weise werden jene Sinne, die Hunger und Durst empfinden, zu ihren Partnern.
HIER ENDET DAS ZWEITE KAPITEL.
===Tṛtīyo 'dhyāyaḥ (Drittes Kapitel)===
''sa īkṣateme nu lokāśca lokapālāścānnamebhyaḥ sṛjā iti॥ 1॥''
'''1. Er (der Schöpfer) überlegte erneut: „Die Welten und die Beschützer der Welten habe ich jetzt erschaffen. Jetzt sollte ich auch Nahrung für sie hervorbringen.“'''
ERLÄUTERUNG: '''''Saḥ''''' – Er; '''''īkṣata''''' – dachte, dachte nach; '''''ime''''' – diese; '''''lokāḥ''''' – Welten; '''''ca''''' – und; '''''lokapālāḥ''''' – die Beschützer der Welten; '''''ca''''' – auch; '''''annam''''' – Nahrung; '''''ebhyaḥ''''' – für sie; '''''sṛjai''''' – ich werde erschaffen; '''''iti''''' – so (dachte Er).
Er dachte: „Jetzt habe ich also die Welten und ihre Lenker erschaffen, die Hunger und Durst unterworfen sind. Sie können nicht ohne Nahrung überleben. Daher werde ich jetzt Nahrung für die Beschützer der Welten hervorbringen.“
In dieser Welt haben die Machthaber die Möglichkeit, ihre Untergebenen zu belohnen oder zu bestrafen. So hat natürlich auch Gott vollkommene Freiheit, Lohn oder Strafe auszuteilen, denn Er ist ja der höchste Regent. Gott kann alles schaffen und auch zerstören. Er ist allmächtig. Seine übernatürlichen Fähigkeiten (''vibhūtis'') sind unbegrenzt.
''so'po'bhyatapat tābhyo'bhitaptābhyo mūrtirajāyata।''
''yā vai sā mūrtirajāyatānnaṃ vai tat॥ 2॥''
'''2. Dann brütete Er über dem Wasser, und aus dem Wasser, mit derartiger Aufmerksamkeit bedacht, kam eine Form hervor. Diese so geschaffene Form war in der Tat Nahrung. '''
ERLÄUTERUNG: '''''Saḥ''''' – Er; '''''apaḥ''''' – über den Wassern; '''''abhyatapat''''' – brütete, blickte auf sie; '''''tābhyaḥ''''' – von diesen; '''''abhitaptābhyaḥ''''' – so betrachtet, bebrütet; '''''mūrtiḥ''''' – Form; '''''ajāyata''''' – wurde geboren; '''''yā''''' – welche; '''''vai''''' – wahrlich; '''''sā''''' – diese; '''''mūrtiḥ''''' – Form; '''''annam''''' – Nahrung; '''''vai''''' – wahrlich; '''''tat''''' – das.
Gott wollte Nahrung erschaffen und brütete über den Wassern. Aus den Wassern, die als materielle Ursache fungierten, kam dann etwas hervor, das eine Form hatte, fest, mit Bewusstsein und auch ohne, und in der Lage, das Unbewegliche und das Bewegliche zu unterstützen. Diese Form war die Nahrung.
Gott brütete über den Wassern, die hier die fünf Elemente repräsentiern.
'''''Mūrtirajāyata''''' – organische Materie kam hervor, pflanzlich und tierisch. Die groben Objekte sind hier „Nahrung“ genannt worden, weil sie durch die Organe und ihre zuständigen Gottheiten genossen werden.
''tadenadabhisṛṣṭaṃ parāṅ atyajighāṃsat।''
''tadvācā'jighṛkṣat tannāśaknodvācā grahītum।''
''sa yaddhainadvācā'grahaiṣyadabhivyāhṛtya haivānnamatrapsyat॥ 3॥''
'''3. Dann versuchte die derart geschaffene Nahrung, wegzulaufen. Er versuchte, sie durch die Sprache einzufangen, aber Er konnte sie nicht durch die Sprache fangen. Wenn Er sie durch die Sprache gefangen hätte, wäre man allein durch Reden über Nahrung schon satt geworden. '''
''tat prāṇenājighṛkṣat tannāśaknot prāṇena grahītum।''
''sa yaddhainatprāṇenāgrahaiṣyadabhiprāṇya haivānnamatrapsyat॥ 4॥''
'''4. Er versuchte, sie durch den Atem (''prāṇa'') einzufangen. Er konnte sie nicht durch ''prāṇa'' einfangen. Denn wenn Er sie durch ''prāṇa'' hätte einfangen können, wäre man allein schon durch das Riechen der Nahrung zufrieden. '''
''taccakṣuṣā'jighṛkṣat tannāśaknoccakṣuṣā grahītum।''
''sa yaddhainaccakṣuṣā'grahaiṣyad dṛṣṭvā haivānamatrapsyat॥ 5॥''
'''5. Er versuchte, sie durch das Auge einzufangen. Er konnte sie nicht durch das Auge einfangen. Denn wenn Er sie durch das Auge hätte einfangen können, wäre man allein schon durch das Sehen der Nahrung zufrieden. '''
''tacchrotreṇājighṛkṣat tannāśaknocchrotreṇa grahītuṃ sa ''
''yaddhainacchrotreṇāgrahaiṣyacchrutvā haivānnamatrapsyat॥ 6॥''
'''6. Er versuchte, sie durch die Ohren einzufangen. Er konnte sie nicht durch die Ohren einfangen. Denn wenn Er sie durch die Ohren hätte einfangen können, wäre man allein schon durch das Hören über die Nahrung zufrieden. '''
''tattvacā'jighṛkṣat tannāśaknottvacā grahītum।''
''sa yaddhainattvacā'grahaiṣyatspṛṣṭvā haivānnamatrapsyat॥ 7॥''
'''7. Er versuchte, sie durch Berührung einzufangen. Er konnte sie nicht durch Berührung einfangen. Denn wenn Er sie durch Berührung hätte einfangen können, wäre man allein schon durch das Berühren von Nahrung gesättigt. '''
''tanmanasā'jighṛkṣat tannāśaknonmanasā grahītum।''
''sa yaddhainanmanasā'grahaiṣyad dhyātvā haivānnamatrapsyat॥ 8॥''
'''8. Er versuchte, sie durch den ''manas'' einzufangen. Er konnte sie nicht durch den manas einfangen. Denn wenn Er sie durch den ''manas'' hätte einfangen können, wäre man allein schon durch das Denken an Nahrung gesättigt. '''
''tacchiśnenājighṛkṣat tannāśaknocchiśnena grahītum।''
''sa yaddhainacchiśnenāgrahaiṣyadvisṛjya haivānnamatrapsyat॥ 9॥''
'''9. Er versuchte, sie mit dem Geschlechtsorgan einzufangen, aber Er konnte sie damit nicht einfangen. Denn wenn Er sie damit hätte einfangen können, wäre man bereits durch den Samenerguss gesättigt. '''
''tadapānenājighṛkṣat tadāvayat।''
''saiṣo'nnasya graho yadvāyurannāyurvā''
''eṣa yadvāyuḥ॥ 10॥''
'''10. Er versuchte, sie durch ''apāna'' einzufangen. Und Er fing sie tatsächlich. Es ist ''apāna'', welcher die Nahrung einfängt. Dieser ''apāna'' ist der Lebensspender durch Nahrung. '''
ERLÄUTERUNG: [3] '''''Tat''''' – das; '''''etat''''' – dies; '''''sṛṣṭam''''' – erzeugt; '''''parāṅ''''' – weggewandt; '''''atyajighāṁsat''''' – versuchte, wegzulaufen; '''''tat''''' – das; '''''vācā''''' – durch Sprache; '''''ajighṛk-ṣat''''' – versuchte, zu ergreifen; '''''tat''''' – das; '''''na''''' – nicht; '''''aśaknot''''' – konnte; '''''grahītum''''' – halten, fangen; '''''saḥ''''' – Er; '''''yat''''' – wenn; '''''enat''''' – dies; '''''vācā''''' – durch Sprache; '''''agra-haiṣyat''''' – konnte halten; '''''abhivyāhṛtya''''' – durch Namen ausgesprochen; '''''haiva''''' – wahrlich; '''''annam''''' – Nahrung; '''''atrapsyat''''' – wäre zufriedengestellt worden; [4] '''''Tat''''' – das; '''''prāṇena''''' – durch ''prāṇa''; '''''ajighṛkṣat''''' – versuchte, zu ergreifen; '''''tat''''' – das; '''''na''''' '''''aśaknot''''' – war nicht fähig; '''''grahītum''''' – zu halten, fangen; '''''yat''''' – falls; '''''prāṇena''''' – durch ''prāṇa''; '''''agrahaiṣyat''''' – konnte halten; '''''abhiprāṇya''''' – gerochen oder geatmet habend; '''''annam''''' – Nahrung; '''''atrapsyat''''' – zufriedengestellt worden; [5] '''''cakṣuṣā''''' – durch Sehen; '''''dṛṣṭvā''''' – gesehen habend; [6] '''''śrutvā''''' – gehört habend; '''''śrotreṇa'''''  – durch das Ohr; [7] '''''tvacā''''' – mit der Haut; '''''spṛṣṭvā''''' – berührt habend; [8] '''''manasā''''' – durch den ''manas'' (Verstand, Denkorgan); '''''dhyātvā''''' – gedacht habend; [9]  '''''śiśnena''''' – mit dem Geschlechtsorgan; '''''visṛjya''''' – ergießend; [10]  '''''tat''''' – das; '''''apānena'''''  – durch ''apāna''; '''''ajighṛkṣat''''' – versuchte, zu ergreifen; '''''tat''''' – das; '''''āvayat''''' – ergriff, konnte essen; '''''saḥ''''' – Er; '''''vaḥ''''' – wahrlich; '''''annasya''''' – durch Nahrung; '''''grahaḥ''''' – Er⁠greifer, Festhalter; '''''yat vāyuḥ''''' – mit Luft; '''''annāyuḥ vai''''' – Nahrungsluft; Luft, durch die der Mensch von Nahrung lebt; '''''eṣaḥ''''' – dies; '''''yat vāyuḥ''''' – was Luft (ist).
So wie Mäuse weglaufen, wenn sie Ratten sehen, so lief auch die Nahrung weg aus Angst, vom Verzehrer verschlungen zu werden. Gott konnte sie nicht mit Sprache, ''prāṇa'', Auge, Ohr, Berührung, ''manas'' und Geschlechtsorgan fangen. Schließlich fing er sie durch ''apāna'', durch die Öffnung des Mundes, und so konnte Er sie verzehren. Daher ist ''apāna'' der Fänger (bzw. Verwerter) der Nahrung (''annagrāhaka''). ''Apāna'' lebt durch Nahrung.
''sa īkṣata kathaṃ nvidaṃ madṛte syāditi sa īkṣata katareṇa prapadyā iti।''
''sa īkṣata yadi vācā'bhivyāhṛtaṃ yadi prāṇenābhiprāṇitaṃ yadi cakṣuṣā ''
''dṛṣṭaṃ yadi śrotreṇa śrutaṃ yadi tvacā spṛṣṭaṃ yadi manasā dhyātaṃ ''
''yadyapānenābhyapānitaṃ yadi śiśnena visṛṣṭamatha ko'hamiti॥ 11॥''
'''11. Er (Gott) dachte: „Wie können all diese ohne Mich leben?“ So überlegte Er: „Auf welchem Weg sollte Ich in sie eintreten?“ Und weiter dachte Er: „Wenn Sprechen durch die Sprache geschieht, Riechen durch die Nase, Sehen durch die Augen, Hören durch die Ohren, Berühren durch die Haut, Denken durch den Verstand, Essen durch ''apāna'', Ergießen durch das Geschlechtsorgan – wer bin Ich dann?“'''
ERLÄUTERUNG: '''''Saḥ''''' – Er; '''''īkṣata''''' – überlegte; '''''katham '''''– wie; '''''nu''''' – wahrlich; '''''idam''''' – dies; '''''madṛte '''''– ohne Mich; '''''syāt''''' – existieren; '''''katareṇa''''' – wie; '''''prapadyai''''' – soll Ich eintreten?; '''''vācā''''' – durch Sprache; '''''abhivyāhṛtam''''' – wird gesprochen; '''''prāṇ-ena''''' '''''abhiprāṇitam''''' – durch Geruch wird gerochen; '''''cakṣuṣā''''' – durch den Gesichtssinn; '''''dṛṣṭam''''' – gesehen; '''''yadi''''' – wenn; '''''śrotreṇa''''' '''''śrutam''''' – gehört durch die Ohren; '''''tvacā''''' '''''spṛṣṭam''''' – berührt durch die Haut; '''''manasā''''' '''''dhyātam''''' – gedacht durch den Verstand; '''''apānena''''' '''''apānitam''''' – verdaut durch ''āpana''; '''''śiśnena''''' '''''visṛṣṭam''''' – ausgestoßen durch das Geschlechtsorgan; '''''kaḥ aham iti '''''– wer bin dann Ich?
Nachdem Er die Welten geschaffen hatte und auch die Lenker der Welten und die Einzelwesen, die von Nahrung abhängen, so wie eine Stadt mit ihren Bewohnern und Regierenden, dachte er nach, wie ein König nachdenken würde. „Wie kann diese Ansammlung und Verbindung von Ursachen und Wirkungen, die jeweils für etwas anderes da sind, ohne mich existieren? Wenn Sprache etc. ihre Aktivitäten nur für sich selbst ausführen würden, dann wären diese doch nutzlos, wie etwa das Opfern von Festessen und Lobpreisungen sinnlos wären, wenn da kein König wäre, der sie annehmen könnte. Daher, wie der König der Stadt, muss Ich, der Ich von dieser Schöpfung verschieden bin und doch deren Substrat und Zeuge, muss Ich doch zum Erfahrenden und Genießer der Früchte der Handlungen werden, die von den Menschen ausgeführt werden. Wenn diese Verbindung von Ursachen und Wirkungen ohne Mich ablaufen könnten, so wäre das ja wie die Aktivitäten der Bewohner ohne einen König.
Wer bin Ich denn also? Was ist meine Natur? Wessen Herrscher bin Ich? Wenn Ich nicht in den menschlichen Körper eintrete und die Früchte und Auswirkungen der menschlichen Handlungen genieße und betrachte – wie der König die Stadt betritt und die Aktivitäten und auch die Übertretungen der Untertanen und Beamten beobachtet und begutachtet –, wird niemand Mich kennen oder sich für Mich und Meine Natur interessieren. Wenn ich aber im Körper gegenwärtig bin, werde ich erkannt werden als Der, der die Natur der Sprache etc. versteht und für Den überhaupt die Ansammlung und Verbindung von Sprache etc. existieren, so wie die Kombination der Säulen, Wände etc. eines Hauses zum Nutzen des Hausherrn da ist, der selbst nicht mit diesen Teilen verbunden ist.“
Er dachte: „Wie soll ich in diesen Körper eintreten? Die beiden Eingangspunkte sind einerseits die Fußspitzen und andererseits der oberste Punkt des Kopfes. Welchen Weg soll ich nehmen?“
Die Existenz dieses Körpers verlangt nach einem Besitzer, für den er überhaupt existiert. Die Sinne vollziehen ihre Aufgabe mithilfe der intelligenten Seele, die im Körper wohnt. Es ist die Seele, die den Körper lenkt sowie auch den Verstand und die Sinne. So wie ein Haus seinen Sinn darin hat, dass es einem Menschen als Wohnsitz dient – wobei der Mensch völlig verschieden ist von den Materialien, aus denen das Haus besteht –, so muss auch der Körper als Wohnsitz gedacht sein für ein intelligentes Wesen (den ''ātman''), das verschieden ist von den Elementen, aus denen dieser Körper zusammengesetzt ist.
Der ''ātman'' ist wie ein König, der in dem Palast dieses Körpers wohnt bzw. in der „Stadt mit neun Toren“. Die verschiedenen Organe erfüllen ihre Aufgaben, um ihrem König zu dienen und zu gefallen.
''sa etameva sīmānaṃ vidaryaitayā dvārā prāpadyata।''
''saiṣā vidṛtirnāma dvāstadetannāndanam।''
''tasya traya āvasathās trayaḥ svapnāḥ।''
''ayamāvasatho'yamāvasatho'yamāvasatha iti॥ 12॥''
''
'''''12. Dann öffnete Er die Naht oben auf dem Kopf und trat durch diese Tür ein. Diese Tür wird ''vidṛti'' genannt (Spalte, Naht). Sie ist in der Tat das ''nāndanam'', der Ort der Glückseligkeit. Er hat drei Wohnplätze (in dem Körper) und drei Traumzustände. Dies ist Sein Wohnsitz, dies ist Sein Wohnsitz, dies ist Sein Wohnsitz.'''
ERLÄUTERUNG: '''''Saḥ''''' – Er; '''''etam-eva''''' – dies; '''''sīmānam''''' – die Naht der Schädeldecke; '''''vidārya''''' – geöffnet habend; '''''etayā''''' '''''dvārā''''' – durch diese Tür; '''''prāpadyata''''' – trat ein; '''''sā eṣā''''' – dies; '''''vidṛtiḥ''''' – das, was aufgerissen wurde; '''''nāma''''' – wird genannt; '''''dvāḥ''''' – Tor, Tür; '''''tat''''' – deshalb; '''''etat''''' – es; '''''nāndanam''''' – der Ort der Glückseligkeit; '''''tasya''''' – seine; '''''trayaḥ''''' – drei; '''''āvasathāḥ''''' – Wohnort; '''''trayaḥ''''' – drei; '''''svapnāḥ''''' – Traum; '''''āvasathaḥ''''' – dieser Wohnsitz.
Er (Gott) überlegte: „Ich werde nicht durch die Fußspitzen eintreten. Das kann mein Diener tun, der meine Befehle ausführt. Ich werde durch die Naht der Schädeldecke eintreten, durch die ''suṣumṇā*''.“ Gott schnitt den Schädel entlang der Linie auf, wo die beiden Hälften zusammenkommen, und betrat den Körper. Diese Öffnung ist wohlbekannt, denn dort empfindet man ein kühles Gefühl, wenn die Krone des Kopfes mit Öl eingerieben wird. Da diese Passage dadurch entstanden ist, dass der Kopf aufgespalten wurde, nennt man sie ''vidṛti'', die „Spalte“.
Die anderen Öffnungen (wie Ohr, Mund, Nase etc.) sind die gewöhnlichen Öffnungen, die für die Diener (Agni etc.) Gottes gedacht sind. Deswegen sind sie nicht perfekt und können keine volle Lust erzeugen. Die obere Öffnung ist nur für Gott da. Daher wird sie ''nāndana'' („Tor der Glückseligkeit“) genannt. Sie wird ''nāndana'' genannt, weil die Seele, wenn sie durch dieses Tor (''brahma-randhra'') austritt, das Glück von ''para-brahman'' erfährt. 
Īśvara (Gott), trat in den Körper als ''jīvātman'' ein. Für Ihn gibt es drei Orte, so wie etwa ein König drei Städte als Residenz haben kann. Das rechte Auge ist der Ort für den Wachzustand, der Verstand (oder die Kehle) ist der Ort für den Traumzustand und das Herz ist für den Tiefschlaf. Eine andere Interpretation: Der Körper ist der Ort für den Vater, der Mutterleib für die Mutter und der eigene Körper für ihn selbst.
Die drei Traumzustände sind Wachen, Träumen und Schlafen. Einwand: Der Wachzustand kann doch nicht als Traum bezeichnet werden! – Doch. Er ist in der Tat ein Traum. Wieso? Man erkennt dort nicht seinen wahren ''ātman'' und die Erfahrungen und Dinge der Welt sind so unwirklich wie die im Traum, wenn man sie mit den Erfahrungen in der Selbstverwirklichung vergleicht. Nur Selbstverwirklichung ist absolutes Bewusstsein, welches real, unveränderlich und dauerhaft ist. Alle anderen Bewusstseinszustände sind relativ und unwirklich. Sie sind nur Träume, die durch ''māyā'' hervorgerufen werden.
Das rechte Auge ist der erste Wohnsitz, der Verstand der zweite und der Hohlraum im Herzen, der Herz-Äther, ist der dritte.
„Dies ist Sein Wohnsitz“ ist nur eine Wiederholung. Sie soll die Aussage betonen. Īśvara (Gott), der fälschlich glaubt, Er sei der ''jīva'', lebt abwechselnd an drei Plätzen. Er schläft für lange Zeit mit seiner selbstgeborenen Partnerin der Unwissenheit und wacht nicht auf, obwohl das Leiden ständig auf ihn einhämmert, durch unzählige Katastrophen.
''sa jāto bhūtānyabhivyaikhyat kimihānyaṃ vāvadiṣaditi।''
''sa etameva puruṣaṃ brahma tatamamapaśyadidamadarśanamitī3॥ 13॥''
'''13. Als Er geboren war (in Form des ''jīva'', nachdem das höchste Selbst in den Körper eingetreten war), dachte Er über die Elemente nach. Er schaute um sich auf all die Geschöpfe. Wie sollte Er über irgendetwas anderes reden? „Was, außer dem ''ātman'', ist da, das ich benennen könnte?“ Da ist nichts. Wie könnte Er wünschen, irgendetwas als verschieden von sich selbst zu erklären? Er fand nichts anderes als die Wirklichkeit der Seele. Er sah tatsächlich diesen ''puruṣa'', ''brahman'', alldurchdringend. Er sagte zu sich selbst: „Oh, ich hab Das gesehen.“'''
ERLÄUTERUNG: '''''Saḥ''''' – Er; '''''jātaḥ''''' – geboren (in der Form des ''jīva''); '''''bhūtāni''''' – alle Wesen; '''''abhivyaikhyat''''' – Er blickte um sich mit aufmerksamem Auge, Er begriff; '''''iha''''' – hier; '''''anyam''''' – anderes; '''''vāvadiṣat''''' – könnte erklären; '''''saḥ''''' – Er; '''''etam''''' – dies; '''''eva''''' – wahrlich; '''''puruṣam''''' – den ''puruṣa''; '''''brahma''''' – ''brahman''; '''''tatamam''''' – alldurchdringend; '''''apaśyat''''' – sah; '''''idam''''' – dies; '''''adarśam''''' – habe gesehen; '''''itī''''',''' ''iti''''' – so (sagte Er).
Nachdem Er geboren war – das bedeutet: nachdem er in den Körper eingetreten war in Form des ''jīva'', der Einzelseele –, sah Er die ''bhūtas'' (Lebewesen) und sprach über sie. Er teilte allen Dingen ihre Namen zu. Er erkannte, dass alle Dinge und alle Elemente identisch mit Ihm selbst waren. Dieser Vers verwirft die Existenz von allem außer dem ''ātman''. Was gibt es da noch, außer dem ''ātman'', das ich benennen könnte? Da ist nichts. Der ''jīvātman'' sitzt zu den Füßen des Lehrers, empfängt spirituelle Unterweisungen, diszipliniert sich selbst, hört die ''śrutis'', denkt nach und meditiert. So gewinnt er das wahre Wissen über das Selbst. Er erkennt, dass alles nur ''brahman'' ist und dass diese Welt und dieser Körper nur darüber gelagerte Vorstellungen sind.
Wenn der Lehrer, der voller Mitgefühl ist, dem Strebenden die großen vedischen ''mahā-vākyas'' (Sprüche) ins Ohr tönt – wie etwa ''tat tvam asi'' („Das bist du“), dessen Klang das Wissen um ''brahman'' in ihm erweckt –, dann erkennt er sein Selbst als ''brahman'', den Schöpfer, der in dem Körper wohnt und doch alldurchdringend ist wie der Äther. Er ruft aus: „Ich habe ''brahman'' gesehen, die wahre Essenz meines ''ātman''; ich habe erkannt, dass ''brahman'' und mein eigenes Selbst dasselbe sind.“
'''''Itī''''' – das Ausdehnen/Betonen des zweiten „i“ soll das tiefe Nachdenken und das Auskosten des Gedankens andeuten. Jetzt hat der Suchende endlich erkannt, dass sein Selbst identisch ist mit dem unendlichen höchsten Selbst. Das Ausdehnen/Betonen des „i“ zeigt auch die Freude über den Erfolg, die Freude, die er nach dem langen und tiefen Nachdenken erfährt.
Das Substrat dieser Welt ist ''brahman''. Diese Welt ist ''brahman'' aufgesetzt (überlagert), aufgrund von Unwissenheit. Wenn diese Überlagerung (''adhyāsa'') aufgehoben ist, durch Wissen von ''brahman'', dann realisiert der Suchende: „All dies ist in der Tat ''brahman''; es gibt nichts außer ''brahman''; ''brahman'' ist alldurchdringendes reines Bewusstsein.“
Der ''jīva'' wollte sehen, welches andere Prinzip, außer seinem eigenen intelligenten Selbst, hinter den Phänomenen der Welt stehen könnte. Er sieht das alldurchdringende ''brahman'' und drückt sein großes Staunen aus: „Ich habe Es gesehen!“
''tasmādidandro nāmedandro ha vai nāma।''
''tamidandraṃ santamindra ityācakṣate parokṣeṇa।''
''parokṣapriyā iva hi devāḥ parokṣapriyā iva hi devāḥ॥ 14॥''
'''14. Deswegen heißt Er Idandra. Idandra ist wahrlich Sein Name. Obwohl Er Idandra heißt, wird er indirekt „Indra“ genannt. Die Götter haben sozusagen eine Vorliebe für indirekte Namen. '''
ERLÄUTERUNG: '''''Tasmāt''''' – deshalb; '''''idandraḥ''''' '''''nāma''''' – mit Namen Idandra; '''''idandraḥ ha vai nāma''''' – der „Idandra“ genannt wird; '''''idandram santam''''' – Idandra seiend; '''''tam''''' – Ihn; '''''parokṣeṇa''''' – indirekt, nichtgeoffenbart, geheim; '''''indraḥ''''' – Indra; '''''iti''''' – so; '''''ācakṣate''''' – sie nennen; '''''hi''''' – weil; '''''parokṣapriyāḥ eva hi devāḥ '''''(2x) – die Götter haben gleichsam eine Vorliebe dafür, mit nichtgeoffenbarten Namen gerufen zu werden.
Idandra bedeutet wörtlich „Es sehend“. Da er das alldurchdringende ''brahman'' unmittelbar als ''idam'' („dies“) sah, wird der ''paramātman'' „Idandra“ genannt. Die Kenner des ''brahman'' haben eine Scheu, ''brahman'', den Gott von allem, direkt anzusprechen, denn Es ist das am höchsten zu verehrende Wesen. Daher wird im Gebet und in der Anrufung ''brahman'', das eigentlich Idandra ist, mit einem nichtgeoffenbarten Namen, nämlich „Indra“, angesprochen. Die ''śrutis'' beschreiben ''brahman'' als Idandra. Sogar in dieser Welt werden verehrungswürdige Personen, wie Vater, Mutter, Lehrer etc., nicht mit ihrem Eigennamen angesprochen, sondern z.B. mit Pitājī, Mātājī, Gurujī, Svāmījī. Sie freuen sich, so angeredet zu werden. Die Götter lassen sich ebenfalls gerne derart ansprechen. Was soll dann über Māheśvara, den Gott aller Gottheiten, gesagt werden?
Die Wiederholung des Satzes ''parokṣapriyāḥ eva hi devāḥ'' zeigt an, dass der Abschnitt hier zu Ende ist.
HIER ENDET DAS DRITTE KAPITEL.
===Caturtho 'dhyāyaḥ (Viertes Kapitel)===
''puruṣe ha vā ayamādito garbho bhavati। yadetadretas''
''tadetatsarvebhyo'ṅgebhyastejaḥ saṃbhūtamātmanyevātmānaṃ bibharti ''
''tadyadā striyāṃ siñcatyathainajjanayati tadasya prathamaṃ janma॥ 1॥''
'''1. Als erstes ist der Samen im Mann; dieser Same ist die Essenz der Stärke und Kraft, die aus allen Gliedern zusammengezogen wird. Er trägt sein Selbst in seinem Selbst. Wenn er ihn in die Frau ergießt, bewirkt er seine Geburt. Das ist die erste Geburt. '''
ERLÄUTERUNG: '''''Puruṣe''''' – im Mann; '''''ha vai '''''– in der Tat; '''''āditaḥ''''' – als erstes; '''''ayam''''' – dieser; '''''garbhaḥ''''' – Same (Embryo, Leibesfrucht); '''''bhavati''''' – wird; '''''yat''''' – welcher; '''''etat''''' – dieser; '''''retaḥ''''' – Same (des Mannes); '''''tat''''' – das; '''''etat''''' – dies; '''''sarvebhyaḥ''''' – alle; '''''aṅgebhyaḥ''''' – Glieder; '''''tejaḥ''''' – die Essenz von Stärke und Kraft; '''''saṃbhūtam''''' – wird; '''''ātmānam''''' – das Selbst; '''''ātmani''''' – im Selbst; '''''bibharti''''' – trägt, hält; '''''tat''''' – das; '''''yadā''''' – wenn; '''''striyāṃ''''' – in das Feuer der Frau; '''''siñcati''''' – ergießt; '''''atha''''' – dann; '''''enam''''' – dies; '''''janayati''''' – erzeugt; '''''asya''''' – seine; '''''prathamam''''' – erste; '''''janma''''' – Geburt.
Der ''jīva'', angetrieben durch seine Wünsche, die wiederum auf Unwissenheit beruhen, vollzieht ''karmas'' (Rituale) und erreicht langsam, über den Pfad des Rauches, den Bereich des Mondes (''candra-loka''), um dort die Früchte seiner ''kar⁠mas'' zu ernten. Dann kommt er, zusammen mit dem Regen, zurück zu dieser Welt, nachdem sein ''karma'' erschöpft ist. Eingegangen in die Nahrung, wird er als Opfergabe in das Feuer des Mannes geopfert. Der ''jīva'' nimmt seinen Sitz im Getreide. Das Getreide wird die Nahrung für den Mann und wird in ihm in die Samenflüssigkeit verwandelt.
Der Reisende im ''saṃsāra'' (der ''jīva'') wird zunächst zum Samen im Mann. Sein Same ist die Essenz, die aus allen Organen und Gliedern, den Produkten der Nahrung, herausgezogen wird. Die erste Empfängnis des ''jīva'' ist im Mann, im Körper des Vaters.
Der Samen ist sozusagen sein eigentliches Selbst. Die Zeugungskraft des Mannes hängt allein von ihm ab. Der Samen mit seiner Kraft wird der ''ātman'' genannt, da er die eigentliche Essenz des Mannes ist. Die Essenz seines Körpers wird in den Samen transformiert und lagert in ihm. Wenn er den Samen in den Leib der Frau ergießt, sobald sie empfängnisbereit ist, ist das eine Art Opfer in das Feuer der Frau. Das wird dann die erste Geburt des ''jīva'', der zuvor in der Form des Samens existierte. Das ist der erste manifestierte Zustand.
Die ''śrutis'' sagen: „Dieser ''ātman'' (''puruṣa'', Mann) opfert jenen ''ātman'' (den Samen) in jenen ''ātman'' (die Frau).“
''tatstriyā ātmabhūyaṃ gacchati yathā svamaṅgaṃ tathā।''
''tasmādenāṃ na hinasti।''
''sā'syaitamātmānamatra gataṃ bhāvayati॥ 2॥''
'''2. Dieser Samen wird eins mit der Frau, als ein Teil ihres Körpers. Deshalb erzeugt er kein Leiden für sie. Sie nährt sein Selbst in sich. '''
ERLÄUTERUNG: '''''Tat''''' – das; '''''striyāḥ''''' – der Frau; '''''ātmabhūyam''''' – wird eins mit ihrem Selbst (Körper); '''''tasmāt''''' – daher; '''''enām''''' – ihr; '''''svam aṅgam''''' – eigene Gliedmaße, Teil des eigenen Körpers; '''''na hinasti''''' – erzeugt kein Leiden; '''''sā''''' – sie; '''''atra gatam''''' – was in ihr bleibt; '''''ātmānam''''' – Selbst; '''''bhāvayati''''' – nährt.
Sobald der Samen in die Frau gelangt, wird er Teil ihres Selbst, untrennbar von ihr, so wie er vorher Teil des Vaters war. Er ist für sie wie ein eigener Körperteil, wie Hand oder Fuß. Das ist der Grund, warum der Fötus in ihr keinen Schmerz erzeugt, wie es etwa ein Abszess tun würde. Die schwangere Frau weiß, dass das Selbst des Ehemannes in ihren Leib eingetreten ist, und sie nährt es sorgfältig, indem sie schädliche Nahrung vermeidet und gesunde Nahrung zu sich nimmt.
''sā bhāvayitrī bhāvayitavyā bhavati।  taṃ strī garbha bibharti। ''
''so'gra eva kumāraṃ janmano'gre'dhibhāvayati। ''
''sa yatkumāraṃ janmano'gre'dhibhāvayatyātmānameva ''
''tadbhāvayatyeṣaṃ lokānāṃ santatyā। ''
''evaṃ santatā hīme lokāstadasya dvitīyaṃ janma॥ 3॥''
'''3. So wie sie die Ernährende seines Selbst in ihr wird, so sollte sie auch genährt werden. Die Frau trägt das Kind in ihrem Leib. Er (der Vater) nährt das Kind unmittelbar vor wie auch nach der Geburt. Indem er das Kind vor und nach dessen Geburt nährt, nährt er sich selbst für die Fortsetzung dieser Welten. So werden diese Welten der Nachkommenschaft fortgeführt. Das ist seine zweite Geburt. '''
ERLÄUTERUNG: '''''Sā''''' – sie; '''''bhāvayitrī''''' – Ernährerin; '''''bhāvayitavyā''''' – (deshalb sollte auch) sie genährt werden; '''''bhavati''''' – wird; '''''tam''''' – ihn; '''''strī''''' – die Frau; '''''garbham''''' – im Leib; '''''bibharti''''' – hält, trägt; '''''saḥ''''' – er; '''''agra eva''''' – sogar vor (der Geburt des Kindes); '''''kumāram''''' – Kind; '''''janmanaḥ''''' – Geburt; '''''agre adhi''''' – vor und nach der Geburt; '''''bhāvayati''''' – nährt; '''''saḥ''''' – er; '''''yat'''''-'''''kumāram''''' – welches Kind; '''''janmano-agre adhi-bhāvayati''''' – nährt vor und nach der Geburt; '''''ātmānameva''''' '''''bhāvayati''''' – nährt sich selbst; '''''eṣām''''' – diese; '''''lokānām''''' – Welten; '''''santatyā''''' – Nachkommenschaft; '''''evaṃ santatā''''' – setzt sich so fort; '''''hi ime''''' – wahrlich diese; '''''lokaḥ''''' – Welten; '''''tadasya''''' – von ihm; '''''dvitīyam''''' – zweite; '''''janma''''' – Geburt.
Der Vater nährt das Kind vor und nach der Geburt, indem er die Geburtsriten, wie z.B.'' jātakarman, ''durchführt. Wenn er das Kind durch solche Riten nährt, nährt er sich selbst, denn es ist des Vaters Selbst, das in Gestalt des Kindes geboren wird. Die religiösen ''saṃskāras'', die vor und nach der Geburt vollzogen werden, ermöglichen dem Kind, den rechten Pfad im Leben einzuschlagen.
Die ''śrutis'' sagen: „Der Mann tritt in die Frau ein […]“. Es geschieht um der ungebrochenen Fortsetzung dieses Weltzyklus willen, dass der Vater sich selbst erzeugt in der Gestalt des Kindes und es ernährt. Wenn niemand Kinder zeugen würde, würde dieser Weltzyklus unterbrochen. Die Welt besteht fort wie ein Strom – durch die Zeugung von Kindern. Deshalb sollten Kinder gezeugt werden für die Fortsetzung der Welt und nicht, um Befreiung zu erlangen.
Wenn der ''jīva'' (bzw. ''saṁsārī'') den Mutterleib in Gestalt des Kindes verlässt, ist das seine zweite Geburt, seine zweite Manifestation, im Unterschied zu seiner Form als Samen. 
''so'syāyamātmā puṇyebhyaḥ karmabhyaḥ pratidhīyate।''
''athāsyāyāmitara ātmā kṛtakṛtyo vayogataḥ praiti।''
''sa itaḥ prayanneva punarjāyate tadasya tṛtīyaṃ janma॥ 4॥''
'''4. Der Sohn, der sein eigenes Selbst ist, vertritt ihn und setzt seine guten Taten fort. Nachdem das erste Selbst (das des Vaters) seine Pflichten erfüllt hat und alt wird, verlässt es diese Welt. Nachdem er die Welt verlassen hat, wird er wieder geboren. Das ist seine dritte Geburt. '''
ERLÄUTERUNG: '''''Saḥ''''' – er; '''''ayam''''' – dieses; '''''ātmā''''' – Selbst; '''''puṇyebhyaḥ''''' – tugendhaft; '''''karmabhyaḥ''''' – für die Taten; '''''pratidhīyate''''' – wird zum Ersatz, Vertreter; '''''atha asyāyāmitaraḥ''''' – als sein anderes; '''''ātmā''''' – Selbst; '''''kṛtakṛtyaḥ''''' – seine Pflichten erfüllt; '''''praiti''''' – verlässt; '''''saḥ''''' – er; '''''itaḥ''''' – von hier; '''''prayanneva''''' – verlassen habend; '''''punaḥ''''' – wiederum; '''''jāyate''''' – wird geboren; '''''tadasya''''' – sein; '''''tṛtīyam janma''''' – dritte Geburt.
Der Sohn wird gezeugt durch den Vater, um sozusagen sein Stellvertreter und Nachfolger zu werden, der die vorgeschriebenen Handlungen weiterführen kann. Er repräsentiert jetzt seinen Vater in all seinen Handlungen, Ritualen etc.
Im ''Vājasaneyaka'' heißt es: „Angewiesen durch meinen Vater, bin ich ''brahman'', bin ich das Opfer.“ Die ''Bṛhadāraṇyaka-Upaniṣad'' sagt: „Wenn ein Mann im Sterben liegt, sollte er seinen Sohn rufen und ihm alles sagen, was er noch tun wollte.“ Der Vater spricht so zu seinem Sohn: „Du bist ''brahman'', du bist ein ''yogī'', du bist die Welt etc. Rezitiere die Veden, die ich zu rezitieren hatte, vollführe die Opferriten, die ich zu vollziehen hatte. Erringe die Welten, die ich hätte erringen können. Vollende die Werke, die ich nicht mehr tun konnte oder die nur halb vollendet sind.“ Der gute Sohn sagt: „Ja, ich bin ''brahman'', ich bin das Opfer.“ Er verpflichtet sich also, die Werke des Vaters zu vollenden.
Dann stirbt der Vater, nachdem er die drei Arten von Verpflichtungen eingelöst und nachdem er all seine Verantwortlichkeiten dem Sohn übergeben hat.
Nachdem er diesen Körper verlassen hat, nimmt er einen neuen Körper an, wie eine Raupe einen neuen Grashalm sucht. Diese neue Geburt ist die dritte Geburt. 
Die erste Geburt eines Menschen ist die von seinem Vater in der Form des Samens. Die zweite Geburt ist die des Kindes, das aus dem Mutterleib kommt. Wenn jetzt von der dritten Geburt gesprochen wird, wie kann dann gesagt werden, dass die Wiedergeburt des Vaters die dritte Geburt des Sohnes ist? Das ist völlig korrekt, denn die Identität des Vaters und des Sohnes wurde bereits erklärt. Es soll gesagt werden, dass Vater und Sohn eins sind. Der Sohn wird dann auch wieder, wie der Vater, sterben und alle seine Verantwortlichkeiten seinem Sohn übergeben.
Die ''śruti'' ist so zu verstehen, dass alles, was an einem Ort gesagt wurde, auch an anderen Stellen gültig ist; in diesem Fall, dass das Selbst des Vaters und das des Sohnes eins sind. 
In der ''Bṛhadāraṇyaka-Upaniṣad ''wird gesagt, dass die Seele, bevor sie den gegenwärtigen Körper verlässt, aus den subtilen Elementen des Körpers einen fein-stofflichen Körper formt (''ātivāhika''-''śarīra''). Sie verlässt den Körper erst, wenn dieser subtile Körper geformt ist. Dies ist die dritte Geburt des Sohnes.
Es gibt drei Arten von Verpflichtungen:
• gegenüber den Göttern (''deva-ṛṇa''); diese werden eingelöst durch Opferhandlungen.
• gegenüber den Vorfahren (''pitṛ-ṛṇa''); diese werden eingelöst durch die
Zeugung eines Sohnes zur Fortsetzung der Nachkommenslinie.
• gegenüber den Sehern (''ṛṣi-ṛṇa''); diese werden eingelöst durch das
Studium der Schriften und die Verbreitung des Wissens.
''taduktamṛṣiṇā garbhe nu sannanveṣāmavedamahaṃ devānāṃ janimāni viśvā ''
''śataṃ mā pura āyasīrarakṣannadhaḥ śyeno javasā niradīyamiti।''
''garbha evaitacchayāno vāmadeva evamuvāca॥ 5॥''
'''5. Der ''ṛṣi'' (Vāmadeva) erklärte: „Schon als ich im Mutterleib war, erfuhr ich von den Geburten aller Götter. Wie von hundert eisernen Wällen wurde ich niederdrückt und festgehalten. Ich durchbrach sie alle mit der Geschwindigkeit eines Falken.“ So sprach Vāmadeva, als er noch im Mutterleib weilte.  '''
ERLÄUTERUNG: '''''Taduktam''''' – es wurde erklärt; '''''ṛṣiṇā''''' – durch den ''ṛṣi'' (Vāmadeva); '''''garbhe''''' – im Mutterleib; '''''nu''''' – wahrlich; '''''san''''' – seiend; '''''eṣām''''' – diese; '''''avedamaham''''' – ich wusste; '''''devānām''''' – der Götter; '''''janimāni''''' – Geburten; '''''viśvā''''' – alle; '''''śatam''''' – hundert; '''''mā''''' – mich; '''''puraḥ''''' – Wälle, Schutzwälle, Körper; '''''āyasīḥ''''' – aus Eisen; '''''arakṣan''''' – hielten; '''''adhaḥ''''' – nieder; '''''śyenaḥ''''' – (wie ein) Falke; '''''javasā''''' – schnell; '''''niradīyam''''' – ich habe durchbrochen, '''''iti''''' – so; '''''garbhe''''' – im Mutterleib; '''''eva''''' – sogar; '''''śayānaḥ''''' – liegend; '''''vāmadevaḥ''''' – (ein ''ṛṣi'' namens) Vāmadeva; '''''evam''''' – so; '''''uvāca''''' – sagte. 
Der Mensch wandert im ''saṃsāra'' in Zyklen und geht immer wieder von einem der drei Zustände in den nächsten. Und er ist gefangen im Kreislauf von Geburt und Tod. Durch seine Unwissenheit wird er in den Ozean des ''saṃsāra'' geschleudert. An irgendeinem Punkt, durch äußerste Anstrengung, verwirklicht er den ''ātman'', wie er in den ''śrutis'' beschrieben wird, und erlangt Befreiung, so wie Vāmadeva. Er befreit sich aus dem Netz der ''māyā'', durchschaut das Mysterium von Geburt und Tod und erkennt die Herrlichkeit seines eigenen Selbst. Er fühlt, dass alle menschlichen Bindungen durchtrennt sind und dass er das höchste Gut, das letzte Ziel des Lebens erreicht hat.
Während Vāmadeva noch im Mutterleib war, erfuhr er die Geburten aller Gott-heiten, wie z.B. Vāc (Göttin der Sprache), Agni (Gott des Feuers) etc. Das war die Belohnung für seine Meditationen in vielen vorangegangenen Leben.   
'''''Śatam''''' – kann anstatt „hundert“ auch „viele“ bedeuten; '''''puraḥ''''' – Körper. „Viele Körper, ähnlich undurchdringlichen eisernen Wällen, die mich daran hinderten, mich selbst aus den Fesseln des ''saṃsāra'' herauszuziehen. So wie ein Falke sich aus dem Netz befreit, in dem er gefangen ist, so bin ich, durch meine eigene Kraft, nämlich das Wissen vom ''ātman'', schnell entflohen.“ So sprach Vāmadeva, während er noch im Mutterleib lebte. Wirklich ein großes Wunder!
Die Körper werden verglichen mit starken Eisenkäfigen, die den ''jīva'' gefangen halten. Es ist äußerst schwierig, aus dem Körper-Gefängnis zu entkommen. Nur das Wissen um das Selbst kann dieses Gefängnis zerstören.
Vāmadeva wurde erleuchtet, während er noch im Mutterleib war. Das kam durch die Disziplin und die Meditation in früheren Leben. Da hatte er sich bereits gereinigt. Nur deswegen konnte das Wissen um ''ātman'' schon in ihm aufscheinen, als er noch gar nicht geboren war. Auch Aṣṭāvakra sprach zu seinem Vater, als er noch im Mutterleib war. 
''sa evaṁ vidvānasmāccharīrabhedādūrdhva utkramyāmuṣmin svarge loke sarvān kāmānāptvā'mṛtaḥ samabhavat samabhavat॥ 6॥''
'''6. Er (Vāmadeva) erkannte den ''ātman'' und wurde eins mit dem höchsten Selbst. Er begab sich auf den Aufwärtsweg, und nach der Zerstörung des Körpers wurden all seine Wünsche in der Himmelswelt erfüllt und er wurde unsterblich. Ja, er wurde unsterblich.'''
ERLÄUTERUNG: '''''Saḥ''''' – er; '''''eva''''' – so; '''''vidvān''''' – Kenner des ''ātman'' (Vāmadeva); '''''asmāt''''' – dies; '''''śarīra-bhedāt''''' – Zerstörung des Körpers; '''''ūrdhvaḥ''''' – aufwärts, nach oben; '''''utkramya''''' – nach dem Fortgehen; '''''amuṣmin''''' – in diesem; '''''svarge loke''''' – in den Himmelswelten; '''''sarvān kāmān '''''– alle Wünsche; '''''āptvā''''' – genossen habend; '''''amṛtaḥ''''' – unsterblich; '''''samabhavat''''' – wurde.
Der ''ṛṣi'' Vāmadeva erreichte Selbstverwirklichung durch Wissen um den ''ātman''. Er befreite sich von diesem Körper, undurchdringlich wie ein Eisenkäfig und geschaffen durch Unwissenheit, indem er den Nektar des Wissens um das höchste Selbst trank. Er entkam dem Griff des ''saṃsāra'', der mit Hunderten von Kalamitäten (Übeln) verseucht ist durch die wiederholten Geburten. Er erlangte Freiheit durch die Vernichtung der Unwissenheit, des Samens der Körperexistenz. Nach der Auflösung des Körpers stieg er auf aus dem ''saṃsāra'', nachdem der Strom der Verkörperungen abgerissen war. Er wurde eins mit dem höchsten Selbst und erreichte Unsterblichkeit in seinem eigenen Selbst, das unvergänglich ist, ohne Tod, unsterblich, ohne Angst, allwissend, ohne Anfang, Eins-ohne-ein-Zweites, ohne Ende, alldurchdringend und süß vom Nektar des Wissens.
Dem Befreiten werden alle Wünsche erfüllt, während er noch lebt, durch das Wissen um den ''ātman''. Die Wiederholung von ''samabhavat'' (erreichte, wurde) soll den Abschluss des Wissens um den ''ātman'', seiner Frucht und seiner Verdeutlichung anzeigen.
Vāmadeva erreichte ''videha-mukti'' (Befreiung ohne den Körper) nach dem Abfallen des Körpers. Nach Shankara bedeutet ''svarga-loka'' „in seinem eigenen ''ātman''“. Es bezeichnet die Glückseligkeit des ''brahman'', also ''mokṣa''. Hier ist also nicht der „Himmel“ gemeint.
HIER ENDET DAS VIERTE KAPITEL.
===Pañcamo 'dhyāyaḥ '''(Fünftes Kapitel)===
''ko'yamātmeti vayamupāsmahe kataraḥ sa ātmā।''
''yena vā paśyati yena vā śṛṇoti yena vā gandhānājighrati ''
''yena vā vācaṁ vyākaroti yena vā svādu cāsvādu ca vijānāti॥ 1॥''
'''1. Wer ist dieser ''ātman'', den wir verehren? Wer von beiden ist er – der reale, absolute (''nirupādhika'')'' ''oder der unreale, begrenzte (''sopādhika'')? Ist er der, durch den man sieht, oder der, durch den man hört, oder der, durch den man Gerüche riecht, oder der, durch den man Sprache spricht, oder der, durch den man weiß, was gut schmeckt und was nicht gut schmeckt?'''
ERLÄUTERUNG:''''' kaḥ ayam '''''– wer ist dieser; '''''ātmā iti '''''– ''ātman''; '''''vayam '''''– wir; '''''upāsmahe''''' – anbeten; '''''kataraḥ''''' – von welcher Art; '''''saḥ '''''– Er; '''''ātmā '''''– ''ātman''; '''''yena '''''– von dem; '''''vā''''' – wahrlich; '''''rūpam '''''– Form, Gestalt; '''''paśyati''''' – sehen, erkennen; '''''yena '''''– von dem; '''''vā''''' – wahrlich;  '''''śṛṇoti''''' – man hört; '''''yena '''''– von dem; '''''vā''''' – wahrlich; '''''gandhān '''''– Düfte, Gerüche; '''''ājighrati''''' – man riecht; '''''yena '''''– von dem; '''''vā''''' – wahrlich; '''''vācam '''''– Rede, Sprache; '''''vyākaroti''''' – äußert, bringt hervor, drückt aus; '''''yena '''''– von dem; '''''vā''''' – wahrlich; '''''svādu '''''– Neigung, Wohlgeschmack; '''''ca''''' – und; '''''asvādu '''''– Abneigung, Ekel; '''''ca''''' – und; '''''vijānāti''''' – weiß, erkennt.
Die ''brahman''-Suchenden fragten untereinander: Wer ist dieser ''ātman''? Diese Strebenden wünschten so sehr, die Unsterblichkeit zu erlangen und ihre begrenzte Individualität (''jīva-bhāvatva'') loszuwerden, die vergänglich ist und dem Gesetz von Ursache und Wirkung unterworfen. Sie wollten sich aus der Gefangenschaft des ''saṃsāra'' befreien; sie wollten ''sarvātma-bhāva ''(universelle Selbstheit) mithilfe von ''brahma-vidyā ''(Wissenschaft des Selbst) erreichen, welche Seher wie Vāmadeva u.a. klar herausgearbeitet hatten. Sie fragten also: „Wer ist dieser ''ātman'', den wir als unser eigenes Selbst verwirklichen möchten? Wie können wir den ''ātman'' verehren, den Vāmadeva verehrt hat und dadurch Unsterblichkeit erlangt hat?“ Als sie sich so fragten, kam ihnen der vorangehende Text (vgl. 3.11-12) in den Sinn, in dem von den zwei Öffnungen gesprochen wurde, durch die ''brahman'' in den Körper hatte eintreten können: „''Brahman'' trat durch die Fußspitzen in den ''puruṣa'' ein“, „Er spaltete die Schädeldecke und trat durch diese Öffnung in den ''puruṣa'' ein.“
Hier sind die zwei ''brahmans'', die individuelle Seele und die universelle Seele, aus zwei Richtungen in den Körper eingetreten. Sie sind beide der ''ātman'' dieses Körpers. Aber nur einer von beiden kann der ''ātman'' sein, den man verehren sollte und über den man meditieren sollte. Über welchen von beiden sollte man meditieren?
Da kam ein Gedanke, wie sich die beiden unterschieden: Zwei Entitäten existieren im Körper. Die eine dient als Instrument der Erkenntnis; durch sie wird etwas wahrgenommen mithilfe der verschiedenen Sinne. Die andere erinnert sich an die Eindrücke von Objekten, die durch die Sinne wahrgenommen waren. Die erstere, die als Instrument der Erkenntnis gedient hat, ist nicht berechtigt, der ''ātman'' zu werden, denn sie ist ja nur ein Instrument. Aber der Seher, der Wahrnehmende, der ''ātman'', der hinter all den Sinnen und hinter dem ''manas'' steht, über den muss man meditieren. 
Wer ist es, der erkennt? Durch wen oder was wird etwas erkannt? Die Antwort ist: durch den, der sieht, nachdem er das Sehen geworden ist; durch den, der hört, nachdem er das Hören geworden ist; durch den, der die Gerüche riecht, nachdem er das Riechen geworden ist; durch den, der spricht und Dinge benennt, nachdem er Sprache geworden ist; durch den, der weiß, was süß schmeckt oder sauer, nachdem er das Schmecken geworden ist.
''yadetaddhṛdayaṁ manaścaitat।''
''saṁjñānamājñānaṁ vijñānaṁ prajñānaṁ medhā dṛṣṭir dhṛtir''
''matirmanīṣā jūtiḥ smṛtiḥ saṁkalpaḥ kraturasuḥ kāmo vaśa iti।''
''sarvāṇyevaitāni prajñānasya nāmadheyāni bhavanti॥ 2॥''
'''2. Das Herz, der ''manas'', Bewusstsein, Meisterschaft, Wissen, Verständnis,
Erinnerungsvermögen, Wahrnehmung, Kraft, Überlegung, Denkvermögen, Aufregung, Erinnerung, Wollen, Entschlossenheit, Leben, Wunsch, Kontrolle – all dies sind in Wahrheit Namen des Bewusstseins. '''
ERLÄUTERUNG: '''''Yat''''' – welches; '''''etat''''' – dies; '''''hṛdayam''''' – Herz; '''''manaḥ''''' – ''manas''; '''''ca''''' – und; '''''etat''''' – dies; '''''saṁjñānam''''' – Bewusstsein; '''''ājñānam''''' – Meisterschaft; '''''vijñānam''''' – Wissen; '''''prajñānam''''' – Verständnis; '''''medhā''''' – Erinnerungsvermögen; '''''dṛṣṭiḥ''''' – Wahrnehmung; '''''dhṛtiḥ''''' – Kraft; '''''matiḥ''''' – Überlegung; '''''manīṣā''''' – Denkvermögen; '''''jūtiḥ''''' – Aufregung; '''''smṛtiḥ''''' – Erinnerung; '''''saṅkalpaḥ''''' – Wollen; '''''kratuḥ''''' – Entschlossenheit; '''''asuḥ''''' – Leben; '''''kāmaḥ''''' – Wunsch; '''''vaśaḥ''''' – Kontrolle; '''''iti''''' – so; '''''sarvāṇi''''' – alle; '''''eva''''' – wahrlich; '''''etāni''''' – diese; '''''prajñānasya''''' – des Bewusstseins (der ewigen Weisheit); '''''nāma-dheyāni''''' – Namen; '''''bhavanti''''' – werden.
In der ''Kauṣītaki-Upaniṣad'' heißt es: „Das Herz ist die Essenz des Menschen. Der ''manas'' ist die Essenz des Herzens und vom ''manas'' wurden die Wasser und Varuna geschaffen. Vom Herzen der ''manas'' und vom ''manas'' der Mond.“ Das Herz und der ''manas'' sind ein und dasselbe, erscheinen aber als viele.
Durch diesen einen ''manas'', der das Auge wird, sieht man Formen und Farben. Wenn er (''manas'') die Nase wird, riecht man; wenn er die Sprache wird, spricht man; wenn er die Zunge wird, schmeckt man. Er denkt durch den ''manas'' und entscheidet sich durch den Intellekt. Der Wissende weiß alles durch diesen einen Sinn (''manas''). Dieser eine Sinne führt all die Funktionen der Sinnesorgane aus und bring eine Vielfalt von Informationen zum Erkennenden. 
In der ''Kauṣītaki-Upaniṣad'' wird gesagt: „Wenn man das Sprechorgan erreicht durch Weisheit, erhält man alle Namen durch Sprache. Wenn man das Auge erreicht durch Weisheit, sieht man alle Formen und Farben durch das Auge.“ Auch im ''Vājasaneyika''[''-Brāhmaṇa''] heißt es: „Man sieht allein durch den ''manas'' und hört allein durch den ''manas''. Man erkennt Formen mit dem Herzen.“ Deswegen ist es wohlbekannt, dass das Organ, das Herz oder Verstand genannt wird, das Instrument der Wahrnehmung aller Dinge ist. Durch dieses eine Instrument erkennt man die Funktionen aller Sinnesorgane.
Und ''prāṇa'' ist identisch mit ihm. ''Prāṇa'' ist nicht verschieden vom Herzen. Das [''Vājasaneyika''-]''Brāhmaṇa'' sagt: „Was ''prāṇa'' genannt wird, ist wahrlich ''prajñā'' (Wissen) und was ''prajñā'' genannt wird, ist ''prāṇa''.“ Im ''prāṇa''-Dialog [zwischen Nārada und Sanatkumāra] wird gesagt, dass ''prāṇa'' nur eine Kombination oder ein Aggregat der Sinne ist. Daher ist (das niedere) ''brahman'', das durch die Füße eingetreten ist, nicht geeignet, um darüber zu meditieren bzw. um Es zu verehren, denn das niedere ''brahman'' ist nur ein Attribut. Es spielt nur eine untergeordnete Rolle, ist nur ein Instrument der Wahrnehmung für die Instanz, die letztlich erkennt.
Der eigentliche Wissende, der ''ātman'', für den Herz und ''manas'' die Instrumente der Wahrnehmung sind – nur Der sollte verehrt werden. So haben es die Seher entschieden. Die Funktionen des ''manas'' (die sich sowohl auf das Subjektive wie auch auf das Objektive beziehen) sind die Mittel der Wahrnehmung für ''brahman'', das das eigentlich erkennende Bewusstsein ist. Sein Erkennen beruht darauf, dass Es durch das ''antaḥ-karaṇa'' (innere Sinnesorgan, ''manas'') konditioniert ist.
''Saṃjñāna'', ''ājñāna'' etc., diese Funktionen des ''manas'', sind die Mittel der Wahrnehmung für den Wissenden (''ātman''). Sie werden zu Konditionierungen für
''brahman''.
''Prāṇa'' ist ein ''karaṇa'', d.h. ein Sinnesorgan. Daher ist es kein passendes Objekt für die Meditation. Im Folgenden schließt die ''śruti'' (die Upanishad) von den ''vṛttis'' (Modifikationen, Bewegungen) des ''manas'', wie etwa ''saṃjñāna'', auf die Existenz des ''brahman'', des Wissenden: Es muss etwas geben, das die Aktivitäten des ''manas'' bezeugt, d.h. sie wahrnimmt. Dieser stille Zeuge ist ''brahman''. Die Sinne, der ''manas'' und die ''vṛttis'' bekommen ihre Kraft, Intelligenz und ihr Licht von dem stillen Zeugen, der selbstleuchtend, allmächtig und allweise ist. ''Brahman'' ist verschieden von den Sinnen, den Wahrnehmungen, dem ''manas'' und den verschiedenen ''vṛttis'' des ''manas''. ''Brahman'' ist unveränderlich, aus sich selbst heraus leuchtend, aus sich selbst heraus existierend. Es ist der stetige Zeuge aller mentalen Modifikationen.
''eṣa brahmaiṣa indra eṣa prajāpatirete sarve devā imāni ca pañca mahābhūtāni ''
''pṛthivī vāyurākāśa āpo jyotīṁṣītyetānīmāni ca kṣudramiśrāṇīva।''
''bījānītarāṇi cetarāṇi cāṇḍajāni ca jārujāni ca svedajāni ''
''codbhijjāni cāśvā gāvaḥ puruṣā hastino yatkiñcedaṁ prāṇi jaṅgamaṁ ca ''
''patatri ca yacca sthāvaraṁ sarvaṁ tatprajñānetraṁ prajñāne pratiṣṭhitaṁ prajñānetro lokaḥ prajñā pratiṣṭhā prajñānaṁ brahma॥ 3॥''
'''3. Dieses ''brahman'', dieser Indra, dieser Schöpfer, all diese Götter, diese fünf großen Elemente: Erde, Luft, Äther, Wasser, Feuer; all diese kleinen Geschöpfe, diese anderen Samen der Schöpfung: die aus dem Ei Geborenen, aus der Gebärmutter Geborenen, aus dem Sekret Geborenen, aus dem Keim Geborenen; die Pferde, Kühe, Menschen, Elefanten und was sonst noch atmet, sich bewegt, fliegt oder auch bewegungslos ist – all dies wird gelenkt durch Weisheit und wird unterstützt durch Weisheit. Das Universum hat Weisheit als seinen Lenker. Weisheit ist die Grundlage, die Basis von allem. Wahrlich: Weisheit (''prajñānaṃ'') ist ''brahman''.  '''
ERLÄUTERUNG: '''''Eṣaḥ''''' – dieser (dieses); '''''brahma''''' – ''brahman''; '''''eṣaḥ''''' – dieser; '''''indraḥ''''' – Indra; '''''eṣaḥ''''' – dieser; '''''prajāpatiḥ''''' – Schöpfer (''hiraṇya-garbha''); '''''ete''''' – diese; '''''sarve''''' – alle; '''''devāḥ''''' – Götter; '''''imāni ca pañca mahābhūtāni''''' – diese fünf großen Elemente; '''''pṛthivī''''' – Erde; '''''vāyuḥ''''' – Luft; '''''ākāśaḥ''''' – Äther; '''''āpaḥ''''' – Wasser; '''''jyotīṃṣi''''' – Feuer; '''''iti''''' – so; '''''etāni''''' – diese; '''''imāni ca kṣudramiśrāṇi''''' – diese vielen kleinen Kreaturen; '''''bījāni''''' '''''ca''''' '''''itarāṇi '''''– und diese anderen Samen; '''''aṇḍa-jāni''''' '''''ca''''' – und aus dem Ei Geborene; '''''jāru-jāni''''' '''''ca '''''– und aus der Gebärmutter Geborene; '''''sveda-jāni''''' '''''ca '''''– und aus dem Schweiß Geborene; '''''udbhij-jāni''''' '''''ca '''''– und aus dem Samen Geborene; '''''aśvāḥ''''' – Pferde, '''''gāvaḥ''''' – Vieh/Kühe; '''''puruṣāḥ''''' – Menschen; '''''hastinaḥ''''' – Elefanten; '''''yat kim ca idam prāṇi '''''– was auch immer hier lebt (atmet); '''''jaṅgamam'''''  – was sich bewegt; '''''patatri ca''''' – und was fliegt; '''''yat ca''''' '''''sthāvaram''''' – und was unbeweglich ist; '''''sarvam''''' – alles; '''''tat''''' – das; '''''prajñānetram''''' – durch Weisheit geleitet wird; '''''prajñāne pratiṣṭhitam '''''– was fest in ''brahman'' (Weisheit) verweilt; '''''prajñānetraḥ''''' – seine Basis in Wissen habend; '''''lokaḥ''''' – die Welt; '''''prajñā''''' – Wissen, Bewusstsein; '''''pratiṣṭhā''''' – Basis, Grundlage; '''''prajñānam''''' '''''brahma '''''– absolute Weisheit bzw. höchstes Bewusstsein ist immerwährendes ''brahman''.
Dieser ''ātman'', dessen Natur Bewusstsein ist, ist das niedere ''brahman'' (''apara''- ''brahman''), auch ''hiraṇya-garbha'' bzw. „kosmischer ''prāṇa“ ''genannt. Er ist das Lebensprinzip (''prāṇa,'' ''kriyā-śakti''), das in allen Körpern wohnt. Er (''hiraṇya-garbha'') ist in das innere Sinnesorgan (''antaḥ-karaṇa'') eingetreten und erscheint wie unzählige Wasserspiegelungen in einem vom Wind gekräuselten Teich. Er wird als ''prāṇa'' oder ''prajñātmā'' bezeichnet. Wegen seiner Eigenschaften wird Er „Indra“ genannt, der König der ''devas'' (Halbgötter). Er ist Prajāpati (der Schöpfer, Erstgeborene), aus dessen Mund alle Hüter der Welt (Feuer etc.) geboren wurden, geformt aus dem „Klumpen“,'' ''der im ersten Kapitel (1.3-4) beschrieben wurde. Er ist auch Agni und alle anderen Götter sowie die fünf grobstofflichen Urelemente aller Körper. Er ist alles, was als Nahrung dient, sowie alle niederen Lebensformen (wie Schlangen, Insekten, Käfer etc.). Die verschiedenen Lebewesen werden in Klassen eingeteilt, z.B. aus dem Ei Geborene (z.B. Vögel), aus der Gebärmutter Geborene (Säugetiere inkl. Menschen), aus Samen Geborene (z.B. Pflanzen). Alles, was sich fortpflanzt, egal ob es sich bewegt (Tiere, Menschen) oder nicht bewegt (Pflanzen), steht unter der Herrschaft von ''prajñā'' (''prajñānetram'').
'''''Prajñānetram '''''– ''prajñā ''ist Bewusstsein, Wissen, ''brahman''; ''netram ''kontrolliert bzw. leitet einen (biologischen) Vorgang. Das Wort ''prajñānetram'' bedeutet, dass diese Welt vom höheren Wissen geführt wird. ''Brahman'' ist die Ursache der Manifestation der Welt. ''Brahman'' ist das Licht der Welt. Das Universum hängt von ''brahman'' ab, während der Schöpfung, der Existenz und der Zerstörung.
'''''Prajñānetro lokaḥ '''''– bedeutet u.a., dass Weisheit die Grundlage und Hauptstütze des Universums ist.
Alle Lebewesen, angefangen von Brahmā bis hinunter zum kleinsten Organismus und Erdklumpen, sowie die gesamte subjektive und objektive Welt sind Manifestationen von ''brahman'' – sie hängen alle von ''brahman'' ab. Deswegen werden sie als ''prajñānetram'' bezeichnet – das, was durch ''prajñāna'' (Weisheit) manifestiert wurde. Daher ist Weisheit dasselbe wie ''brahman''.
Jenes ''brahman'', das frei von allen Bedingungen ist, unbefleckt, rein, ohne Handlung, nur Frieden, ohne ein Zweites, erkennbar durch das Verneinen aller unterscheidenden Attribute – „nicht dies, nicht dies“ – , jenseits aller Worte und Gedanken, wird der allwissende Īśvara, der ''antar-yāmī'', der innere Lenker und universelle Aufseher sowie der gemeinsame Same der gesamten manifesten Welt – durch seine Verbindung mit ''māyā''.
Dasselbe ''brahman'' wird ''hiraṇya-garbha'', wenn Es sich mit dem Intellekt identifiziert, welcher der Same der ganzen manifesten Welt ist. Es wird auch ''virāṭ'', bekannt als Prajāpati, der aus dem kosmischen Ei hervorkommt. Dies ist das erste verkörperte Wesen. ''Brahman'' wird weiterhin ein ''devatā'', der aus demselben kosmischen Ei entspringt und den Namen Agni trägt. In gleicher Weise nimmt ''brah⁠man'' verschiedene Namen an, entsprechend den jeweiligen körperlichen Begrenzungen. Angefangen von ''hiraṇya-garbha'' bis hinunter zum kleinsten Organismus erhält ''brahman'' verschiedene Namen und Formen, entsprechend den Einschränkungen aus den verschiedenen Körpern.
Nicht nur gewöhnliche Menschen, sondern sogar die Gebildeten und Gelehrten betrachten diese eine Entität, die jenseits aller Bedingtheiten ist, nur differenziert durch verschiedene ''upādhis'' (begrenzende Attribute), als verschieden und verschiedenartig. Die ''śrutis'' sagen: „Einige nennen Es Agni, andere Manu oder Prajāpati, einige nennen Es Indra, andere ''prāṇa'' und wieder andere das ewige ''brahman ''[…]“.
Wenn man ''brahman'' erkennt, verschwinden die Erscheinungen und die ganze Vielheit alle miteinander. Es bleibt nur ''brahman'' ohne ein Zweites. Der Erleuchtete realisiert, dass der ihm innewohnende ''ātman'' derselbe ist wie der, der das ganze Universum durchdringt (''sarvatmābhāva''). Alle Begrenzungen, Unterscheidungen und Unterteilungen verschwinden vollständig und endgültig.
'''''Prajñānam''''' '''''brahma''''' – „Reines Bewusstsein ist ''brahman''.“ Dies ist eins der ''mahā-vākyas'' der Upanishaden (vgl. S. 281f.). Es ist das ''lakṣaṇa-vākya'', denn es beschreibt die Natur des ''brahman''.
Die ''Aitareya-Upaniṣad'' beginnt im ersten Vers mit: ''ātmā vā idameka evāgra āsī ... ''– „Am Anfang war da nur ''ātman'' allein [...]“, und schließt im vorletzten Vers mit: ... ''prajñānaṁ brahma'' – „[...] reines Bewusstsein ist ''brahman.“''
''sa etena prajñenā''tmanā'smāllokādutkramyāmuṣminsvarge loke ''
''sarvān kāmānāptvā'mṛtaḥ samabhavat samabhavat॥ 4॥''
'''4. Er wurde erhöht in den Zustand von ''brahman'' – durch sein Wissen um den ''ātman''. Er verließ diese Welt und erlangte alles, was er wünschte, in jener Welt der höchsten Glückseligkeit. Er erreichte Unsterblichkeit. '''
ERLÄUTERUNG: '''''Saḥ''''' – er (Vāmadeva bzw. jeder Erleuchtete); '''''etena''''' – durch das; '''''prajñena''''' – (durch das) weise, wissende (Selbst); '''''ātmanā''''' – ''ātman''; '''''asmāt''''' – aus dieser; '''''lokāt''''' – Welt; '''''ut-kramya''''' – verlassen habend; '''''amuṣmin''''' – in jenem; '''''svarge''''' – Himmel; '''''loke''''' – Welt; '''''sarvān''''' – alle; '''''kāmān''''' – Wünsche; '''''āptvā''''' – erreicht habend; '''''amṛtaḥ''''' – unsterblich; '''''samabhavat''''' – wurde.
Jeder Wahrheitssuchende, der das Selbst erkannt hat, so wie es besprochen wurde, kann Unsterblichkeit verwirklichen wie Vāmadeva. Ein befreiter Erleuchteter „wandert“ nicht zu irgendeiner Welt. Er wird absorbiert in dem alldurchdringenden ''brahman''. Er realisiert, dass die individuelle Seele eins ist mit ''para-brahman''.
Die Wiederholung ''samabhavat, samabhavat'' zeigt das Ende des Kapitels an.
HIER ENDET DAS VIERTE KAPITEL
UND SOMIT DIE AITAREYA-UPANIṢAD.
===Abschluss-Mantra ===
''om, vāṅme manasi pratiṣṭhitā।  mano me vāci pratiṣṭhitam। ''
''āvirāvīrma edhi।  vedasya ma āṇīsthaḥ।  śrutaṃ me mā''
''prahāsīranenādhītenāhorātrāsaṃdadhāmyṛtaṃ vadiṣyāmi। ''
''satyaṃ vadiṣyāmi।  tanmāmavatu।  tadvaktāramavatu। ''
''avatu mām।  avatu vaktāram।  avatu vaktāram। ''
''oṃ śāntiḥ śāntiḥ śāntiḥ॥''
'''''Om''! Meine Sprache wurzelt in meinem Geist. Mein Geist wurzelt in meiner Sprache. ''Brahman'', offenbare Dich mir! Ihr beide, Geist und Sprache, macht mich fähig, die Wahrheit zu ergreifen, die von den Schriften gelehrt wird. Möge das, was ich gelernt habe, mir nicht entschlüpfen! Ich verbinde Tag und Nacht im Studium. Ich denke die Wahrheit, ich spreche die Wahrheit. Möge Das mich beschützen! Möge Das den Lehrer beschützen! Beschütze mich! Beschütze den Lehrer! Beschütze den Lehrer! ''Oṃ'', Frieden! Frieden! Frieden!'''
==Die Essenz der Aitareya Upanishad von [[Swami Sivananda]]==
[[Datei:ShivanandaSW.jpg‎ |thumb|Swami Sivananda]]
===Einführung in die Aitareya Upanishad===
1. Die Aitareya Upanishad stellt einen Teil der [[Aitareya]] [[Aranyaka]] des [[Rigveda]] dar. Sie ist in fünf Kapitel unterteilt, den sog. “[[Khanda]]s”. Diese [[Upanishad]] hat ihren Namen von ihrem Autor [[Mahidasa]] Aitareya, dem Sohn von [[Itara]], erhalten.
2. Sie beschreibt anhand von Symbolen die [[Schöpfung]] der [[Welt]]. Sie handelt von [[Atman]] als der einzigen [[Realität]]. Sie enthält die Aussagen des [[Rishi]]s [[Vamadeva]], der die Unsterblichkeit durch die [[Erkenntnis]] des [[Selbst]] erreichte.
3. Die zentrale Aussage dieser Upanishad ist die [[Einheit]] des Atmans mit dem [[Paramatman]].
4. “[[Hari Om]].  Meine [[Rede]] ist in meinem [[Geist]] verwurzelt. Mein Geist ist in meiner Rede verwurzelt. [[Brahman]], offenbare Dich mir. Du, der Geist und die Rede sollen mich in die Lage versetzen, die [[Wahrheit]] zu verstehen, die diese Texte lehren. Laß‘ das, was ich gelernt habe, nicht verloren gehen. Möge ich [[Tag]] und [[Nacht]] bei den Studien bleiben. Ich spreche die [[Wahrheit]] und die [[Realität]]. Möge dies mich beschützen. Und möge dies den [[Lehrer]] beschützen. Möge dies den Lehrer beschützen!“     
Om Frieden, Frieden, Frieden!
===Die Geschichte der Schöpfung gemäß Aitareya Upanishad===
5. An [[Anfang]] gab es wahrlich nur den [[Atman]] allein. Es gab nichts anderes Lebendiges. Nicht irgend etwas anderes Lebendiges existierte. Es gab nichts anderes, was auch nur blinzeln konnte.
6. Er dachte: “Nun, wahrlich, ich werde die Welten erschaffen.”
7. Das Wort Atman ist abgeleitet aus der [[Wurzel]], sie bedeutet "erhalten", "essen", "genießen" oder "alles durchdringen". 
8. Er erschuf die [[Welt]]en, d.h. das [[Wasser]], die[[ Lichtstrahl]]en, den [[Tod]] und die [[Gewässer]]. Das [[Wasser]] ist über den [[Himmel]]n – es trägt diese. Die Lichtstrahlen sind der [[Luftraum]]. Und die Region der [[Erde]] ist der [[Tod]] und was unterhalb der Erde ist, sind die Gewässer.
9. Er dachte nach: „Dies sind in der Tat die Welten, die ich geschaffen habe. Ich werde auch noch die [[Beschützer]] oder die [[Beherrscher]] der [[Welt]] erschaffen. Und aus dem Wasser heraus erschuf er eine [[Purusha]] und gab ihr ihre [[Form]].
10. Dann grübelte der Atman weiter über den [[Erdklumpen]] und wünschte ihm die Form des Menschen zu geben. Eine [[Öffnung]] in dem [[Gebilde]] manifestierte sich als [[Mund]], so wie die [[Schale]] eines Vogeleies aufbricht. Aus dem Mund kam die [[Rede]] und mit der Rede kam [[Feuer]]. Dann kam die [[Nase]] und aus der Nase kam [[Atem]] und mit dem Atem der [[Wind]].
11. Seine [[Augen]] brachen hervor, und mit den Augen kam das Sehen und mit dem Sehen die [[Sonne]]. Dann brachen die [[Ohr]]en hervor und mit den Ohren kam das Hören und mit dem Hören kamen die vier [[Himmelsrichtung]]en. Seine [[Haut]] entstand, und mit der Haut kamen die [[Haar]]e, und mit den Haaren kamen die [[Kräuter]] und die großen Bäume. Sein [[Herz]] entstand, und mit dem [https://www.yoga-vidya.de/seminarsuche/herz Herz] kam der [[Geist]] und mit dem Geist kam der [[Mond]].  Sein [[Bauchnabel]] entstand und mit dem [[Nabel]] kam das [[Apana]], und mit dem Apana kam der [[Tod]]. Seine [[Fortpflanzungsorgane]] entstanden und mit ihnen kam der [[Samen]], und über den Samen kam das [[Wasser]].
12. Diese Götter, nachdem sie erschaffen worden waren, fielen in den großen [[Ozean]] des [[Samsara]] (der Welt). Er setzte sie dem [[Hunger]] und dem [[Durst]] aus. Sie sagten zu ihm (dem Erschaffer): „Bestimme für uns einen Platz, an dem, wenn er fertig ist, wir essen können.“
13. Er brachte einen Bullen zu Ihnen. Und sie sagten: “Dies ist nicht ausreichend für uns”. Er brachte ein Pferd zu Ihnen. Und sie sagten: “Auch dies ist nicht genug für uns.”
14. Er brachte einen Menschen zu Ihnen. Und sie sagten:” Gut gemacht, wirklich! Der Mensch ist ein [[Meisterwerk]]. Der Mensch allein ist der Aufenthaltsort aller guten Werke.” Und er antwortete Ihnen: „Nehmt nun eure entsprechenden Körper an.“
15. Das Feuer wurde zur [[Sprache]] und setzte sich im Mund fest. Die [[Luft]] wurde zu  [https://www.yoga-vidya.de/prana/ Prana], und bezog die [[Nase]]. Die [[Sonne]] wurde zum Sehen und bezog die [[Augen]]. Die [[Göttlichkeit]] bezog die vier Himmelsrichtungen und wurde zum [[Klang]], dieser bezog die Ohren. Die [[Kräuter]] und Bäume wurden zu Haaren und bezogen die [[Haut]]. Der [[Mond]] wurde zum [[Geist]] und bezog das [[Herz]]. Der [[Tod]] wurde zu [[Apana]] und bezog den [[Nabel]]. Das [[Wasser]] wurde zu [[Samen]] und bezog die [[Fortpflanzungsorgane]].
{{#ev:youtube|UEUOCahpKzs}}
16. Hunger und Durst sagten zu ihm: “Bestimme für uns einen Platz”. Und er sagte zu den beiden: “Ich gebe Euch einen Platz in diesen Göttern und lasse Euch damit an Ihnen teilhaben. Wenn den Göttern ein [[Opfer]] gebracht wird, werden Hunger und Durst an Ihnen damit teilhaben können“.
17. Und er (der Herrscher) dachte weiter: “Die Welten und die [[Bewahrer]] dieser Welten sind nun erschaffen. Laß‘ mich nun [[Nahrung]] für sie erschaffen“.
18. Dann brütete er (der Herrscher) das Wasser und das Wasser, welches so von ihm verwandelt wurde, nahm dann Formen an. Und die Formen wurden zu Nahrung.
19. Nachdem die [[Nahrung]] so erschaffen worden war, wollte die Nahrung weglaufen. Und der Herrscher versuchte, sie mit der [[Sprache]] einzufangen, aber er konnte sie nicht mit der Sprache einfangen. Denn wenn er sie mit der Sprache hätte einfangen können, würde der Hunger allein mit der Rede über die Nahrung gestillt werden können.
20. Und er wünschte die [[Nahrung]] mit seinem [[Atem]] einfangen zu können. Aber er konnte sie nicht mit seinem Atem einfangen. Denn wenn er sie mit dem Atem hätte einfangen können, so würde der [[Hunger]] allein von dem [[Duft]] der Nahrung gestillt werden können.
21. Und er wünschte die Nahrung mit seinem Auge einfangen zu können. Aber er konnte sie nicht mit seinem Auge einfangen. Denn wenn er sie mit dem Auge hätte einfangen können, so würde der Hunger allein von dem Anblick der Nahrung gestillt werden können.
22. Und er wünschte die Nahrung mit seinem Ohr einfangen zu können. Aber er konnte sie nicht mit seinem Ohr einfangen. Denn wenn er sie mit dem Ohr hätte einfangen können, so würde der Hunger allein von dem Hören über die Nahrung gestillt werden können.
23. Und er wünschte die Nahrung mit seinem [[Tastsinn]] einfangen zu können. Aber er konnte sie nicht mit seinem Tastsinn einfangen. Denn wenn er sie mit dem Tastsinn hätte einfangen können, so würde der Hunger allein von dem Anfühlen der Nahrung gestillt werden können.
24. Und er wünschte die Nahrung mit seinem Geist einfangen zu können. Aber er konnte sie nicht mit seinem Geist einfangen. Denn wenn er sie mit dem Geist hätte einfangen können, so würde der Hunger allein von dem [[Gedanke]]n an die Nahrung gestillt werden können.
25. Und er wünschte die Nahrung mit seinem Fortpflanzungsorgan einfangen zu können. Aber er konnte sie nicht mit seinem Fortpflanzungsorgan einfangen. Denn wenn er sie mit dem Fortpflanzungsorgan hätte einfangen können, so würde der Hunger allein von dem Ausstoß gestillt werden können.
26. Dann versuchte er die Nahrung mit dem Apana einzufangen und es gelang. Und deshalb ist es das Apana, das die Nahrung einfängt. Dieses Apana ist der [[Erhalter]] des Lebens über die Nahrung.
27. Er, der Herrscher, dachte weiter: “Wie sollen alle diese [[Lebewesen]] ohne mich leben können?“ Und er überlegte weiter: „Auf welche Weise soll ich in ihnen weilen können?“ Und er dachte wieder weiter: „ Wenn das Sprechen über die Sprache getan wird, das Riechen über die Nase, das Sehen über die Augen, das Hören über das Ohr, das Berühren über die Haut, das Denken über den Geist; das Essen über das Apana, und das Weitergeben über das Fortpflanzungsorgan, [[wer bin ich]] dann eigentlich?“
28. Dann öffnete er die Schädelnaht und drang durch diese Öffnung ein. Diese Öffnung heißt „[[Vidriti]]“. Sie ist wahrlich das „[[Nandana]]“ (der Ort der [[Wonne]]). Dieser Ort der Wonne hat drei Wohnplätze im [[Körper]] und drei Schlafzustände. Und dieser ist sein Wohnplatz, und dieser auch und dieser eben auch.
29. Das rechte Auge ist sein erster Aufenthaltsort. Der Geist ist sein zweiter. Die Herzhöhle oder der Herzensäther ist der dritte Aufenthaltsort.
30. Sobald er geboren war, (in der Form des [[Jiva]]s, d.h. das höchste [[Selbst]] hat einen physischen [[Körper]] bezogen), reflektierte er über sich selbst und den Bezug zu allen anderen [[Wesen]]. Er schaute sich alle Wesen an und dachte dann: “Wie sollte jemand über jemand anderen sprechen? Was neben mir gibt es zu benennen? Es gibt nichts?“  Wie könnte er wünschen, daß irgendetwas von ihm getrennt sein könnte? Und er fand nichts außerhalb seiner eigenen [[Realität]], der [[Purusha]] oder auch des alldurchdringenden [[Brahman]]s. Und er sagte zu sich selbst: „Oh ich habe all dies gesehen“.
31. Deshalb nannte er es „[[Indandra]]“. „[[Idandram]]“ ist wahrlich sein Name. Auch wenn er es „Idandram“ nannte, so nannte er es auch mittelbar „[[Indra]]“. Die Götter mögen es gerne, wenn sie mit indirekten Namen angesprochen werden, und so war dies auch hier.
===Aitareya Upanishad - Die Geschichte der Geburt===
[[Datei:Reinkarnation Wiedergeburt b4ea6eeb5e.jpg|thumb]]
32. Zu Anfang ist in der Tat der Samen des [[Mann]]es. Das, was diesen Samen ausmacht, ist die [[Essenz]] der [[Stärke]] oder die [[Lebenskraft]], die aus allen seinen Gliedmaßen gezogen wird. Er bringt sich selbst aus sich damit hervor. Wenn er seinen Samen in einen Frauenkörper ergießt, erzeugt er damit das Leben. Dies ist seine erste [[Geburt]]. 
33. Diese [[Saat]] wird eins mit dem Frauenkörper und wird dann ein Teil von ihm. Deshalb verursacht es keine Schmerzen für die Frau. Sie nährt damit das [[Selbst]] ihres Ehemanns somit in ihrem Körper.
34. Sobald sie der Ernährer seines Selbst in ihrem eigenen Körper wird, sollte sie selbst auch umsorgt werden. Die [[Frau]] gebärt dann den [[Sohn]] in ihrem [[Schoß]]. Der Vater nährt damit das [https://www.yoga-vidya.de/kinderyoga/ Kind] schon vor und auch nach der Geburt. Durch das Nähren des Kindes sowohl vor als auch nach der Geburt, umsorgt er sich selbst für das Fortbestehen der Welten. Und so wird die Nachkommenschaft in den Welten gesichert. Dies ist seine zweite Geburt.
35. Dieser Sohn, der wahrlich sein Selbst geworden ist, wird zu seinem Ersatz für die Durchführung von tugendhaften [[Handlung]]en. Damit wird sein anderes Selbst (das Selbst des Vaters), nachdem es seine [[Pflicht]]en erfüllt hat und ein hohes Alter erreicht hat, diese [[Welt]] verlassen. Und dieses Selbst wird dann wiedergeboren werden, dies ist dann seine dritte Geburt.
===Rishi Vamadeva===
36. Es wurde von [[Rishi]] [[Vamadeva]] so erklärt: “Während ich im [[Mutterschoß]] bin, weiß ich von allen Geburten der [[Götter Namen Liste von A-Z|Götter]]. Einhundert Eisenfesseln hielten mich fest. Aber ich zerbrach sie rasch und befreite mich so schnell wie ein [[Falke]].“ So sprach  Vamadeva sogar während er noch im Mutterschoß weilte.
37. [[Körper]] sind undurchdringbare eiserne Festungen, die den [[Jiva]] daran hindern, die Fesseln der [[Samsara]] zu sprengen.
38. Er (der Rishi Vamadeva) wurde zum Kenner des [[Atman]], und wurde eins mit ihm. Er kam in immer höhere [[Sphäre]]n und nach dem [[Zerfall]] seines Körpers und dem Erreichen aller Bedürfnisse in der Himmelswelt wurde er unsterblich.
{{#ev:youtube|Ky826eUEfiA}}
===Bewusstsein ist Brahman===
39. Wer ist nun der [[Atman]], den wir verehren? Welcher von beiden ist er, der Atman, der Reale oder Sagenhafte, der „[[Nirupadhika]]“ oder der „[[Sopadhika]]“? Ist es er, durch den er sieht? Ist es er, durch den er hört? Ist es er, durch den er schmeckt?  Ist es er, durch den er die Sprache hervorbringt? Ist es er, durch den er weiß, was geschmackvoll ist und was nicht?
40. Dies, welches als das Herz bekannt ist, der [[Geist]], das [[Bewußtsein]], das Beherrschen der Künste, das Verstehen, die [[Wahrnehmung]], die [[Tapferkeit]], die Reflektion, das unabhängige Denken, die Drangsal des Geistes - wie sie durch [[Krankheit]]en entsteht- , usw.  und auch der [[Wunsch]] nach weiblicher Gesellschaft, all dies sind Namen des Bewußtseins.
41. Dieser [[Brahman]]; dieser [[Indra]]; dieser [[Schöpfer]], all diese Götter, die fünf [[Element]]e, d.h. die [[Erde]], das [[Wasser]], das [[Feuer]], die [[Luft]] und der [[Äther]]; alle kleinen Lebewesen und alle anderen; alle Saaten der Schöpfer, wie aus dem Ei geboren oder aus dem Mutterschoß geboren, durch [[Schweiß]] geboren oder aus Keimen geboren, Pferde, Kühe, Menschen, [[Elefant]]en, alles, was atmet und sich bewegt und fliegt oder alles, was unbeweglich ist, all dies wird geleitet durch das Bewußtsein und geführt durch das Bewußtsein. Das [[Universum]] wird durch das Bewußtsein geleitet. Das Bewußtsein ist die [[Grundlage]] oder [[Basis]] für alle. Wahrlich das Bewußtsein ([[Prajnanam]]) ist Brahman.
42. „[[Prajnanam Brahma]]“: Reines Bewußtsein ist Brahman. Dies ist eine der [[Mahavakya]]s oder großen Aussprüche der [[Upanishaden]].
43. Dies wird als die “[[Lakshana Vakya]]” bezeichnet, denn sie gibt eine Beschreibung der [[Natur]] von Brahman.
44. Er ([[Vamadeva]], oder jeder andere [[Weise]]) wurde in dem [[Zustand]] der [[Brahmane]]nschaft erhöht aufgrund seiner [[Erkenntnis]] des [[Atman]]. Er verließ diese [[Welt]] und erreichte alles, was er wünschte in dieser Welt der höchsten [[Wonne]] und erreichte so [[Unsterblichkeit]]. 
45. Ein befreiter Weiser kommt nicht mehr in irgendwelche Welten. Er geht in dem alldurchdringenden Brahman auf und er erkennt, daß die individuelle [[Seele]] identisch ist mit [[Para Brahman]].
Aus Swami Sivananda: Essence of Principle Upanishads, [http://www.sivanandaonline.org Divine Life Society Sivananda Ashram Rishikesh]
== Shankaracharya Yoga Vedanta Blog ==
[[Datei:Adi Shankaracharya.jpg|thumb|[https://shankaracharyayogavedanta.de/ Shankaracharya Yoga Vedanta]]]
Studiere den [https://shankaracharyayogavedanta.de/blog/ Shankaracharya Yoga Vedanta Blog] und erfahre so mehr über Shankaracharya, [https://www.yoga-vidya.de/yoga/ Yoga] und [[Vedanta]]. Kommentare zu den wichtigsten Ausarbeitungen von [[Shankaracharya]] werden hier als Podcasts und Videos zum Studium über Yoga und Vedanta angeboten, im Besonderen [[Atma Bodha]] (Die Erkenntnis des Selbst) und [[Viveka Chudamani]] (Das Kronjuwel der Unterscheidung).
==Aitareya Upanishad - Einführung nach Deussen==
'''Artikel aus „Upanishadn. Die Geheimlehre des Veda“ in der Übersetzung von Paul Deussen, herausgegeben von Peter Michel, Marix Verlag, 2. Auflage, 2007, Wiesbaden, S. 39-40, 48-50'''
Die Aitareya Upanishad gehört der Schule der Aitareyins an, die das Aitareya [[Brahmanam]] und Aitareya [[Aranyakam]] besitzen, in welchem letzteren die Aitareya Upanishad enthalten ist. Über den Ursprung dieser Schule teilt [[Sayana]] im Eingang seines Kommentars zum Ait. Br. folgende Legende mit.
"Es war einmal ein großer [[Rishi]], der hatte viele Gattinnen. Unter ihnen war eine mit Namen [[Itara]]; diese Itara hatte als Sohn einen Knaben, der hieß [[Mahidasa]]. Und so heißt es im [[Aranya]]-Teile: "Darum fürwahr [sprach] solches wissend Mahidasa Aitareya (d. h. Sohn der Itara)" (Ait. Ar. 2,1,8,2). Nun hätte aber der Vater desselben zu seinen Söhnen von den anderen [[Frau]]en größere [[Liebe]] als zu Mahidasa, so daß er einstmals bei einer Opferversammlung dem Mahidasa Verachtung bewies, indem er nur die anderen Söhne auf seinen Schoß nahm. Worauf dessen Mutter Itara, als sie Mahidasa mit betrübtem Angesicht sah, ihrer Familiengottheit, der [[Erde]], gedachte. Da geschah es, daß die [[Gottheit]] Erde in göttlicher [[Form|Gestalt]] vor der Opferversammlung erschien, dem Mahidasa einen himmlischen Thronsessel schenkte, ihn darauf setzte und, indem sie seine Überlegenheit an [[Weisheit]] über alle die anderen Knaben verkündigte, ihm als Gabe das geistige Schauen des vorliegenden Brahmanam verlieh. Durch ihre [[Gnade]] wurde durch den [[Geist]] des Mahidasa das aus vierzig Lektionen bestehende Brahmanam, welches anfängt: ''Agnir Vai Devanam Avama'' und aufhört mit ''Strinute Strinute'' (Ait. Br. 1,1,1 und 8,28,20), offenbart. Und ebenso wurde ihm weiter das mit ''Atha Mahavratam'' anfangende und mit ''Acarya Acaryah'' endigende (Ait. A. 1,1,1,1 und 3,2,6,9), für das [[Gelübde]] des [[Waldleben]]s bestimmte Brahmanam offenbart."
Aus dieser Erzählung ergibt sich zweierlei: 1) daß Aitareya  Brahmanam und Aitareya Aranyakam als zwei Teile eines zusammengehörigen Ganzen betrachtet wurden, 2) daß dieses durch göttliche [[Inspiration]] offenbarte Ganze sich nur bis auf Ait. Ar. 3,2,6,9 erstreckte, mithin Ait. Ar. 4 und 5 nicht umfaßte. - In der Tat enthält Ait. Ar. 4 nur eine Liste der Mahanamni Verse und gilt für ein Werk des Asvalayana (Verfassers eines [[Sutra|Sutram]] zum [[Rigveda]]), während Ait. Ar. 5 dem Saunaka, dem Lehrer des Asvalayana zugeschrieben wird und wiederum das Thema von Ait. Ar. 1 im Sutrastil aufnimmt. Beide Bücher, Ait. Ar. 4 und 5, gelten nicht für inspiriert und sind vielleicht nur zufällig dem Aranyakam angeschlossen worden statt den Sutras, zu denen sie gehören. Eine kurze Inhaltsangabe von Aitareya  Brahmanam und Aitareya Aranyakam mag als Probe von Inhalt und Zusammenhang beider Arten von [[Schrift]]en hier folgen. Ersteres zerfällt in 40 [[Adhyaya|Adhyayas]] (die 40 Absätze unserer Übersicht), deren je 5 in eine [[Pancika]] (Fünfheit) vereinigt sind, letzteres in 18 Adhyayas, welche sich auf die 5 Aranyakas in ungleicher Weise verteilen.
Die Upanishad der Aitareyins im engeren Sinne (in drei Adhyayas, Ait. Ar. 2, 4-6) ist eine der kürzesten, und es scheint, daß diese Schule mehr Wohlgefallen an den Geheimnissen ihrer [[Uktha]]s (von denen freilich eine herrliche Sammlung in ihren Händen war) als an den Betrachtungen über den Weltgeist gefunden habe. Der Inhalt der drei [[Adhyaya]]s ist kurz folgender:
===I. Welt und Mensch als Schöpfung des Atman===
[[Datei:Schoepfung Adam Creación de Adán (Miguel Ángel).jpg|thumb|Michelangelo: Die Erschaffung Adams, Fresco in der Sixtinischen Kapelle, zw. 1508 und 1512]]
Zu Anfang war nur der [[Atman]] allein vorhanden. Er beschloß, Welten zu schaffen und schuf als solche die vier Gebiete: [[Ambhah]], "die Flut" des Himmelsozeans jenseits des [[Himmel]]s; [[Maricir]], "die Lichtatome" des Luftraums; [[Maram]], die Erde als "das Tote", und [[Apas]], die unterhalb der Erde dem Ganzen als Grundlage dienenden "[[Urwasser]]".
- Weiter schafft dann der Atman acht "Welthüter", indem er aus den Urwassern den [[Purusha]] (Urmenschen) hervorzieht und aus [[Mund]], [[Nase]], [[Auge]]n, [[Ohr]]en, [[Haut]], [[Herz]], [[Nabel]] und Zeugungsglied desselben zunächst die entsprechenden psychischen Organe (Rede, Einhauch, [[Gesicht]], [[Gehör]], [[Haar]]e, [[Manas]], Aushauch, Samen) und aus diesen dann [[Agni]], [[Vayu]], [[Aditya]], Weltgegenden, Pflanzen, [[Mond]], [[Tod]] und [[Wasser]] als Weltenhüter hervorbringt. Aber sofort stellt sich auch die Hinfälligkeit dieser welthütenden [[Götter Namen Liste von A-Z|Götter]] heraus; sie fallen zurück in das Gewoge der Urwasser, welches der [[Schöpfer]] zwei bösen Mächten, dem [[Hunger]] und dem [[Durst]], preisgibt. Von beiden gequält, bitten die Welthüter um einen festen Ort, in dem sie durch Essen von Speise sich derselben erwehren können. Als solchen bietet ihnen der Schöpfer eine [[Kuh]], dann ein Roß und endlich, nachdem sie beide als ungenügend abgelehnt haben, einen [[Mensch]]en an, in welchen die genannten Welthüter durch Mund, Nase, Auge, Ohr, Haut, Herz, Nabel und Zeugungsglied hineinfahren. Hier können sie [[Nahrung]] nehmen, doch nur indem sie dieselbe dem Hunger und Durst zugleich mit zukommen lassen, welche daher an jedem den [[Götter Namen Liste von A-Z|Götter]]n dargebrachten [[Opfer]] ihren Anteil haben, - ein Zug, der die Bedürftigkeit der Götter veranschaulichen soll.
- Als Drittes schafft sodann der Atman die [[Nahrung]], welche ihm, wie die Maus der [[Katze]], zu entlaufen sucht, worauf er sie mit den übrigen Organen, Odem, Auge, Ohr usw., vergebens zu greifen strebt, bis er sie endlich mit dem [[Apana]] (hier wohl als Prinzip der [[Verdauung]]) wieder einfängt.
- Der Atman sieht ein, daß ohne ihn, ohne ein [[Selbst]], das geschaffene Menschenwesen trotz aller seiner Organe nicht bestehen könne; ihnen und ihren Funktionen gegenüber wirft er die Frage auf: "aber wer bin denn ich?", die erst am Ende der Upanishad ihre Antwort finden wird. Er fährt sodann durch die Schädelnaht [[Vidriti]] in den Menschen ein, in welchem er drei Wohnstätten ([[Sinne]], [[Manas]] und [[Herz]]) und ihnen entsprechend drei "Traumstände" ([[Wachen]], [[Traum|Träumen]], [[Tiefschlaf]]) hat. Er blickt um sich auf alle [[Wesen]] und findet, daß nichts darunter ist, was er als einen anderen bezeichnen könnte, daß aber doch der Mensch von allen am meisten [[Brahman]] ist.
Diese Darstellung knüpft (wie billig, bei einer [[Rigveda]]schule) an das [[Purusha]]-[[Lied]] Rigv. 10,90 an. Wie dort, v. 13-14, so entstehen auch hier, nur mit einigen [[Variation]]en und Erweiterungen, aus den Körperteilen des Purusha die [[Götter Namen Liste von A-Z|Götter]], die dann im Menschen Wohnung nehmen. Aber der große Unterschied ist, daß in der Upanishad der Urmensch ein vom Atman abhängiges [[Wesen]] ist, welches der Atman aus den von ihm erschaffenen Urwassern herausholt, formt und bebrütet. Und so kann auch der [[Mensch]], trotz aller in ihn eingegangenen Götter, nicht ohne den Atman bestehen ("Katham Nu Idam Mad Rite Syat?"), der daher in ihn hineinfährt und im Wachen in den Sinnen, im [[Traum]] im Manas, im Tiefschlaf im Herzen seinen [[Sitz]] hat. Die [[Welt]] als eine [[Schöpfung]], der Mensch als höchste Erscheinung des Atman, der auch [[Brahman]] genannt wird, das ist der Grundgedanke dieses Abschnittes.
===II. Die dreifache Geburt des Atman===
Wie der Vergleich mit Satap. Br. 11,2,1,1 lehrt, war die Theorie von den drei [[Geburt]]en ein Thema, welches öfter ventiliert wurde, ohne doch immer die gleiche Behandlung zu finden. Denn während dort die drei Geburten das Erzeugtwerden, das Opferbringen und die Neugeburt nach dem [[Tod]]e sind, so zählt unsere Stelle als solche auf:
:1) die [[Zeugung]] des [[Kind]]es,
:2) die Pflege des Kindes vor und nach der Geburt, bis es imstande ist, den [[Vater]] in der Ausübung der heiligen Werke zu vertreten,
:3) die Neugeburt des Vaters nach dem Tode.
Der Widerspruch, daß in den beiden ersten Fällen von der [[Seele]] des Kindes, im letzten von der des Vaters die Rede ist, ist auch dem Scholiasten nicht entgangen, und er löst ihn dadurch, daß er den Atman in beiden für identisch erklärt. Indes ist dieser Ausweg für den exoterischen Standpunkt, der hier maßgebend ist, streng genommen nicht statthaft, da die Seele des Kindes, wie im Mutterleibe so auch schon im väterlichen [[Sperma]], nur als Gast weilt. Übrigens beruht die hier hervortretende Anschauung, daß im Kind nicht die [[Mutter]], sondern der Vater steckt, auf richtiger [[Beobachtung]] und ist ein philosophisch wertvoller [[Gedanke]]. Zum Schluß wird auf die [[Erlösung]] als Ende des Geburtenkreislaufes hingewiesen, welche hier noch als ein unsterbliches Fortleben in der Himmelswelt für den, der (wie vermeintlich [[Vamadeva]], Rigv. 4,27,1) diesen Kreislauf der Geburten durchschaut, in Aussicht gestellt wird.
===III. Das Wesen des Atman===
Alle [[Sinnesorgan]]e und [[Handlungsorgan|Tatorgane]], alle intellektuellen und moralischen [[Kraft|Kräfte]], alle Götter, [[Element]]e, [[Tier]]e und [[Pflanze]]n sind ''Prajna Netra'', ''Prajnane Pratishthita'' "vom Bewußtsein geleitet, im Bewußtsein gegründet", das [[Bewußtsein]] ist [[Brahman]].
— Diese unzählige Male in den Upanishaden wie in der abendländischen [[Philosophie]] zu Tage tretende Auffassung ist wahr, sofern sie den Schlüssel zum Welträtsel im eigenen Inneren sucht, und sie ist falsch, sofern sie bei der uns dort zunächst entgegentretenden Erscheinung, der organischen Funktion des Bewußtseins, stehen bleibt, statt von ihr zu der eigentlichen, auch sie tragenden Wurzel unseres Seins durchzudringen.
==Siehe auch==
*[[Upanishaden]]
*[[Veden]]
*[[Hinduismus]]
*[[Jnana Yoga]]
*[[Vedanta]]
*[[Mahavakya]]
*[[Leben]]
*[[Erkenntnis]]
*[https://www.yoga-vidya.de/meditation/ Meditation]
*[[Shankara]]
==Literatur==
*[https://www.yoga-vidya.de/yoga-buch/krishnananda/upanishaden/ Kostenloses Online-Buch Upanishadn von Swami Krishananda]
*[https://www.yoga-vidya.de/yoga-buch/andere-autoren/upanishaden/ Klassische Upanishadn - Die Weisheit des Yoga von Paul Deussen, 1980]
*[https://www.yoga-vidya.de/shop/product_info.php?info=p597_Das-Kronjuwel-der-Unterscheidung-von-Shri-Shankaracharya/ Das Kronjuwel der Unterscheidung von Shri Shankaracharya, Kommentar von Emanuel Meyer, 2002 ]
*[https://www.yoga-vidya.de/shop/product_info.php?info=p484_Vedanta-----Der-Ozean-der-Weisheit/&XTCsid=a793ba3e94d6e68c68e3244b0615a13f Swami Vivekananda, Vedanta - Der Ozean der Weisheit]
*Wilfried Huchzermeyer: ''Die heiligen Schriften Indiens - Geschichte der Sanskrit-Literatur.''(edition-sawitri.de)  ISBN 3-931172-22-8
*[https://www.yoga-vidya.de/shop/product_info.php?info=p927_Vedanta-fuer-Anfaenger/ Vedanta für Anfänger von Swami Sivananda]
*Heinrich Zimmer: Philosophie und Religion Indiens, Suhrkamp, 2001
==Weblinks==
*[http://www.yoga-vidya.de/Yoga--Artikel/art_veden.html Veden aus „Göttliche Erkenntnis“  von Swami Sivananda]
*[http://www.yoga-vidya.de/Yoga--Artikel/Art-Artikel/art_upanishaden.html Upanishadn, Artikel aus "Göttliche Erkenntnis" von Swami Sivananda]
*[http://www.yoga-vidya.de/Bilder/Galerien/Sankara.html Shankara]
==Seminare==
===[https://www.yoga-vidya.de/seminare/interessengebiet/indische-schriften/ Indische Schriften]===
<rss max=2>https://www.yoga-vidya.de/seminare/interessengebiet/indische-schriften/?type=1655882548</rss>
===[https://www.yoga-vidya.de/seminare/interessengebiet/jnana-yoga-philosophie/ Jnana Yoga, Philosophie]===
<rss max=2>https://www.yoga-vidya.de/seminare/interessengebiet/jnana-yoga-philosophie/?type=1655882548</rss>
===[https://https://www.yoga-vidya.de/seminare/interessengebiet/spirituelles-retreat/ Spirituelles Retreat]===
<rss max=2>https://www.yoga-vidya.de/seminare/interessengebiet/spirituelles-retreat/?type=1655882548</rss>
===[https://https://www.yoga-vidya.de/seminare/interessengebiet/meditation/ Meditation]===
<rss max=2>https://www.yoga-vidya.de/seminare/interessengebiet/meditation/?type=1655882548</rss>
==Multimedia==
===Klassische Schriften des Yoga: Veden, Upanishadn, Smritis, Puranas und Itihasas===
{{#widget:Audio|url=https://jkv3wg.podcaster.de/download/04-klassische-schriften-des-yoga.mp3}}
===Jnana Yoga und Vedanta Einführung===
{{#widget:Audio|url=https://jkv3wg.podcaster.de/download/01-jnana-yoga-vedanta-einfuehrung.mp3}}
===Vom Begrenzten zum Unendlichen - Geschichten aus den Upanishadn===
{{#widget:Audio|url=https://jkv3wg.podcaster.de/download/75_Vom_Begrenzten_zum_Unendlichen-Yoga-Vidya.mp3}}
===111 Geschichten aus den Upanishadn===
{{#widget:Audio|url=https://jkv3wg.podcaster.de/download/111_Geschichten_aus_den_Upanischaden.mp3}}
[[Kategorie:Upanishaden]]
[[Kategorie:Schriften]]
[[Kategorie:Hinduismus]]
[[Kategorie:Vedanta]]
[[Kategorie:Meditation]]
[[Kategorie:Glossar]]
[[Kategorie:Sanskrit]]
[[Kategorie:Deussen Upanishaden]]
[[Kategorie:Artikel von Swami Sivananda]]

Version vom 21. Juli 2023, 16:26 Uhr

Aitareya Upanishad (Sanskrit: ऐतरेय उपनिषद् aitareya upaniṣad f.) ist ein Teil der indischen Heiligen Schriften, die Veda genannt werden. Die Einheit des Atman mit dem Paramatman stellt die zentrale Aussage dieser Upanishad dar. Sie beschreibt die Schöpfung anhand von Symbolen. Diese sehr bildhafte Beschreibung macht dem Leser das Kapitel über die Schöpfung leicht zugänglich und verhilft uns dazu, ein klares und logisches Verständnis über unseren Ursprung zu entwickeln.

Diese Upanishad ist in 5 Kapitel unterteilt und ist ein Teil der Aitareya Aranyaka des Rigveda. Es gibt weitere Schreibweisen wie Aitareyopanishad, Aitareya Upanishad, Aitareya Upanischad, Aitareya Upanischade.

Jacob Bryant: Orphic Egg, 1774


Aitareya Upanishad - Sanskrit Text, Übersetzung, Kommentar von Swami Sivananda

Einleitung

Hari om!

Die Philosophie, die in den Upanishaden gelehrt wird, ist eine Quelle des Trostes für Tausende von Menschen gewesen, sogar für Westler, wie z.B. Schopenhauer. Es ist sehr schwierig, die Upanishaden ins Englische bzw. ins Deutsche zu übersetzen. Der Charme, die Kraft und die Schönheit gehen in der Übersetzung zum Teil verloren.

Der Wunsch, brahman zu kennen, ist letztlich der Wunsch nach vollkommener Erfüllung. Wer brahman kennt, hat alles erreicht, was er sich wünschen kann. Die letztendliche Befreiung liegt darin, zentriert zu sein in brahman, das Glückseligkeit und Freude ist. Alle Unwissenheit, welche die Ursache von Wunsch und von Handeln ist, ist dann beseitigt. Unwissenheit wird zerstreut durch das Wissen um brahman.

Die Aitareya-Upaniṣad ist Teil des Aitareya-Āraṇyaka des Ṛg-Veda. Sie ist in fünf Abschnitte (khaṇḍas) aufgeteilt. Wenn der śāntiḥ-mantra (die Friedenshymne) dazugezählt wird, haben wir sechs Abschnitte, und so wird diese Upanishad manchmal Ātma-Śataka genannt – „Abhandlung aus sechs Abschnitten über den ātman“. Die Upanishad ist aufgeteilt in drei Kapitel: das erste enthält drei Abschnitte, die anderen beiden je einen.

Die Upanishad leitet ihren Namen her von ihrem Autor Mahidāsa Aitareya, dem Sohn Itaras. Sie beschreibt, in symbolischer Sprache, die Schöpfung des Universums. Sie handelt vom ātman als der einzigen Wirklichkeit. Sie spricht von der Evolution durch Hunger und Durst, von Nahrung, vom Eintritt des Selbst in den Körper, von der Empfängnis und den drei Geburten des Menschen. Sie lehrt, dass man durch das Wissen über brahman von Geburt und Tod befreit wird und Unsterblichkeit erlangt. Enthalten sind die Aussagen von dem Seher (ṛṣi) Vāmadeva, der Unsterblichkeit durch das Wissen um das Selbst erlangt hat. Sie lehrt, dass der ātman und nicht prāṇa die letzte Ursache von allem ist. Das ganze Universum ist die Manifestation von brahman; die individuelle Seele ist identisch mit der höchsten Seele; das Ziel des Lebens liegt darin, die Einheit des individuellen Selbst mit dem höchsten Selbst zu verwirklichen. Ātman und para-brahman sind eins.

In allen Upanishaden wird klar herausgestellt, dass das letzte Ziel, das durch die Verwirklichung der Einheit des Selbst erlangt wird, die Unsterblichkeit ist. Eins zu werden mit den devas – das kann keine endgültige Befreiung geben. Die devas, wie Agni u.a., unterliegen dem saṃsāra; sie haben Fehler, wie z.B. Hunger. Alles, was dem Hunger unterworfen ist, ist noch im saṃsāra. Die śrutis erklären, dass das höchste brahman jenseits von Hunger ist. Nur die Verwirklichung des höchsten brahman kann uns Freiheit vom saṃsāra, von Geburt und Tod, geben.

Die zentrale Lehre dieser Upanishad ist die Einheit des ātman mit dem ātman. Diese muss durch das Wissen um das Selbst erlangt werden und nicht durch Rituale etc. Nur ātma-jnāna kann den Samen des saṃsāra verbrennen und mokṣa geben.

Wer kann Brahman verwirklichen?

Das Wissen um brahman sollte denen gelehrt werden, die ihr Herz gereinigt haben. Das geschieht durch Handlungen, die in den Schriften vorgeschrieben sind. Die Schüler sollten wohlvertraut sein mit den śāstras; sie sollten Glauben haben, in brahman zentriert sein und das Gelübde befolgt haben, das śiro-vratam genannt wird. Dieses wohlbekannte Gelübde wird im Atharva-Veda erwähnt. Es bedeutet „Kopf-Gelübde“, womit gemeint ist, dass der Kopf geschoren wird – ein Zeichen für sannyāsa (Entsagung). Man sollte also in den vierten Stand (sannyāsa) eingetreten sein, denn es ist sehr schwierig, brahmā-vidyā ohne vollkommene Entsagung zu praktizieren. Shankara sagt, dass ein Haushälter nicht für das Studium und die Praxis des vedānta qualifiziert ist. Nach ihm ist sannyāsa erforderlich für das Erlangen von Selbstverwirklichung. Nur ein sannyāsī kann ein Vollzeitsucher sein. Nur er kann seine ganze Zeit dem Studium und der Meditation widmen. Nur er ist frei von Ablenkungen. Daher ist sannyāsa sogar für jene wünschenswert, die noch nicht jnāna erreicht haben. Aviduṣāmapi mumukṣuṇā parivrājyaṃ kartavyameva – „Sogar jemand, der nicht ein Wissender ist, der aber nach Befreiung strebt, sollte in den sannyāsī-Orden eintreten.“

Shankara betont, dass man nicht mit voller Kraft und Hingabe über das Selbst meditieren kann, wenn man nicht die Sorgen des Lebens hinter sich lässt. Er sagt: „Die Kontrolle der äußeren und inneren Aktivitäten der Sinne und alle weiteren Hilfsmittel zur Verwirklichung des ātman sind unvereinbar mit anderen Lebensweisen (als sannyāsa).“

In der Kaivalya-Upaniṣad finden wir: „Nicht durch Handlung, nicht durch Nachkommen, nicht durch Reichtum, sondern nur durch Entsagung kann der Mensch Unsterblichkeit erlangen.“ Und die smṛtis sagen: „Man sollte in dem Lebensstand leben, der ein Mittel zum Wissen um brahman ist.“ Nur in diesem (vierten) āśrama (Lebensstadium, d.h. sannyāsa) können brahma-carya (Zölibat) und die anderen Hilfsmittel, Wissen zu erlangen, zusammen existieren, und sie sind unmöglich im Leben eines Haushälters.

Die śrutis sagen: „Er soll das Heim verlassen, in den Wald gehen und dort als sannyāsī leben; oder aber er kann auch gleich vom brahma-cārī-Orden (des religiösen Studenten) aus vom Heim oder vom Wald-Leben zum sannyāsī-Orden übergehen.“ Der sannyāsī-Orden wird sogar jemandem empfohlen, der im Haushälter-Stadium lebt – als indirekte Hilfe für die Verwirklichung des ātman. Die freiwillige Entsagung schon in der brahma-cārī-Phase des Lebens qualifiziert den Sucher für das Studium des vedānta. Die śruti sagt auch: Yadahareva virajet tadahareva pravrajet – „Man sollte das Heim noch am selben Tag verlassen, an dem Leidenschaftslosigkeit und Abstand vom Leben aufdämmern.“

Der sannyāsī ist frei von allen Arten von weltlichen Ablenkungen und Anhaftungen. Die orangene Robe hindert den Sucher daran, auf Abwege zu geraten oder gar üble Handlungen zu begehen. Wenn er sich von innen her verändert hat, wenn er also bereit ist, in den vierten āśrama (sannyāsa) einzutreten, warum sollte er sich dann fürchten, die orangene Robe anzulegen? Wenn er jetzt sagen würde: „Ich habe mein Herz (orange) gefärbt“, aber nicht die Robe anlegt, dann wäre das nur Schüchternheit und eigentlich Heuchelei. Vāsanās (subtile Wünsche) lauern noch in seinem Herzen. Warum wählten Yājñavalkya, Shankara und Ramakrishna Paramahamsa ein Leben in Entsagung (sannyāsa)?

Sannyāsa hat seine eigene Herrlichkeit und seine Vorteile. Man kann das Freiheitsgefühl eines sannyāsī kaum beschreiben. Nur ein sannyāsī kann alle Bindungen durchtrennen. Selbst wenn du dein Herz „orange gefärbt“ hast, werden sich doch immer noch alle Familienmitglieder an dich klammern wie Blutegel, bis zum Ende deines Lebens. Sie können deinen veränderten Geisteszustand nicht verstehen. Und du kannst moha (Verliebtheit, Täuschung) und Anhaftung an die Familie nicht abschütteln. Wenn du einmal krank werden solltest, dann wirst du in Versuchung sein, sie um Hilfe zu bitten, und anders herum wird es dasselbe sein. Die alten saṃsāras werden neues Leben schöpfen und moha wird dich wieder mit starken Ketten festhalten. Nur durch dein sannyāsa werden sie dich freilassen. Sie werden alle Hoffnung auf dich fallen lassen. Erst dann bist du wirklich tot für sie. Sie werden sich nicht wieder an dich wenden.

Wenn du die Einsamkeit liebst, wenn du frei bist von Leidenschaft, weltlichem Ehrgeiz, karmischen Tendenzen und weltlicher Anhaftung, wenn du das Schweigen liebst und ein heiteres Gemüt hast, wenn du dich diszipliniert hast, während du noch in der Welt lebst, wenn du von einfacher Nahrung leben kannst, wenn du auch die Härten des Lebens gut aushältst, wenn du in einer guten körperlichen Verfassung bist, wenn du nicht gesprächig oder gar geschwätzig bist, wenn du gut allein leben kannst ohne Gesellschaft und ohne Gespräche, wenn du ein meditatives Temperament hast und eine nachdenkliche Natur, wenn du all die Härten des spirituellen Weges ertragen kannst, wenn du das Leben eines Asketen bis ans Ende deines Lebens durchhalten kannst –, dann kannst du den Weg der Entsagung, sannyāsa, einschlagen. Nur dann wirst du wirklich die Vorteile eines san⁠nyāsa-­Lebens genießen können. Tatsächlich solltest du erst einmal ein bis zwei Jahre ein sannyāsī-Leben führen, während du noch in der Welt lebst. Du solltest dich im Rahmen des normalen weltlichen Lebens auf sannyāsa vorbereiten. Sonst wirst du es vielleicht extrem schwierig finden, diesen Weg zu gehen. Für einen Menschen mit Leidenschaftslosigkeit, Unterscheidungsfähigkeit und einem starken Willen ist dieser Weg aber nur Freude und Glück.

Mögt ihr alle eine tiefe Sehnsucht nach Befreiung von den Fesseln des saṃsāra entwickeln! Mögen eure Herzen nur mit der Liebe des ātman erfüllt sein! Mögt ihr alle wahres vairāgya (Wunschlosigkeit) entfalten und in das grenzenlose

Königreich ewiger Glückseligkeit eintreten! Mögt ihr alle die uralte Weisheit der Upanishaden verwirklichen! Mögt ihr alle die Einheit des Selbst erkennen! Mögt ihr alle in einem erleuchteten Zustand leben, eingetaucht in den Ozean der Glückseligkeit!