Yoga der Bhagavad Gita - Kapitel 3 - Evangelium und Entsagung

Aus Yogawiki
Krishna (Inkarnation Gottes) unterweist Arjuna auf dem Schlachtfeld

Yoga der Bhagavad Gita - Kapitel 1 - Evangelium und Entsagung

Evangelium und Entsagung

Wir können dem dritten Vers des 6. Kapitels der Gita die Erkenntnis entnehmen, dass wir nicht dazu aufgefordert werden, irgendetwas zu entsagen, das wirklich vorhanden ist, sodass das Evangelium der Gita, obwohl es zweifellos ein ‘Evangelium der Entsagung’ ist, nicht eine Entsagung von irgendeiner bestehenden Bedeutung beziehungsweise einem Wert oder einer Sache andeutet, da ja, - wie schon gesagt -, alles Bestehende wirklich ist und das Wirkliche niemals unwirklich werden kann.

Der Rückzug oder die Entsagung, die große Lehre von ‘Anasakti’ (Nicht-Anhaftung), von der die Gita spricht, ist nicht die Entsagung von einem bestehenden „Etwas“, da dem Bestehenden nicht entsagt werden kann.

Es ist absurd zu denken, dem Bestehenden entfliehen zu können; diese Art der Entsagung ist vielmehr ein gedanklicher Irrtum, der keine, auf das wirklich Bestehende anzuwendende Bedeutung hat. Dem Gedankenfehler ist zu entsagen, - und wenn dieser Fehler aus dem Denkprozess ausgemerzt und das Denken gereinigt worden ist, wird die missverstandene Handlung, die als gewöhnliches (Ich-bezogenes) Karma bindet, zur Göttlichen Handlung und zum reinigenden und befreienden Antrieb, was man ‘Karma Yoga’ nennt.

‘Samah’ oder ‘Ruhe’, wie sie in diesem Vers hier erwähnt wird, ist als höheres Mittel zur Praxis anzusehen, als eine höhere Art der Bewegung in ‘Sattva’ (Reinheit), die nicht mit der Dynamik oder der Abwesenheit von Sattva in ‘Tamas’ (Trägheit) verglichen werden kann. Wir brauchen uns nur der kurzen Illustration zu erinnern, in der die erhöhte Bewegungsabfolge der Ventilatorenflügel wie Unbeweglichkeit ausgesehen hat. In der Göttlichen Handlung, deren Kräfte zu einem Status intensivster Frequenz ansteigen, wirkt eine solch mächtige Dynamik, die weder von den Sinnen noch von dem Verstand erfasst werden können.

Die Geschwindigkeit der Geistes-Frequenzen sind die höchst vorstellbaren, doch die Geschwindigkeit der Bewusstseins-Frequenzen ist noch weitaus höher. Das ist vielleicht der Grund, warum die Isha Upanishad an verschiedenen Stellen erzählt, dass man vor der eigentlichen Ankunft an einem Ort schon längst dort ist. Selbst bevor der Verstand mit all seiner unvorstellbaren Geschwindigkeit einen besonderen Bestimmungsort zu erreichen versucht, ist das Bewusstsein, dessen Geschwindigkeit weitaus größer ist als die schon immens große Geschwindigkeit des menschlichen Geistes, dort schon gegenwärtig. Die Dynamik des Bewusstseins ist eine ganz besondere Art von hochfrequenter Tätigkeit, die gänzlich verschieden ist von irgendeiner physikalischen Handlung. Genau genommen ist sie die absolute Beendigung jeglicher Handlung. Und das allein ist die Handlungsweise Gottes.

Es mag so aussehen, als würde Gott überhaupt nichts tun. Gott-Sein ist Selbst-Darstellung und Selbst-Versunken, was beispielhaft durch Lord ‘Shiva’ (hinduist. Gottheit) in unseren Puranas (mythologische Erzählungen) und in unserer Tradition dargestellt wird. Ihr werdet schon gemalte Portraits von Lord Shiva gesehen haben, wobei Er mit geschlossenen Augen im ‘Padmasana’ (Lotoshaltung) sitzt, vollkommen in Sich selbst versunken, und scheinbar dem, was sich außerhalb ereignet, vollkommen unbewusst ist. Er wirkt gegenüber jeglicher Art von Betätigung verschlossen und scheint sozusagen alles, was sich in der Welt ereignet, vergessen zu haben; die Wahrheit ist jedoch, dass Shiva auf dem Gipfel der Meditation nicht in die Dunkelheit der Unwissenheit oder in die Abwesenheit von Erkenntnis dessen, was sich im Universum abspielt, versunken ist. Vielmehr handelt es sich hier um die absolute Bewusstheit der Dinge, die fälschlicherweise für die Abwesenheit von Bewusstsein gehalten wird. Die Bhagavad Gita erwartet von uns den Vollzug einer Yoga-Praxis, die uns von einer niederen Art von Betätigung in eine höhere Art hinführt.

Hier ist es nun erforderlich, eine kurze Randbemerkung einzufügen, damit die Bedeutung von Betätigung in ihrer wahren Beschaffenheit und ihrem geeigneten Zusammenhang richtig verstanden wird. ‘Handlung’ ist keine physikalische Bewegung, sodass wir im Aufstieg in höhere Reiche des Geistes, - in die eigentlichen Sphären des spirituellen Lebens -, nicht im Sinne von nutzlosen Individuen untätig werden, sondern, im Gegenteil, zu weit nützlicheren und umfassenderen Individuen heranwachsen, die zu noch größeren Handlungen fähig und mit einer Begabung ausgestattet sind, die noch größere Ergebnisse unter der scheinbaren Abwesenheit physikalischer Bewegungen bewirken und wo die Gedanken sehr intensiv werden.

Geistige Handlung ist wirkliche Handlung; physikalische Handlung als solche ist keine Handlung. Es ist der Verstand, der den physischen Körper zu Bewegungen anregt. Wo der Verstand untätig ist und der Körper dennoch mechanisch, - vom Verstandes-Bewusstsein losgelöst -, arbeitet, verliert eine solche Handlung ihre Bedeutung und wird zur leblosen Handlung. Was das Individuum wirklich bindet oder befreit, ist der Verstand und nicht der Körper. Wenn wir hier (auf Erden) gebunden sind, dann liegt das am Verstand und seiner besonderen Art und Weise zu denken. Befreiung davon beruht auf der jeweiligen Veränderung, die im Denken stattfindet. Der Körper mag unverändert sein, wie er war.

Der ‘Jivanmukta’ (im Körper befreite Seele) hat denselben Körper, den er als Kind mitbrachte, doch innerlich hat er sich verwandelt. Sein Geistorgan hat sich selbst verwandelt und sein Bewusstsein hat einen höheren Grad an Konzentration erreicht. Er hat sich zu einem anderen Wesen entwickelt, obwohl er denselben Körper mit sich herumträgt. Die Bedeutung dieser ganzen Verwicklung steckt ein wenig ausführlicher in dem folgenden Vers:

„Derjenige ist im Yoga gegründet, der weder an Sinnesobjekte noch an Handlungen anhaftet und jeglichem schöpferischen Willensausdruck entsagt hat.“

Das hier benutzte Wort ‘Sannyasa’ wird häufig als eine Lebensweise angesehen, die von der Handlung abgekoppelt ist. Nun, insofern der Verstand in den Vollzug einer Handlung verwickelt ist, haben wir die Vorstellung von ‘Sannyasa’ zu verändern, wenngleich wir versuchsweise annehmen mögen, dass Sannyasa so viel wie ‘Rückzug vom Handeln’ bedeutet. Doch, was ist Handlung?

‘Sarva-Sankalpa-Sannyasa’ (Willens-Entsagung) wird als das entscheidende Merkmal im YOGA angesehen. Der schöpferische Wille oder die Behauptungen des psychologischen Organs mögen, vorsichtig ausgedrückt, als die Ursache unserer Bindung gelten. Die erneute Ausrichtung oder Rückorientierung auf die Quelle des schöpferischen Willens wird zum Mittel der Befreiung.

Wenn Befreiung erreicht ist, wird das Individuum selbst zum Göttlichen Willen. Solange das Individuum jedoch unabhängig handeln will, wird es zur Bindung genötigt. Wenn der Göttliche Wille handelt und von einer Persönlichkeit Besitz ergreift, dann wirkt der befreite Wille.

An dieser Stelle müssen wir einen kurzen Blick auf die Natur des individuellen und des Göttlichen Willens werden, denn ‘SANKALPA’ ist nichts anderes als ‘WILLE’. Es wird uns gesagt, dass ein gewisser Verzicht und die Aufgabe eines solchen Willens zum Zweck der Verankerung im YOGA, d.h. zum Erwerb von ‘YOGA-ARUDHA’, erforderlich ist.

Was ist mit Wille oder ‘SANKALPA’ gemeint? Wir haben keine andere Fessel im Leben als den Willen.

Der große Autor SCHOPENHAUER schrieb ein Meisterstück in drei Bänden mit dem Titel ‘Die Welt als Wille und Idee’, dessen Grundthese die Behauptung in sich trägt, dass es in dieser Welt nichts außer dem Willen gibt. Der Wille ist auf den verschiedenen Bedeutungsstufen einmal Fesselung und ein andermal Befreiung. Der fesselnde Wille ist eine besondere Art von Wille, dem man, um im Yoga fest verankert zu sein, entsagen soll. Der fesselnde Wille ist der erste selbst behauptende Trieb in uns, der auf der Unabhängigkeit des Individuums und einer Isolation der Persönlichkeit besteht, die von den Beziehungen zu anderen abgeschnitten ist. Kurzgefasst kann man sagen, dass es der selbstsüchtige, das individuelle, körperliche, persönliche und lokalisierte Selbst behauptende und damit fesselnde Wille ist. Um wirkliche ‘Sarva-Sankalpa-Sannyasins’ zu werden, werden wir gebeten, diesem Willen zu entsagen.

Das ist die versteckte und wirkliche Bedeutung von ‘Sannyasa’. Der individuelle Wille drängt, fordert und schreit nach Eigenständigkeit und absoluter Unabhängigkeit der Persönlichkeit. Das ‘Ich’ ist die Bedeutung hinter diesem Willen; das ‘Ich’ im individuellen Sinne bindet sich an die körperliche Eingeschlossenheit. Das körperliche ‘Ich’ ist der individuelle Wille. Wir wissen, welch große Liebe wir für diesen Körper haben und welche Bedeutung wir der körperlichen Existenz beimessen. Jeglicher Wert ist im körperlichen Leben versunken. Unsere Freuden sind physischer Natur. Das von uns gelebte Leben ist physisch und alles Objektive, das wir im Leben verfolgen, ist mit der Existenz und Fortdauer des physischen Körpers und seiner Bedürfnisse verbunden. Dies ist die fesselnde Behauptungskraft des individuellen Willens.

Folgende Fragen mögen sich hieraus ergeben: „Wie bindet der Wille? Wie lässt dieser Wille, der die physische Individualität oder die isolierte Persönlichkeit behauptet, Sorgen entstehen?“ Er bindet durch eine stattliche Anzahl von Kümmernissen, und zwar auf Grund der Tatsache, dass die Wahrheit der Dinge verschieden ist von dem, was der individuelle Wille energisch behauptet.

Nur die WAHRHEIT hat Bestand, nichts anderes. Was zu allen Zeiten triumphiert, ist die Wahrheit. Die Unwahrheit muss eines Tages unterliegen. Die Behauptungen des individuellen Willens sind nicht die Wahrheit. Die Wahrheit ist etwas anderes, - etwas, das dem individuellen Willen unmöglich ist zu erfassen oder zu verstehen.

Es gibt eine fehlerhafte Vorstellung von der Wahrheit, und diese Vorstellung wird ‘Avidya’ (Unwissenheit) genannt. Menschen sprechen von dieser Unwissenheit in Form von unterschiedlichen Philosophien. Diese ‘Avidya’ bindet; die Quelle der Gebundenheit ist Unwissenheit. Unwissenheit oder ‘Avidya’ ist nichts anderes, als die Unfähigkeit des individuellen Willens zu verstehen, dass seine Behauptungen nicht die Wahrheit sind. Die Wahrheit ist etwas gänzlich anderes und den Instrumenten, die dem individuellen Willen zu Eigen sind, nicht verfügbar, sodass das Individuum beständig in Sorgen und Kummer versunken ist. Da das Individuum nicht die rechten Mittel zur Annäherung an die Wahrheit, wie sie ist, besitzt, bietet sich sozusagen als Ersatz für das eigentliche Wissen die ‘Unwissenheit’ als der einzig erreichbare und vorstellbare Wert an.

Der Grund, warum der individuelle Wille oder ‘Sankalpa’ bindet, beruht in seiner Loslösung vom Wirklichen, das heißt von dem, was die Wahrheit ist. Die Wahrheit und die Wirklichkeit ist dasselbe. Es ist eine Tatsache, dass die Behauptungen des individuellen Willens aus sich heraus nichts bewirken können, denn nur wo eine Loslösung von der Wahrheit besteht, kann es überhaupt zu einer individuellen Funktion kommen. Die Wahrheit, auf die wir uns hier als etwas, das verschieden von den Behauptungen des individuellen Willens ist, beziehen, ist das Ziel des Lebens. Wahrheit ist ‘Satya’, wie sie die ‘Veden’ (heilige Schriften der Hindus) verkünden, und sie ist das, was sich kraftvoll in jedem Winkel und in jeder Ecke der Schöpfung, - wie auch durch jedes Ereignis, das irgendwo zu irgendeinem Zeitpunkt stattfindet, behauptet. Der individuelle Wille ringt schwer um die Zurückweisung der um Eintritt fordernden Natur dieser Wahrheit, die auf dem Zutritt zu jedem Winkel und jeder Ecke der Schöpfung beharrt.

Dies entspricht letztlich dem Geschehen von der kosmischen Existenz in der ‘Mahabharata’ oder im ‘Ramayana’. Dies ist der Schöpfungsepos, das ‘Devasura-Sangrama’, der Kampf zwischen den ‘Devas’ (Göttern) und den ‘Asuras’ (Dämonen), über den so viel geschrieben worden ist in den Epen der Menschheit. Das Ringen zwischen der Wahrheit und der Unwahrheit; der beständig andauernde Kampf zwischen dem Göttlichen Willen und dem individuellen Willen, wobei der individuelle Wille nicht fortbestehen kann, da er nicht die Wahrheit ist und aus diesem Grunde immer wieder mit Wiedergeburt und einer langen Reihe von Reinkarnationen bestraft wird.

Im Evangelium der Bhagavad Gita lehrt uns Bhagavan Shri Krishna eine Technik, durch die die Wurzeln dieses individuellen Willens durchtrennt werden können.

Dies ist das Yoga der Bhagavad Gita, die Kunst, die Wurzeln der Behauptungen des individuellen Willens oder ‘Sankalpas’ zu durchtrennen, um ein wirklicher ‘YOGA-ARUDHA’ zu werden, was nichts anderes ist, als die Verankerung im Zustand des Göttlichen Willens.

Die Notwendigkeit zur Entsagung der Behauptungen des individuellen Willens entsteht auf Grund ihrer Unversöhnlichkeit mit den Erfordernissen des Göttlichen Willens. Dies kommt in der Bemerkung

‘SARVA-SANKALPA-SANNYASI-YOGARUDHASTADOCHYATE’

zum Ausdruck.

‘SARVA-SANKALPA-SANNYASA’ ist der Verzicht auf die Behauptungen des individuellen Willens. Die Unversöhnlichkeit zwischen den individuellen Behauptungen und den Mustern des Göttlichen Willens ist etwas, was der Wille des Individuums in seiner gegenwärtigen Verfassung nicht recht verstehen kann, da das Reich des Göttlichen und Universellen außerhalb der visionären Reichweite des Individuums zu stehen scheint, woraus sich die Möglichkeit des irregeleiteten Auftrages für das Individuum ergeben und es seine eigene Behauptung fälschlicherweise für die vollständige Wirklichkeit halten kann.

Den Sorgen, die als Konsequenz auf diese individuellen Behauptungen folgt, wird durch solche Mittel versucht vorzubeugen, die für diesen Zweck wirklich ungeeignet sind, was schließlich auch der Grund ist für das Scheitern aller Versuche der Menschheit im Prozess der menschlichen Geschichte, nämlich, Frieden in der Welt zu finden. Unsere Bemühungen sind vielleicht aufrichtiger Natur, doch werden sie missbraucht. Der Mechanismus unserer Anstrengungen ist für den erstrebten Zweck ungeeignet, da die vor uns liegende Aufgabe so gewaltig scheint, dass selbst die höchste Kapazität des menschlichen Individuums, - die Vernunft -, dieses Ideal nicht erreichen kann.

Insofern jede menschliche Bemühung das Ergebnis der Anwendung des eigenen Willens und der Vernunft selbst ist, die vom eigentlichen Zweck weit entfernt ist, muss zwangsläufig das Erreichen des letztendlichen Zieles scheitern. Der von uns erwartete Erfolg tritt nicht ein. Es hat seit undenklichen Zeiten schon immer ein Ringen und eine fortdauernde Bemühung zur Erreichung des Zieles gegeben, das uns deshalb trotzdem nicht näher gekommen ist. Es scheint vielmehr wie der Horizont vor uns zurückzuweichen, der, je mehr wir uns ihm zu nähern glauben, immer weiter zurücktritt.

Das liegt daran, dass der individuelle Wille wegen des Egoismus, - jenem steinharten Gefühl, auf Grund dessen er seine Bemühungen als die einzig wahren und bedeutsamen missversteht -, die Wahrheit nicht fassen kann. Es ist eben diese qualitative Störung in all den Bemühungen des Menschen, die es ihm nicht einmal ermöglicht, auch nur die entferntesten Ausläufer des Göttlichen Zieles zu berühren. Die YOGA-Praxis, wie sie speziell im 6. Kapitel der BHAGAVAD-GITA vorgeschlagen wird, ist eine einzigartige Bemühung. In den verschiedenen Versen dieses Kapitels der GITA werden uns die verschiedenen Stufen praktisch erklärt, auf denen eine innere Veränderung des individuellen Willens zum Zweck der Einstimmung auf die Eingebungen des Göttlichen Willens stattfindet, was letztlich die eigentliche Bedeutung von YOGA ist.

Das YOGA DER BHAGAVAD-GITA, auch YOGA der MEDITATION oder ‘DHYANA’ genannt, ist das innere qualitative Einstimmen der Essenz des Individuums mit der Essenz des Universums, - und zwar nicht nur im Berühren zweier Dinge, auch nicht des menschlichen Geistes mit dem Göttlichen GEIST, so als wären die beiden essenziell verschieden voneinander, sondern als die Vereinigung von Bestimmung und Qualität.

YADA VINIYATAM CHITTAM ATMANY EVA’VATISHTHATE NIHSPRIHAH SARVAKAMEBHYA YUKTA ITY UCHYATE TADA

In diesem Vers ist der versteckte Hinweis auf die, im 6. Kapitel der GITA dargelegte Praxis enthalten. Es geht einfach darum, den Verstand in ‘ATMAN’ (das SELBST) zu fixieren. Das ist YOGA. Die zurückgehaltene Verstandeskraft in die Natur des SELBST einbetten. Diese Einbettung des kontrollierten Verstandes oder Willens in die Unbedingtheit des SELBST ist das wahre YOGA DER BHAGAVADGITA, was allerdings leichter gesagt als getan ist, da es wohl nichts schwierigeres gibt, als die Verstandeskräfte zurückzuhalten, - doch dieses ‘NIYAMANA’ des ‘CHITTA’ ist das Ein und Alles in der YOGA-Praxis. Welcher Art ist nun diese Zurückhaltung, die dem ‘CHITTA’ oder Verstand auferlegt werden soll, damit er im SELBST oder ATMAN verankert sein mag?


Es gibt verschiedene Arten von YOGA, angefangen beim ‘HATHA-YOGA’ (physikal. Übungen), die alle demselben Zweck dienen, - der Kontrolle des Geistorganes. Wer jedoch das Endziel nicht auf jeder Ebene der Bemühungen im Auge behalten kann, der wird wahrscheinlich den entscheidenden Punkt verfehlen und das ersehnte YOGA nicht einmal in mehreren Leben voller Anstrengungen erreichen können.

Auf jedem Schritt und auf jeder Ebene muss das Ziel klar vor dem geistigen Auge erscheinen, denn nur dann wird es möglich sein, das Verstandesorgan in der, für das Ideal des YOGA bestimmten Art und Weise zurückzuhalten. Der Sinn und Zweck für die Kontrolle und Zurückhaltung des Geistorganes, - das ‘NIYAMANA’ des ‘CHITTA’- , besteht in der Harmonisierung seiner Beschaffenheit und Qualität mit der Natur ATMANS, in die sich die Geisteskraft ergießen soll. Dies entspricht der Essenz von YOGA. Es gibt da auf Grund der Neigung des Verstandes, nach außen in die Richtung der, in Raum und Zeit angesiedelten Objekte zu streben, ein grundlegendes Ungleichgewicht zwischen dem ‘CHITTA’ oder Verstand und der Natur des SELBST. Diese Neigung der Verstandeskraft ist das genaue Gegenteil davon, was die Natur des SELBST fordert. Solange das Geistorgan dieser Neigung anheim fällt und sich in seinen Tätigkeiten auf die Sinnesobjekte zubewegt, wird es zu keiner Harmonisierung mit dem SELBST kommen können.

© Divine Life Society

Siehe auch

Literatur

Seminare

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