Vorurteilslosigkeit, Angst und Ängste

Aus Yogawiki

Vorurteilslosigkeit, Angst und Ängste. Man muss realistisch sagen, dass alle Menschen irgendwo Vorurteile haben. Denn man kann nicht in jeder Situation alles wieder von neuem entscheiden. So ist es wichtig zu wissen: Ja, ich habe bestimmte Vorurteile. Zum Beispiel gibt es ja auch positive Vorurteile. Urteile ist ja nicht nur etwas gerichtsmäßiges, sondern es ist eine Entscheidung. Ein Urteil ist auch eine Beurteilung. Es ist etwas, was man für wahr hält.

Vorurteile sind irrtumsbehaftet.

Vorurteile nach denen wir entscheiden

Man hat zum Beispiel das Vorurteil, dass wenn im Sommer die Sonne scheint, es warm ist. Da braucht man nicht rauszugehen. Man zieht sich einfach so an, dass man ins Warme gehen kann. Oder man hat das Vorurteil, dass wenn einer einem zulächelt er typischerweise freundlich ist. Oder man hat das Vorurteil, wenn jemand ein grimmiges Gesicht hat, er vielleicht etwas gegen einen hat. Das sind bestimmte Vorurteile. In vielen Fällen sind diese vorher getroffenen Urteile ja auch durchaus richtig. Aber eben nicht immer. Diese Vorurteile, man könnte sie auch als Algorithmen bezeichnen nach denen wir entscheiden, sind zum Teil energiesparend, das heisst das Unterbewusstsein muss nicht ständig neu überlegen. Man kann auf altes Erfahrungswissen zurückgreifen. Aber es ist eben irrtumsbehaftet. Gerade wenn viel Angst hat, große Ängste hat, dann kann manchmal das Urteilsvermögen stärker in Mitleidenschaft gezogen werden als einem lieb ist.

Vorurteile aus Angst und Ängsten

Zum Beispiel hat man als Kind in einer bestimmten Situation eine bestimmte Erfahrung gemacht. Oder die Eltern haben einem über eine bestimmte Volksgruppe etwas erzählt. Oder man hat etwas erlebt, was unangenehm war. Dann kommt man in eine ähnliche Situation und bekommt sofort wieder dieses komische Gefühl im Magen oder die Kehle schnürt sich zu, der Herzschlag wird stärker. Das sind Vorurteile. Oder man ärgert sich viel zu früh. Menschen haben öfters diese Art von Vorurteilen aus Angst und Ängsten heraus. Wir schreiben gerade das Jahr 2015, ein Jahr, wo sehr viele Flüchtlinge nach Deutschland strömen. Ich habe gerade gelesen, dass in den letzten 40 Tagen 450.000 Menschen nach Deutschland gekommen sind, eine unglaubliche Menge an Menschen. Ich habe auch als ich vorgestern mit dem Zug gefahren bin, habe ich viele Menschen gesehen, die dort geholfen haben. Eine Syrerin und eine Türkin haben mir beim Fahrradtransport geholfen, freundliche Menschen.

Urangst vor etwas Fremden

Aber es gibt eine gewisse Sache, die auch im Menschen drinnen ist, wer fremd ist, da gilt es vorsichtig zu sein. Und so entwickeln sich aus dieser Urangst vor etwas Fremden auch bestimmte Vorurteile. Denn zum Beispiel bei Menschen in der Steinzeit waren die Menschen aus einem anderen Stamm nicht immer nur freundlich. Menschen, die vielleicht wenig zu Essen hatten, sind auch auf Raubzüge gegangen. Man weiß, dass Kriege und Raubzüge nicht eine moderne Erfindung ist, sondern schon vor vielen Jahrtausenden gewesen sind. So hat der Mensch einen Urinstinkt, dass jemand Fremdes etwas Schlimmes sein könnte. Eine gewisse Angst ist da. Hunde und Katzen haben das auch, wenn jemand kommt, denn sie nicht kennen, dann sind sie erstmal vorsichtig. Je nach Geruch oder Gebärdensprache vertragen sie sich entweder schnell oder eben auch nicht.

Evolutionsbiologisch eingebaute Ängste

Und so ist eine gewisse Bewusstheit etwas Wichtiges. Es gilt zu erkennen, dass es evolutionsbiologisch eingebaute Ängste, die durchaus mal Sinn gemacht haben und vielleicht auch noch Sinn machen und die sich auch zu konkreten Vorurteilen verfestigen konnten. Es gibt Vorurteile für bestimmte Menschen, für bestimmte Alter, für bestimmte Berufe, Haarfarbe, Hautfarbe und so weiter. Stell dir nicht vor, dass du frei von Vorurteilen wärst. Wir haben alle Vorurteile und es ist gut, dass wir bestimmte Vorurteile haben. Aber wir sollten von Vorurteilen nicht beherrscht werden. Manchmal gilt es über Vorurteile hinauszuwachsen.

Ich selbst habe ein ganz großes Vorurteil, nämlich das Vorurteil, dass alle Menschen Manifestationen des Göttlichen sind. Und dass die ganze Welt eine Manifestation des Göttlichen ist. Ich muss da nicht ständig darüber nachdenken. Es ist irgendwo tief im Inneren ein Vorurteil. Aber ich habe auch andere und manchmal können die verschiedenen Vorurteile miteinander in Konflikt geraten. Dann heißt es bewusst zu sein. Dann heißt es sich bewusst zu lösen von bestimmten Vorurteilen und tiefere Urteile zu treffen aus dem Hier und Jetzt.

Vollständige Vorurteilslosigkeit ist nicht möglich

Das waren einige Gedanken zum Thema Vorurteilslosigkeit. Eigentlich war es eher ein Vortrag über Vorurteile. Die vollständige Vorurteilslosigkeit ist nicht möglich. Aber Vorurteilslosigkeit könnte man auch sagen, ist die Fähigkeit sich nicht von Vorurteilen beherrschen zu lassen. Es ist natürlich Vorurteile zu haben aber wir brauchen uns nicht davon beherrschen zu lassen. Diese Art von Vorurteilslosigkeit ist sehr wohl erreichbar. Mache dir vielleicht jetzt oder später bewusst, heute oder morgen, welche Vorurteile du hast. Wie viele dieser Vorurteile sind mit Emotionen wie Angst, Ängste oder Ärger oder Depression, Niedergeschlagenheit behaftet? Wie könntest du dich davon befreien? Mindestens befreien von der Herrschaft über die Vorurteile.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

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