Veleda

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Veleda, auch Weleda und Velleda geschrieben, war eine Seherin aus dem germanischen Stamm der Brukterer. Die Brukterer siedelten zwischen mittlerer Ems und oberer Lippe südlich des Teutoburger Waldes, im heutigen Nordrhein-Westfalen. Veleda wird von dem römischen Geschichtsschreiber und Politiker Tacitus als „hochgewachsene Jungfrau“ beschrieben. Sie lebte im 1. Jahrhundert nach Christus. Politische Bedeutung erhielt sie durch ihre Prophezeiung des Sieges der Germanen beim Aufstand gegen die Römer im Jahr 69 n. Chr. unter Führung des Batavers Julius Civilis.

Veleda - Gemälde von Charles Voillemot (1869)

Durch das Eintreffen ihrer Prophezeiung wuchs das Ansehen der Veleda über die Stammesgrenzen hinaus. In den unterschiedlichen Aussagen der Historiker ist nicht ganz klar, ob sie tatsächlich als "germanische Göttin" verehrt wurde. Eindeutig ist, dass Veleda großes Ansehen sowie politischen Einfluss genoss.

Veleda als Beispiel der weisen Frauen der Germanen

Barth schreibt in dem Kapitel „Von den weisen Frauen der Teutschen“: „Das Weib war bei den alten Teutschen hoch geehrt, die Führerin des Hauswesens, Begleiterin in den Krieg, Pflegerin der Verwundeten. (…) Die Hausfrau besorgte den häuslichen Gottesdienst, (…). Ja sie glaubten, dass in den Weibern etwas göttliches, vorhersehendes sei, darum wurde weder ihr Rath verschmäht, noch ihr Wahrspruch unbeachtet gelassen. Überhaupt hatten schon die Alten den höheren religiösen Sinn des weiblichen Geschlechtes wahrgenommen, sie glaubten, Gottesfurcht, der feierliche Dienst, das fromme Gebet, sei von ihnen aus auf die Männer übergegangen. Diese Meinung ist tief aus der weiblichen Natur geschöpft; (…). Auch die Übung der Heilkunst trug dazu bei, welche besonders in den sympathetischen Mitteln etwas überirdisches ahnen ließ. (…), von diesem Gefühl ging auch wohl die Verehrung der Gottheit als Mutter und Pflegerin der Menschen aus, so wie diese religiöse Vorstellung wieder zurückwirken musste auf die höhere Achtung der Frauen und es natürlich machte, dass man der weiblichen Gottheit auch weibliche Priesterinnen gab. Solche Seherinnen waren überall verbreitet, (…).“ (S. 196f.)

Das Leben der Veleda

Veleda - Gemälde von Alexandre Cabanel (1852)

Für die Rekonstruktion des Lebens der Veleda können sich die Historiker hauptsächlich auf eine Quelle stützen: die Überlieferungen des römischen Geschichtsschreibers und Politikers Tacitus. Dieser beschreibt in seiner "Germania" Veleda als einflussreiche Seherin der Germanen. "'Veleda verfügte über große Macht', urteilte Tacitus, sie habe bei vielen Germanen sogar 'als göttliches Wesen' gegolten."

Die "Germania" wird in der Regel auf das Jahr 98 n. Chr. datiert. Allerdings stellt diese Angabe der Forschung zufolge nur einen Zeitpunkt dar, an dem „Germania“ frühestens verfasst worden sein kann.

"Unter allen weisen Frauen ist Veleda die berühmteste geworden, nicht sowohl, weil sie es bei den Teutschen selbst gewesen, als weil sie mit den Römern in merkwürdige Berührung gekommen ist. (…) Es ist unbekannt, wann sie angefangen als Seherin berühmt zu werden, aber im Jahr 70 nach Christo war sie es schon, denn als Civilis [Julius Civilis, A. d. R.] gegen die Römer aufstand, wendete er sich an sie, um das Schicksal des Krieges zu erforschen und sie verkündete den Teutschen Sieg, den Untergang der Legionen. Im Jahr 71 wurde das römische Lager Betera [bzw. Vetera, A. d. R.] (…) erobert, zwei Legionen vertilgt. Da wuchs Veledas Ansehen (das sie also doch vorher schon hatte), und mit anderen Geschenken aus der Beute schickten sie ihr auch den gefangenen Legat Munius Luperkus, der aber auf dem Marsch umgebracht wurde. (…) Als in der Folge die Germanen das Dreiruder-Schiff des römischen Feldherrn Cerialis durch Überfall nahmen, führten sie solches die Lippe hinauf und brachten es der Seherin zum Geschenk." (Barth, S. 210f.)

Veleda prophezeite den Sieg der Germanen über die Römer beim Aufstand der Bataver unter der Führung von Julius Civilis im Jahr 69/70 n. Chr. Dadurch förderte sie nicht nur den Aufstand, laut Tacitus wäre "der römische Staat beinahe niedergeworfen worden". "Veleda hatte die Macht, auf bereits verhandelte Verträge Einfluss zu nehmen, da sie als Schiedsrichterin angerufen wurde (…). Dies impliziert, dass Veleda Vertragsinhalte annehmen oder auch verwerfen konnte – weitreichendste politische Machtbefugnis, in der Tat. (…) Veleda, sagt Tacitus, late imperitahat. Wann immer Tacitus den Begriff imperitare verwendet, bezeichnet er damit wirkliche Herrschaft. Da seine Beispiele bei den Germanen nicht häufig sind, kann man davon ausgehen, dass der Begriff imperitare bei Veleda bewusst gewählt wurde und deshalb auch großes Gewicht hat. Die Seherin herrschte, und zwar late, also über den Stamm hinaus, sie vermittelte bei Vertragsabschluss und garantierte diesen, wenn man auch nicht weiß, auf welche Weise. Das aber bedeutet in der Summe nicht nur religiöse Autorität, sondern – auf dieser aufbauend – auch politische Macht." (Baltrusch, S. 89)

Nachdem die Römer im Bataveraufstand schon große Verluste verzeichnen mussten, überbringen sie den Germanen ein Friedensangebot und bitten Veleda um Fürsprache. „Ihre Antwort kennen wir nicht, aber am Zustandekommen des Friedens war sie [Veleda, A. d. R.] maßgeblich beteiligt. Als Leiterin einer Delegation ging sie nach Rom, um die endgültigen Verträge auszuhandeln. Dort erwies sie sich als eine mit allen Wassern gewaschene Diplomatin: Den Aufständischen ward, wider alle sonstige Gewohnheit, Gnade vor Recht zuteil und der status quo ante, die alten Rechts- und Gebietsverhältnisse, wurde wiederhergestellt.“ (Fischer-Fabian, S. 341) Über die Friedensverhandlungen können allerdings keine genauen Aussagen getroffen werden, denn Tacitus Bericht darüber ist verschollen.

Veleda wurde im Jahr 77 oder 78 n. Chr. – hierzu gibt es unterschiedliche Angaben – von den Römern gefangen genommen oder sie gewährten Veleda Asyl. Dagmar Beate Baltrusch schreibt dazu: "Augenscheinlich aber waren ihre politische Autorität und ihre Macht so groß, dass die Römer sie unmöglich in ihrer Heimat belassen konnten und sie ins Exil bringen mussten, wie jeden anderen männlichen Germanenführer, der zum Ausgangspunkt neuer Aufstandsbewegungen gegen die römische Herrschaft hätte werden können." (S. 91) 1926 wurde bei Ausgrabungen in der alten latinischen Stadt Ardea, wenige Kilometer südlich von Rom, ein Bruchstück einer Marmortafel gefunden. Jahre später stellte sich heraus, dass die Inschrift auf dieser Tafel von einer „hochgewachsenen Jungfrau namens Veleda“ erzählt.

Eine umfangreiche Beschreibung des Lebens von Veleda sowie der zeitgeschichtlichen Situation findet sich im Internet, verfasst von Klaus Vorwald.

Veleda - Germanische Mythologie

Veleda - Gemälde von Jean-Baptiste Camille Corot (1868-70)

"Eine der berühmtesten Wahrsagerinnen der Deutschen, im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung, soll eine edle Jungfrau aus einem Fürstenhause gewesen sein, und den wichtigsten politischen Einfluss auf ihr Volk ausgeübt haben. Nach Rom als Gefangene gebracht, ward sie dort im Triumph aufgeführt, doch sonst von Kaiser Vespasian mit vieler Auszeichnung behandelt. Als sie gestorben war, verehrten die Deutschen sie wie eine Göttin." (Vollmer 1874)

Veleda - Etymologie

In seinem Buch "Über die Druiden der Kelten und die Priester der alten Teutschen" spricht Christian Karl Barth in dem Kapitel "Von den weisen Frauen der Teutschen" auch über die Etymologie des Wortes Veleda.

"Es war einmal Angewöhnung geworden, in den altteutschen persönlichen Namen lediglich allgemeine Sach- und Begriffsbenennungen zu suchen. So soll Weleda kein wahrer Eigenname gewesen sein, sondern eigentlich eine weise Frau bedeuten, Veelweet, die Vielwissende, vom gothischen witan, sehen, wissen, auch verehren, also wörtlich die Alraune. (…) Weleda wäre also die wissende Jungfrau; aber von fela, isländisch, verbergen, die Geheimnisreiche." (S. 214)

Und weise Frauen, sagt Barth, hießen bei den Goten "Alrunen". "Nachdem wir Alrunen als eine gothische Benennung magischer Frauen kennen, so ist es natürlich, die Bedeutung des Wortes in der gothischen Sprache aufzusuchen. Da heißt nun Runa das Geheimnis, die Mysterien, dann auch die Berathung, der Rathschluss (…). Rune heißt zunächst ein in das Geheimnis Eingeweihter, ein Mitwissender (…). All heißt gothisch alles; alls – ganz; allis – gänzlich. Hiernach wäre Alruna die Alles-Wissende. Es kann aber auch Al die übliche Verstärkungssilbe sein, Alraune hieße dann die Vielwissende und den Begriffen, welche man von weisen Frauen hatte, entspricht dieses mehr als die Allwissenheit." (Barth, S. 204f.)

Orte der Veleda

Laut dem Historiker Tacitus lebte Veleda in einem hohen Turm an der Lippe. Dort konnte man Veleda aufsuchen, um sie um ihren Rat zu bitten. Auserwählte Vermittler stellten dabei den Kontakt zwischen Veleda und den Ratsuchenden her. Tacitus schreibt: "Doch von Angesicht die Veleda zu sehen, war nicht gestattet. Man verwehrte es, damit die Ehrfurcht umso größer wäre. Die Prophetin stand auf einem hohen Turme, und ein Auserwählter ihrer Sippe vermittelte Fragen und Antworten wie ein Götterbote." Dieser Turm könnte sich am damaligen Fürstenhof im heutigen Lippstadt, wo Veleda auch geboren worden sein soll, befunden haben. Andere Angaben sagen aus, dass Veleda auf der Homburg („Hummborg“) – rund 1,5 km nordwestlich des heutigen Hamm-Herringen gelegen – gewohnt haben soll. Dazu gibt es auch eine Sage. Des Weiteren wird vermutet, dass Veleda in der Höhenkammer der Externsteine – einem Turm gleichen Fels, weswegen er auch Turmfels genannt wird – gelebt hat. Andererseits wird angenommen, dass Veleda in der Nähe vom Istenberg, bei Meschede im Sauerland, gelebt bzw. Unterschlupf gesucht habe. Dort gibt es eine sogenannte Veleda-Höhle.

Der Sitz der Veleda an den Externsteinen

Etwas abseits von den Hauptfelsen der Externsteine gelegen, einem Kraftort in der Nähe von Horn-Bad Meinberg, der schon in vorchristlicher Zeit astrologischen Beobachtungen diente, befindet sich der sogenannte "Sitz der Veleda". Es wird gesagt, dass Veleda hier ihre Visionen empfangen habe. Hadeswintha Schröer schreibt dazu: "Ganz am Ende der Felsengruppe befindet sich der ehemalige Sitz der germanischen Seherin Veleda, die dort ihre berühmten Prophezeiungen ausgesprochen haben soll. Manchmal zeigt sie sich im Stein, ein schönes, helles Frauengesicht, von dunklen Locken umrahmt ..." Und weiter unten: "Wenn auch die Fachleute nicht alles herausfinden werden, so ist doch eines klar: die Egge-Steren-Steine (die Sternen-Steine an der Egge, wie sie früher hießen) waren schon um zehntausend v. Chr. ein Kraftplatz, an dem Kulte und Rituale zu Ehren der jeweiligen Götter ausgeübt wurden."

Siehe auch

Literatur

  • Dagmar Beate Baltrusch, Und was sagt Thusnelda?, in: Ernst Baltrusch, Morten Hegewisch, Michael Meyer u.a., 2000 Jahre Varusschlacht: Geschichte – Archäologie – Legenden (2012)
  • Christian Karl Barth, Über die Druiden der Kelten und die Priester der alten Teutschen: als Einleitung in die altteutsche Religionslehre (1826)
  • S. Fischer-Fabian, Die ersten Deutschen: Über das rätselhafte Volk der Germanen (2003)
  • Walther Machalett, Die Externsteine. Arbeits- und Mitteilungsblatt eines Forscherkreises für die Vor- und Frühgeschichte der Externsteine im Teutoburger Wald, Heft 1-9 in einem Band (1965–67)
  • Rudolf Simek, Lexikon der Germanischen Mythologie (2006)
  • Wilhelm II Vollmer, Vollständiges Wörterbuch der Mythologie aller Nationen. Eine gedrängte Zusammenstellung des Wissenswürdigsten aus der Fabel- und Götter-Lehre aller Völker der alten und neuen Welt (1836)
  • Wilhelm Vollmer, Dr. Vollmer's Wörterbuch der Mythologie aller Völker (1874; 3. Auflage des Originals von 1836)

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