Gujarati Schrift

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Die Gujarati Schrift (Gujarati: ગુજરાતી લિપિ IAST: gujarātī lipi) dient zur Schreibung des Gujarati, einer nordindischen Sprache, die hauptsächlich im indischen Bundesstaat Gujarat gesprochen wird. Die Gujarati Schrift ist ähnlich aufgebaut wie die Devanagari Schrift. Sie ist eine phonetische Schrift, die den Buchstaben des Sanskrit Alphabets folgt, aber eigene Schriftzeichen entwickelt hat.

Allgemeines zur Gujarati Schrift

Die Gujarati Schrift ist wie die Devanagari und sämtliche anderen indischen Schriften eine Silbenschrift, die auf die sogenannte Brahmi Schrift zurückgeht. Das Alphabet der Gujarati Schrift folgt der streng phonetischen Anordnung der Vokale (Selbstlaute) und Konsonanten (Mitlaute) des Sanskrit Alphabets. Viele Zeichen der Gujarati Schrift ähneln stark denen der Devanagari Schrift, bei denen man die Kopflinie weggelassen hat:

Gujarati Devanagari Transliteration (IAST)
ta
pa
ma
ra
sa

Vokale

Von allen Vokalen (mit Ausnahme von e, ai, o und au) gibt es in der Gujarati Schrift eine kurze und eine lange Variante. In der Aussprache des modernen Gujarati wird ein lang geschriebener Vokal jedoch nur in der letzten Silbe eines Wortes oder im Zusammenhang mit einer Nasalierung lang, anderenfalls stets kurz gesprochen.

Die Länge des Vokals wird in der wissenschaftlichen Transliteration (IAST) durch einen waagerechten Strich über dem Vokal gekennzeichnet. Diese Vokalzeichen werden nur am Wortanfang benutzt. Da (in Sanskritwörtern) die beiden Vokale e und o stets lang gesprochen werden, wird in der Transliteration auf den waagerechten Strich darüber verzichtet.

Vokal Transliteration (IAST) Aussprache Aussprache(varianten) gemäß IPA
a kurz wie in Mann [ə]
ā lang wie in Saal [a], [aː]
i kurz wie in Sinn [i]
ī lang wie in Liebe [i], [iː]
u kurz wie in Ruck [u]
ū lang wie in Blume [u], [uː]
wie in Rutsche (gerolltes r) [ɾu]
e lang wie in See [e], [eː], [ɛ]
ai wie in Hai [ai̯]
o lang wie in Rose [o], [oː], [ɔ]
au wie in Haus [au̯]

Anusvara und Visarga

Nach der Auflistung der Vokale erscheinen im Gujarati Alphabet in Analogie zum Sanskrit Alphabet zwei besondere Laute, die Anusvara und Visarga genannt werden.

Anusvara

Anusvara wird im Gujarati Alphabet als અં (aṁ bzw. aṃ) aufgeführt. Er besteht aus einem Punkt über dem Vokal bzw. Konsonant. Anusvara steht in der Wortmitte für den sogenannten Klassennasal, d.h. die Ausprache des entsprechenden Nasals richtet sich nach der Artikulationsstelle des folgenden Konsonanten. Anusvara signalisiert in der Wortmitte manchmal, in der letzten Silbe eines Wortes jedoch regelmäßig die Nasalierung eines Vokals, der dann stets lang gesprochen wird.

Visarga

Visarga wird im Gujarati Alphabet als અ: (aḥ) aufgeführt. Er besteht wie in der Devanagari aus zwei übereinander stehenden kleinen Punkten (:). Visarga wird nur in Verbindung mit Sanskritwörtern gebraucht und als Hauchlaut h, der dem vorangehenden Vokal folgt, gesprochen.

Das Visarga stellt entsprechend seiner Position im Wort verschiedene Laute dar. Kommt es in der Wortmitte vor, geminiert es den darauffolgenden Konsonanten. Am Wortende steht es für ein raues auslautendes stimmloses h. I

Konsonanten

Auch die Konsonanten folgen der phonetischen Anordnung des Sanskrit Alphabets gemäß der Artikulationsstelle in sogenannte Klassen (Varga).

Konsonant Transliteration (IAST) Aussprache Aussprache(varianten) gemäß IPA
ka wie in span. casa [kə]
kha wie in Kamm oder Back-haus [kʰə]
ga wie in Gasse [gə]
gha wie in Schlag-hand [ɡʱə], [ɣə]
ṅa wie in lang [ŋə]
ca wie in engl. chip [t͡ʃə]
cha wie in Matsch-hose [t͡ʃʰə]
ja wie in engl. gin [d͡ʒə], [zə]
jha wie in engl. hedge-hog [d͡ʒʱə]
ña wie in frz. Champagner [ɲə]
ṭa wie in frz. tasse bzw. Dach (retroflex, d.h. mit zurückgebogener Zunge) [ʈə]
ṭha wie in Tal oder Zucht-hengst (retroflex) [ʈʰə]
ḍa wie in Dach (retroflex) [ɖə], [ɽə]
ḍha wie in engl. mad-house (retroflex) [ɖʱə], [ɽʱə]
ṇa wie in Nacht (retroflex) [ɳə], [ɽ̃ə]
ta wie in frz. tasse [t̪ə]
tha wie in Tal oder Zucht-hengst [t̪ʰə]
da wie in Dach [d̪ə]
dha wie in engl. mad-house [d̪ʱə], [ðə]
na wie in Nacht [n̪ə]
pa wie in frz. parc bzw. Ball [pə]
pha wie in Paul oder Schlapp-hut [pʰə], [fə]
ba wie in Ball [bə]
bha wie in Lob-hudelei [bʱə], [βə]
ma wie in Maus [mə]
ya wie in Jammer [jə]
ra wie in Rast (gerollt) [ɾə]
la wie in Lamm [lə]
va wie in Wasser [ʋə], [və], [wə]
śa wie in Schimmer [ʃə]
ṣa wie in Dorsch (retroflex) [ʂə]
sa wie in engl. sit (stets stimmlos, nicht wie in dt. Sonne) [sə]
ha wie in Hand (stimmhaft) [ɦə]
etwa wie in Lamm (retroflex) [ɭə]

Leicht zu verwechselnde Konsonanten in der Gujarati Schrift

Es gibt ein paar Konsonanten in der Gujarati Schrift, die sich sehr ähnlich sehen und daher leicht verwechselt werden können:

Gujarati vs. Gujarati Transliteration vs. Transliteration
vs. ka vs. pha
vs. kha vs. ba
vs. gha vs. dha
vs. ca vs. ya

Verknüpfung von Konsonant und Vokal

In allen indischen Silbenschriften werden Konsonanten und Vokale nicht getrennt geschrieben, sondern zu einem Silbenzeichen (Akshara) verbunden. In der folgenden Übersicht erscheinen alle Verknüpfungsmöglichkeiten von ક્ (k) mit den einzelnen Vokalen.

Ein kleiner Strich unter dem Konsonant signalisiert in der Gujarati Schrift - gleich dem Virama genannten Zeichen der Devanagari - dass kein Vokal folgt. Fehlt Virama, so wird nach dem Konsonanten ein kurzes, dunkles a (IPA: [ə]) gesprochen: ક્ = k, ક = ka. Alle anderen Vokale werden vermittels entsprechender Zeichen "um den Konsonanten herum" geschrieben, d.h. darüber (કે ke) oder darunter (કુ ku) bzw. nachgestellt (કી ) oder vorangestellt (કિ ki).

Konsonant + Vokal Transliteration Silbenzeichen Transliteration
ક્ + અ k + a ka
ક્ + આ k + ā કા
ક્ + ઇ k + i કિ ki
ક્ + ઈ k + ī કી
ક્ + ઉ k + u કુ ku
ક્ + ઊ k + ū કૂ
ક્ + ઋ k + કૃ kṛ
ક્ + એ k + e કે ke
ક્ + ઐ k + ai કૈ kai
ક્ + ઓ k + o કો ko
ક્ + ઔ k + au કૌ kau

Ligaturen

Treffen zwei oder mehrere Konsonanten aufeinander, so verbinden sie sich auch in der Gujarati Schrift zu einer sogenannten Ligatur. Innerhalb dieser Ligaturen behalten die einzelnen Konsonanten teilweise ihre ursprüngliche Gestalt, in manchen Fällen ergeben sich auch neue graphische Formen. Wörter mit Ligaturen stammen im Gujarati in der Regel aus dem Sanskrit oder dem Englischen. Hier einige Beispiele:

Konsonant + Konsonant Transliteration Ligatur Transliteration
ક્ + ષ k + ṣa ક્ષ kṣa
જ્ + ઞ j + ña જ્ઞ jña
જ્ + ય j + ya જ્ય jya
ત્ + ર t + ra ત્ર tra
દ્ + ભ d + bha દ્ભ dbha
ન્ + ય n + ya ન્ય nya
પ્ + ર p + ra પ્ર pra
ર્ + મ r + ma ર્મ rma
ષ્ + ક + ka ષ્ક ṣka

Die Gujarati Zahlzeichen

In der Gujarati Schrift werden die folgenden Zahlzeichen verwendet:

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9

Weblink

Mit diesem Schriftkonverter lassen sich neben Gujarati und Devanagari auch noch weitere indische Schriften darstellen:

Siehe auch

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