Vasana: Unterschied zwischen den Versionen

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2. '''Vasana''' ([[Sanskrit]]: वासन vāsana ''n.'') Gewand, [[Kleidung|Kleid]]; Kästchen, [[Behälter|Dose]].
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Vasanas - Eindrücke
==Vasanas - Eindrücke==
Das »summum bonum« des Lebens ist das Erlangen der Selbsterkenntnis
Das »summum bonum« des Lebens ist das Erlangen der [[Selbsterkenntnis]]
oder die Erfahrung des einen gleichartigen Selbst.
oder die Erfahrung des einen gleichartigen Selbst.
Ohne die vollkommene Aufgabe der Vasanas kann Selbstverwirklichung
Ohne die vollkommene Aufgabe der Vasanas kann [[Selbstverwirklichung]]
nicht erlangt werden. Auslöschen aller Vasanas ist
nicht erlangt werden. Auslöschen aller Vasanas ist Befreiung.
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Der feinstoffliche Zustand des Verlangens wird ''Vasana'' genannt. Ein verborgener Vasana heißt Kaanksha. Einige Philosophen bezeichnen mit Vasana ein Bestreben oder eine Neigung.
Der feinstoffliche Zustand des Verlangens wird Vasana ge-•
Andere sagen: "Das blinde Hängen an sinnenhaften Gegenständen
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Andere sagen: ),Das blinde Hängen an sinnenhaften Gegenständen
durch intensives Verlangen oder Begehren ohne Überlegung
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oder Nachdenken ist Vasana.«
oder Nachdenken ist Vasana."
Es gibt zwei Arten von Vasanas: die reinen (Subha Vasanas)
Es gibt zwei Arten von Vasanas: die reinen (Subha Vasanas)
und die unreinen (Asubha Vasanas). Die reinen befreien von
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Wiedergeburten, die unremen schaffen Wiedergeburt. Unreine
Wiedergeburten, die unreinen schaffen Wiedergeburt. Unreine
Vasanas lassen die Gedanken umherschweifen und bringen im
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Denkorgan eine Bewegung und ein Verlangen nach Gegenständen
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hervor. Wenn reine Vasanas euch ruhren, werdet ihr bald
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den ewigen Ort des unauslöschlichen Glanzes erreichen. Ebenso
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wie verdorrter Samen nicht mehr wächst, werden reine Vasanas
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und Befreiung ([[Moksha]]) erlangen. Haften aber unreine
Vasanas dem Menschen an . wird er Leid und Sorgen erfahren und
Vasanas dem Menschen an. wird er Leid und Sorgen erfahren und
immer von neuem in die~er Welt wiedergeboren werden.
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Es entsteht das Verlangen, in einen Film zu gehen, ein anderes
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Begehren, Fleisch zu essen, wieder ein anderes, sich einem Menschen
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mit Weisen zusammenzusein, Sannyasins und Mahatmas
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zu dienen oder ein Verlangen, den Armen und Bedürftigen zu
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helfen, dann sind dies reine Vasanas. Barmherzigkeit, Liebe,
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Duldsamkeit, Großzügigkeit, Keuschheit, Wahrhaftigkeit,
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Es gibt drei Arten von unreinen Vasanas: Der Wunsch nach
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Namen und Ruhm, nach Ehren und Achtung, Macht und SteIlung
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stark zu sein, lange zu leben und gut zu essen, um den Körper
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wohlzuerhalten, ist Deha Vasana und bezieht sich auf den Körper.
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Diese sind unreine Vasanas, die den Menschen an Samsara
 
Diese sind unreine Vasanas, die den Menschen an [[Samsara]]
binden und immer von neuem auf die Erde zurückbringen. Bist
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du Sklave oder Opfer eines mächtigen Vasana, wirst du zu diesem
du Sklave oder Opfer eines mächtigen Vasana, wirst du zu diesem
nach unumstößlichen Gesetz.
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Es gibt zwei Samen fUr den Baum des Mentalen. Der eine ist
Es gibt zwei Samen für den Baum des Mentalen. Der eine ist
Vasana, der andere der Strom des Prana. Der Samen bringt einen
Vasana, der andere der Strom des [[Prana]]. Der Samen bringt einen
großen Baum hervor und der Baum erzeugt wieder Samen.
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Auf gleiche Weise entsteht die Schwingung des Prana durch Vasana
Auf gleiche Weise entsteht die Schwingung des Prana durch Vasana
und Vasana wirkt durch die Bewegung des Prana. Wenn
und Vasana wirkt durch die Bewegung des Prana. Wenn
eins von bei den zerstört ist, vergehen beide in Kürze.
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Egoismus ist der erste Titanen-Sohn (Asuric), geboren aus
[[Egoismus]] ist der erste Titanen-Sohn (Asuric), geboren aus
Avidya oder Ajnana (Unwissenheit) . Es gibt auch zwei asurenhafte
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Töchter: Raga und Vasana. Deshalb besteht eine enge Beziehung
Töchter: [[Raga]] und Vasana. Deshalb besteht eine enge Beziehung
zwischen Vasana und Raga (Bindung). Wo Vasana ist,
zwischen Vasana und Raga (Bindung). Wo Vasana ist,
da ist auch Raga. Beide leben zusammen. Mamata (der Gedanke
da ist auch Raga. Beide leben zusammen. Mamata (der Gedanke
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der lebhaftigkeit) stammt von Raga. Wenn Raga und Vasana getötet
werden sollen, muß die Selbstsucht vernichtet werden.
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Wenn Egoismus getötet werden soll, muß A vidya zerstört werden.
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Wenn du zuerst Avidya vernichtest, sterben Raga und Vasana
Wenn du zuerst Avidya vernichtest, sterben Raga und Vasana
von selbst.
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oder latent im Herzen. Sie bringen das Bett der Samskaras
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in Bewegung. Hieraus entsteht die Erinnerung an Freuden.
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Durch diese Erinnerung erwacht das Verlangen, das die Sinne
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Gegenstände in Besitz zu nehmen und sie zu genießen. Dies alles.
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geschieht in einer Sekunde.
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sie bitter. So sind die Vasanas Ursache der sinnlichen Freuden.
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Sie hören auf, wenn du befriedigt bist. Wenn aber Vasana endet,.
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Die Gedanken bringen Bindung oder Freiheit hervor. Ein
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während ein Denken ohne Vasanas Freiheit bringt. Es gibt kein
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Gedankm bist, erwacht die Intuition und du empfängst das
Gedanken bist, erwacht die [[Intuition]] und du empfängst das
Auge der Weisheit. Dann genießt du unbeschreiblichen Frieden.
Auge der [[Weisheit]]. Dann genießt du unbeschreiblichen Frieden.
Das Denken gleicht einem Leinentuch. Färbst du es mit gelber
Das Denken gleicht einem Leinentuch. Färbst du es mit gelber
Farbe, erscheint es gelb; mit roter Farbe rot. Es trägt jede Farbe,
Farbe, erscheint es gelb; mit roter Farbe rot. Es trägt jede Farbe,
die du ihm auflegst. Ebenso nimmt das Denken jede Farbe an,
die du ihm auflegst. Ebenso nimmt das Denken jede Farbe an,
die ihm von den Vasanas dargeboten wird. Satt va hafte Vasanas
die ihm von den Vasanas dargeboten wird. [[Guna|Sattwige]] Vasanas
geben dem Denken eine weiße, rajahafte Vasanas eine rote und
geben dem Denken eine weiße, rajahafte Vasanas eine rote und
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Solange die Gedanken nicht durch Meditation über das Selbst
 
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Solange die Gedanken nicht durch [https://www.yoga-vidya.de/meditation/ Meditation] über das Selbst
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Du mußt wachsam sein, um ihre Gegenwart wahrzunehmen
Du mußt wachsam sein, um ihre Gegenwart wahrzunehmen
und den Weg, durch den sie eintreten.
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Version vom 17. April 2013, 14:59 Uhr

1. Vasana (Sanskrit: वासना vāsanā f.) das Denken an, das Verlangen nach; Wunsch; unbewusster geistiger Eindruck; Vorstellung, Idee; falsche Vorstellung; Parfumierung.


2. Vasana (Sanskrit: वासन vāsana n.) Gewand, Kleid; Kästchen, Dose.

Vasanas - Eindrücke

Das »summum bonum« des Lebens ist das Erlangen der Selbsterkenntnis oder die Erfahrung des einen gleichartigen Selbst. Ohne die vollkommene Aufgabe der Vasanas kann Selbstverwirklichung nicht erlangt werden. Auslöschen aller Vasanas ist Befreiung.

Der feinstoffliche Zustand des Verlangens wird Vasana genannt. Ein verborgener Vasana heißt Kaanksha. Einige Philosophen bezeichnen mit Vasana ein Bestreben oder eine Neigung. Andere sagen: "Das blinde Hängen an sinnenhaften Gegenständen durch intensives Verlangen oder Begehren ohne Überlegung oder Nachdenken ist Vasana." Es gibt zwei Arten von Vasanas: die reinen (Subha Vasanas) und die unreinen (Asubha Vasanas). Die reinen befreien von Wiedergeburten, die unreinen schaffen Wiedergeburt. Unreine Vasanas lassen die Gedanken umherschweifen und bringen im Denkorgan eine Bewegung und ein Verlangen nach Gegenständen hervor. Wenn reine Vasanas euch rühren, werdet ihr bald den ewigen Ort des unauslöschlichen Glanzes erreichen. Ebenso wie verdorrter Samen nicht mehr wächst, werden reine Vasanas keine Wiedergeburten mehr hervorbringen.

Die Vasanas, die in früheren Leben entstanden sind, werden an dir in zukünftigen Geburten hängen. Wenn reine Vasanas dem Menschen anhängen, wird er leicht Selbsterkenntnis (BrahmaJnana) und Befreiung (Moksha) erlangen. Haften aber unreine Vasanas dem Menschen an. wird er Leid und Sorgen erfahren und immer von neuem in dieser Welt wiedergeboren werden. Es entsteht das Verlangen, in einen Film zu gehen, ein anderes Begehren, Fleisch zu essen, wieder ein anderes, sich einem Menschen zu verbinden oder mit unsauberen Mitteln sich des Besitzes eines anderen zu bemächtigen. Dies sind unreine Vasanas. Ärger, Lust, Gier, Stolz, Selbstsucht, Heuchlerei, Täuschung, Eifersucht, Haß sind unreine Vasanas. Erwacht aber das Verlangen, mit Weisen zusammenzusein, Sannyasins und Mahatmas zu dienen oder ein Verlangen, den Armen und Bedürftigen zu helfen, dann sind dies reine Vasanas. Barmherzigkeit, Liebe, Duldsamkeit, Großzügigkeit, Keuschheit, Wahrhaftigkeit, Vergebung und Mut sind reine Vasanas.

Es gibt drei Arten von unreinen Vasanas: Der Wunsch nach Namen und Ruhm, nach Ehren und Achtung, Macht und SteIlung heißt Loka Vasana und bezieht sich auf die Welt. Das Verlangen, ein berühmter Pandit zu werden und mit anderen zu diskutieren, um an erster Stelle zu stehen, ist Shastra Vasana und bezieht sich auf die Shastras. Der Wunsch, schön, gesund und stark zu sein, lange zu leben und gut zu essen, um den Körper wohlzuerhalten, ist Deha Vasana und bezieht sich auf den Körper.

Diese sind unreine Vasanas, die den Menschen an Samsara binden und immer von neuem auf die Erde zurückbringen. Bist du Sklave oder Opfer eines mächtigen Vasana, wirst du zu diesem nach unumstößlichen Gesetz. Es gibt zwei Samen für den Baum des Mentalen. Der eine ist Vasana, der andere der Strom des Prana. Der Samen bringt einen großen Baum hervor und der Baum erzeugt wieder Samen. Auf gleiche Weise entsteht die Schwingung des Prana durch Vasana und Vasana wirkt durch die Bewegung des Prana. Wenn eins von bei den zerstört ist, vergehen beide in Kürze. Egoismus ist der erste Titanen-Sohn (Asuric), geboren aus Avidya oder Ajnana (Unwissenheit) . Es gibt auch zwei asurenhafte Töchter: Raga und Vasana. Deshalb besteht eine enge Beziehung zwischen Vasana und Raga (Bindung). Wo Vasana ist, da ist auch Raga. Beide leben zusammen. Mamata (der Gedanke der lebhaftigkeit) stammt von Raga. Wenn Raga und Vasana getötet werden sollen, muß die Selbstsucht vernichtet werden. Wenn Egoismus getötet werden soll, muß Avidya zerstört werden. Wenn du zuerst Avidya vernichtest, sterben Raga und Vasana von selbst.

Die Vasanas sind sehr feinstofflicher Art

Ebenso wie Keim undBlüte im Samen vorhanden sind, liegen auch die Vasanas schlafend oder latent im Herzen. Sie bringen das Bett der Samskaras in Bewegung. Hieraus entsteht die Erinnerung an Freuden. Durch diese Erinnerung erwacht das Verlangen, das die Sinne zusammen mit ihrem Führer, dem Denkorgan, in Tätigkeit setzt. Der Mensch macht Anstrengungen, um die verlangten Gegenstände in Besitz zu nehmen und sie zu genießen. Dies alles. geschieht in einer Sekunde. Etwas, das in einem Augenblick für euch angenehm und erfreulich ist, bringt in einem anderen Augenblick das Gegenteil dieser Empfindungen hervor, wie jeder in dieser Welt der Gegensätze erfahren kann. Gegenstände, nach denen man sich sehnt, sind erfreulich. Verlangt man nicht nach ihnen, werden sie bitter. So sind die Vasanas Ursache der sinnlichen Freuden. Sie hören auf, wenn du befriedigt bist. Wenn aber Vasana endet, vergeht auch der Gedanke und alles andere wird zerstört. So solltest du die Vasanas, die Feinde des Atma-Jnana oder der Unsterblichkeit vernichten.

Die Gedanken bringen Bindung oder Freiheit hervor. Ein Denken, das mit unreinen Vasanas erfüllt ist, schafft Fesseln, während ein Denken ohne Vasanas Freiheit bringt. Es gibt kein Denken mehr, wenn die Vasanas zerstört sind. Wenn du frei von Gedanken bist, erwacht die Intuition und du empfängst das Auge der Weisheit. Dann genießt du unbeschreiblichen Frieden. Das Denken gleicht einem Leinentuch. Färbst du es mit gelber Farbe, erscheint es gelb; mit roter Farbe rot. Es trägt jede Farbe, die du ihm auflegst. Ebenso nimmt das Denken jede Farbe an, die ihm von den Vasanas dargeboten wird. Sattwige Vasanas geben dem Denken eine weiße, rajahafte Vasanas eine rote und tamasige eine dunkle Farbe. Wie die Vasanas, so das Denken.

Solange die Gedanken nicht durch Meditation über das Selbst zerstört sind, werden dich die Vasanas nicht verlassen. Sie werden dich immer von neuem angreifen. Sie werden einen Guerillakrieg mit dir führen. Manchmal werden sie durch die Vordertür (die Sinnen wege) kommen, manchmal durch die Hintertür (Samskaras) und wieder ein anderes Mal durch die Fenster (Augen).

Du mußt wachsam sein, um ihre Gegenwart wahrzunehmen und den Weg, durch den sie eintreten. Wenn deine Gedanken vollkommen frei sind von unreinen Vasanas, wirst du trotz vieler Hindernisse oder widriger Umstände ausgeglichen sein. Die Gedanken werden ruhig und heiter, wenn die Vasanas ausgerissen sind. Sie vergehen durch Leidenschaftslosigkeit, Unterscheidung, Beherrschung der Sinne und die Frage: ') Wer bin ich. « Ebenso durch Meditation. Die unreinen Vasanas dauern an und leisten Widerstand. Sie verstecken sich in den Ecken des Denkorgans auf geheimnisvolle Weise und ändern ihre Form wie ein Chamäleon. Unter dem Druck von Yogaübungen werden sie eine Zeitlang beherrscht. Wenn deine Meditation aber nicht regelmäßig ausgertihrt wird und deine Aufmerksamkeit abnimmt, werden sie dich wieder - und nun mit verdoppelter Kraft - angreifen. Die Reaktion setzt ein. Du mußt einen scharfen Intellekt haben, um ihre Gegenwart zu bemerken. Diese unreinen weltlichen Vasanas sind durch Genuß in vielen tausend Lebensformen entstanden. Darum haben sie eine große Macht. Nur durch andauernde geistige Übungen wie Japa, Kirtana, Meditation, Sclbsterforschung, Unterscheidung, Enthaltsamkeit, Beherrschung der Gedanken und Atemschulung können sie umkommen. Zu Beginn der geistigen Übungen herrscht Kampf zwischen den reinen und unreinen Vasanas. Die Natur der Gedanken hängt von der Art der Vasanas ab. Entstehen böse Gedanken in dir, dann sind unreine Vasanas in deinem Denken. Sind die reinen Vasanas mächtiger, werden sie den Sieg davontragen oder umgekehrt. Darum muß man bei Beginn alle Anstrengungen darauf richten, die reinen Vasanas mit allen Mitteln zu stärken. Wenn sich Schüler beklagen, daß sie schon jahrelang meditie- 98 ren, ohne gute Konzentration oder Frieden erlangt zu haben, dann haben sie die Vasanas nicht vernichtet, die Feinde von Frie•• den und Meditation sind. Bei einem Sadhaka werden die unrei•• nen Vasanas nur gelegentlich aufsteigen. Sie werden durch die Macht seiner geistigen Übung und seine starke Willenskraft be•• herrscht. Bei einemJivanrnukta sind sie in einem verdorrten Zu•• stand, bei einem Hausvattr sind sie noch in Fülle vorhanden. Bei einem Sadhaka befinden sie sich in einem abgeschwächten oder dünnen Zustand und können keine Verwüstung mehr anrich•• ten. Eine Unterdrückung da Vasanas wird euch keineswegs hel•• fen. Sie müssen insgesamt ausgerottet werden, so wie man die giftigen Zähne der Kobra ausreißen muß. Durch nie ermüdende Anstrengung mÜSSen die unreinen Vasanas in reine umgewandelt werden. Der Strom der unreinen Vasanas muß geändert werden, damit sie im Kanal oder Fluß der reinen weiterfließen. Man kann eine Fülle von reinen Vasanas haben, aber auch diese sind goldene Fesseln. Wie man einen Dorn mit Hilfe eines anderen ausreißt und dann beide fortwirft, so muß man die unreinen Vasanas mit Hilfe der reinen zerstö•• ren. Dann aber sind auch die reinen aufzugeben . Der Wunsch nach Befreiung, die Moksha-Vasanas, müssen einmal vergehen. Erst dann wirst du "Das". Wessen Herz frei ist von allen Vasanas, der ist der glücklichste Mensch in dieser Welt. Er ist ein Jivanmukta. Alle Devas beten ihn an und die Menschen dieser Welt verehren ihn. Prahlada, der Selbsterkenntnis erlangt hatte und durch Samadhi in Brahman versunken war, kehrte bei der Berührung des Gottes Hari durch einen Rest reiner Vasanas in sein körperliches Bewußtsein zurück. ImJivanmukta (dem schon im Leben Befreiten) existieren diese reinen Vasanas wie verdorrte Samenkörner. Sie können keine Wiedergeburten mehr bewirken. So 99 wie Vasanas während des Tiefschlafs in einem Samenzustand bestehen, sind diese reinen Vasanas, verbunden mit dem sattvahaften Jnana reiner Meditation über das Selbst, weiter im J ivanmukta vorhanden. Ein Rest bleibt latent im Herzen zurück , solange der Körper besteht. Allmählich schwinden die reinen Vasanas, mit denen der Befreite die Gegenstände dieser Welt wahrnimmt. Durch rechte Fragen und Unterscheidung solltest du dich von den Gegenständen absondern. Ohne diese gibt es kein »Ich« und in Abwesenheit des »Ichs(, keine Gegenstände. Sei mit voller Gewißheit überzeugt, daß das »Ich« nicht zu den Objekten und diese nicht zum »leh« gehören. Identifiziere dich mit dem unendlichen Selbst - Satchitananda Brahman- und gib die Last des Körpers auf. Wenn du körperlos (Videha) geworden bist, vergehen alle Vasanas. In Brahman oder dem Selbst gibt es keine VasJnJs. Das Selbst ist immer rein, ohne Geschlecht, ohne Leidenschaft, ohne Körper und Gedanken. Auch ohne Sinne und ohne Prana. Durch immerwährende Meditation über diesen 13rahman vergehen alle Vasanas. Unreinheit kann vor Reinheit nicht bestehen. Das Positive besiegt das Negative. Das ist das unveränderliche Gesetz der Natur. Töte dieses Denkorgan durch Zerstören der Vasanas und bleibe unbeweglich auf Satchitananda Brahman konzentriert. Erlange und genieße den unsterblichen Brahma höchsten Friedens, nie endender Freude und ewiger Glückseligkeit. Von allen Werkstätten der Welt ist der Körper die wunderbarste. Denn er ist die Werkstatt Gottes und nicht von Menschen gemacht. In dieser erstaunlichsten Werkstatt werden Vasanas in Wünsche verwandelt, werden unreine Vasanas zerstört, reine bewirkt und Gedanken erzeugt. Am Ende wird der kostbarste 100 Artikel (Vastu) von unbaechel1barem Wert, die »Butter« der Brahma-Erkenntnis Ol1al1a), gewonnen. Es ist schwer, die Vasana~ zu zerstören. Eher kann der Sumuru-Berg entwurzelt werden. Ein Mensch von dynamischer Be-stimmtheit und eisernem Willen aber kann sie im Augenblick ausreißen. Die Vasanas üben einen ungeheuren Einfluß auf die Gedanken des Menschen aus. Sie überwältigen ihn und machen ihn zu ei-nem hilflosen Opfer und Sklaven. Sie sind stärkere Rauschmit-tel als Likör und Opium, deren Wirkung nur einige Stunden anhält, während die Wirkung der Vasanas zahllose Jahre dauert. Sie werden vun Geburt zu Geburt getragen und bleiben solange bestehen, bis Selbsterkenntnis gewonnen ist. Unter dem Einfluß der Vasanas läuft man in der Welt wie ein Betrunkener umher. Man kann nicht zwischen dem Wirklichen und Unwirklichen unterscheiden. Das Verständnis ist beschat•ter und man sehnt sich wahllos nach sinnlichen Gegenständen . Der Melisch vergißt alle Folgen unter dem übermächtigen Ein-fluß der Vasanas. Er hat keine Erinnerung, sondern wiederholt schamlos die gleichen sinnlichen Handlungen. Im Griff der Va•• sanas kann der Intellekt nicht richtig arbeiten. Die Vasanas werden dick oder dicht, wenn man die sinnlichen Vergnügungen wiederholt, das heißt, sie werden immer stär•• ker. Dadurch nimmt die Täuschung und Verblendung zu. Wer den Vasanas unterworfen und von ihnen irregeführt: wird, begeht unreine Handlungen, ist selbstsüchtig und stolz. Schlechte Entschlüsse wachsen in seinem Kopf; sinnliche Ver-• gniigungen sind sein einziges Lebensziel. Solche Menschen su-• ehen mit unlauteren Mitteln reich zu werden, um ihre Sinnlichkeit zu befriedigen, und sind in einem Netz zahlloser Hoffnun-• gen und Erwartungen verstrickt. Geld ist ihr einziger Gott. Sie 101 sind gierig und reizbar. Sie neigen zu Heuchelei, Ärger, Betrug lind Unehrlichkeit lind suchen Anerkennung in der Welt. Niemand aber kann der Welt gefallen. Einige werden di ch loben, andere verurteilen. Niemals wirst du die Münder der vielzüngigen Welt schließen. Darum solltest du ausgeglichen und über Anerkennung wie Kritik erhaben sein. Du solltest Lob der Welt wie den Dünger eines Schweines ansehen. Nur wenn du den Zustand des Nirvana erlangt hast. wirst du wirklich voller Frieden und Freude sein. Die Menschen reden Böses selbst über die Gottheiten. Wenn sie dies tun, was kann dann von ihrer Behandlung eines gewöhnlichen Menschen erwartet werden. Ein Weißer lehnt einen Schwarzen ab und umgekehrt. Ein Protestant mag keinen Katholiken und umgekehrt. Dem Menschen ist das Bestreben eingeboren, seinen eigenen Geburtsort. sein eigenes Land, seine Familie. Verwandten, Religion lind Sprache zu loben und die anderen zu kritisieren. Dies ist eine Engstirnigkeit, die Unwissenheit entstammt. Wenn sich das Herz des Menschen durch geistige Entwicklung ausweitet, wenn er Selbsterkenntnis gewinnt. dann werden diese bösen Vasanas vergehen. Auch wenn ein Mensch sicht, wie beklagenswert und elend sein Zustand durch die Vasanas wird, versucht er doch nicht, diese zu zerstören. Er hängt an ihnen wie ein Blutegel und glaubt sich dank der Täuschung, die von den Vasanas geschaffen wird. stets auf dem rechten Pfad. Obgleich t:r im Körper eines menschlichen Wesens lebt, vollbringt er Handlungen eines vierbeinigen Geschöpfes. Zu genaues Studium heiliger Bücher ist auch ein unreiner Vasana. Denn Atma und Gott ist gewiß nicht in Büchern zu finden . Man muß einen praktischen geistigen Weg gehen . Das Leben ist kurz, die religiösen Bücher sind endlos lang. Man sollte das Wesentliche aus ihnen herausnehmen und sich anpassen. Wenn man Atma vcrwirklicht hat, könncn die Veden nicht mehr von Nut- 102 zen sein. Man kann sie aber jahrzehntelang und durch viele Ge•• burten hindurch studieren, ohne Atma zu erlangen. Einst kam Pandit Durvasa mit einem Stapel religiöser Bücher zum Gott Shiva. Narrada erzählte ihm die Parabel des Esels: So wie ein Esel, der ein Bündel Sandelholz trägt, sich nur dieser Last bewußt ist, nicht aber des süßen Geruchs, so trägt der Bü•cherwurm- Pandit das Bücherbündel wie eine Last, kennt aber nic.ht ihren wahren Inhalt, obwohl er sie alle studiert hat. Da gingen Darvana die Augen auf und er warfalle Bücher ins Meer. Gott Shiva gab ihm nun die Einweihung in die Mysterien der Selbsterkenntnis. Lernstolz ist ein unreiner Vasana, der dem Erlangen der Er•kenntnis im Wege steht. Er versteift die Selbstsucht und ver•dichtet den Schleier der Unwissenheit. Die sexuellen Vasanas sind mächtiger als alle anderen. Darum muß man alle Anstrengungen machen, um sie und zuerst das Geschlechtsorgan zu beruhigen. D;:s Tragen von Blumengirlanden, das Benutzen von Wohl•gerüchen für das Haar und Salben für das Gesicht, Ringe auf den Fingern und anderes mehr sind Vasanas, die sich auf den Körper beziehen.


Worte von Swami Sivananda

Vasanas sind subtile Begierden; sie sind von Natur aus grausam. Manche Philosophen definieren Vasanas als Neigungen oder Veranlagungen. Andere sagen, dass sie blindes Anhängen an Sinnesobjekte sind, hervorgerufen durch intensives Verlangen oder Begehren, ohne Überlegung oder Denken.

Es gibt zwei Arten von vasanas - die reinen und die unreinen. Reine vasanas befreien einen von der Wiedergeburt. Unreine vasanas veranlassen den Geist zu schwanken, indem sie Aufregung im Geist und Neigungen für Objekte erzeugen. Wenn euch reine vasanas leiten, werdet ihr schon bald den unsterblichen Sitz unbeschreiblicher Pracht erreichen. Die vasanas, die von euch in vergangenen Leben erzeugt wurden, werden euch in späteren Leben anhaften. Aber wenn reine vasanas an euch haften, werdet ihr ganz leicht Wissen über das Selbst erlangen, durch welches ihr Befreiung erlangen werdet. Wenn euch die unreinen vasanas anhaften, werdet ihr Schmerzen und Sorgen erfahren; ihr werdet in diese Welt wiedergeboren werden, wieder und wieder.

Der Geist ist die Ursache für Sklaverei und Freiheit. Ein Geist, gefüllt mit unreinen vasanas, führt zur Sklaverei, wohingegen ein Geist, der an vasanas verarmt ist, zur Freiheit tendiert. Wenn der Geist durch die Zerstörung der vasanas zum Nicht-Geist wird, werdet ihr unbekümmert. Wenn ihr unbekümmert werdet, dämmert die Intuition und ihr werdet mit dem Auge der Weisheit ausgestattet sein. Ihr werdet euch unbeschreiblichen Friedens erfreuen.


Siehe auch