Stolz: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 11. Mai 2013, 10:26 Uhr

Moralischer und intellektueller Stolz als Hindernisse für die Meditation

Swami Sivananda erwähnt in seinem Buch „Konzentration und Meditation“ moralischen und intellektuellen Stolz als Hindernisse für die Meditation:

Bisweilen ist ein Schüler, der einige geistige Erfahrung oder übernatürliche Kräfte (siddhis) erlangt hat, von Eitelkeit und Stolz geschwollen. Er überschätzt seine Verdienste und sondert sich von den anderen ab, auf die er mit Mißachtung herabblickt. Hat er wirkliche Verdienste erworben, einen opferfreudigen Geist, Selbstaufgabe oder Keuschheit, dann wird er zu sich sagen: »Seit zwölf Jahren übe ich unaufhaltsam Entsagung(akhanda brahmacharin). Wer ist so rein wie ich? Seit vier Jahren habe ich von Blättern und Erbsen gelebt. Zehn Jahre habe ich in einem Ashram gedient. Niemand hat gedient wie ich!« Wie die Menschen der Welt sich mit ihrem Reichtum brüsten, sind Schüler und sadhus bisweilen einge- bildet auf ihre moralischen Tugenden. Auch diese Art von Stolz bildet ein schweres Hindernis auf dem Pfad zur Selbstverwirklichung und muß vollkommen ausgerottet werden. Solange der Mensch sich brüstet, bleibt er die kleine, unbedeutende Verkörperung einer Seele, die die Gottheit nicht zu erkennen vermag.

Überwindung von Stolz

Auszüge aus dem Buch „Samadhi Yoga“ von Swami Sivananda

Stolz ist eine der gefährlichsten Schwächen des Menschen. Er bringt ihn zu Fall. Stolz ist Unwissenheit. Eine handvoll Verdienst, Reichtum, Schönheit, Kraft oder Intelligenz machen Menschen schon betrunken. Stolz sitzt auch sehr tief. Er muss gründlich durch das Entwickeln von Demut und durch Vichara an der Wurzel ausgerissen werden.

Stolz über Lernerfolge - eine Form von Sastra Vasana - ist eine völlig unreine Vasana. Sie ist ein Hindernis auf dem Weg zum Wissen. Sie verhärtet den Egosimus und lässt den Schleier der Unwissenheit dichter werden. Svetaketu (der Sohn von Uddalaka), war vor Stolz über sein angelesenes Wissen ganz aufgeblasen. Er benahm sich selbst seinem Vater gegenüber unfreundlich. Uddalaka brachte seinen Sohn auf den Boden zurück indem er ihm eine Frage stellte: „Oh Svetaku, hast Du jene höchste Wissenschaft erlernt, in Kenntnis derer man Alles weiß?“ Die Antwort war nein. Schließlich unterrichtet Uddalaka ihn in der höchsten Wissenschaft, dem „Brahma Vidya“ der „Wissenschaft vom Selbst“.

Es ist leicht, einen Menschen zu unterrichten, der nichts weiß. Und es ist noch einfacher, einen Menschen zu unterrichten, der eine demütige, aufnahmebereite Haltung einnimmt, und danach strebt, Wissen und Weisheit zu erwerben. Es ist jedoch äußerst schwierig einen kleinkarierten Menschen zu instruieren, der vor Stolz über sein geringes Wissen aufgebläht ist, zu sehr von sich eingenommen ist und eitel meint: „Ich weiß Alles“. Selbst Brahman kann einem derart arroganten Menschen in seiner grenzenlosen Eitelkeit kein Wissen schenken. Man sieht bei Anderen jeden Fehler, kehrt aber selten vor der eigenen Haustüre. Man glaubt eitel, in allem perfekt zu sein. Man glaubt, der Andere ist ein Idiot, der keine Ahnung hat während man selber weise wie Salomon oder Sokrates ist. Das geschieht aus Unwissenheit.

Sprich keine Worte, die darauf abzielen, dich selbst zu glorifizieren

Vergiss auf der Stelle, was schlecht war. Doch vergiss das Gute nicht, was dir durch Andere zuteil wurde. Es gibt keine Buße für den undankbaren Menschen. Vergiss deine guten Eigenschaften. Vergiss die schlechten Züge der Anderen. Vergiss die Feindseligkeit derer, die dir abgeneigt sind. Vergiss deine guten Taten für Andere. Sena war seiner Kaste nach ein einfacher Friseur und doch war er ein Heiliger. Er war ein Schüler von Sri Ramananda, einem Vaishnaviten-Priester mit sehr liberalen Anschauungen und einem weiten Herzen. In Gottes Augen existiert kein Unterschied zwischen Kasten oder Hautfarben. In den Augen eines wahrhaft Suchenden schmelzen diese Unterschiede ebenso dahin. Es ist sehr schwer vorauszusehen, wann und auf wen die Gnade Gottes niederkehrt. Schwache und Arme liebt Gott sehr. Stolze und reiche Menschen sind sehr weit entfernt von Gott, weil sie trunken sind von Reichtum, ihrer sozialen Stellung oder ihrer Bildung.

Selbst wenn Du schon ein fortgeschrittener Schüler auf dem spirituellen Pfad bist, sage Dir in Gedanken, dass Du nur ein Anfänger bist, der gerade erst eingeweiht wurde. Dann kann sich kein spiritueller Stolz einschleichen. Übe Sadhana nun mit dem gleichen Eifer, der gleichen Achtsamkeit und Freude wie damals, als Du diesen Weg begannst. Der Grad deines Erfolgs steht im Verhältnis zum Grad deines Sadhana und der Aufrichtigkeit deiner Intention.

Raja Bhagiratha verzichtete auf sein Hoheitsgebiet zu Gunsten seines Feindes und ging von Tür zu Tür, um bei seinen ehemaligen Ministern um Almosen zu bitten. Das ist wirklich ein gutes Training, um sich zu stärken und um den eigenen Stolz und die Selbstverliebtheit zu vernichten. Swami Vivekanandahielt auch einmal einen Bahnhofsvorsteher, der ihn für Sannyasa aufgesucht hatte, dazu an, an den Haustüren seiner Unterworfenen Almosen entgegenzunehmen. Der Bahnhofsvorsteher folgte den Anweisungen des Swamiji bedingungslos. Der Swamiji nahm daraufhin den Bahnhofsvorsteher als Schüler zu sich und gewährte ihm Sannyasa.

Sobald Du von Verlangen, Selbstsucht, Selbstverliebtheit und Stolz befreit bist, wirst Du hoch in die Gefilde der Freude und des Friedens aufsteigen. Erwache. Wasche deine Füße vom Schlamm. Steh auf. Beuge dich nicht in Scham und Angst. Zerstöre die Vasanas und steige aus diesem Käfig des Fleisches mutig wie ein Löwe heraus. Dann wird man dich einen wahrhaften Bahadur nennen. Leere Titel und Ehrungen sind wertlos. Blas dich nicht mit diesen falschen Dingen auf. Es gibt kein strahlenderes Licht als das Wissen vom Selbst (Jnana Surya), um die geistige Dunkelheit der Unwissenheit (Avidya) zu beenden.

Siehe auch