Sarvadharma

Aus Yogawiki

Sarvadharma, Sanskrit सर्वधर्मन् sarvadharman m. Rechtschaffenheit in allen Lebenssituationen. Sarva heißt "alles". Dharma heißt Rechtschaffenheit, Gesetz, Regelwerk, Pflicht, Aufgabe. Sarvadharma ist die Gesamtheit aller Aufgaben, ist die Gesamtheit einer Lebensregel sowie die Gesamtheit der Gesetze einer Kultur.

Sarvadharma in der Bhagavad Gita

In der Bhagavad Gita, 18.66, steht:

sarvadharmān parityajya
māmekaṃ śaraṇaṃ vraja
ahaṃ tvāṃ sarvapāpebhyo
mokṣayiṣyāmi mā śucaḥ
sarva-dharman parityajya
mam ekam saranam vraja
aham tvam sarva-papebhyo
mokshayishyami ma sucah

Gib alle Vorstellungen von Dharma auf und suche Zuflucht nur bei Mir alleine: Ich werde dich von allen Papas (Sünden) befreien; sorge dich nicht.

Hier wird Sarvadharma übersetzt als "alle Vorstellungen von Pflicht".

Sukadev Bretz kommentiert diesen Vers wie folgt:

Dieser Vers wird in den Yoga Vidya Ashrams jeden Morgen und jeden Abend am Ende des Arati, der Lichtzeremonie, rezitiert.

Dharma heißt Pflicht, Aufgaben.

Papas sind “Sünden”, Fehler, unkorrektes Verhalten. Der Begriff “papa” ist nicht gleich zu setzen mit dem christlichen Verständnis von “Sünde”. „Von papa befreit“ bedeutet vielmehr, wenn wir all diese Kriterien, die uns die Bhagavad Gita und andere Schriften für ethisches Handeln geben, beachten, und alles Gott darbringen, brauchen wir kein schlechtes Gewissen zu haben. Hier ist es vor allem konkret in dem Sinn gemeint, dass man papa begeht, wenn man seine Pflicht nicht richtig erfüllt. Dadurch erwächst schlechtes Karma.

Es war ja der Ausgangspunkt und Arjunas Anfangssorge, dass er sich in jedem Fall schlechtes Karma auflädt. Wenn er kämpft, tötet er seine Verwandten und Stiefgeschwister auf der Gegenseite. Wenn er nicht kämpft, verletzt er sein Berufsethos als Krieger und seine Pflicht den Bürgern gegenüber, die unter der Willkürherrschaft Duryodhanas leiden.

Im 63. Vers überlässt Krishna Arjuna die Entscheidung aus einem Jnana Yoga Standpunkt heraus: „Nachdem du all das abgewogen hast, entscheide dich.“

Hier erweitert er diese Entscheidungskritieren um den Bhakti Yoga Standpunkt: „Nimm deine Unterscheidungskraft und berücksichtige all die Kriterien, die Ich dir gegeben habe und anschließend bringe alles Gott dar.“

Häufig wissen wir trotz sorgfältigem Abwägen nicht, was wirklich das Richtige und was nicht das Richtige ist. Wenn wir dann in menschlicher Bescheidenheit alles Gott darbringen, mit der Einstellung, “Ich bin Dein Diener”, “Mögest Du durch mich handeln”, machen wir nichts falsch.


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