Hermann Hesse

Aus Yogawiki

Hermann Hesse, 1877-1962, Nobelpreisträger, war einer der bedeutendsten deutschsprachigen Schriftsteller und Dichter. Hermann Hesse hatte große Bedeutung für die Verbreitung von Yoga in Deutschland, Europa und Amerika. In einem wichtigen Teil seiner literarischen Werke nahm Hermann Hesse auf Yoga und Buddhismus Bezug. So spielte und spielt er eine große Rolle in der Vermittlung indischen Gedankenguts und Yoga.

Hermann Hesse, Lebensreformbewegung und Theosophie

1907 kam Hermann Hesse in den Schweizer Ort Ascona am Lago Maggiore. Dort kam er in Kontakt mit den Theosophen. Er blieb eine Weile in Kontakt mit Monte Verita, einem Zentrum der Lebensreformbewegung und damit des alternativen Lebensstils: Vegetarische Landkommune, Begegnungs- und Selbstfindungsstätte für Nudisten, Vegetariern, Asketen, Lebensreformern, Abstinenzlern und Weltverbesserern aus aller Welt. Hermann Hesse ließ seine Erfahrungen in diesem Lebensreformzentrum in seine Erzählung „Der Weltverbesserer“ und in den Roman „Demian“ einfließen.

Hermann Hesse und Yoga

Hermann Hesse setzte sich in der Folgezeit weiter gründlich mit Yoga auseinander. Und er schrieb im Jahr 1923, dass er „dem indischen Weg treu“ blieb, obwohl er diesen „nicht für besser als den christlichen“ hielt. (Hermann Hesse: Mein Glaube, S. 93).

Er blieb dem indischen Weg treu, „auch weil die Inder weit bessere, praktischere, klügere und tiefere Formen des Wahrheitssuchens, mit Hilfe der Yogamethoden wissen“. Und: „Ich habe das geistige Indertum ganz ebenso von Kindheit auf eingeatmet und miterlebt wie das Christentum.“ Hesse nimmt dabei insbesondere Bezug auf die Upanishaden, die Bhagavad Gita und die Reden des Buddha. (Hermann Hesse: Mein Glaube)

1924 schrieb Hermann Hesse in einem Brief: Die früheren Anhänger der Theosophie „vertieften sich in die östlichen Quellen und fanden diese so tief, kühl und schmackhaft, dass sie jene daraus abgeleiteten Verdünnungen nicht mehr schätzen konnten“ (Volker Michels, Materialien zu Herann Hesses Siddhartha, Band 1, S. 191).

1932 verfasste Hermann Hesse den Text: „Ein Stückchen Theologie“. Darin bezieht er sich direkt auf Yoga. Er beschreibt, wie der von Angst und Gier beherrschte Mensch sich nach Erlösng sehne. Hermann Hesse schreibt:

Mittel und Weg dazu ist Yoga, die Erziehung zur Beherrschung der Triebe. Einerlei ob Yoga als ganz materielle oder mechanische Bußübung betrieben wird oder als höchster geistiger Sport: Stets bedeutet es: Erzeiung zur Verachtung der Schein- und Sinnenwelt, Besinnung auf den Geist, den Atman, der uns innewohnt und der eins ist mit dem Weltgeist. Erst indem Yoga der Gnade weicht, indem er als Zweckstreben, als Beflissenheit, als Gier und Hunger erkannt wird, indem der aus dem Traum des Scheinlebens Erwachende sich als ewig und unzerstörbar, als Geist vom Geiste, als Atman erkennt, wird er unbeteiligter Zuschauer des Lebens, kann er beliebig tun oder nicht tun, genießen oder entbehren, ohne dass sein Ich mehr davon berührt hat“. Hesse: Gesammelte Werke in 12 Bänden, 10. Band, S. 70

Aus diesem Abschnitt kann man erkennen, dass Hermann Hesse Yoga sehr tief ergründet hat. Es ist anzunehmen, dass er sowohl Upanishaden, Bhagavad Gita, Yoga Sutra im Original kannte als auch dass er theosophische Werke und zeitgenössische Yoga Literatur kannte.

Die Yoga Praxis von Hermann Hesse

1950 schreibt Hermann Hesse nochmals über Yoga:

In Indien glaubt niemand daran, dass Meditation ohne Guru, ohne persönlichen Lehrer, erlernbar sein. Vermutlich glaubt auch niemand daran, dass ein Abendländer über die untersten Stufen des Yoga hinauskommen werde. … Ich selbst habe weder einen Guru gehabt noch bin ich auf höhere Stufen gelangt. Aber die Erfahrung habe ich machen können, dass die größte äußere Mithilfe zur Erreichung eines Zustandes der Konzentration und innerer Ruhe in der Tat in den Atemübungen besteht" (Hesse: Mein Glaube, S. 114 f.)

So kann man davon ausgehen, dass Hermann Hesse regelmäßig Meditation und Pranayama geübt hat.

Das Leben von Hermann Hesse - Chronologisch

  • 1877 2. Juli: Hermann Hesse wird als Sohn des pietistischen Missionars Johannes Hesse und dessen Frau Marie (geb. Gundert) in Calw geboren.
  • 1891 Hermann Hesse wird als Stipendiat in das evangelische Klosterseminar Maulbronn aufgenommen. Sieben Monate später flieht er, weil er nach eigenen Angaben "entweder Dichter oder gar nichts werden" will.
  • 1893 Kurz nach dem Bestehen des Einjährigen-Examens (Mittlere Reife) verläßt Hermann Hesse das Cannstatter Gymnasium.
  • 1895 Hermann Hesse schließt eine Lehre als Turmuhrenmechaniker ab und beginnt eine zweite als Buchhändler in Tübingen.
Erste literarische Arbeiten entstehen.
  • 1898 Hermann Hesses erste Lyriksammlung "Romantische Lieder" erscheint.
  • 1899 Hermann Hesse veröffentlicht Prosastücke unter dem Titel "Eine Stunde hinter Mitternacht".
  • 1899-1903 Hermann Hesse arbeitet als Buchhändler und Antiquar in Basel.
  • 1904 Der literarische Durchbruch gelingt Hermann Hesse mit dem zivilisationskritischen Entwicklungsroman "Peter Camenzind".
  • Hermann Hesse heiratet die Basler Photographin Maria Bernoulli. Aus der Ehe gehen drei Söhne hervor.
  • 1904-1912 Hermann Hesse lebt als freier Schriftsteller mit seiner Familie in einem Bauernhaus in Gaienhofen am Bodensee.

* 1906 In der Erzählung "Unterm Rad" verarbeitet Hermann Hesse eigene Schulerfahrungen und Jugendkrisen.

  • 1907-1912 Zusammen mit Albert Langen (1869-1909), Ludwig Thoma (1867-1921) u. a. gibt Hesse die linksliberale Zeitschrift "März" heraus. Er betreut den belletristischen Teil.
  • 1911 Hermann Hesse bereist mehrere Monate mit dem Maler Hans Sturzenegger (1875-1943) Ceylon (Sri Lanka), Singapur und Sumatra, die Wirkungsstätten seines in der Mission tätigen Vaters wie seines Großvaters. Seine Hoffnung auf spirituell-religiöse Inspiration erfüllt diese Reise nach eigener Aussage nicht, dennoch wirkt sie auf sein weiteres literarisches Werk.
  • 1912 Übersiedlung mit der Familie nach Bern.
  • 1914 Bei Beginn des Ersten Weltkriegs meldet Hermann Hesse sich freiwillig zum Militärdienst für das Deutsche Reich. Er wird jedoch aufgrund seiner hochgradigen Kurzsichtigkeit für "felddienstuntauglich" erklärt. Daraufhin arbeitet er in der Kriegsgefangenenfürsorge. Unter dem Eindruck dieser Tätigkeit spricht er sich öffentlich gegen patriotische Kriegsdichtung aus und wird deshalb von rechtsstehenden Publizisten zum Vaterlandsverräter erklärt. Daraufhin reift bei Hermann Hesse der Entschluß heran, sich um die schweizerische Staatsbürgerschaft zu bemühen.
  • ab 1916 Der Tod seines Vaters, eine schwere Erkrankung seines Sohnes Martin, die ausbrechende Schizophrenie seiner Ehefrau und nicht zuletzt die Enttäuschung über das politische Versagen vieler Künstler und Intellektueller angesichts des Kriegs führen Hermann Hesse in eine tiefe Krise. Er unterzieht sich daraufhin einer Psychoanalyse bei einem Schüler von Carl Gustav Jung (1875-1961). Diese Erfahrungen fließen in den Roman "Demian" (1919) ein.
Erste malerische Arbeiten entstehen.
  • ab 1919 Hermann Hesse übersiedelt ohne seine Familie nach Montagnola im Tessin, wo er den Rest seines Lebens verbringt.
In zahlreichen Publikationen und in Antworten auf Leserbriefe wendet sich Hermann Hesse an die deutsche Jugend in der Hoffnung, Deutschland geistig zu erneuern und einen weiteren Krieg zu verhindern.
  • 1922 Der Roman "Siddharta" erscheint.
  • 1923 Hermann Hesse erhält die schweizerische Staatsbürgerschaft.
Scheidung von seiner Frau.
  • 1931 Heirat mit der Kunsthistorikerin Ninon Dolbin (geb. Ausländer).
Beginn der Arbeit am "Glasperlenspiel".
Austritt aus der Preußischen Akademie der Künste aus politischen Gründen.
  • 1933-1945 Obwohl Hesse keine politischen Aufrufe unterzeichnet, läßt er in seinen Privatbriefen und literarischen Kritiken keinen Zweifel an seiner Ablehnung des NS-Regimes bzw. des Nationalsozialismus/Drittes Reich. Er dient zahlreichen Künstlern, die aus Deutschland fliehen, als erste Anlaufstation.
  • 1942 Hermann Hesse gibt sein lyrisches Werk gesammelt heraus.
  • ab 1943 Nach dem Erscheinen des "Glasperlenspiels" zieht sich Hermann Hesse aufgrund seines schlechter werdenden Gesundheitszustandes, vor allem wegen seiner zunehmenden Sehschwäche, weitgehend aus dem literarischen Leben zurück.
  • 1946 Hermann Hesse erhält den Goethe-Preis der Stadt Frankfurt/Main.
Er wird für sein Lebenswerk mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet.
  • 1947 Hermann Hesse wird die Ehrendoktorwürde der Universität Bern verliehen.
  • 1955 Hermann Hesse erhält den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.
  • 1962 9. August: Hermann Hesse stirbt in Montagnola.

Siehe auch

Quellen

  • Mathias Tietke: Yoga im Nationalsozialismus,Kiel 2011
  • Wikipedia